Heuschrecken






Als Heuschrecken bezeichnet man üblicherweise die typischen Vertreter aus den Insektenordnungen der Langfühlerschrecken und Kurzfühlerschrecken. Wird der Begriff Heuschrecken im wissenschaftlichen Zusammenhang verwendet, so versteht man darunter die Zusammenfassung aller Arten eben dieser beiden Ordnungen. Er ist damit gleichbedeutend mit dem Begriff Springschrecken, der aber stärker auf das inzwischen in Frage gestellte Schwesterngruppenverhältnis der beiden Ordnungen abzielt.
Umgangssprachlich differenziert der Begriff Heuschrecke nicht zwischen verschiedenen Heuschreckengruppen und -arten, sondern benennt in erster Linie den allgemein bekannten Heuschreckenhabitus, der durch eine langgestreckte, mäßig seitlich abgeplattete Körperform, einen breiten, sattelartigen Halsschild, einen großen, in vertikaler Richtung gestreckten Kopf und vor allem die zu kräftigen Sprungbeinen umgebildeten Hinterbeine gekennzeichnet ist. Beispielsweise werden die Grillen, die als Untergruppe der Langfühlerschrecken wissenschaftlich zu den Heuschrecken zählen, wegen ihres abweichenden Körperbaus im allgemeinen Sprachgebrauch nicht mit dem Begriff Heuschrecke assoziiert.
Sprachlich abgeleitet von den Heuschrecken sind die Gruppen der Gespenstschrecken, (darunter z.B. Stabschrecken und Wandelndes Blatt) und die Fangschrecken (oder Fangheuschrecken), z.B. die Europäische Gottesanbeterin, die zur weiteren Verwandtschaft der Heuschrecken, den Geradflüglern zählen.
Heuschrecken als Nahrungsmittel
Heuschrecken dienen traditionell in Teilen Afrikas, Asiens und Südamerikas als eiweißreiche Nahrung. Meist werden sie zur Zubereitung gebraten oder gegrillt. In Israel sind Heuschrecken, mit Einschränkungen je nach Glaubensrichtung, koscher. Die arabische Küche (z. B. im Jemen) kennt Heuschrecken als Vorspeise. In Kambodscha werden größere Exemplare mit Erdnüssen gefüllt und bei starker Hitze kurz im Wok gebraten.
Verschiedenes
Die größten Heuschrecken Süddeutschlands lebten im Jura vor etwa 150 Millionen Jahren in der Gegend von Eichstätt in Bayern. Dabei handelt es sich um die Gattung Pycnophlebia mit bis zu 15 Zentimeter langen Flügeln.
Haltung
Viele Halter von Terrarientieren (besonders Reptilien) züchten das Lebendfutter ihrer Tiere selber. Wanderheuschrecken sind neben Grillen, Schaben und Mehlwürmern das Hauptfutter fleischfressender Haus-Reptilien.
Wanderheuschrecken hält man in einem gut durchlüfteten Terrarium, aus welchem die Tiere nicht entweichen können. Gefüttert werden sie mit Weizenkeimlingen, Sojakeimlingen, Heu, Salaten oder sogar mit frischem Gras von der Wiese. Das Grünfutter muss auf jeden Fall insektizidfrei sein (im Laden unbedingt auf ein BIO-Label achten; man sollte beispielsweise das Futter nicht direkt neben einem Maisfeld ernten), und das Futter von draußen könnte mit Pilzen und Nematoden verunreinigt sein. Beides kann den Heuschrecken schaden. Eiweiß (aus Hunde-Trockenfutter) hilft dabei, gesunde Tiere zu erhalten.
Wanderheuschrecken als Futtertiere sind deshalb geeignet, weil Heuschrecken aller Altersstufen – also von wenigen Millimetern bis zu sechs Zentimetern Größe – zur Verfütterung zur Verfügung stehen. Dazu ist deren Haltung praktisch geräusch- und geruchlos, und der gesamte Arbeitsaufwand ist klein. Die Vermehrung kann gestoppt werden, wenn man den Zuchtbehälter auf unter 30 °C abkühlen lässt. Nachteile sind, dass die Heuschrecken täglich gefüttert werden müssen und dass Heuschrecken, welche im Terrarium freigelassen und nicht gerade von den Reptilien gefressen werden, Fraßschäden an der Bepflanzung anrichten. Darüber hinaus muss die Größe des Lebendfutters an die Reptilien angepasst sein.
Invasion der Heuschrecken
Schon in vorgeschichtlicher Zeit wurden menschliche Siedlungen von Heuschreckenschwärmen heimgesucht. Eine der frühesten Darstellungen des Ungeziefers, eine ägyptische Grabmalerei aus dem 15. Jahrhundert v. Chr., zeigt eine Heuschrecke auf einer Papyrusblüte. Angefangen mit der ägyptischen Plage, die im Buch Mose (Exodus) beschrieben ist, werden Heuschrecken allein 30mal in der Bibel erwähnt. Auch den Azteken waren die gefräßigen Insekten bereits lange vor Ankunft der Europäer bekannt.
Die bisher größte dokumentierte Schwarm Heuschrecken ließ sich im Jahr 1784 in Südafrika nieder. Damals bedeckten über 300 Milliarden Insekten schätzungsweise 3000 km² Land. Ihrer Fressgier fielen täglich rund 600.000 Tonnen Pflanzen zum Opfer. Der Wind trieb den Schwarm auf das offene Meer hinaus. Die toten Insekten wurden mit der Flut wieder an Land gespült. Sie türmten sich am Strand auf einer Länge von 80 Kilometern über einen Meter hoch auf.
Die Felsengebirgsschrecke (Melanoplus spretus), die den mittleren Westen vor mehr als 100 Jahren verwüstete, ist heute womöglich ausgestorben, denn seit Anfang des vorigen Jahrhunderts hat man kein lebendiges Exemplar mehr gesehen. Doch andere Heuschreckenarten vernichten noch immer in regelmäßigen Abständen in Afrika und Asien die Ernten und zerstören die Lebensgrundlage der Menschen. Heute können Heuschreckenschwärme mit Hilfe von Insektiziden bekämpft werden.
Weblinks
- Linksammlung zu Heuschrecken der Universität Münster
- „Heimliche und unheimliche Mitbewohner – Heuschrecken in Haus und Garten“ Artikel beim Naturschutzbund Deutschland
- „Insekten der Urzeit“ von Ernst Probst
- „Warum Heuschrecken nicht über Wasser fliegen (Die Insekten können polarisiertes von diffusem Licht unterscheiden)“, Artikel bei wissenschaft.de