Fon (Unternehmen)

WLAN-Hotspot-Unternehmen
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FON ist ein im November 2005 gegründetes Unternehmen englischen Rechts ,[1] mit Geschäftssitz in Madrid, das sich die weltweite und möglichst flächendeckende Installation von Hotspots zum Ziel gesetzt hat.

Datei:Fon.gif
Das FON.com-Logo

FON installiert und betreibt die Hotspots nicht selbst, sondern setzt beim Netzaufbau auf Personen, die ihren Breitband-Internetzugang per WLAN anderen FON-Mitgliedern zur Verfügung stellen möchten. FON verkauft Tickets zur Nutzung dieser Mitglieder-Hotspots an diejenigen, die keinen Netzzugang zur Verfügung stellen. Je nach gewähltem Mitgliedsmodell erhält das Mitglied somit entweder die Hälfte der Einnahmen es erhält nichts, kann jedoch, im Gegenzug, bei anderen FON-Mitgliedern kostenlos mitsurfen.

Das Unternehmen FON

FON WIRELESS, Ltd. ist die in London eingetragene Firma des Unternehmens mit Hauptsitz in Madrid. Gründer und Geschäftsführer ist der in Madrid und Paris lebende argentinische Unternehmer Martin Varsavsky. Die deutsche Dependance ist die FON Germany GmbH in München, dortige Beiratschefin ist seit Februar 2006 Christiane zu Salm. Zu den Investoren zählen die Unternehmen Google und eBay (Eigentümerin von Skype) sowie die Kapitalfonds Index Ventures und Sequoia, die Anfang 2006 laut Medienberichten 18 Millionen Euro in FON investierten.[2] Einem Artikel der Berliner Zeitung zufolge dürften die „Anlaufkosten für Fon […] 100 Millionen Euro“ betragen haben.[3]

Das Unternehmen hat sich die Aufgabe gestellt, weltweit so viele Nutzer zu gewinnen, bis ein funktionsfähiges WLAN-Netz errichtet ist. Dieser Prozess erfolgt sowohl über Kooperationen und Marketing-Aktionen, als auch über virales Marketing innerhalb der Blogosphäre. Insgesamt gibt es Nutzer aus über 143 Ländern, besonders in den USA, Korea, Italien, Spanien, Japan, Frankreich, Finnland, Schweden und Deutschland. Das tägliche Wachstum wird mit bis zu ca. 1.000 Routern angegeben.

In Frankreich ist FON eine Kooperation mit dem, dort zweitgrößten, Telekommunikationsunternehmen Neuf Cegetel eingegangen. Ein weiteres Kooperationsabkommen wurde mit RomaWireless geschlossen. Durch einen Roaming Verbund können alle FON-Mitglieder diese Netze ebenfalls entgeltfrei mitbenutzen. Von einem Agreement mit BT wird derzeit gemunkelt.

Internetzugang über FON

 
La fonera

Der Internetzugang über FON ist jedem möglich, der ein WLAN-fähiges Gerät besitzt und sich in der Reichweite eines Fon-Zugangspunkts befindet. Der Zugang ist kostenpflichtig – ausgenommen für aktive Mitglieder, die ihrerseits ihren eigenen Internetzugang kostenlos über FON bereitstellen. Für den Zugang müssen sogenannte Tageskarten erworben werden, die nach Aktivierung eine Gültigkeit von 24 Stunden aufweisen und den Zugriff über alle FON-Zugangspunkte erlauben. Nicht aktivierte Karten verlieren nach einem Jahr ihre Gültigkeit.

Voraussetzungen für eine aktive Teilnahme

Für eine aktive Teilnahme, also für das auch als DSL-Sharing bezeichnete Teilen des eigenen Internetzuganges über FON, ist das Betreiben eines FON-Zugangspunkts erforderlich. FON bietet hierzu einen La Fonera[4] genannten Router an, der über die offizielle Website erworben werden kann.[5] Die Hardware wird auch, wie bei anderen Providern ebenfalls üblich, mit zeitlich befristeten Angeboten preisvergünstigt vertrieben.

Alternativ können auch kompatible Router mit der ebenfalls dort verfügbaren Fon-Firmware, die sich automatisch aktualisieren lässt, ausgestattet werden; kompatible Router sind unter anderem einige von Linksys hergestellten Varianten des WRT54G sowie einige Modelle von Buffalo Technology.

