Sansibar - die Inselgruppe Sansibar (deutsch auch Zanzibar, Englisch und Suaheli: Zanzibar), besteht aus der Hauptinsel Sansibar (Suaheli: Unguja, sprich: Ungudscha) und Pemba im Norden. Sie liegt vor der Ostküste Afrikas und gehört zu Tansania (Der Landesname Tansania setzt sich aus den 2 förderalen Teilen: Tanganika - das kontinentale Festland - und Sansibar zusammen). Hauptstadt und ökonomisches Zentrum ist Zanzibar City mit der weltberühmten Altstadt Stone Town auf Sansibar. Die Inselhauptstadt von Pemba ist Chacke Chacke.
Bevölkerung
Die Inselbevölkerung ist ein buntes Völkergemisch aus Afrikanern, Indern und Arabern (überwiegend Muslime). Die Nationalsprache ist Kisuaheli. Auf Sansibar lebt außerdem eine kleine Gruppe von etwa 10.000 Kharidjiten. Für die Integrität des Staates Tansania und das junge demokratische Mehrparteiensystem ist die Lage auf Sansibar problematisch, da islamisch-arabische Kräfte den Ausbau der Autonomie und letztlich die Unabhängigkeit als einen Islamstaat anstreben. Dies kann auch eine Gefahr für die religiösen Minderheiten der Insel darstellen.
Geschichte
Die frühesten Besucher der Insel waren bereits im 8. Jahrhundert arabische Händler. Sie nannten die Küste der Inseln bar des zandj (arab. Küste des Schwarzen Mannes). Mit ihnen kam die heute noch vorherrschende Religion, der Islam. Als Folge der Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Händlern und Küstenbewohnern entwickelte sich eine neue Sprache: Suaheli (sahil = arab: Küste), eine Mischung aus dem Arabischen und der Sprache der einheimischen Stämme.
Schon im 10. Jahrhundert hatten Araber Niederlassungen in der Region gegründet, die sich zu blühenden Republiken entwickelten. Als Vasco da Gama am 28. Januar 1499 dieselben besuchte, fand er gut gebaute und reiche Städte, die lebhaften Handel mit Indien trieben.
1503 landeten Portugiesen auf Sansibar und bilden dort eine Handelsstation. Die Muslime erkannten auf der Insel Sansibar die portugiesische Oberherrschaft an, und nun wurden bald die Küstenstädte erobert und ihr Handel vernichtet.
Zu Ende des 17. Jahrhunderts verloren die Portugiesen alle ihre Besitzungen nördlich von Mosambik an den Imam von Maskat, unter dessen Herrschaft das Land, in zahlreiche kleine Staaten und Gemeinwesen zerfallend, danach verblieb. Im 17. - 19. Jahrhundert bildete Sansibar unter der Herrschaft des Sultans von Oman ein Zentrum für den östlichen Sklavenhandel.
Ab 1698 bauten die Omanis die ersten steinernen Gebäude und das Fort, dessen Erweiterungen 80 Jahre später die heute noch sichtbare Form hinterließ.
Ab dem 18. Jahrhundert übten die Araber auf der strategisch wichtigen Insel ihren zunehmenden Einfluss aus. Das Hauptgeschäft bestand im Sklavenhandel, der als Transitgeschäft über die Inseln lief. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreichte der jährliche "Umsatz" an Sklaven 6.000-10.000. Man schätzte den Anteil der Sklaven an der Gesamtbevölkerung auf 75%
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts standen in der Stadt Sansibar nur einige Hütten und eine Burg, 1842 erst fünf Magazine. 1832 entschied der Sultan Sayyid Sa‘îd, den omanischen Hof nach Sansibar zu verlegen. Mit dem Regenten zogen viele einflussreiche und wohlhabende Familien in die neue Hauptstadt und erhöhten die arabische Einwohnerzahl sprunghaft auf 5.000. Schon Mitte der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts zählte die Bevölkerung der Stadt 17.000 Menschen. In dieser Zeit erreichten europäische und amerikanische Händler Sansibar. Als erstes "westliches" Gebäude entstand 1837 das amerikanische Konsulat. 1841 folgte das Britische, 1844 das Französische. Damit wurde das Sultanat auch international anerkannt. Mit dem von den Deutschen gebauten Beit al-Ajaib (heute das House of Wonders) und dem Leuchtturm direkt neben dem Sultanspalast bekam die Stadt ihr erstes elektrisches Kraftwerk. Um 1888 zählte die Stadt über 3.000 Häuser und 80.000 Einwohner. 1829 legte der Sultan die Gewürznelkenplantage auf Sansibar an.
