Ferdinand Henry

preußischer Militärbeamter
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Kriegsrat Ferdinand Leopold Joseph Carl Nicolaus Henry (* 28. April 1819 in Stettin30. März 1891 in Berlin), leitender preußischer Militärbeamter. Ferdinand Henry war 1864 bis 1884 Intendant des preußischen Garde-Korps, also Chef dessen Verwaltung.

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Ferdinand Henry

Lebenslauf

Ferdinand Henry wird am 28. April 1819 in Stettin geboren als Sohn des französisch-preußischen Kriegskommissars Anton Christoph Henry (* 9. November 1785 an unbekanntem Ort † 15. September 1831 in Stettin) und Anna Florentine, geb. Böhmer (* 6. Juli 1789 in Halberstadt26. Februar 1867 in Berlin).

Von 1825 bis 1830 besucht Henry verschiedene Privatschulen und von 1830 bis 1832 das Friedrich Werdersche Gymnasium zu Berlin.

Im November 1831 stellt die Witwe Florentine Henry ein Gesuch an König Friedrich Wilhelm III. mit der Bitte um Erhöhung ihrer Witwenpension, das jedoch abschlägig beschieden wurde. Dank der Verwendung des Herzogs Karl von Mecklenburg Strelitz gab der König jedoch seine Zustimmung zur Aufnahme ihres Sohnes in der Cauerschen Erziehungs-Anstalt zu Charlottenburg, die Ferdinand von 1832 bis zur Auflösung derselben im März 1834 besucht. Als er sie verlassen muss, erhält er von dem Leiter der Anstalt, einem Herrn Cauer, ein handschriftliches mit Siegel und dessen Unterschrift versehenes Abgangszeugnis am 22. März 1834 zu Charlottenburg. Darin wird ihm bestätigt, dass er bei löblichem Eifer gute Fortschritte gemacht hat, im Lateinischen bei der Übersetzung des Cäsar und des Ovid, im Griechischen bei der Übersetzung des Homer und dem 2. Kursus von Jacobs Elementarbuch. Mit gutem Erfolg und mit selbständiger Einsicht hat er Geometrie und Arithmetik getrieben, im Französischen und den übrigen Fächern wären seine Leistungen befriedigend. Für sein Betragen wird ihm Zufriedenheit bezeugt und das Beste für sein ferneres Wohlergehen gewünscht.

Ostern 1834 kehrt er zurück nach Berlin (Charlottenburg war damals eine selbständige Stadt). Er besucht für ein halbes Jahr erneut das Friedrich Werdersche Gymnasium. Das vom König auf unbefristete Zeit bewilligte Erziehungsgeld wird fortan von Ferdinands Vormund, dem Justizrat Markstein, verwaltet. Ob an der Bewilligung des Erziehungsgeldes die Erwartung geknüpft war, dass der Empfänger nach Abschluss seiner Schul- bzw. Studienzeit als Beamter in den Staatsdienst eintreten würde, ist weder aus dem Lebenslauf noch aus sonstigen Unterlagen ersichtlich. Es ist jedoch zu vermuten, dass von ehemaligen Vorgesetzten des verstorbenen Vaters oder von Gönnern der Familie dem Jungen bzw. seiner Mutter schon früh nahegelegt wurde, dem Beispiel des Vaters zu folgen und die Laufbahn des höheren Militärbeamten zu ergreifen. Im selben Jahr rät u.a. ein geheimer Regierungsrat Reichhelm zum Besuch des Köllnschen Gymnasiums zu Berlin – als einer guten Vorbereitungsschule für die Staatsbeamtenlaufbahn – in die Ferdinand Michaelis 1834 eintritt und in der er vier Jahre später, Michaelis 1838 sein Abiturientenexamen besteht.

Ab 1838 studiert er Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität zu Berlin. Von April 1839 bis April 1840 Militärdienst bei der Garde Pionier Abteilung wo er die Qualifikation zum Landwehroffizier erlangt. Ab Ostern 1840 studiert er an der Universität zu Breslau. Bereits während seines Studiums wird er zur versuchsweisen Beschäftigung bei der Kgl. Intendantur des 6. Armeekorps angenommen und am 11. Dezember 1840 bei demselben vereidigt. Am 17. März 1842 macht er sein Examen pro auscultatura (Referendariat) in Breslau.