Nutzungsmodelle

Mitglieder der FON-Gemeinschaft, die einen FON-Zugangspunkt betreiben, können zwischen drei verschiedenen Nutzungsmodellen auswählen.

Linus

Der Nutzertyp Linus, benannt in Anlehnung an Linus Torvalds, stellt seinen Internetzugang mit Hilfe eines FON-Routers (bzw. einer FON-Firmware für seinen vorhandenen Router) anderen Mitgliedern kostenfrei zur Verfügung. Im Gegenzug erhält er dafür kostenfreien Zugang bei Zugangspunkten aller anderen FON-Mitglieder. FON verkauft Tagestickets auch über LINUS Zugangspunkte.

Bill

Der Nutzertyp Bill teilt ebenfalls seinen Internetzugang, möchte jedoch zusätzlich Geld verdienen (Voraussetzung dafür ist, dass der jeweilige Provider eine kommerzielle Nutzung des Internetanschlusses gestattet). Er erhält von den über seinen Zugangspunkt gekauften Tageskarten, gegen ein von FON festgelegtes Entgelt, einen Anteil von 50 % (abzüglich Steuern und Gebühren). Die anderen 50 % behält FON ein. Hat der Nutzer des Zugangs die Tageskarten über einen anderen Zugangspunkt gekauft, bekommt der Bill kein Entgelt für die Nutzung seines Zugangspunktes[6]. Bills erhalten keinen kostenfreien Netzzugang bei anderen FON-Mitgliedern, sondern müssen Tageskarten zum Preis von 3,00 Euro von FON erwerben.

Bezüglich der Herkunft der Bezeichnung 'Bill' besteht Unklarheit. FON-Chef Martin Varsavsky sagte zunächst, 'Bill' beziehe sich auf Bill Gates.[7] FON-Mitarbeiter behaupten hingegen, „Bill“ beziehe sich auf das englische Hauptwort „bill“ („Rechnung“).[8]

Alien

Aliens (englisch alien – fremd) werden diejenigen Nutzer genannt, die keinen eigenen FON-Zugangspunkt betreiben. Aliens müssen für den Internetzugang an Hotspots von FON-Mitgliedern sogenannte „Tageskarten“ von FON erwerben. Die Startseite erklärt den Aliens das Prozedere. Bezahlt werden kann zurzeit mit Kreditkarte oder über PayPal.

Verbreitung

Bis heute (Februar 2007) hat FON, eigenen Angaben zu Folge, weit über 305.000 registrierte Mitglieder, davon über 37.000 in Deutschland, über 3.000 in Österreich und über 2.000 in der Schweiz.[9] Die FON-Mitglieder werden auf Google-Maps-basierten Landkarten geolokalisiert und täglich aktualisiert.[9] Für zahlreiche Länder sind Daten und Standorte der Mitglieder online abrufbar. Das Wachstum des Unternehmens kann so von außen mitverfolgt werden. Weltweit sind mehr als 105.000 FON-Zugangspunkte verfügbar, in den DACH - Ländern mehr als 19.000. Das tägliche Wachstum wird mit ca. 800 - 1.000 Fonspots angegeben.

Abgrenzung zu Mitbewerbern und anderen WLAN-Gemeinschaften

FON verfolgt ein kommerziell ausgerichtetes Geschäftsmodell, vergleichbar mit den Hotspotsparten großer Telekommunikationsunternehmen: Umsatz soll mit einem engmaschigen Hotspot-Netz erzielt werden. Da FON die Installation der Hotspots den eigenen Kunden überlässt, verzichtet FON zunächst auf die Auswahl der Standorte.

Im Gegensatz zu FON bauen die Freifunker nicht-kommerzielle Bürgernetze auf, wobei die Benutzer gleichzeitig auch die Besitzer des Netzes sind.[10] Während FON ein Netz von kabelgebundenen Hotspots aufbaut, greifen die Freifunker zur Technik eines drahtlos vermaschten Netzes.

