San Marino

Staat in Südeuropa
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Repubblica di San Marino
Republik San Marino

Flagge San Marinos: oben weiß, unten blau, Wappen in der Mitte

Wappen
(Details) (Details)

Wahlspruch: "Libertas"
lat., "Freiheit"

Amtssprache Italienisch
Hauptstadt San Marino Città
Capitani Reggenti Giuseppe Arzilli und
Roberto Raschi
Fläche 60,57 km²
Einwohnerzahl 28.753 (31.12.2002)
Bevölkerungsdichte 474,7 Einwohner pro km²
Währung Euro
Zeitzone MEZ (UTC+1)
Nationalhymne Inno Nazionale
Kfz-Kennzeichen RSM
Internet-TLD .sm
Vorwahl +378
Geographische Position San Marinos
Karte San Marinos

Die Republik San Marino (auf italienisch: Repubblica di San Marino) ist ein Staat in Südeuropa. Sie ist vollständig von Italien umgeben und liegt zwischen den Regionen Emilia-Romagna und Marken, nahe der adriatischen Küste bei Rimini. Den Felskamm Monte Titano krönt die Festung La Guaita. San Marino ist eine der ältesten und die kleinste Republik der Erde. Sie ist jedoch kein Stadtstaat sondern besteht aus 9 Gemeinden.

Geographische Lage

Die Republik San Marino befindet sich auf der Ostabdachung der etruskischen Apenninen. Die Nord-Süd-Ausdehnung von 12 km wird fast komplett vom Rücken des steil nach Norden abfallenden kalkartigen Monte Titano (756 m) durchzogen. San Marino liegt bei 43°56’06’’ Nord und 12°26’56’’ Ost. Das Staatsgebiet (60,57 km²) hat die Form eines unregelmäßigen Vierecks und ist überwiegend hügelig. Das Land grenzt an die beiden italienischen Regionen Emilia-Romagna im Nordosten und Marken im Südwesten. Am südwestlichen Hang des Titano befindet sich die gleichnamige Hauptstadt San Marino.

Klima, Flora & Fauna

Es herrscht mediterranes Klima, das durch die Höhenlage etwas kühler ausgeprägt ist als an der nahe gelegenen Küste. Im Sommer liegen die Temperaturen zwischen 20 °C und 30 °C, im Winter zwischen -2 °C und 10 °C. In warmen Sommern klettert das Thermometer auch mal auf 35 °C. Im Winter fällt das Quecksilber auch unter -5 °C und selten fällt auch Schnee auf dem Monte Titano. Der Regen fällt gleichmäßig über das Jahr verteilt, insgesamt ca. 550 mm pro Jahr. Die steilen Abhänge des Monte Titano sowie die hügelige Landschaft um das Bergmassiv sind relativ dicht bewaldet und tragen die typische Mittelmeervegetation. Sie umfasst sommergrünen Laubwald mit Ahorn und Ulmen sowie immergrüne Gehölze mit Steineichen und Kiefern; im immergrünen Buschwald, der „Macchie“, wachsen Lorbeer-, Myrthen-, Lavendel- und Erdbeersträucher sowie Olivenbäume. Zur Tierwelt des Landes gehören in erster Linie Arten, die als Kulturfolger des Menschen gelten und als solche auch in der näheren Umgebung von menschlichen Siedlungen anzutreffen sind. Dazu zählen Füchse, Hasen, Igel und Marder. Andere Arten wie zum Beispiel Reh und Wiesel bevorzugen als Lebensraum die deckungsreicheren Waldgebiete. Die Vogelfauna ist artenreich ausgeprägt. Falken brüten in Felsnischen oder auf hohen Bäumen, an Singvögeln sind u. a. Nachtigall, Pirol, Stieglitz, Girlitz und Hänfling vertreten.