Nach dem Tode Sayyid Sa‘îds 1856 wurde das Reich geteilt. Sein Sohn Sayyid Mâdjid wurde Sultan von Sansibar. Nach dessen Tod (7. Oktober 1870) wurde ein jüngerer Bruder des Sultans, Barghash ibn Sa‘îd, Souverän des Gebiets, und als dieser 1888 starb, folgte ihm sein zweiter Bruder, Sayyid Khalîfa.
Die duftende Nelkeninsel Sansibar gehörte im 19. Jahrhundert wie Tanganjika zu Deutsch-Ostafrika, (bzw. wurde sie zumindest vom Deutschem Reich beansprucht). Sie wurde nicht, wie allgemein dargestellt, 1890 von Großbritannien gegen die Insel Helgoland eingetauscht (Sansibar-Vertrag); tatsächlich war Sansibar nie deutsche Kolonie, sondern wurde als bis dahin freies Sultanat dem englischen Kolonialreich als Protekrorat einverleibt. Jahrhundertelang war die flache Insel Sansibar (neben Madagaskar die größte Insel vor Ostafrika) eine der wichtigsten Handelsmetropolen im Indischen Ozean, Gewürze (Nelken) und Sklavenhandel machten die Insel reich, berühmt, berüchtigt und begehrenswert.
Die Briten, die schon vor der Afrika-Konferenz auf der Insel Fuß fassten, beendeten 1873 endgültig den Sklavenhandel. Bis um 1870 hatte sich der Herrschaftsbereich des Sultanats Sansibar im Inland bis jenseits des Tanganjika-Sees ausgebreitet, Daraus entstand ein Interessenkonflikt mit der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, die ab 1884 begann, Herrschaftsrechte auf dem Kontinent zu erwerben. Am 1. 11. 1886 legte eine deutsch-britische Kommission die Grenzen der sansibarischen Festlandsbesitzungen fest. Sie sollten demnach einen Küstenstreifen von 10 Seemeilen Breite von Kap Delgado (heute Mosambik) bis Kipini (heute Kenia) mit allen vorgelagerten Inseln und die Städte Kismaayo, Baraawe, Merka, Mogadischu und Warshiikh im heutigen Somalia umfassen. 1887/89 wurde die Küste des späteren Kenia an die Imperial East African Company verpachtet und bis zur Unabhängigkeit von den Briten verwaltet. Der südliche Küstenabschnitt wurde 1888 an die Deutschen verpachtet und am 28. 10. 1890 an sie verkauft. Die nördlichen Städte wurden 1892 an Italien verpachtet, 1906 verkauft (Mogadischu erst 1924). Das britische Protektorat Sansibar (ab 1890) umfasste damit nur noch die Inseln Sansibar und Pemba.
1896 kam es zum kürzesten Krieg der Weltgeschichte. Er dauerte nur 38 Minuten und wurde zwischen Großbritannien und Sansibar ausgetragen. Der Krieg begann um 9:00 Uhr morgens, nachdem der Sultan von Sansibar gestorben war, reklamierte sein zweiter Sohn den Thron für sich (moralisch unterstützt von den Deutschen). Der britische Admiral Sir Harry Rowson ließ daraufhin nach einem Ultimatum den Palast des selbsternannten Sultans bombardieren. So lange, bis dieser die Flucht ergriff.
