Aljaksandr Milinkewitsch

belarussischer Politiker und Physiker
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Aljaksandr Uladsimerawitsch Milinkewitsch (* 25. Juli 1947 im Woblast Hrodna, Weißrussland) ist ein weißrussischer Politiker und Physiker.

Aljaksandr Uladsimerawitsch Milinkewitsch, Warschau, 5. Juli 2006
Kyrillisch (Weißrussisch)
Аляксандр Уладзімеравіч Мілінкевіч
Łacinka: Alaksandr Uładzimieravič Milinkievič
Transl.: Aljaksandr Uladzimeravič Milinkevič
Transkr.: Aljaksandr Uladsimerawitsch Milinkewitsch
Kyrillisch (Russisch)
Александр Владимирович Милинкевич
Transl.: Aleksandr Vladimirovič Milinkevič
Transkr.: Alexander Wladimirowitsch Milinkewitsch

Aljaksandr Milinkewitsch stammt aus der Familie eines Lehrers. Sein Urgroßvater nahm 1863–64 am polnischen Januaraufstand teil und wurde von der russischen Armee repressiert. Sein Großvater war Aktivist der weißrussischen Nationalbewegung in den 1920ern.

1965 absolvierte Milinkewitsch die Schule mit Auszeichnung. 1969 absolvierte er die Fakultät für Physik und Mathematik des Pädagogischen Instituts Hrodna. Bis 1972 arbeitete er als Lehrer, später, nach Verteidigung seiner Doktorarbeit, war er Wissenschaftler an der Weißrussischen Akademie der Wissenschaften.

1976 wurde er mit einer Doktorarbeit über den „Mechanismus der Erzeugung überstarker Laserimpulse“ promoviert. Milinkewitsch kehrte nach Hrodna zurück und arbeitete dort als Ingenieur und Professor. Von 1978 bis 2000 war er Dozent an der Physikalischen Fakultät der Universität Hrodna. Von 1980 bis 1984 war Milinkewitsch Leiter des Lehrstuhls für Physik an der Universität von Sétif in Algerien. Später war Milinkewitsch Gastdozent an den Universitäten Montpellier (Frankreich) und University of California (USA).

Aljaksandr Milinkewitsch ist verheiratet und Vater von 2 Kindern.

Staatsdienst

Von 1990 bis 1996 war Milinkewitsch Vizebürgermeister der Stadt Hrodna. Er befasste sich mit Fragen der Ausbildung, der Gesundheit, der Jugend, des Sports, der Medien, der Religion und der Denkmäler. Ab 1996 war er Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation „Ratuscha“ in Hrodna, die von der Regierung im Jahr 2003 verboten wurde. Ab 2001 war Milinkewitsch Stableiter des Präsidentschaftskandidaten der vereinigten Opposition Sjamjon Domasch. Seit 2003 ist er Programmleiter der Stiftung für Förderung der Regionalen Entwicklung.

Am 2. Oktober 2005 haben die weißrussischen Oppositionsparteien Aljaksandr Milinkewitsch zu ihrem gemeinsamen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl 2006 am 19. März nominiert. Manche Beobachter rechneten damit, dass seine (aussichtsreiche) Kandidatur von Präsident Lukaschenka mit juristischen Tricks untersagt werden könnte; durch politische Besuche in Russland und EU-Ländern (u. a. am 2. Februar 2006 bei Bundeskanzlerin Merkel und Bundesaußenminister Steinmeier) hat er jedoch erfolgreich politische Unterstützung dagegen gesucht. Seine Mitbewerber Aljaksandr Kasulin und Sjarhej Hajdukewitsch hatten nach Ansicht von Beobachtern keine reellen Wahlchancen.

Im Westen wurde und wird Milinkjewitsch als Anhänger einer großen Oppositionsbewegung gesehen, doch in Wirklichkeit hat er im eigenen Land kaum einen Rückhalt in der Bevölkerung. Die politische Richtung Milinkjewitschs richtet sich gegen freundschaftliche Beziehungen zu Russland, beinhaltet eine radikale Privatisierung des öffentlichen Eigentums und hat zum Ziel, Weißrussland zu einem NATO- und EU-Protektorat zu machen. Er vertritt eine kleine Schicht von bürgerlichen Millionären, die sich von einer Machtübernahme Milinkjewitschs einen Macht- und Kapitalzuwachs erhoffen. Die EU versucht sowohl politisch als auch finanziell Milinkjewitsch und seine Bande zu unterstützen, doch übersieht sie dabei den Willen des weißrussischen Volkes, dass sich eng verbunden fühlt, zu ihren Brüdern in Russland.

Öffentliche und wissenschaftliche Arbeit

Milinkewitsch ist bekannt als Historiker und Regionalwissenschaftler. Zehn Jahre lang war er Autor einer Sendung über die Geschichte seiner Region im Hrodnaer Fernsehen. Auf Initiative von Milinkewitsch wurde die Turmuhr von Hrodna – eine der ältesten Uhren Europas (15.–16. Jahrhundert) – restauriert. Milinkewitsch war Initiator der Suche und Erforschung der Überreste des Grabes des letzten Königs von Polen-Litauen Stanislaus II. August Poniatowski.

1968–1969 war Milinkewitsch weißrussischer Meister in Basketball. 1996–1997 war er Präsident des Basketballvereines Hrodna-93. Milinkewitsch ist Autor von 65 wissenschaftlichen Werken über Quantenelektronik, Lasertechnik, Geschichte, Kultur, Bildung und Architektur Weißrusslands.

Auszeichnungen: Medaille „Für besondere Verdienste um die polnische Kultur“ (Polen), Internationaler Preis der unabhängigen Stiftung „PolCul“ (Australien), Sacharow-Preis für geistige Freiheit 2006.