Bevölkerung & Sprache

Die Bewohner San Marinos sind italienischen Ursprungs. Heute leben in San Marino 83,1 % San-Marinesen und 12,0 % Italiener. San Marino hatte am 31. Dezember 2002 28.753 Einwohner. Davon lebten in der Hauptstadt San Marino 4.483. Die größte Siedlung ist Serravalle mit 9.265 Einwohnern. In Borgo Maggiore lebten 5.916, in Domagnano 2.651, in Fiorentino 2.031, in Acquaviva 1.602, in Faetano 1.050, in Chiesa Nuova 969 und in Montegiardino 786 Personen. Weiterhin sollen über 13.000 Staatsbürger im Ausland leben. Die Bevölkerungsdichte beträgt 474,7 Einwohner je km². Die Geburtenrate pro 1.000 Einwohnern liegt bei 10,3, die Sterberate bei 8,0, sodass San Marino auch heute noch eine wachsende Bevölkerung verzeichnet. Die Landessprache ist italienisch. Wegen der starken touristischen Ausrichtung des Staates spricht fast jeder Einwohner eine Fremdsprache fließend (meist Englisch, Deutsch oder Französisch). Stark verbreitet ist außerdem, besonders unter den älteren Generationen, ein romagnolischer Dialekt (Romagnol), der aber teilweise auch von dem der nahe gelegenen Marken beeinflusst ist. 92,3 % der Bevölkerung sind Katholiken, 3 % gehören keiner Religion an.

Geschichte

Die Geschichte San Marinos geht bis auf das 4. Jahrhundert zurück und aus den Anfängen sind hauptsächlich Mythen und Sagen übermittelt, die aber heute als authentisch gelten.

 
Marino bei seiner Arbeit als Steinhauer

Um das Jahr 300 soll Marino, ein Steinhauer aus Rab, einer dalmatinischen Insel, als Bauarbeiter ins damals aufstrebende Rimini gekommen sein. Noch bevor im Jahr 303 unter Kaiser Diokletian die letzte und wohl auch schlimmste Christenverfolgung in Italien begann, flüchtete Marino als Christ auf den nahe gelegenen Berg Titano. Nach und nach gesellten sich weitere Verfolgte zu ihm und so bildete sich eine erste christliche Gemeinschaft auf dem Titano. Als offizielles Gründungsdatum wird heute der 3. September 301 angegeben.

Als sich die Lage 311 mit dem Toleranzedikt von Nikomedia beruhigte, wurde Marino vom Bischof von Rimini, Gaudenzio, zum Diakon ernannt und bekam von einer zum Katholizismus konvertierten römischen Patrizierin namens Donna Felicissima den Titano geschenkt. Die Republik San Marino gründete sich nach dem Tod ihres Gründers im Herbst 366 auf dessen letzte Worte: „Relinquo vos liberos ab utroque homine“ („Ich lasse Euch frei von den anderen Menschen“).

Der erste echte Beweis für das Vorhandensein einer Gemeinschaft auf dem Berg Titano stammt vom Mönch Eugippio, der in einigen überlieferten Dokumenten um das Jahr 511 von einem Mönch auf eben jenem Berg berichtet und das Gebiet schon damals als San Marino bezeichnet. Spätere Dokumente, wie das Fetretranische Urteil aus dem Jahr 885, zeugen von einem organisierten und stolzen öffentlichen Leben. Schon laut diesem Urteil konnten Nachbarbischöfe keine Ansprüche auf san-marinesisches Land durchsetzen. Ihre Freiheit genossen sie und die ersten Jahrhunderte war der beste Schutz gegen Feinde die Tatsache, dass kaum einer die kleine Gemeinschaft kannte. Trotzdem wurde im 10. Jahrhundert mit dem Bau von Befestigungsanlagen begonnen. Bestätigungen dafür finden sich im Diplom von Berengario aus dem Jahr 951 und in der Bulle von Onorio II von 1126. 1372 schrieb Kardinal Aglico, dass die Stadt „auf einem sehr hohen Felsblock liegt, auf dessen Gipfel drei riesige Burgen emporragen“. Im Laufe der Zeit wurden diese drei Burgen weiter ausgebaut und die Wasserversorgung autarkisiert, indem riesige Zisternen zum Speichern von Regenwasser in den Stein geschlagen wurden. Unterhalb des Regierungspalastes findet man noch heute Zisternen, die zwischen 1472 und 1478 entstanden sind.

