Franz Eugen Schlachter
F r a n z - E u g e n S c h l a c h t e r 1859-1911
F.S.Schlachter wurde am 28.7.1859 als Sohn des Kaufmanns Franz Joseph Schlachter in Mühlhausen-Altkirch im Elsass geboren. Später zog die Familie Schlachter nach Basel in der Schweiz. Hier besuchte er die Volksschule und später zeitweise auch das Gymnasium, das er nach der Konfirmation - vermutlich aus finanziellen Gründen - verliess. Beruflich wird vom einer kaufmännischen Ausbildung, einer gewerblichen Lehre (evtl. Glaser) berichtet.
Im Oktober 1878 begann er an der Evangelischen Predigerschule in Basel eine theologische Ausbildung. Es handelte sich um eine Predigerschule mit altsprachlicher Ausrichtung. Während dieser Zeit trieb er das am Gymnasium begonnene Studium der Altsprachen (Altgrieschisch-Hebräisch) fleissig weiter. Er las zeitweise das Neue Testament nur noch im altgrieschischen Grundtext und ging das Alte Testament ebenfalls im Hebräischen systematisch durch. Im März 1882 schloss er die Ausbildung mit dem Examen ab.
Im selben Jahr berief ihn die Evangelische Gesellschaft des Kantons Bern als Prediger und Mitarbeiter des bekannten deutschen Evangelisten Elias Schrenk, der damals für die Evangelische Gesellschaft tätig war. Sein Arbeitsgebiet war Schönbiel, Thun und Steffisburg am Thuner See. Als sich F.S. Schlachter 1884 im Thuner-See als Erwachsener taufen liess, gab es Irritationen mit der Evangelischen Gesellschaft, die aber bald beigelegt werden konnten.
Schlachter war stark von der beginnenden Heiligungsbewegung unter Pearshall Smith gepägt. Später lernte er bei einem Englandaufenthalt die großen Evangelisten, wie z.B. D.L.Moody und CH.H.Spurgeon kennen. Er war ein begabter und begnadeter Redner und Evangelist.
Von 1890 bis 1907 war es dann als Predier der Evangelischen Gesellschaft in Biel tätig. Ab 1907 übernahm er die Predigerstelle an der Freien Geminde in Bern. Hier trieb er an der ev. theol. Fakultät der Uni Bern sein Studium der altorientalischen Sprachen weiter und belegte drei Semester Syrisch und Arabisch.
Nach einer schweren Magenerkrankung ging Franz-Eugen Schlachter am 12. Januar 1911 heim.
Er hatte ein erfülltes Leben als Prediger und Schriftsteller. Ab 1888 gab er eine erbauliche Zeitschrift namens "Brosamen von des Herrn Tisch" heraus. Es handelte sich um eine 16seitige Monatszeitschrift im DINA 5 Format, das später dann in ein Folio-Format geändert wurde. Die "Brosamen" erlebten bereits im 2. Jahr eine Auflage von 3000 Stück. F.S. Schlchter blieb Redakteur der Zeitschrift bis 1907.
Schlachters Aufgabe sah er literarisch aber nicht nur in der o.g. Zeitschrift, sondern er gabe eine ganze Serie von erbaulich-lehrmäßigen Schriften heraus. Einige seien hier stellvertretend genannt: Resli, der Güterbuch (Geschichte eines Bernerjungen 1891). Samuel und Saul (zwei hervorragende Gestalten des Alten Testaments 1890). Der Spiritismus mit besonderer Berücksichtigung der Lehre (1892) D.L. Moode, ein Lebensbild (1894). Der Weg zu Gott (1906). Forhe Botschaft für die Branken (1895) Was lehrt die Bibel von der Taufe (1896). Meister Pippin (1898). Peter Chiniquys Erlebnisse (übersetzt von F.E.Schlachter 1899) Der Beichtstuhl von Pater Chiniquy (1901) usw.
Sein Hauptwerk ist aber die Übersetzung der ganzen Bibel ins Deutsche. Er hatte 1893 bereits das Buch Hiob übersetz und gab dann die übersetzten Teile der Bibel als Einzelhefte heraus, z.B. 1901 den Propheten Jesaja. 1905 wurde dann die "Miniatur-Bibel" veröffentlich. Es war eine volkstümlich und doch genaue Bibelübersetzung mit einer prägnanten Sprache. Der Stil war Luther-ähnlich und zeichnete sich durch eine besonders treffende Wortahl aus. Wörter wie "Disputiergeist dieser Welt, Kapital usw. fanden sich in dieser Bibelausgabe." Das besondere an der Ausgabe war, dass der Text fortlaufend gesetzt war und nur bei neuen Sinnabschnitten unterbrochen wurde. Das Schriftbild war zwar klein, aber gestochen scharf und gut lesbar. Die ganze Bibel war nur 1 cm dick und hatte ein länglich handliches Format mit nur 728 Seiten, so daß es in jede Jackentasche passte. Sie war eine sehr beliebte Ausgabe in den südlichen deutschsprachigen Landen, wie z.B. Schweiz, Elsass, Schwaben usw. Später gab es dann eine Großdruckausgabe, die sogenannte Hausbibel (1907) und eine Handbibel (1908). Die Miniaturbibel erlebte in den ersten 2 Jahren sechs Auflagen. Nach Schlachters Tod wurde die herausgebende Miniaturbibelgesellschaft aufgelöst und die "Privilegierte Württ. Bibelanstalt in Stuttgart" übernahm die Schlachter-Bibel Sie wurde dann von den schweizer Pfarrern Linder und Kappeler revidiert und erlebte mindestens 20 Auflagen (1952). Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Schlachter-Bibel von der Genfer-Bibelgesellschaft neu herausgegeben. Nicht als neue Revision, sondern als Neubearbeitung der alten Miniaturbibel von 1905. Auch diese handlich kleine, fortlaufend gesetzte Bibel erlebte als Hand-, Taschen-, Lese- und Hausbibel viele Auflagen. 1995 begann dann eine grundlegende Revision dieser Ausgabe, die im 2003 abgeschlossen wurde. So liegt jetzt die revidierte Schlachter-Bibel 2000 vor(reformatorischer Urtext, sinngemäß sehr urtextgenau, erbauliches gutes Deutsch).
Franz-Eugen Schlachter war verheiratet und hatte eine Tochter.
Franz-Eugen Schlachter war eine der am fruchtbar wirkensten Persönlichkeiten der Erweckungsbewegung. Durch die faszinierende Miniaturbibel reichte sein Einfluß weiter über die Schweiz hinaus. Auch die Übersetzung von Pater Chiniquys-Erlebnissen war ein wichtiger Beitrag zur geistlichen Auseinandersetzung des Protestantismus. Er war ein Mann, der sich seinem Erlöser Jesus Christus völlig hingab und letztlich ein ungeheures Arbeitspensum absolvierte. Es war ein kurzes, aber gesegnetes Leben.
Karl-Hermann Kauffmann, Albstadt