Am 10. Dezember 1963 erlangten Sansibar (444.000 Einwohner) und Pemba (314.000 Einwohner) die Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft. Der Sultan wurde 1964 gestürzt. 1964 vereinigte sich Sansibar mit dem Festlandsstaat Tanganjika zu einem neuen Staat Tansania, dem es bis heute als Bundesstaat angehört.
Immer wieder kommen in Sansibar jedoch Autonomie- oder Sezessionsbestrebungen auf.
Die Sultane von Sansibar: 1. Sayyid Sa‘îd ibn Sultân 1804–56. 2. Mâdjid ibn Sa‘id 1856–70. 3. Barghash ibn Sa‘îd 1870–88. 4. Khalîfa ibn Sa‘îd 1888–90. 5. ‘Alî ibn Sa‘îd 1890–93. 6. Hâmid ibn Thuwainî ibn Sa‘îd 1893–96. 7. Hammûd ibn Muhammad ibn Sa‘îd 1896–1902. 8. ‘Alî ibn Hammûd 1902–11. 9. Khalîfa ibn Harûb ibn Thuwainî 1911–60. 10. ‘Abdallâh ibn Khalîfa 1960–64 (Revolution). Anm.: Thuwainî, der älteste Sohn Sayyid Sa‘îds, erbte 1856 Oman mit der Hauptstadt Masqat.
Wirtschaft
Sansibars Wirtschaft basiert auf Gewürzen (einschl. Muskatnuss, Zimt und Pfeffer) und dem Tourismus. Darüber hinaus gibt es traditionellen Schiffbau.
Flora und Fauna
Sansibar ist die einzige Heimat des roten Colobusaffen. Die Inselstrände von Prison Island werden von Schildkröten für ihr Brutgeschäft aufgesucht.
Sehenswürdigkeiten
Die Inseln bestehen zum größten Teil aus Korallen, die meisten Steinhäuser sind ebenfalls aus Korallengestein. Viele Häuser wurden bereits restauriert.
Alte arabische Holzschiffe verkehren bis heute noch auf alten Handelsrouten, haben weder Motor noch andere Metallteile Um sie zu bauen, braucht man keine modernen Werkzeuge und keine Anleitungen. Sie halten in der Regel an 10 bis 20 Jahre bis sie zerfallen.
Vor dem Hafen der Hauptstadt liegt im Norden eine kleine Insel '"Prison Island" das britische Kolonialgefängnis ist bereits zerfallen.
Verschiedenes
Freddie Mercury wurde auf Sansibar geboren.
Am 13. April 2004 erließ die Regierung von Sansibar ein Gesetz, mit dem homosexuelle Akte künftig mit Gefängnis bestraft werden. Männer können dafür bis zu 25 Jahre ins Gefängnis kommen, Frauen sieben Jahre. Als Begründung wird angegeben, man wolle die Bevölkerung vor der "zunehmenden Akzeptanz eines besorgniserregenden Verhaltens" schützen.
Sport
Sansibar ist seit Januar 2004 eigenständges Mitglied der Afrikanischen Fußballkonföderation (CAF). Eine Aufnahme in die FIFA wird damit wahrscheinlich.
Literatur
- A. Birken: Das Sultanat Zanzibar im 19. Jahrhundert, Diss. Tübingen 1971
- J. Gray: History of Zanzibar from the middle ages to 1856, London 1962
- Heilig, Sabine / Gottschall, Christina: Sansibar, Das komplette Reisehandbuch. Mit offenen Augen durch die Welt! Der komplette Reisebegleiter für preisbewusste Individualisten. Farb. Fotos, Karten. Verlag: Unterwegs 2002. ISBN 3-86112-114-X
- Ackermann, Ulla: Tansania und Sansibar, Mit praktischen Reisehinweisen. 80 farb. Fotos, Karten, Pläne. DuMont 2002, ISBN 3-7701-5303-0
- Von Dippelreither, Reinhard / Walcher, Helga: Tansania Sansibar, Farbfotos, Karten. Stein C 2000, ISBN 3-89392-269-5