Um das Jahr 1200 war aufgrund der stetig wachsenden Bevölkerung eine Gebietsvergrößerung nötig und es wurden zwei nahe dem Berg gelegene Schlösser mitsamt Ländereien gekauft. Schon kurze Zeit zuvor wurde San Marino eine Stadtrepublik mit eigenen Gesetzbüchern. Das älteste handgeschriebene Gesetzbuch ist aus dem Jahr 1295. In den nächsten 300 Jahren wurden die Gesetze immer weiter präzisiert und das sechste und letzte Gesetzbuch, das am 21. September 1600 veröffentlicht wurde, zeugt mit seinen 6 Büchern mit 314 Rubriken von einer detaillierten Gesetzgebung. Die Gesetze wurden vom Volk durch einen Rat der Familienoberhäupter, dem Arengo, erlassen. So stand auf Mord und Verrat die Todesstrafe. Selbst das im restlichen Europa im ausgehenden Mittelalter noch übliche Entsorgen von Schmutzwasser und Müll auf öffentlichen Straßen stand unter Strafe. Auch gab es schon zu dieser Zeit zum Schutz der Republik ein perfekt ausgebildetes Heer und jeder Mann zwischen 14 und 60 konnte zum Kriegsdienst herangezogen werden.

Die in San Marino eigentlich friedlich zusammenlebenden Welfen und Ghibellinen wurden durch die in Italien Mitte des 13. Jahrhunderts herrschende Zwietracht zwischen Kirche und Kaiser erstmals gegeneinander aufgehetzt, was dazu führte, dass die kaisertreuen Ghibellinen die Welfen verbannten. Dass der größere Teil der Bevölkerung Ghibellinen war, lag wohl auch an der Tatsache, dass sich San Marino in den vorherigen Jahrhunderten immer und immer wieder gegen die Nachbarbischöfe verteidigen musste, die mal nur Steuern forderten und mal das gesamte Gebiet erobern wollten. Der Konflikt gipfelte in der Exkommunikation der San-Marinesen im Jahr 1247 durch Papst Innozenz IV.. Zwei Jahre später wurden sie zwar in Perugia davon wieder losgesprochen aber der Friede zwischen den Bürgern San Marinos kehrte nicht wieder und in den nächsten 100 Jahren sollen drei weitere Exkommunikationen folgen.

Die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts war für San Marino eine schwere Zeit. Die unter Gewaltherrschaft der Familie Malatesta stehende welfische Republik Rimini versuchte San Marino einzunehmen und nur ein Bündnis San Marinos mit dem Ghibellinen Guido von Montefeltro und später seinem Sohn Federico konnte San Marino retten. Die Kämpfe dauerten trotzdem bis 1299. Als ob das noch nicht genug war, gab es in der Zeit weitere Versuche San Marino zu unterwerfen. 1291 versuchte der Kanoniker Teodorico die San-Marinesen dem Papst zu unterwerfen und an diesen Steuern abzuführen. Dies konnte nur mit dem Urteil des damals berühmten Rechtsgelehrten Palamede aus Rimini, der in diesem Fall beauftragt war, den Streit zu schlichten, verhindert werden. Nur fünf Jahre später, 1296, versuchten die Stadtvögte Feretrani das Gebiet für sich zu vereinnahmen. Doch auch hier half das Urteil Palamedes, denn dieses wurde auf Anfrage der San-Marinesen bei Papst Bonifatius VIII. nochmals für rechtskräftig erklärt. Er erkannte damit die volle Souveränität und Freiheit San Marinos an. Doch auch in der Folgezeit versuchten es die angrenzenden Regionen immer wieder, San Marino zu erobern - jedes Mal ohne Erfolg. Als im Jahr 1303 einige Botschafter der Feretranischen Kirche gefangen genommen wurden, nachdem sie in san-marinesisches Territorium eingedrungen waren, fachte der Konflikt wieder auf. Die Kämpfe dauerten bis 1320, als San Marino dank des exzellent ausgebildeten Heeres den Bischof Uberto zum Frieden zwingen konnte.

