Orthodoxe Kirchen

Gemeinschaft autokephaler christlicher Kirchen, die dem orthodoxen Christentum folgen
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Orthodox (von griechisch oρθoς richtig und δoξα Lehre oder Verehrung - also richtige Lehre oder richtige Verehrung (Gottes)) oder östlich-orthodox nennen sich die christlichen Kirchen, die im früheren griechischen Kulturraum entstanden oder von dorther gegründet worden sind.

Es handelt sich um eine Gruppe von Kirchen, die in Kirchenverständnis, Lehre und Kultus weitgehend übereinstimmen und ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl haben. Bibel und Liturgie ist in der jeweiligen Landessprache.

Die orthodoxen Kirchen sind nach der katholischen Kirche weltweit gesehen die zweitgrößte christliche Konfession, etwa dreimal größer als die größten evangelischen Konfessionen.

Organisation

Patriarchate

Ursprünglich gab es aus Sicht der orthodoxen Kirche fünf Patriachate, die jeweils von einem Patriarchen geleitet werden: Rom, Konstantinopel, Alexandria Antiochia und Jerusalem, wobei Rom den ersten und Konstantinopel den zweiten Ehrenplatz hatte. Das römische Patriarchat spaltete sich im großen Schisma ab, so dass jetzt das ökumenische Patriarchat von Konstantinopel den Ehrenplatz einnimmt. Durch die Slawenmission entstanden das Patriarchat von Moskau, sowie das serbische, bulgarische und rumänische Patriarchat.

Es wird unterschieden zwischen autokephalen Kirchen, die rechtlich und geistlich selbständig sind und ihr eigenes Oberhaupt wählen, und Kirchen, die einem Patriarchat unterstellt sind. Die zahlreichen orthodoxen Kirchen im deutschen Sprachraum sind z.B. jeweils dem heimatlichen Patriarchat unterstellt.

In der Orthodoxen Kirche sind alle Bischöfe gleichgestellt - ein Patriarch oder Erzbischof hat gegenüber einem Bischof keine höhere Autorität, steht ihnen aber als "primus inter pares" (erster unter gleichen) vor.

Kirchenverständnis

Die orthodoxe Kirche versteht sich als die ursprüngliche christliche Kirche, von der sich alle übrigen Kirchen abgespalten haben (auch die katholische). Von daher sieht sich eine orthodoxe Kirche auch als geistliche Heimat aller Christen in ihrem Gebiet und sieht mit mehr oder weniger Befremden auf die zahlreichen evangelischen Konfessionen, insbesondere, wenn diese auf dem eigenen Gebiet Parallelkirchen eröffnen.

Den orthodoxen Kirchen liegt an der Einheit des Christentums, die meisten von ihnen haben sich aus diesem Grund dem ökumenischen Rat der Kirchen angeschlossen und führen einen ökumenischen Dialog zwecks Annäherung mit der katholischen und anglikanischen Kirche. Sie sind jedoch nicht bereit, sich durch Mehrheitsbeschluss nicht-traditionelle Werte und Praktiken aufzwingen zu lassen (z.B. von einer Priesterin geleiteter Gemeinschaftsgottesdienst, gemeinsame Eucharistie, inklusive Sprache in der Liturgie, Befreiungstheologie).

Weihe und Amt

Das Sakrament der Weihe ist in drei Stufen aufgeteilt. Die erste Stufe ist das Diakonat, die zweite das Priestertum und die dritte die des Bischofs. Nur Bischöfe sind zum Zölibat verpflichtet, Priester und Diakone dürfen verheiratet sein (allerdings nicht nach der Priesterweihe heiraten).

Die Ämter sind in eine Hierarchie eingebunden: an der Spitze steht der Patriarch, Erzbischof oder Metropolit als Primus inter Pares unter den Bischöfen, dann kommen Bischof, und Priester. Diakon, Subdiakon, Vorleser, Sänger und Türhüter sind weitere Ämter.

