Toter Winkel

trotz technischer Hilfsmittel nicht einsehbarer Bereich
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Mit dem Begriff toter Winkel wird generell ein Raum bezeichnet, der trotz technischer Hilfsmittel (Spiegel oder Videokameras) von Personen, die diesen Raum beobachten wollen, nicht eingesehen werden kann. Solche Räume gibt es besonders an öffentlichen Plätzen oder in Einkaufszentren mit Videoüberwachung. Eine besondere Bedeutung hat der tote Winkel im Straßenverkehr.


Der tote Winkel im Straßenverkehr

Als toter Winkel wird im Straßenverkehr der von Fahrzeugführern innerhalb geschlossener Fahrzeuge trotz Rückspiegeln nicht einsehbare Bereich seitlich des Fahrzeuges bzw. vor und hinter dem Fahrzeug bezeichnet. Dieser Bereich ist je Anzahl der Fenster und Rückspiegel unterschiedlich groß und nicht vollständig zu vermeiden. Ein besonderes Problem stellt der tote Winkel bei LKWs und Bussen dar, da diese auf Grund der Größe und Konstruktion nur einen eingeschränkten Sichtradius haben. Beim gegenwärtigen Stand der gesetzlichen Regelungen wird die Größe des toten Winkels mit 38 % angegeben.


Gefahren durch den toten Winkel

Wegen des toten Winkels kommt es immer wieder zu schweren Unfällen, besonders zwischen LKWs und Fußgängern bzw. Radfahrern, die auf baulich getrennten Radwegen rechts neben der Fahrbahn fahren, beim Rechtsabbiegen der LKWs. So starben allein am 23. März 2004 in Berlin ein 9-jähriger Junge sowie ein weiterer Radfahrer bei Unfällen, verursacht durch rechtsabbiegende LKWs, deren Fahrer angaben, die rechts neben LKW auf dem Radweg fahrenden Radfahrer nicht gesehen zu haben.


Maßnahmen zur Verringerung des toten Winkels

Der ADFC und viele andere Gruppen fordern seit langem bessere gesetzliche Regelungen zur Verminderung der Gefahren durch den toten Winkel. Als Beispiel wird hier immer wieder eine Regelung aus den Niederlanden genannt, die dort seit Januar 2003 LKW-Besitzer verpflichtet, an ihren Fahrzeugen über 3,5 t einen 4. Außenspiegel, den so genannten DOBLI-Spiegel (ein Rückspiegel der an der Frontscheibe des LKWs angebracht wird), anzubringen. Damit verringert sich die Größe des toten Winkels auf 4 %. Im ersten Jahr nach Einführung dieses Spiegels verringerte sich die Zahl der schweren Fahrradunfälle in den Niederlanden um 42 %. Auf die Verhältnisse in Deutschland umgerechnet geht der ADFC davon aus, dass es mit der Einführung dieses Spiegels jährlich bis zu 300 tödliche Verkehrsunfälle vermieden werden könnten.

Eine weitere, wenn auch teurere Möglichkeit zur Verbesserung der Sichtverhältnisse besteht in der Installation einer Videokamera, die den rechten Seitenraum überwacht und dies auf einem Monitor in der Fahrerkabine zur Anzeige bringt.

Am 29. Januar 2004 hat das Europäische Parlament einen Beschluss gefasst, der die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet, innerhalb von 36 Monaten gesetzliche Maßnahmen zur Verringerung des toten Winkels zu beschließen. Die in dem Beschluss genannten Mindestanforderungen bewirken aber, im Gegensatz zum DOBLI-Spiegel, nur eine Verringerung Winkels auf 19 % und soll auch nur für LKWs über 7,5 t gelten.

In Deutschland wurde auf Anregung des ADFC Berlin nunmehr am 17. Mai 2004 im Bundesrat ein Antrag der Bundesländer Berlin und Brandenburg beschlossen, der Bundesregierung den Auftrag zu erteilen, „die Sicherheit bei LKW durch zusätzliche Spiegel oder andere technische Lösungen zu erhöhen. Geplant ist, durch einen zusätzlichen Überwachungsspiegel und neu gestaltete Seitenspiegel oder andere technische Lösungen den toten Winkel besonders auf der rechten Fahrzeugseite zu verkleinern.“ ( zitiert aus der Presseerklärung der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vom 14. Mai 2004 ). Es wird dabei auch explizit die Einführung des niederländischen Modells gefordert.

Die Bundesregierung argumentierte bisher durch ihre Parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium Iris Gleicke, dass europaweit eine einheitliche Regelung gelten soll. Außerdem machte sie noch ihrer Ansicht nach ungelöste technische Probleme geltend, wie z. B. verringerte Sicht nach vorn durch den 4. Spiegel sowie auftretende Vibrationen durch die Befestigung and er Frontscheibe. Durch die erfolgreiche Einführung in den Niederlanden scheinen diese Argumente jedoch widerlegt zu sein.

Siehe auch: Themenliste Straßenverkehr, Themenliste Fahrzeugtechnik

Website einer privaten Initiative zur Einführung des 4. Rückspiegels an LKWs