Die Feinde San Marinos erkannten nun, dass das Territorium kriegerisch nicht einzunehmen ist und versuchten es diplomatisch. Der Republik wurden kirchliche Vergebung und Steuerfreiheit für Eigentum außerhalb des Territoriums und weitere Rechte, wie das Handelsrecht, angeboten. Dafür wurde verlangt, einige in San Marino untergekommene Flüchtlinge aus Urbino auszuliefern. Dies wurde abgelehnt und so gab es weitere Feindseligkeiten vor allem mit der Familie Malatesta bis Ende des 14. Jahrhunderts. Als aber eben jene Familie 100 Jahre später sowohl beim Papst als auch beim König in Ungnade fiel, nutzen die San-Marinesen die Gunst der Stunde, unterzeichneten am 21. September 1461 ein Bündnis mit der Kirche und nahmen den Krieg wieder auf. 1463 endete der Krieg mit der Eroberung dreier Schlösser der Familie Malatesta (Fiorentino, Montegiardino und Serravalle). Im gleichen Jahr schloss sich auch das Schloss Faetano freiwillig der kleinen Republik an. Dies war der letzte Krieg und auch die letzte Territoriumsvergrößerung San Marinos.

Zwar fiel 1503 Cesare Borgia, der damalige Herzog von Valentino und Sohn von Papst Alexander VI., in die Republik ein und errichtete eine Gewaltherrschaft, die aber nicht lange dauerte, da dessen Heer während eines gleichzeitigen Aufstandes im Herzogtum Urbino - an dem sich auch San-Marinesen beteiligten - vernichtend geschlagen wurde.

Am 8. Oktober 1600 tritt eine neu ausgearbeitete Verfassung in Kraft, deren Grundzüge sich noch in der heutigen Verfassung wiederfinden. Auch in dieser Zeit mussten sich die San-Marinesen immer wieder gegen Eroberer zur Wehr setzen. Im Jahre 1602 wurde ein Schutzvertrag mit der Kirche unterzeichnet, der schließlich 1631 in Kraft trat. Trotz dieses Erfolgs ging es San Marino in der Zeit nicht gut. Berühmte Persönlichkeiten wanderten aus, adlige Familien starben aus, das kulturelle Niveau sank in den folgenden Jahrzehnten.

Erst eine erneute Eroberung des Landes konnte den Nationalstolz der San-Marinesen wieder aufleben lassen. Am 17. Oktober 1739 fiel Kardinal Alberoni, der damalige päpstliche Legat von Romagna, in die Republik ein. Die San-Marinesen wandten sich auch diesmal an den Papst, der den Kardinal Enrico Enriquez nach San Marino schickte, um über die dortige Lage zu berichten. Aufgrund seiner Aussagen befahl der Papst Kardinal Alberoni den Rückzug aus San Marino und so war die Republik schon ein halbes Jahr später, am 5. Februar 1740 wieder frei.

Als Napoléon ab 1796 nach und nach die Vorherrschaft über die gesamte italienische Halbinsel erlangte und sich verschiedene Republiken gründeten, schlossen die San-Marinesen sogleich Handelsabkommen mit diesen, um ihre Verbundenheit mit Napoleon zum Ausdruck zu bringen.

Nach der Niederlage des napoleonischen Frankreichs wurde auf dem Wiener Kongress 1815 festgelegt, dass in Italien die vornapoleonische Ordnung wieder hergestellt werden soll - somit erlangten nicht nur die spanischen Bourbonen den Süden der Halbinsel und die Habsburger den Norden zurück, sondern auch San Marino blieb frei.

Während es in der Phase des Risorgimento in allen italienischen Teilen zu Freiheitsbewegungen gab, bot die freie Republik San Marino Flüchtlingen Asyl an. Nach der Niederwerfung der Revolutionen von 1848/49 flüchtete Giuseppe Garibaldi nach San Marino und erhielt 1861 auch die san-marinesische Staatsbürgerschaft.

