Die Villa Reni ist ein karolingisches Königsgut, das vermutlich Ende des 8., Anfang des 9. Jahrhunderts angelegt und zur Keimzelle der heutigen Stadt Rheine wurde. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Villa Reni im Jahr 838.
Die Gründung des Königsgutes geschah vor dem Hintergrund der fränkischen Missionierungs- und Besatzungspolitik im Zuge der Sachsenkriege Karls des Großen.
Das Gut erhielt im Jahr 1437 nach dem damaligen Besitzer von Valke den noch heute bestehenden Namen Falkenhof. Die Anlage befindet sich heute im Eigentum der Stadt Rheine und dient als Museum für Kunst und Geschichte.
Der Falkenhof und das Falkenhof-Museum
Stadtgeschichte
Das Museum beherbergt unter anderem eine Abteilung für die Ur- und Frühgeschichte im Siedlungsraum Rheine. Ausgestellt sind Waffen, Werkzeuge, Urnen und Haushaltsgegenstände. Prunkstück der Ausstellung ist ein nur wenige Millimeter starker Abdruck einer 3.500 Jahre alten Körperbestattung, die unter einem Grabhügel in Altenrheine entdeckt wurde. Einen großen Raum nimmt die Dokumentation der Wehr- und Waffengeschichte der Stadt ein. Interaktiv mit Ton und Bild werden die Besucher spektakulär durch eine Ausstellung mittelalterlicher Waffen und der Stadtbefestigungen Rheines geführt.
Grafikkabinett
Das Grafikkabinett beherbergt eine mehrere tausend Werke umfassende Sammlung, in der so bekannte Künstler wie Picasso, Goya oder Dürer vertreten sind. Die Grafiken werden in wechselnden Ausstellungen jeweils unter verschiedenen künstlerischen Perspektiven präsentiert.
Kasimir-Hagen-Sammlung
Stolz ist das Falkenhof-Museum auf die Kunstsammlung des Kölners Kasimir Hagen (1887 – 1965), die zu einem Großteil heute in Besitz des Museums ist. Kern der Sammlung bilden Gemälde des 20. Jahrhunderts, romantische Landschaftsdarstellungen des 19. Jahrhunderts und Werke aus dem Biedermeier sowie religiöse Kunst. Ein Teil der Werke des Grafikkabinetts stammt ebenfalls aus der Kasimir-Hagen-Sammlung
Rheineser Künstler
Werke von in Rheine geborenen oder ansässigen Künstlern mit überregionaler Bedeutung nehmen einen breiten Raum ein: Zu nennen sind hier zum Beispiel die Maler Carl Murdfield, Carl Weddige, Ludwig und Karl Wenzel, Carlo Mense und der Bildhauer Joseph Krautwald, dessen Brunnen, Skulpturen und Denkmäler in vielen Städten des Münsterlandes präsent sind.
Geschichte der Villa Reni und des Falkenhofes
Gründung
Die Villa Reni wurde vor dem Hintergrund der Sachsenkriege (772 bis 805) Karls des Großen gegründet. Nach Teilsiegen über den sächsischen Stamm der Westfalen begann Karl eine Siedlungs-, Missionierungs- und Besatzungspolitik, um die Sachen in das främkische Reich einzugliedern.
Zunächst musste zu diesem Zweck die in Rheine gelegene Emsfurt gegen die noch unruhigen Sachsen gesichert werden. Zu diesem Zweck legten die Franken auf einer Anhöhe direkt am westlichen Emsufer den rechteckigen, etwa 150 mal 75 Meter großen Königshof neu an. In seiner Wirtschaftsstruktur entspricht eine Villa, so der Name für einen mittelalterlichen Gutshof, in etwa der eines kleinen Dorfes. Zudem diente das Gut wohl auch als Versorgungsstation für durchziehende fränkische Krieger.
Die Villa Reni schütze nicht nur die Emsfurt selbst sondern auch zwei frühgeschichtliche Fernwege, die sich unmittelbar bei der Vila Reni kreuzten: Es waren dies der Hellweg vor dem Sandforde und die Friesische Straße. Der Hellweg führte von den Ijsselstädten in den heutige Niederlanden über Rheine nach Bremen und in die ostwestfälische Region um Minden sowie nach Paderborn. Die durch Rheine führende Friesische Straße ist eine der sieben, von Karl dem Großen urkundlich bestätigten Fernhandelswege für den Handel der Friesen mit dem Binnenland. Zudem verband die Friesische Straße den jungen Bischofssitz in Münster mit seinen emsländischen und friesischen Sprengeln.
Wann genau die Villa Reni begründet wurde ist nicht bekannt, es besteht wahrscheinlich aber eine große zeitliche Nähe zu gleichen Vorgängen in Münster Ende des 8. und Anfang des 9. Jahrhunderts, denn die Missionierung der Sachsen durch Münsters ersten Bischof Liudger und die Sachsenkriege Kals des Großen fallen in einen engen räumlichen und zeitlichen Rahmen. Eine ältere Vorgängersiedlung an der Stelle des Falkenhofes ist archäologisch nicht belegt.
Die Villa Reni (später auch Rene) war namensgebend für die später entstandene Stadt Rheine. Eine These nimmt als Herkunft des Namens den keltischen Begriff reni an, der soviel wie „schnell fließen“ bedeutet; eine andere These sieht die Wurzeln des Wortes reni in der altsächsischen Sprache. Erhalten geblieben ist dieser Begriff in den hochdeutschen Worten „rinnen“ und „Rinne“. Die Ems durchfließt unterhalb des Falkenhofes mit schneller Strömung eine nur etwa 50 Meter breite Engstelle, die wegen ihrer hohen Uferwälle wie eine Rinne wirken kann; dieser Umstand war also vermutlich ursächlich für die Namensgebung des Hofes.
Erste urkundliche Erwähnung
Die erste urkundliche Erwähnung der Villa Reni findet sich in einer auf den 7. Juni 838 datierten Schenkungsurkunde Kaiser Ludwig des Frommen, in der er neben anderen königlichen Gütern auch das Gut Reni dem Benediktinerinnenstift Herford überschrieb.
Die Herren der Villa Reni und des Falkenhofes
Das Benediktinerinnenstift Herford gab den Hof als Lehen an wechselnde adelige Familien. Den Herren von Hake folgten ab 1371 die Herren von Valke (auch Valcke), durch die der Name Falkenhof erstmals für das Jahr 1437 belegt ist. Durch eine Heirat der Anna von Valke mit Dietrich von Morrien im Jahr 1521 fällt der Hof an die Familie von Morrien, unter der der Falkenhof eine Blütezeit erlebt. Im Jahr 1809 geht der Hof schließlich in nichtadeligen Privatbesitz über. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Falkenhof auch öffentlich zugänglich. Im Jahr 1949 kauft die Stadt Rheine den Hof und renoviert ihn Schritt für Schritt bis in die 70er Jahre hinein.