Die abc-Vermutung ist eine von Joseph Oesterlé and David Masser aufgestellte mathematische Vermutung aus den 80ern.Sie besagt, dass für jedes eine Konstante existiert, sodass für drei teilerfremde Zahlen mit der Beziehung folgende Ungleichung erfüllt wird:
Dabei erfordert , dass das Produkt über der Primzahl sich durch das Produkt teilen lässt. Die aufgestellte Vermutung gehört zu wichtigsten ungelösten Problemen über Diophantische Gleichungen.[1]
Alternativ lässt sich die abc-Vermutung auch folgendermaßen definieren.
Es seien drei teilerfremde ganze Zahlen mit folgenden Eigenschaften:
dann wird
als quadratfrei der paarweise verschiedenen Primzahlen bezeichnet. Während sicher kleiner ist, gilt für den Bruch
- ,
dass man ihn beliebig klein bei vorsichtiger Wahl von Dazu ein Beispiel: Wenn und dann ist . In diesem Fall ist kleiner als . Die abc-Vermutung behauptet, dass für jedes der Bruch
eine kleine Konstante als Schranke für alle und besitzt.
Formeller ausgedrückt bedeutet es, dass für jedes ε > 0, eine endliche Konstante Cε exisiert, so dass alle teilerfremden ganzen Zahlen a+b=c die Ungleichung
gilt.
Folgerungen aus der abc-Vermutung
Die Vermutung konnte bisher zwar nicht bewiesen werden, zieht allerdings eine Menge interessanter Konsequenzen nach sich. Insbesondere der sehr komplexe und komplizierte Beweis des Großen fermatschen Satzes würde sich auf eine Seite reduzieren.
- Theorem von Roth von Klaus Friedrich Roth bewiesen
- Großer fermatscher Satz, von Andrew Wiles bewiesen
- Faltings Theorem, von Gerd Faltings bewiesen
- Erdős–Woods Vermutung
- die Existenz von endlich vielen Wieferich-Primzahlen
- die schwache Form der Marshall-Hall-Vermutung
- die Mengen von aufeinanderfolgenden Zahlentripeln der Starken Zahlen ist endlich
- die Dirichlet L-Funktion hat keine Siegel-Null
Spezielle Form der abc-Vermutung
Eine etwas speziellere Formulierung der Vermutung postulierte Alan Baker 1996, indem er durch
ersetzte, wobei ω die totale Zahl der paarweise teilerfremden Zahlen a,b und c ist. Eine verwandte Vermutung von Andrew Granaville setzt fest, dass die rechte Seite des Terms auch durch
ersetzt werden kann, wobei Θ(n) die Anzahl der ganzzahligen Zahlen bis n ist, die nur durch Primzahlen teilbar sind, die n teilen.
Teilergebnisse
Da bisher ein Beweis für die abc-Vermutung aussteht wurden Berechnungen angestellt, um die Vermutung bis zu einem gewissen Zahlenraum nachzuprüfen. Beispielsweise sind:
Drei positive ganze Zahlen a,b,c heißen abc-Tripel wenn a,b teilerfremd zueinander sind und a+b=c gilt. Jedesmal wenn rad(abc) berechnet wird, wird nachgeprüft, ob rad(abc)<C gilt. Wenn die Ungleichung erfüllt wird, bezeichnen wir das als abc-Treffer. Unter allen 15 · 10^6 abc-Tripeln befinden sich 120 abc-Treffer mit C<10.000. Unter allen 380 · 10^6 abc-Tripel befinden sich 276 abc-Treffer mit C<50.000.
Dazu wurden im Laufe der Jahre folgende Berechnungen angestellt:
1986, C.L. Stewart and R. Tijdeman:
1991, C.L. Stewart and Kunrui Yu:
1996, C.L. Stewart and Kunrui Yu:
wobei C1 eine festgelegte Konstate ist und C2 sowie C3 postive leicht berechenbare Konstanten in Abhängigkeit von ε.
Siehe auch
Literatur
- Masser, D. W. On abc and Discriminants. Proc. Amer. Math. Soc. Seite 130, 3141-3150, 2002.
- Stewart, C. L. and Tijdeman, R. On the Oesterlé-Masser Conjecture. Mh. Math. Seite 102, 251-257, 1986.
Quellen
- ↑ Artikel über die abc-Vermutung (englisch)