Nachdem es sowohl in Sizilien als auch in Norditalien Volksabstimmungen gab und sich beide Teile mit überwältigender Mehrheit für einen Anschluss ans Königreich Sardinien-Piemont ausgesprochen hatten und der Kirchenstaat schon von piemontesischen Truppen eingenommen wurde, wurde am 17. März 1861 schließlich das neue Königreich Italien ausgerufen. San Marino als jeher freie Republik wollte nie an der Einigung Italiens teilnehmen und blieb daher souverän, schloss aber schon am 22. März 1862 weit reichende Verträge mit dem Königreich ab, die San Marino und das Königreich Italien als gleichberechtigte Partner festschrieben.

Die erst 1906 eingeführten politischen Wahlen wurden schon 1923 negativ ausgenutzt. Bereits ab dem 1. April 1923 traten die beiden ersten faschistischen Capitani Reggenti ihr Amt an und bei den Wahlen am 4. April 1923 erreichte die faschistische Partei die absolute Mehrheit. Die Republik stellte später trotz der Nähe zu Mussolini keine Soldaten und da sich die faschistische Regierung San Marinos trotz allem der Neutralität verpflichtet sah, blieb die Republik im Zweiten Weltkrieg offiziell neutral. 1941/42 schafften es dann erstmals wieder oppositionelle Kräfte, in das Parlament einzuziehen, was dem faschistischen Widerstand Auftrieb verlieh. Am 28. Juli 1943 löste sich die san-marinesische faschistische Partei schließlich auf - drei Tage nach Mussolinis Sturz. San Marino nahm in der Folgezeit bis zu 100.000 Flüchtlinge auf. Trotz der Neutralität und der Markierung des Staatsgebietes durch riesige weiße Kreuze, warfen britische Bomber am 26. Juni mehrere hundert Bomben über San Marino ab, wodurch 60 Menschen starben und hunderte verletzt wurden. Später gab die britische Regierung zu, dass dieser Angriff vollkommen ungerechtfertigt war. Im September 1944 kam es nochmals zu Gefechten um San Marino, als die Deutschen und die Alliierten um das Gebiet kämpften. Am 19. September schließlich konnte die 8. US-Armee das Gebiet einnehmen. Die Alliierten blieben bis November 1944 in San Marino, unter anderem um beim Verlassen der vielen Flüchtlinge zu helfen.

Da durch den Sturz der faschistischen Regierung sowohl Verfassung als auch Gesetzgebung unangetastet blieben, gab es nach dem Ende des zweiten Weltkrieges nur wenige Veränderungen in der Republik: So wurde 1960 das aktive und 1973 das passive Wahlrecht für Frauen eingeführt.

Seit Ende der 1950er Jahre nahm der Tourismus eine immer größere Rolle in San Marino ein. Die Steuereinnahmen stiegen, sodass ab 1975 die gesamte medizinische Versorgung kostenlos angeboten werden kann.

Wirtschaft und Währung

Datei:Muenze san marino 2e.png
San-marinesische 2-Euro-Münze

San Marino besitzt keine Bodenschätze. Die Nutzung der Staatsfläche erfolgt vor allem land- und forstwirtschaftlich, auch wenn die Fläche rückläufig ist, da die Bevölkerung ständig wächst. Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts lebten die San-Marinesen vor allem von Landwirtschaft, Viehzucht und dem Abbau von Steinen aus den einheimischen Steinbrüchen. Seitdem gibt es auch in San Marino einen steten Aufschwung von Handwerk und Handel, aber auch der Industrie - auch bedingt durch den starken Zustrom von Touristen.

Angebaut werden in San Marino Getreide, Wein, Oliven und Obst; verbreitet ist außerdem die Rinder- und Schweinezucht. Die wichtigsten Erzeugnisse der Handwerksbetriebe und mittelständischen Industrie sind Keramikprodukte, Fliesen, Möbel, Süßwaren, Liköre, Farben und Lacke, Textilien und Bekleidungswaren. Exportiert wird vor allem Wein und Wolle, kunsthandwerkliche Produkte und Briefmarken. Durch den Verkauf san-marinesischer Briefmarken (10 % des BSP) und durch weitere touristische Einnahmen finanziert sich der Staat: Direkt und indirekt kommen 60 % der Devisen durch den Tourismus ins Land. Steuern werden fast keine erhoben. Importiert werden hauptsächlich Fertigprodukte und Konsumgüter, aber auch Gold für die vielen Goldschmiede und Juweliere.