Gleich darauf, am 23. März, wird er als Auscultator (Gerichtsreferendar) beim Kgl. Oberlandesgericht zu Breslau vereidigt, 14 Tage später zum Kgl. Kammergericht versetzt, am 27. April dann durch Verfügung des Kgl. Preußischen Kriegsministers zur Kgl. Intendantur des Garde-Korps versetzt, am 25. Mai dem Kgl. Landgericht zugewiesen und schließlich am 15. Dezember zum letzten Male zu einer zivilen Justizbehörde, dem Kgl. Stadtgericht zu Berlin, versetzt, bis er am 7. Juli 1843 seine Justizlaufbahn beendet, dessen Sinn es wohl gewesen war, ihm einen Überblick über das praktische Verfahren in Rechtssachen zu verschaffen, wenn man die Kürze der ihm dazu zur Verfügung gestellten Zeit in Betracht zieht. Noch vor Beendigung derselben wird er am 6. Juni 1843 zum Intendantursekretariatsassistenten befördert.

Nebenbei wird er 1844 zum Seconde Lieutenant im 20. Landwehr Regiment befördert. Am 16. Oktober 1845 wird er zum Intendanturreferendar ernannt. Diesen Rang bekleidet er bis zu seinem Staatsexamen im April 1848. Am 1. Januar 1849 wird er zum etatmäßigen Intendanturassessor ernannt mit einem Jahresgehalt von 500 preußischen Talern, das sich am 1. April des gleichen Jahres auf 550 Taler erhöht.

Von Mai 1849 bis August 1850 wird Ferdinand Henry als Vorstand einer mobilen preußischen Intendantur Abteilung in Baden zur Niederschlagung der republikanischen Aufstände (deren Ziel: Durchsetzung der Reichsverfassung) eingesetzt. Für die Teilnahme an diesem Feldzug erhält er den preußischen Roten Adler Orden 4. Klasse, eine vom preußischen König gestiftete Gedenkmünze für Militärbeamte und eine Gedächtnismedaille des Großherzogs von Baden. Er bezieht für diesen Einsatz 800 Taler Feldgehalt und eine monatliche Feldzulage von 25 Talern.

 
Marie Henry, geb. Sala, seine Ehefrau

Am 12. Mai 1849 heiratete er die italienischstämmige Marie Sala (*23. März 1830 in Berlin, † 1885 in Berlin an Schwindsucht), mit der er vier Kinder hat:

Durch Allerhöchste Cabinets Ordre wird er im Juni 1854 zum Intendanturrat und im Juni 1861 zum Militärintendanten ernannt. Bis zu diesem Zeitpunkt steigt sein Jahresgehalt ab 1850 von 650 auf 1800 Taler. 1862 folgt dann der Abschied aus der Landwehr im Range eines Hauptmanns.

1864 schließlich wird er zum Intendanten des Garde-Korps berufen, in welchem er am preußisch-österreichischen Krieg von 1866 teilnimmt. Sein direkter Vorgesetzter ist der Kommandant des Garde-Korps Prinz August von Württemberg, mit dem er gut befreundet ist.

Am 21. Dezember 1871 folgt die Verleihung von Titel und Rang eines Wirklichen Geheimen Kriegsrates und Rates II. Klasse. Seitdem ist er berechtigt den Titel Excellenz zu führen. 1873 gibt es eine letztmalige Gehaltserhöhung auf 2700 Taler, bis er sich dann im Juni 1884 als Militärintendant des Garde-Korps aus dem Staatsdienst verabschiedet.

Ferdinand Henry stirbt am 30. März 1891 in Berlin infolge eines Schlaganfalls. Die Vossische Zeitung schreibt am 1. April:

Vorgestern, Vormittag 10 ¼ Uhr ist der Wirkliche Geheime Kriegsrat, Ferdinand Henry, viele Jahre Intendant des Garde-Korps, plötzlich gestorben, was seine vielen Freunde und Bekannten, welche den liebenswürdigen alten Herrn hoch verehrten, gewiss mit wahrer Teilnahme erfüllen wird. Im Sommer 1866 nahm der Intendant des preußischen Garde-Korps Henry, am preußisch-österreichischen Krieg teil.

Auszeichnungen

Im Laufe seiner 45-jährigen Dienstzeit als Militärbeamter werden Ferdinand Henry als Anerkennung für seine Leistungen und seit seiner Ernennung zum Intendanten des Garde-Korps 1864 und zum Geheimen Kriegsrat 1871 vermutlich aufgrund seines hohen militärischen Ranges, aber auch seiner integren Persönlichkeit eine große Zahl von sowohl preußischen als auch ausländischen Orden und Ehrenzeichen verliehen:

Quelle

Im Besitz der Familie befindliche Manuskripte von Eckart Henry († 2003) und Brigit List (geb. Henry), die auf den Aufzeichnungen und Dokumenten aus dem Nachlass von Ferdinand Henry und seinen Söhnen beruhen, welche die Flucht aus Stettin 1945 überdauert haben.