Tommy ist der Titel des 1969 erschienenen Konzeptalbums der britischen Rockgruppe The Who. Das Album ist die erste Rockoper der Gruppe und beschreibt die Geschichte des Deaf, Dumb and Blind Boy (tauben, stummen und blinden) Tommy Walker. Dem Musikalbum folgten Umsetzungen als Film, Musical und Ballett. Es gilt als einer der Höhepunkte im künstlerischen Schaffen von The Who und insbesondere Pete Townshends, der fast alle Titel des Albums komponierte.
Tommy | ||||
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MusikalbumThe Who | von||||
Veröffent- |
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Label(s) | Polydor | |||
Format(e) |
CD, LP | |||
Titel (Anzahl) |
24 | |||
74:00 | ||||
Besetzung |
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Studio(s) |
IBC Studios in London | |||
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Geschichte des Albums
Pete Townshend hatte bereits um das Jahr 1966 erste Ideen für ein Konzeptalbum entwickelt, die eigentliche Arbeit an Tommy begann jedoch für The Who am 19. September 1968 mit den ersten Aufnahmen für das Album im Studio. Townshend hatte – wie er es häufig tat – im Vorfeld der Studioaufnahmen bereits in seinem Heimstudio alleine Demoversionen der Titel angefertigt, so dass die Gruppe eine genaue Vorstellung davon hatte, wie sich die fertigen Songs anhören sollten.
Die Aufnahmen für Tommy fielen in eine für die Gruppe schwierige Zeit, da sie sich in finanziellen Schwierigkeiten befand. Man stand also unter Erfolgsdruck.
Bevor man den Titel Tommy wählte, standen verschiedene andere Titel zur Disposition, u.a. Deaf, Dumb and Blind Boy, Amazing Journey und Brain Opera.
Es war geplant, das Album rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft 1968 zu veröffentlichen. Man merkte allerdings früh, dass man diesen Termin nicht würde einhalten können. Die Aufnahmen dauerten länger als erwartet, was zum einen daran lag, dass die Story noch weiter entwickelt wurde und Townshend neues Material komponieren musste, zum anderen musste die Gruppe die Studioarbeiten regelmäßig unterbrechen. Man arbeitete von Montag bis Donnerstag im Studio an Tommy, an den Wochenenden gab man Konzerte, um Geld zu verdienen und neues Material vor Publikum zu testen.
Alles in allem hatte man damit gerechnet, die Aufnahmen in den IBC Studios in London in zwei Monaten beenden zu können. Es dauerte dann aber bis zum 7. März 1969 bevor die letzten Takes eingespielt waren. Die Gruppe hätte gerne ein paar weitere Aufnahmen gemacht, aber der Zeitdruck ließ dies nicht zu.
Erheblichen Anteil am Erfolg des Albums hatten der Produzent Kit Lambert und der Aufnahmeingenieur Damon Lyon-Shaw, der bei den Aufnahmen eng mit Townshend zusammenarbeitete.
Am 23. Mai 1969 wurde Tommy schließlich als Doppel-LP von Track Records in Großbritannien veröffentlicht. Es erreichte Platz 2 der Hitparade. In den USA erschien das Album bereits am 17. Mai 1969 und erreichte Platz 4 der Hitparade. In der ersten Auflage enthielt das Album ein farbiges Poster.
Im Jahr 2003 erschien eine von Pete Townshend remasterte und neu abgemischte Fassung des Album als SACD-Deluxe Edition. Sie enthält neben einer Stereofassung auch eine 5.1-Surround-Abmischung sowie bis dato unveröffentlichtes Material aus den Aufnahmesessions.
Inhalt
„Tommy“ handelt von einem Jungen, der aufgrund traumatischer Erlebnisse in seiner Kindheit (Ermordung des aus dem Krieg wiederkehrenden Vaters durch den Geliebten der Mutter) taub, stumm und blind wird (1921). Er lebt isoliert in seiner eigenen Welt (Amazing Journey). Weitere verstörende Erlebnisse kommen hinzu, wie die Misshandlung durch Verwandte (Cousin Kevin, Fiddle about) oder obskure Heilversuche (Acid Queen). Tommy entdeckt sein unheimliches Talent am Flipperautomaten, das ihn zum Weltmeister und berühmt macht (Pinball Wizard). Schließlich kann er geheilt werden, indem er durch das Zerbrechen seines Spiegelbildes aus seiner Isolation gerissen wird (There's a Doctor, Go to the Mirror, Smash the Mirror). Diese „Wunderheilung“ lässt ihn zu einem Messias werden (Sensation, Miracle Cure), der zahlreiche Anhänger um sich schart (Sally Simpson). Als Tommy jedoch ihre Erwartungen nicht erfüllt, weil er sich der Kommerzialisierung seiner Botschaft widersetzt, lassen sie ihn fallen (We're not gonna take it).
Stücke
- Overture (Pete Townshend)
- It's A Boy (Pete Townshend)
- 1921 (Pete Townshend)
- Amazing Journey (Pete Townshend)
- Sparks (Pete Townshend)
- Eyesight To The Blind (Sonny Boy Williamson II.)