Das jährliche Durchschnittseinkommen liegt bei 10.300 US$. 52 % der Bevölkerung arbeiten im Dienstleistungssektor, 41 % in der Industrie und 7 % im primären Sektor. Die Inflation liegt bei 2,5 %.

Die Währung war bis zur Europäischen Währungsunion die italienische Lira. Zusätzlich zu den italienischen Münzen prägte San Marino seit 1972 nach einer 34-jährigen Unterbrechung auch wieder eigene Münzen (san-marinesische Lire), die den gleichen Wert wie die italienischen Lire hatten. Später wurden auch Goldmünzen geprägt, die aber nur auf dem san-marinesischen Staatsgebiet gültig waren. Seit dem 1. Januar 2002 gilt auch in San Marino der Euro. San Marino gibt dabei eigene Euromünzen mit landesspezifischer Rückseite heraus.

Politik und Verwaltung

Die alte Institution des Arengo, ursprünglich die Versammlung sämtlicher Familienoberhäupter, übertrug ihre Machtbefugnisse später dem Consiglio Grande e Generale (Großer und Allgemeiner Rat). Heute wird die Gesamtheit der Wahlberechtigten als Arengo bezeichnet und wird zweimal pro Jahr am Sonntag nach der Amtseinführung der Capitani Reggenti einberufen. Die Bürger von San Marino haben dabei die Gelegenheit, dem Consiglio Grande Vorschläge und Gesuche von allgemeinem Interesse zu unterbreiten.

Die gesetzgebende Gewalt wird vom Consigliob Grande e Generale ausgeübt, dessen 60 Mitglieder von der Bevölkerung auf 5 Jahre gewählt werden. Er genehmigt den Staatshaushalt und ernennt die Capitani Reggenti. Die Regenten sind die Oberhäupter des Staates und der Exekutive, bleiben 6 Monate im Amt und werden am 1. April und 1. Oktober eines jeden Jahres feierlich eingesetzt.

Die exekutive Gewalt liegt beim Congresso di Stato. Er besteht aus 10 Ministern (Segretari di Stato) für: äußere und politische Angelegenheiten; innere Angelegenheiten und Zivilschutz; Finanzen, Haushalt, Wirtschaftsplanung und Beziehungen zu dem staatlichen Amt für Philatelie und Numismatik (A.A.S.F.N.: Azienda Autonoma Filatelica e Numismatica); Industrie, Handwerk und Wirtschaftskooperation, Post und Telekommunikation; öffentlichen Unterricht, soziale Angelegenheiten, Kultur und Justiz; Fremdenverkehr, Handel und Sport; Gesundheitswesen und soziale Sicherheit; Gebiet, Umwelt und Landwirtschaft; Arbeit und Kooperation; Beziehungen zu den Gemeinderäten (Giunte di Castello) und zu dem staatlichen Dienstleistungsunternehmen (Azienda Autonoma di Stato per i Servizi) und zu dem staatlichen Versorgungsunternehmen (Azienda Autonoma di Stato di Produzione). Das Staatsgebiet von San Marino ist in 9 Castelli (Gemeinden) unterteilt, die den alten Kirchspielen entsprechen. Jedes Castello hat einen von den Einwohnern gewählten Gemeinderat (Giunta) unter dem Vorsitz eines auf 5 Jahre gewählten Capitano. Der Consiglio dei XII (Rat der 12) wird vom Consiglio Grande e Generale für die Dauer einer Legislaturperiode gewählt und ist ein verwaltungsrechtliches Organ sowie die höchste gerichtliche Instanz der Republik. 2 Beauftragte der Regierung (Sindaci di Governo) vertreten den Staat vor Gericht sowie in Streitigkeiten über Finanz- und Vermögensangelegenheiten.

