Zahnkaries ist eine Erkrankung der Zahnhartgewebe Zahnschmelz und Dentin. Es gibt mehrere Theorien zur Entstehung von Karies. Heute ist die chemoparasitäre Theorie nach W.D. Miller allgemein anerkannt. Demnach kommt es auf Grund mehrerer pathogener Faktoren zur Zerstörung der Zahnhartgewebe in mehreren Stufen.
Karies entsteht, wenn die drei Hauptfaktoren
- Plaque,
- niedermolekulare Kohlenhydrate und
- genügend Zeit
zusammenwirken.
Neben diesen Hauptfaktoren gibt es diverse Nebenfaktoren: (Zahnstellung, Zahnfehlbildungen, Speichelfluss und -zusammensetzung, genetische Faktoren, Zusammensetzung der Nahrung, u.v.a.)
In der Plaque siedeln sich verschiedene Streptokokkenarten an. Herausragend ist Streptokokkus mutans. Diese Mikroorganismen produzieren aus niedermolekularen Kohlenhydraten organische Säuren, die den Zahn angreifen, indem sie die in der Zahnhartsubstanz vorhandenen Mineralien herauslösen. Dies geschieht nicht (wie bei anderen Infektionen) um neue Nahrungsquellen zu erschließen, sondern um den überschüssigen Zucker loszuwerden. Zu viel Zucker führt nämlich zum "Ersticken" der Bakterien in ihren eigenen Stoffwechselprodukten, hauptsächlich Säuren. Der Zucker wird dabei zu Milchsäure abgebaut, anstatt wie sonst zu Essigsäure oder Alkohol. Nur Mikroorganismen, die diesen Stoffwechselprozess beherrschen (azidogene M.O.) und im stark versäuerten Milieu überleben können (azidurische M.O.) vermehren sich dann weiter. Zahnbeläge von Personen, die viel und häufig Zucker konsumieren, haben deshalb eine andere Mikroflora. Es kommt nicht so sehr auf die Menge des konsumierten Zuckers an, sondern vor allem auf die Häufigkeit oder Dauer des Zuckerkonsums. Eine über den Tag verteilte Dosis eines zuckerhaltigen Erfrischungsgetränkes erhöht das Kariesrisiko schon beträchtlich.
Stadien der Karies reichen von der Initialkaries, über die Schmelzkaries, Dentinkaries bis zur Caries penetrans. Die Caries penetrans ist eine Form der Karies, die das Zahnmark (die Pulpa) erreicht hat.
Die Initialkaries ist die erste Stufe der Karies. Mikroorganismen der Plaque haben Mineralien herausgelöst. Man erkennt sie an weißen Stellen auf den Zähnen. Durch intensive Fluoridierung mit hochkonzentrierten Fluoridpräparaten läßt sich diese Kariesform heilen. Kommt es zur Einlagerung von Farbstoffen, so entstehen braune Flecken.
Spätere Stadien der Karies, die meist mit einer Kavitation ("Loch") einhergehen, müssen anders versorgt werden. Die infizierte Zahnhartsubstanz muss ausgeräumt und der Zahn mit einem Füllungsmaterial versorgt werden.
Gute Möglichkeit, Karies zu verhindern, ist die Prophylaxe mit Fluorid. Flourid fördert die Remineralisation, härtet die oberste Schmelzschicht und hemmt das Bakterienwachstum. Eine weitere Möglichkeit ist die Anwendung von Chlorhexidindigluconat, welches die Neubildung von Plaque in gewissem Maße verhindert. Zusätzlich ist eine Substitution von Zucker durch Xylitol, die Versiegelung der Fissuren, regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt und natürlich die regelmäßige Zahnreinigung eine gute Option, um sich vor Karies zu schützen. Dabei ist die einzige Möglichkeit die Plaque zuverlässig zu entfernen, die Reinigung der Zähne mit der Zahnbürste und in den Zahnzwischenräumen mit Zahnzwischenraumbürsten oder Zahnseide. Mundspülungen, auch Chlorhexidindigluconat, können nur eine Neubildung der Plaque verzögern, aber nicht verhindern.
Es wird empfohlen, zweimal im Jahr zum Zahnarzt zu gehen, damit dieser den Zustand der Zähne kontrolliert und gegebenenfalls die Plaque entfernt. Schmerz kommt als Warnsignal oft zu spät!
Man hat festgestellt, dass die Anfälligkeit für Karies genetisch bedingt ist. Getrenntlebende eineiige Zwillinge, deren Zuckerkonsum unterschiedlich war, hatten einen ähnlichen Zustand der Zähne. Die Zahnpflege hat dennoch einen Sinn, denn die genetische Veranlagung schützt bei schlechter Mundhygiene nicht vor massivem Bakterienbefall und seinen Folgen.
Folgen einer Karies sind Entzündungen der Pulpa, die apikale Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteappartes an der Wurzelspitze), Abszesse und Osteomyelitis und können in extremen Fällen sogar bis zum Tod führen.
Siehe auch: Zahn - Zahnstein - Parodontitis