Xing (soziales Netzwerk)
XING (bis 17. November 2006 openBC/Open Business Club) ist eine webbasierte Plattform, in der reale Personen ihre (geschäftlichen) Kontakte zu anderen Personen verwalten können. Sie wurde 2003 gegründet und zählt inzwischen mehr als 1,5 Millionen Benutzer[1] aus über 200 Ländern. Das System zählt zur so genannten sozialen Software. Kernfunktion ist das Sichtbarmachen des Kontaktnetzes; beispielsweise kann ein Benutzer abfragen, über „wie viele Ecken“ – also über welche anderen Mitglieder – er einen anderen kennt, dabei wird das so genannte Kleine-Welt-Phänomen sichtbar.
Daneben bietet das System zahlreiche Community-Funktionen wie Kontaktseite, Suche nach Interessengebieten, Foren und Gruppen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Premium-Mitgliedschaft mit zusätzlichen Funktionen kostet 5,95 EUR pro Monat.
Die Bezeichnung „XING“ wurde aus Gründen des internationalen Marketings gewählt, so bedeutet das Wort auf Chinesisch so viel wie „es ist möglich“. Auf Englisch kann der Name als Abkürzung für Crossing, Kreuzung von Geschäftskontakten, gesehen werden.[2]
Unternehmen
XING wird von der Hamburger OPEN Business Club AG betrieben, die in einer ersten Finanzierungsrunde im Jahre 2005 unter Führung von Wellington Partners 5,7 Millionen Euro Risikokapital erhalten hat.[1] Eine vorherige Runde mit Business Angels wurde von BrainsToVentures im Mai 2004 organisiert. Die Aktien werden seit dem 7. Dezember 2006 an der Börse gehandelt.[3]
Das Unternehmen hatte am 24. November 2006 67 Mitarbeiter. Der derzeitige Vorstandsvorsitzende ist Lars Hinrichs.
Funktionsweise
Angemeldete Benutzer tragen ihre Daten in ein Profil ein („Kontaktseite“), in dem neben den beruflichen und freiwilligen privaten Kontaktdaten auch vielfältige Informationen zu Tätigkeitsfeldern, Ausbildung, gegenwärtigen und vorherigen Arbeitgebern hinterlegt werden können. Es besteht auch die Möglichkeit ein Bild hochzuladen, dieses wird als Thumbnail in den Suchergebnissen und Übersichten genutzt. Die Kategorien "ich biete" und "ich suche" sollen den Kontakt zu anderen Teilnehmern anbahnen. Zur Kontaktaufnahme ist es notwendig, dass ein Kontaktwunsch von der Gegenseite bestätigt wird, erst dann wird diese Verbindung bidirektional im System gespeichert. Das System gestattet es den Mitgliedern, in unterschiedlicher Weise zu bestimmen, welche Informationen des eigenen Profils von Anderen eingesehen werden können. Ein optionaler Newsletter informiert wöchentlich über im XING abgelegte Termine, neue XING-Mitglieder und persönliche Statistiken, unter anderem wie oft die eigene Kontaktseite abgerufen wurde.
Die Mitgliedschaft bedingt eine Registrierung und richtet sich laut den AGB ausschließlich an volljährige Personen.
Benutzerfunktionen
Die Benutzerschnittstelle von XING ist mehrsprachig und berücksichtigt in der Suchfunktion Mitglieder mit gemeinsam gesprochenen Sprachen. Zur Zeit werden folgende Systemsprachen unterstützt: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Niederländisch, Schwedisch, Finnisch, Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Russisch, Polnisch, Ungarisch und Türkisch.
Neben der datenbankorientierten Kontaktpflege bietet XING öffentliche Veranstaltungskalender, die dem Benutzer thematisch und regional aufbereitet dargestellt werden. Zahlreiche öffentliche Diskussionsforen und geschlossene Benutzergruppen für Organisationen und Firmen vervollständigen das Angebot. Ergänzend zum online-Angebot gibt es zahlreiche Regionalgruppen, die lokale Treffen veranstalten, an denen persönliche Kontakte geknüpft werden können. Jeder angemeldete Benutzer von XING hat auch ein eigenes Postfach. Dieses ist allerdings nur über das XING-Portal zugänglich. Nutzer können auch direkt Funktionen der Instant-Messaging- und VoIP-Software Skype aufrufen.
Die Anmeldung und Nutzung der Grundfunktionen ist kostenlos. Zahlende Mitglieder erhalten unter anderem erweiterte Such- und Statistik-Funktionen. Unter anderem kann eingesehen werden, welche anderen Mitglieder die eigene Kontaktseite aufgerufen haben, und welche der eigenen Kontakte innerhalb der letzten zwei Monate eine Änderung ihrer beruflichen Position zu verzeichnen haben.
Zielgruppe dieser Plattform sozialer Software sind Personen, die der Meinung sind, dass ihr geschäftlicher Erfolg in großem Maße von der Pflege ihres Kontaktnetzwerkes (Partner, Kunden, Freunde, Interessenten, Ex-Kollegen, Ex-Kommilitonen etc.) abhängt.
Kritik
Kritiker bemängeln, dass Teilnehmer in Unkenntnis der Schutzeinstellungsmöglichkeiten ihre eigenen Kontaktbeziehungen ungeschützt der breiten Öffentlichkeit preisgeben.
Außerdem sei der tatsächliche Stellenwert von Kontakten nicht zu beurteilen. Da Beziehungen zwischen den Teilnehmern nicht näher qualifiziert werden und seitens vieler Teilnehmer inflationär Kontakte eingetragen würden, erschöpfe sich die verwertbare Information auf „Personen haben sich bei XING eine Kontaktinformation zugesandt, die bestätigt wurde“.
Eine Funktion, die den nicht zahlenden Benutzern häufig nicht bekannt ist, ist das Feature „Mitglieder, die meine Kontaktseite kürzlich aufgerufen haben“, das nur für Premium-User uneingeschränkt nutzbar ist. Dadurch wird die eigene Nutzungsweise der Plattform für andere Nutzer bewusst oder unbewusst sichtbar.
Alle Beiträge der Nutzer werden in den Suchmaschinen gelistet. So ergibt sich eine XING Benutzerlegende. Wer seine Beiträge in den Suchmaschinen unterdrückt, kann in den Foren nicht zitiert werden. Dies wird von vielen Nutzern bemängelt.
Software
Die Internetplattform wurde von der Firma epublica entwickelt, die auch Wer-weiss-was betreibt. Die XING-Plattform läuft auf Debian-Linux-Servern unter Verwendung von Perl (und Ruby on Rails für einige Komponenten), MySQL-Datenbanken, Apache-Webservern und dem Mail Transfer Agent Exim. Neben dem Web-Interface stehen auch Portale für mobile Endgeräte (Handy und PDA) via WAP zur Verfügung. Dabei werden folgende Standards unterstützt:
Weblinks
- xing.com Website von XING
- zeit.de – Das Vitamin-B-Netz sowie Spiegel.de – Das soziale Netz – Gründerzeit im Web-Business
- Praktiken des online-gestützten Netzwerkens am Beispiel von openBC (Diplomarbeit)
- Lars Hinrichs im Portrait
- Interview mit Lars Hinrichs sciencegarden Februar 2007
Quellen
- ↑ a b Artikel in der Süddeutschen Zeitung Online vom 2006-07-12
- ↑ Warum der Name XING? Offizielle Stellungname von Lars Hinrichs
- ↑ boerse.ard.de (7.12.06): OpenBC-Chef ist zufrieden