Die Republik San Marino unterhält derzeit diplomatische und konsularische Beziehungen zu über siebzig europäischen und nichteuropäischen Staaten. Sie ist Mitglied zahlreicher internationaler Organisationen, darunter der UNO, der UNESCO, des Europarats, des Internationalen Währungsfonds (IWF), des Internationalen Gerichtshofes, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie der Welttourismusorganisation. Die Republik unterhält auch offizielle Beziehungen zur Europäischen Union und nimmt an der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa teil.

Castelli

 
Gliederung von San Marino

San Marino ist in 9 Castelli geteilt, die gleichzeitig auch eigenständige Gemeinden sind.

San Marino

San Marino ist die Hauptstadt der kleinen Republik. Weltberühmte Denkmäler, vielfältige Museen und ein einzigartiges Panorama, machen aus dieser Stadt ein Touristenzentrum mit vielen Millionen Besuchern im Jahr. In den über 1.000 Geschäften der kleinen Stadt kann man fast alles kaufen. Ende 2002 lebten hier 4.483 Menschen.

Acquaviva

Der Name Acquaviva stammt von einer wichtigen Quelle, die sich am Fuße des Montecerreto befindet, einem Berg, der mit einem Pinienwald bedeckt ist. Der Sage nach befindet sich hier die Grotte, die dem heiligen Marino als ersten Zufluchtsort diente. In diesem Bezirk befindet sich eine der weltweit besten Motocross-Bahnen und talabwärts am Ufer des Baches San Marino befindet sich das wichtige Industriezentrum Gualdicciolo. Am 31. Dezember 2002 lebten 1.602 Menschen in Acquaviva.

Borgo Maggiore

Dieses Dorf hieß früher Mercatale (Marktort) und ist auch heute noch einer der wichtigsten Märkte San Marinos. Mit einer Seilbahn kommt man von hier aus direkt auf den Monte Titano in die Stadt San Marino. Ende 2002 lebten 5.916 Menschen hier. Borgo Maggiore ist somit der zweitgrößte Ort San Marinos.

Chiesa Nuova

Dieses Castello trat samt Gebiet 1320 freiwillig San Marino bei. Die Wirtschaft dieser kleinen Gemeinde mit 969 Einwohnern (31.12.2002) ist stark landwirtschaftlich geprägt.

Domagnano

Domagnano ist ein kleines Dorf, das schon zu Zeiten der Römer besiedelt war. Von hier aus kann man wunderbar den Monte Titano und das Meer fotografieren. 2.651 Menschen lebten Ende 2002 hier.

Faetano

Das Castello Faetano trat samt Gebiet 1463 der Republik bei. Mit 1.050 Einwohnern (31.12.2002) zählt Faetano zu den kleineren Castelli, beheimatet dafür aber viel Grün und einen großen See.

Fiorentino

Fiorentino wurde 1463 erobert und zählt mit 2.031 Einwohnern (31.12.2002) zu den mittelgroßen Castelli.

Montegiardino

Die Gemeinde Montegiardino ist die kleinste der Republik. Nur 786 Personen (31.12.2002) leben in dem ebenfalls 1463 eroberten Castello.

Serravalle

Das Castello Serravalle beheimatet mit 9.265 Einwohnern (31.12.2002) die meisten San-Marinesen. Es wurde zusammen mit Faetano und Fiorentino 1463 erobert.

Siehe auch

Literatur

  • Foresti, Fabio: Quella nostra sancta libertà. Lingue, storia e società nella Repubblica di San Marino. Biblioteca e ricerca. Quaderni della Segretaria di Stato per la Pubblica Istruzione, Affari Sociali, Istituti Culturali e Giustizia 6. San Marino 1998. ISBN 88-86051-66-2
  • Weitershagen, Günter: San Marino und die Einführung des Euro. Libertas Paper. 33). Sindelfingen 2000. ISBN 3-921929-37-7
  • Kochwasser, Friedrich: San Marino. Die älteste und kleinste Republik der Welt. Herrenalb im Schwarzwald 1961.