Im Marketing und der Außenkommunikation nimmt FON Abstand von typischer Geschäftssprache. So unterscheidet FON nicht zwischen Unternehmen und Kundschaft, sondern lässt beides aufgehen in „Community“ und „Movimiento“. WLAN-Router bezeichnet FON als „Social-Router“ und nimmt damit Bezug auf Buzzwords aus dem Web 2.0-Umfeld, ohne jedoch, in den AGB diesen Stil fortzuführen.[11]

Kritik und Probleme

Rechtliche Lage

Ein Problem stellt die rechtliche Lage bezüglich der Verwendung des Internetzugangs dar. Internetzugänge der großen Internetdienstanbieter in Deutschland durften bisher in der Regel nicht dauerhaft Dritten zur Verfügung gestellt werden. Heute gestatten jedoch einige deutsche Internetdienstanbieter die unentgeltliche bzw. nicht-gewerbliche Teilung des Internetzugangs (also im „Linus“-Modell von Fon). Die kommerzielle Nutzung (im „Bill“-Modell) ist bei vielen deutschen Anbietern zur Zeit problematisch oder ausgeschlossen, auch wenn einige der größten deutschen Provider die Nutzung erlauben. Siehe FON bei Wikibooks.

Möglicherweise besteht eine Anzeigepflicht der Dienstbereitstellung gegenüber der Bundesnetzagentur gemäß § 6 TKG, nach der jeder einzelne Standort angezeigt werden muss.

Die rechtliche Verantwortlichkeit desjenigen, der anderen Benutzern seinen Internetzugang mittels Fon zur Verfügung steht, ist in Deutschland noch ungeklärt. Es ist insbesondere offen, ob eine Haftung zumindest als Mitstörer in Betracht kommt, wie dies nach aktueller, aber noch nicht obergerichtlicher Rechtsprechung beim ungesicherten Wireless LAN der Fall ist,[12][13] oder ob die Anmeldepflicht der anderen Benutzer bei Fon die Mitstörerhaftung wirksam ausschließt.

Sicherheit

  • FON bietet dem Nutzer keine Möglichkeit, die WLAN-Datenübertragung des öffentlichen Signals zu verschlüsseln (weder WEP, WPA noch VPN-Tunnel). Alle übertragenen Daten (auch Benutzernamen, Passwörter und Mails) sind daher im Empfangsgebiet für Dritte mit Hilfe entsprechender Software mitlesbar. Der seit Oktober 2006 ausgelieferte Fon-Router „La Fonera“ sendet mit zwei getrennten SSIDs, ein öffentliches und ein verschlüsseltes für den abgesicherten privaten Zugang.
  • Auf Daten aus einer mit https verschlüsselten Übertragung könnte mit Hilfe von DNS-Spoofing zugegriffen werden. Diese Angriffsmöglichkeit steht vor allem dem Hotspot-Betreiber offen.
  • Es ist keine anonyme Nutzung, wie bei manchen anderen Anbietern, möglich.

Beschränkte Nutzbarkeit von „La Fonera“

FON verpflichtet die Bezieher der überlassenen Hardware, diese mit der von FON freigegeben Firmware zu betreiben. Ein Überspielen der Firmware mit nicht autorisierter Fremdsoftware soll durch den Einsatz elektronischer Signaturen verhindert werden. Dadurch wird ein Anpassen der FON-Firmware erschwert, obwohl die Firmware als Derivat von OpenWRT unter der GPL steht.

Quellen

  1. Mark Kanne: FON: Weltweite WLAN-Community bei Readers Edition, 15. Juni 2006
  2. Rhein Zeitung online: Ex-9Live-Chefin zu Salm steigt bei Internet-Startup Fon ein, 7. Februar 2006
  3. Berliner Zeitung: Die Mobilfunkfirmen nehmen die Kunden aus, 4. November 2006
  4. Mike Puchol: Autopsy of a Fonera, Blogbeitrag aus tech.am, 6. Oktober 2006, englisch
  5. heise online: Fon mit eigenem WLAN-Router, 19. September 2006
  6. FON-AGB Punkt 8: http://de.fon.com/info/general_conditions.pdf?page=6
  7. Martin Varsavsky: A Dream Come True, Erläuterung des Unternehmensgründers auf der Konferenz „Les Blogs 2.0“, 6. Dezember 2005, Paris, englisch
  8. FON Blog dt.: BILLs, 11. Juli 2006
  9. a b FON WIRELESS, Ltd: FON Maps, Lokalisierungsdienst der FON-Mitglieder
  10. Förderverein freie Netzwerke e.V.: Was ist freifunk?, 29. Mai 2006
  11. FON WIRELESS, Ltd: Rechtliche Hinweise
  12. LG Hamburg, Urteil vom 27. Juni 2006 – Az.: 308 O 407/06
  13. Joerg Heidrich: Funk-Risiko: Betreiber haftet für offenes WLAN, c't-Artikel, Ausgabe 20/2006