Kulturforum Berlin
Das Berliner Kulturforum liegt zwischen Landwehrkanal und Potsdamer Platz im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten und wird durch die Potsdamer Straße geteilt, die Teil der Bundesstraße 1 ist.
Planungen zur Umgestaltung des Platzes und des umliegenden Bereichs werden in einer eigenen Planwerkstatt koordiniert.
Architektur und Städtebau
Die Bebauung des ehemaligen gründerzeitlichen Villenviertels am südlichen Rand des Tiergartens war bereits unter den Nationalsozialisten im Rahmen der geplanten Umgestaltung Berlins zur Welthauptstadt Germania großflächig abgerissen worden. Weitere Zerstörungen brachte der Zweite Weltkrieg. Nach der Enttrümmerung verblieb isoliert die St. Matthäi-Kirche am Mätthäikirchplatz, 1844 bis 1846 als dreischiffiger Ziegelbau durch Friedrich August Stüler errichtet, 1959/60 durch Jürgen Emmerich nach schweren Kriegsschäden im Außenbau wiederhergestellt und innen modern ausgebaut.
Der Wettbewerb „Hauptstadt Berlin“ von 1958 führte zu der Überlegung, in West-Berlin am Rand des Tiergartens ein neues kulturelles Zentrum zu errichten. Es sollte zusammen mit dem historischen Zentrum im Ostteil der Stadt die Mitte eines künftigen Gesamt-Berlin bilden und Teil eines in Ost-West-Richtung verlaufenden „Kulturbandes“ sein. 1959 entschied das Berliner Abgeordnetenhaus, den Neubau der Philharmonie an den südlichen Rand des Tiergartens zu verlegen. Der siegreiche Wettbewerbsentwurf von Hans Scharoun, der sich zunächst auf einen Standort an der Bundesallee in Wilmersdorf bezog, wurde nicht grundsätzlich überarbeitet. Nur die Erschließung des 1963 fertiggestellten Gebäudes und die Situierung der angegliederten Bauteile wurden der veränderten Situation angepasst. Scharoun verstand die Philharmonie als Teil einer landschaftlichen Stadtanlage mit locker gruppierter Bebauung und Begrünung, die Ausdruck eines demokratischen Gemeinschaftsgefühls sein sollte. Auf der Grundlage einer Ideenskizze Scharouns von 1971 entwarf dessen langjähriger Mitarbeiter Edgar Wisniewski 1979 den Kammermusiksaal der Philharmonie, der 1984-88 ausgeführt wurde. Bereits 1977-84 hatte Edgar Wisniewski nordöstlich neben der Philharmonie das Institut für Musikforschung mit dem Musikinstrumenten-Museum erbaut.
1965-68 entstand, unabhängig von Scharouns Planungen, südlich gegenüber der Philharmonie die Neue Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe.
Im Kontext seines siegreichen Entwurfs für die Staatsbibliothek der Stiftung Preussischer Kulturbesitz (1963/64) entwarf Hans Scharoun eine landschaftliche Stadtvision für das Kulturforum: Vor den künftigen Museen an der Westseite sollte das Forum sich wie ein Tal zu einem in etwa mittig gelegenen Gästehaus des Senats absenken, um dann nach Osten durch die sanft aufwärts gestaffelte Architektur der Staatsbibliothek abgeschlossen zu werden. Durch den Bibliotheksbau sollte das Forum auch gegenüber der damals geplanten Stadtautobahn abgeschirmt werden, deren Trasse an der Rückseite der Bibliothek verlaufen wäre. Ausgeführt wurde die Staatsbibliothek ab 1967. Nach Scharouns Tod 1972 führte Edgar Wisniewski den Bau bis zur Fertigstellung 1976 weiter. Scharouns städtebauliches Konzept wurde nicht verwirklicht. Zudem änderten sich die Rahmenbedingungen grundlegend durch den Wegfall der Stadtautobahnplanung und den mehrspurigen, das Areal zerschneidenden Ausbau der Potsdamer Straße.
Da ein Wettbewerb 1965-66, an dem sich 113 in- und ausländische Architekten beteiligten, ohne befriedigendes Ergebnis verlief, wurde 1966 Rolf Gutbrod mit den Planungen der Museen beauftragt. Sein Entwurf sah einzelne, um einen Hof gruppierte und durch einen zentralen Eingang erschlossene Baukörper vor, die nicht in Konkurrenz zu den Scharoun-Bauten treten sollten. Aufgrund starker Kritik an der Gesamtkonzeption und am 1985 fertiggestellten Kunstgewerbemuseum wurde die Planung gestoppt.
1987 fiel nach einem engeren Wettbewerb die Entscheidung für den Entwurf von Heinz Hilmer und Christoph Sattler zum Neubau der Gemäldegalerie, die 1988 bis 1998 ausgeführt wurde.
Durch die Bebauung des Areals am Potsdamer Platz nach der Wiedervereinigung (städtebaulicher Wettbewerb 1991) steht das Kulturforum in einem völlig veränderten städtebaulichen Gesamtzusammenhang.
Das Kulturforum ist wiederholt als Negativbeispiel modernistischen Städtebaus beschrieben worden, weil sich trotz bedeutender Einzelbauten ein Platz- oder Forumscharakter und ein identitätsstiftendes Ortsbild nicht eingestellt haben. Dies wird der Weiträumigkeit, der Zerschneidung des Areals durch die Straßenführung, der Monofunktionalität, den fließenden Raumgrenzen und dem motivisch-formalen Unzusammenhang der Gebäude angelastet. In seinem siegreichen, aber nicht umgesetzten Vorschlag zum Internationalen Gutachterverfahren 1983 versuchte Hans Hollein daher, das Beziehungsgefüge durch weitere körperhafte Bauten und axiale Bezüge zu verdichten. Neuere Maßnahmen brachten eine Regulierung der mittleren Freifläche durch einen Baumhain in Quincunx-Pflanzung.
Museen
- Neue Nationalgalerie (1965-1968, Ludwig Mies van der Rohe)
- Gemäldegalerie (1998, Heinz Hilmer und Christoph Sattler)
- Berliner Kupferstichkabinett
- Kunstgewerbemuseum (1978, Rolf Gutbrod)
- Musikinstrumenten-Museum (1984, Edgar Wisniewski)
Veranstaltungsräume
- Philharmonie (1960-1963, Hans Scharoun)
- Kammermusiksaal (Hans Scharoun, Edgar Wisniewski)
Öffentliche Einrichtungen
- Staatsbibliothek zu Berlin (1967-1976, Hans Scharoun)