- Christmas (Pete Townshend)
- Cousin Kevin (John Entwistle)
- The Acid Queen (Pete Townshend)
- Underture (Pete Townshend)
- Do You Think It's Alright? (John Entwistle)
- Fiddle About (John Entwistle)
- Pinball Wizard (Pete Townshend)
- There's A Doctor (Pete Townshend)
- Go To The Mirror! (Pete Townshend)
- Tommy Can You Hear Me? (Pete Townshend)
- Smash The Mirror (Pete Townshend)
- Sensation (Pete Townshend)
- Miracle Cure (Pete Townshend)
- Sally Simpson (Pete Townshend)
- I'm Free (Pete Townshend)
- Welcome (Pete Townshend)
- Tommy's Holiday Camp (Keith Moon)
- We're Not Gonna Take It (Pete Townshend)
Film | |
Titel | Tommy |
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Produktionsland | Großbritannien |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahre | 1975 |
Länge | 107 Minuten |
Stab | |
Regie | Ken Russell |
Drehbuch | Pete Townshend Ken Russell |
Produktion | Ken Russell Robert Stigwood |
Musik | The Who |
Kamera | Dick Bush |
Schnitt | Stuart Baird |
Besetzung | |
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Tommy – Der Film
Am 18. März 1975 kam die filmische Umsetzung der Geschichte um Tommy Walker in die Kinos. Regie führte Ken Russell. Der Film war mit Stars der Rockmusik besetzt, so spielte Tina Turner die Acid Queen, Elton John war der Pinball Wizard und Jack Nicholson verkörperte den Doktor. Ferner sah man Eric Clapton als Prediger. Die Hauptrolle des Tommy verkörperte der The-Who-Sänger Roger Daltrey, der hier erstmals sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellte.
Für den Film wurde die Geschichte in zwei wesentlichen Punkten verändert, zum einen verlegte man die Handlung vom Jahr 1921 ins Jahr 1951, zum anderen wurde im Film der aus dem Krieg heimkehrende Vater vom Geliebten der Mutter ermordet.
Der Soundtrack zu diesem Film wurde ebenfalls, wie einst das Originalalbum von The Who, ein großer Erfolg. Bedingt durch die zwischenzeitlichen Fortschritte in der Studiotechnik und den damit qualitativ besseren Klang, wie auch der neuen Interpretation durch den im Film mitwirkenden Rockstars, gilt bei vielen Fans dieses Album sogar als das bessere der beiden Tommy-Alben. Ein Beispiel hierfür ist vor allem die „Pinball Wizard“-Version von Elton John, der damit einen seiner vielen Hits landen konnte.
The Who's Tommy - Das Musical
Bereits Mitte der 1970er Jahre hatte es in Großbritannien Versuche gegeben, Tommy auf die Musicalbühne zu bringen. Diese Versuche blieben allerdings erfolglos.
Im Sommer 1992 hatte Townshend gemeinsam mit dem bekannten Broadwayautor, -regisseur und produzenten Des McAnuff am La Jolla Playhouse in La Jolla eine Bühnenversion erarbeitet. Die Story wurde gestrafft und in eine zusammenhängendere Form gebracht. Townshend komponierte außerdem eigens für die Musicalfassung einen neuen Song: I Believe My Own Eyes. Nachdem das Stück mit großem Erfolg in der „Provinz“ gelaufen war, wagte man den Schritt nach New York.
Am 22. April 1993 hatte The Who's Tommy am New Yorker Broadway im St. James Theatre seine Premiere. Man hatte noch kleine Verbesserungen vorgenommen und die Broadwayversion hatte 14 zusätzliche Schauspieler und doppelt soviele Musiker wie die San Diegoer Version. Für die Umsetzung des Stücks sorgte auch hier Des McAnuff. Das Stück lief äußerst erfolgreich und erhielt hervorragende Kritiken. Am 17. Juni 1995 fiel nach 899 Aufführungen der letzte Vorhang für Tommy am Broadway.
In Großbritannien lief das Musical vom 5. März 1996 bis zum 8. Februar 1997 im Shaftesbury Theatre in London. In der Londoner Fassung spielte Kim Wilde die Rolle der Mrs Walker.
Seine Deutschland-Premiere erlebte das Musical am 28. April 1995 im Offenbacher Musical-Theater Capitol. Dort ist es bis zum 16. Juni 1996 aufgeführt worden. Die letzte Show war die erste konzertante Musical-Aufführung unter freien Himmel (Benefiz-Veranstaltung zur Gründung der „Tommy Hall“, einer Turnhalle für Behinderte in Offenbach).
Auszeichnungen
Das Musical Tommy wurde 1993 mit fünf Tony Awards ausgezeichnet, und zwar in den Kategorien Best Original Score (Pete Townshend), Best Direction of a Musical (Des McAnuff), Best Choreography (Wayne Cilento), Best Scenic Design (John Arnone), Best Lighting Design (Chris Parry).