Im Gegensatz zu westlichen Kirchen sind in der orthodoxen Kirche traditionell die meisten Theologen, in deren Hand auch ein grosser Teil der Lehre liegt, Laien und nicht Priester.

Es gibt keine Frauenordination und keinen Altardienst für Frauen. Die Frau des Priesters hat eine Sonderstellung in der Gemeinde und einen speziellen Titel, arabisch Khouria und griechisch Presbytera (Älteste), oder russisch Matuschka (Mama). Vom Altardienst abgesehen, können Frauen prinzipiell sämtliche Funktionen in der Gemeinde ausüben, z.B. Kirchenrat, Chor leiten, Lektorendienst, Unterricht erteilen (auch für Erwachsene), Ikonen malen - je nach lokaler Kultur ist die Beteilung der Frauen am Gemeindeleben jedoch unterschiedlich.

Spiritualität

Sakramente

Die orthodoxen Kirchen kennen sieben Sakramente: Taufe, Salbung (die unmittelbar auf die Taufe folgt), Eucharistie, Busse, Ordination, Ehe und Krankensalbung.

Liturgie

Der Mittelpunkt der orthodoxen Spiritualität ist die reiche, hauptsächlich gesungene Liturgie voller Symbolik, die teilweise bis ins vierte Jahrhundert zurückgeht.

Die ursprüngliche Liturgie dauerte fünf Stunden, die Basilius-Liturgie dauert etwa zweieinhalb, die Chrysostomos-Liturgie etwa eineinhalb Stunden. An den meisten Sonntagen wird die Chrysostomos-Liturgie gefeiert, an hohen Feiertagen die Basilius-Liturgie.

Mit Orthros (Matutin) und weiteren Gebeten ist der Gottesdienst auch an normalen Sonntagen reichlich drei Stunden lang - wobei nicht alle von Anfang bis Ende dabei sind.

In der orthodoxen Liturgie bekreuzigt man sich jedes Mal, wenn die Trinität erwähnt wird, wenn das Kreuz oder eine Ikone verehrt wird, beim Segen, und bei unzähligen weiteren Gelegenheiten. Man bekreuzigt sich von rechts nach links (Stirn, Brust, rechte Schulter, linke Schulter) umgekehrt wie in der katholischen Kirche. Beim Bekreuzigen werden Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger zusammengehalten (drei Finger - Trinität), während Ringfinger und kleiner Finger an der Handfläche (zwei Finger - die zwei Naturen Christi, in die Handfläche - kommen herab zur Erde).

Gebetet wird prinzipiell stehend, auch in den Gottesdiensten wird meistens gestanden.

Besucher in russisch-orthodoxen Kirchen sollten nicht die Hände auf den Rücken legen. Das war die übliche Haltung der KGB-Agenten, die den Gottesdienst überwachten, und gilt bis heute als verletzend.

Ikonen

Ikonen sind nach speziellen Traditionen gemalte Bilder von Christus, Maria und Heiligen.

Die orthodoxe Kirche sieht die lebenden Christen und die verstorbenen Christen, insbesondere die Heiligen, als eine einzige spirituelle Gemeinschaft, insbesondere bei der Anbetung Gottes. Ikonen sind für die orthodoxe Kirche Fenster in die geistliche Welt - daher auch der meistens goldene Hintergrund.

In der orthodoxen Kirche gibt es die Ikonostase eine mit Ikonen geschmückte Wand mit drei Türen zwischen Gläubigen und Altar. In der Mitte hängt (vom Betrachter aus) rechts eine Christus-Ikone, links eine Ikone der Gottesmutter mit Kind, dazwischen ist die königliche Türe, durch die der Priester in der Eucharistie den König der Ehren zur Gemeinde bringt

Ikonen werden verehrt, indem man sich vor ihnen bekreuzigt und sie küsst.

Die meisten Orthodoxen haben auch private Ikonen zu Hause.



Siehe auch:

Altorientalische Kirche