Psychologie

empirische Wissenschaft vom Erleben und Verhalten
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Psychologie (griechisch, wörtlich übersetzt "Seelenkunde") ist die Wissenschaft vom Denken, Fühlen, Erleben und Verhalten des Menschen.

Seit der Gründung eines experimentalpsychologischen Laboratoriums an der Universität Leipzig durch Wilhelm Wundt im Jahre 1879 hat sich das Fach von seiner Ursprungsheimat, der Philosophie, gelöst und ist zu einer eigenständigen Disziplin mit vielen Teilbereichen geworden.

Die Psychologie hat dabei Züge einer bereichsübergreifenden Wissenschaft, die sich nicht einseitig den Geistenswissenschaften, den Sozialwissenschaften oder den Naturwissenschaften zuordnen lässt. Dabei haben sich im Lauf der Entwicklung der Psychologie die Schwerpunkte vom geisteswissenschaftlichem Denken (Wundt, aber auch Freud) und den Sozialwissenschaften hin zu den Naturwissenschaften verlagert.

Wichtige Vertreter in den Anfangsjahren der Psychologie waren: Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse. Iwan Petrowitsch Pawlow, der mit seinen Tierexperimenten (Pawlowscher Hund) die Konditionierung entdeckte, und John B. Watson 1915 zur Ausrufung des Behaviourismus anregte. Der bekannteste Behaviourist dürfte Burrhus Frederic Skinner sein. Grund legende Lernprinzipien, die von Behaviouristen entdeckt wurden, spielen auch heute noch in der psychotherapeutischen Praxis der Verhaltenstherapie eine wichtige Rolle.

Eine auch international wichtige Rolle spielte in den 1920er und -30er Jahren die in Deutschland entstandene Gestaltpsychologie bzw. Gestalttheorie (Max Wertheimer, Wolfgang Köhler, Kurt Koffka).

Nach dem Zweiten Weltkrieg löste der Informationsverarbeitungsansatz den Behaviourismus als führendes Paradigma ab. Themen wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis traten in den Vordergrund. Im Gegensatz zum Behaviorismus, der die Funktionsweise des Gehirns als Blackbox auszuklammern versuchte, wurde versucht die Funktionsweise bewusster Vorgänge zu ergründen. Der Computer wurde zur Metapher des menschlichen Geistes, wenngleich man sich den Beschränkungen des Computermodells schnell bewusst wurde, da beispielsweise die Parallelverarbeitungsleistungen des Gehirns damit nur schwer erklärbar sind. Neben diese Sichtweise trat in den 1980er Jahren der Konnektionismus, dessen zentrales Konstrukt Netzwerke sind. Statt des Computers dient hier das Gehirn als Metapher des Geistes.

Die Psychoanalyse Freuds sowie psychoanalytische Theorien anderer Psychoanalytiker wie Jung oder Adler spielen dagegen in der akademischen Psychologie nur eine Nebenrolle, an manchen Fakultäten wird die Psychoanalyse praktisch ausgeklammert. Bei der in der Öffentlichkeit häufig anzutreffenden Gleichsetzung von Psychologie und Psychoanalyse bzw. dem Verständnis von Psychoanalyse als Teildisziplin der Psychologie handelt es sich um einen populären Irrtum. Psychoanalytische Ideen spielen gleichwohl in der Entwicklungspsychologie, der Sozialpsychologie und der pädagogischen Psychologie sowie der klinischen Psychologie eine gewisse Rolle.


Disziplinen

Zu den Grundlagendisziplinen gehören

Wichtige Anwendungsbereiche sind heute:

siehe außerdem:

Grundbegriffe der Psychologie

Weiterführende Angaben

Bekannte Psychologinnen und Psychologen

Siehe Liste bekannter Psychologen und Psychotherapeuten

Siehe auch

Literatur

Für Einsteiger

  • Schwartz, Steven: Wie Pawlow auf den Hund kam.
  • Heiner Keupp u. Klaus Weber (Hrsg.): Psychologie. Ein Grundkurs. ISBN 3-499-55640-5

Für Fortgeschrittene

  • Zimbardo, Philip G.: Psychologie, Pearson 2004. ISBN 3-827-37056-6. Der Zimbardo ist das Einstiegsbuch für alle angehenden Psychologen.
  • Metzger, Wolfgang: Psychologie - Die Entwicklung ihrer Grundannahmen seit Einführung des Experiments. 6. Auflage 2001, Krammer: Wien. Zugleich ein Klassiker der Gestaltpsychologie.
  • Mietzel, Gerd: Wege in die Psychologie. 10. Aufl. 2000. ISBN 3-608-91660-1
  • Joachim Grabowski u. Elke von der Meer (Hrsg.): Hilgards Einführung in die Psychologie, Von Rita L. Atkinson, Richard C. Atkinson, Edward E. Smith u. a. Spektrum Lehrbuch. 2001. ISBN 3-8274-0489-4
  • J. Müsseler & W. Prinz (Hrsg.): Allgemeine Psychologie, Heidelberg, Berlin 2002: Spektrum Akademischer Verlag.

Für Leute die unterhalten werden wollen

  • Paco Underhill: Warum kaufen wir? Die Psychologie des Konsums. 1. Aufl. 1999, 2. Aufl. 2000 (Orig.:Why we Buy: The science of shopping. New York, 1999)
  • Sacks, O.: Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte. 1987.
  • Dörner, Dietrich: Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen. 1989. ISBN 3-499-19314-0

Bücher mit Kritik an der Psychologie

  • Jervis, Giovanni: Grundfragen der Psychologie. 2001. ISBN 3-8031-2415-8
  • Vinnai, Gerhard: Die Austreibung der Kritik aus der Wissenschaft. Psychologie im Universitätsbetrieb."" Frankfurt: Campus, 1993. ISBN 3-593-34877-2
  • Devereux, Georges: Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1998. ISBN 3518280619
  • Geuter, Ulfried: Die Professionalisierung der deutschen Psychologie im Nationalsozialismus. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1988. ISBN 3518283014


Zeitschriften