Dean Cyril Reed (* 22. September 1938 in Denver, Colorado; † 13. Juni 1986 in Zeuthen) war ein US-amerikanischer Schaupieler, Sänger, Drehbuchautor und Regisseur. Er bekannte sich zum Sozialismus, lebte in den 1960er Jahren in Lateinamerika und Italien, ab 1973 in der DDR.
Leben
USA
Er wuchs in Wheat Ridge auf, besuchte 1948 eine Kadettenschule. Um ein Meteorologie-Studium zu finanzieren, trat er 1958 zur Gitarre in Bars und Kneipen von Denver auf. 1959 wechselte er nach Hollywood, wo ihn die Film- und Fernsehgesellschaft Warner Bros. verpflichtete und zum Schauspielunterricht auf die School Of Stars schickte. Er lernte dort bei Paton Price, spielte später in TV-Seifenopern.
Reed bekam einen Siebenjahresvertrag bei der Plattenfirma Capitol Records, die ihn als Teenidol aufbauen wollte. Seine Songs I Kissed a Queen, The Search, Our Summer Romance und Whirly Twirly brachten es in den USA nur zu mäßigem Erfolg, dafür aber in Lateinamerika. Vor allem in Argentinien und Chile wurde er begeistert gefeiert.
Lateinamerika
Von 1961 bis 1965 lebte er in Südamerika, produzierte Platten, sang in Nachtklubs und Sportstadien, trat als Schauspieler in Telenovelas und auf. Seine ersten Spielfilme drehte er 1965: Guadalajara en verano (dt. Sommerzeit) in Mexiko und Mi primera novia (dt. Meine erste Freundin) in Argentinien. Die starken Klassenunterschiede in Lateinamerika politisierten ihn. Er engagierte sich gegen den Vietnamkrieg, Kernwaffentests und Rassismus.
1965 startete das argentinischen Fernsehen eine wöchentliche Dean-Reed-Show am Samstagabend. Er reiste er als argentinischer Delegierter zum Weltfriedenskongress in Helsinki, lud die UdSSR-Kosmonautin Walentina Tereschkowa in seine Show ein. Anschließend wurde er von der politischen Polizei verhaftet. 1966 wurde Reed wegen pro-kommunistischer Aktivitäten aus Argentinien ausgewiesen. Er ging vorübergehend zurück in die USA, wo sein Haus beschossen wurde. Im November startete er eine Konzert-Tournée durch die Sowjetunion.
Italien
1967 siedelte er sich in Rom an, bekam dort einen dreijährigen Filmvertrag. Er drehte in den Studios von Cinecittà bis 1973 zwölf Spielfilme, vor allem Italowestern. 1970 unterstützte er in Chile den Wahlkampf der Unidad Popular und deren Präsidentschaftskandidaten Salvador Allende. In einer spektakulären Straßenaktion wusch er vor einem US-Konsulat die Flagge der USA vom "Schmutz des Imerialismus". 1972 wurde er Mitglied der Kulturkommission des Weltfriedensrats.
DDR
1971 besuchte er die Internationale Leipziger Woche für Dokumentar- und Kurzfilm, wo er seine spätere Frau Wiebke kennenlernte. Zwei Jahre später wechselte er in die DDR. Dort wurde er als Weltstar und "Sänger des anderen Amerika" hofiert. Er komponierte Lieder, produzierte Schallplatten, trat in der DDR, der Tschechoslowakei, Ungarn und in der Sowjetunion auf. Die US-Zeitschrift People schrieb 1976, er sein in Russland und Osteuropa der bekannteste Amerikaner neben US-Präsident Gerald Ford und Henry Kissinger.
Reed wurde für Hauptrollen in DEFA-Produktionen verpflichtet. Seine bekanntesten Rollen waren die des Víctor Jara in El Cantor (1978), des weißen Indianerfreundes Harmonika in Blutsbrüder (1975) und des Joe in der Westernkomödie Sing, Cowboy, Sing (1981). Er erwarb ein Haus in Rauchfangswerder, einem Ortsteil von Berlin-Schmöckwitz.
Er empfand sich zugleich als US-Patriot und Marxist. Hinter seinen Haus stellte er einen Flaggenmast mit der in Chile gewaschenen US-Flagge auf, berief sich auf die Amerikanische Revolution von 1776. 1974 trat er im Berliner Friedrichstadtpalast zum 25. Jahrestages der Pionierorganisation Ernst Thälmann auf. Gegenüber einer DDR-Zeitschrift unterstrich er: "Ich bin Marxist, was auch immer ich singe." Immer wieder reiste er in die USA, gab Konzerte, nahm an politischen Aktionen teil.
1986 scheiterete sein Filmprojekt Bloody Heart über den Indianeraufstand bei Wounded Knee. Nach einem heftigen Streit mit seiner Ehefrau ertrank Reed unter dem Einfluss einer Überdosis Barbituraten im Zeuthener See bei Berlin. Er hinterließ einen 15-Seiten-langen Abschiedsbrief an das SED-ZK-Mitglied Eberhard Fensch, der von der DDR-Regierung bis 1990 unter Verschluss gehalten wurde. Darin hieß es unter anderem, seine Frau quäle ihn seit Jahren durch Eifersucht. Dem Sozialismus schwor er nicht ab: "Es ist die einzigste Lösung für die Hauptprobleme für die Menschheit der Welt." Reed wurde auf dem Waldfriedhof von Rauchfangwerder begraben.
Die Nachrichtensendung des DDR-Fernsehens, Aktuelle Kamera, meldete Reeds Tod als "tragischen Unglücksfall". Das führte zu Spekulationen um die tatsächlichen Todesumstände. Es entstanden Gerüchte, wonach Reed wäre von der Stasi oder dem KGB ermordet worden sei, weil er sich mit dem Gedanken getragen hätte, in die USA zurückzukehren. Andere vermuteten die CIA hätte gerade das verhindern wollen.
Reeds Lebenswerk umfasst rund 50 Singles, über 15 Langspielplatten und 22 Filme. Er war dreimal verheiratet, mit Patricia Hobbs, Wiebke Reed und Renate Blume. Er hatte zwei Töchter, Ramona (* 1968) und Natalie (* 1976), sowie einen Adoptivsohn, Alexander (* 1969).
Auszeichnungen
1980 wurde ihm der Leninpreis des sowjetischen Komsomol verliehen, 1985 erhielt er den DDR-Orden Stern der Völkerfreundschaft in Silber.
Das Spark M. Matsunaga Institute for Peace der University of Hawaii verleiht einen Dean Reed Peace Award und die University of Colorado stiftete einen Dean Reed Peace Prize Essay Contest, einen jährlichen Aufsatz-Wettbewerb zu seinem Gedenken.
Filme über Reed
Reeds Leben bot immer wieder Stoff für Filme. Wernfried Hübel drehte 1972 den DEFA-Film Dean Reed: Sänger des anderen Amerika, Will Roberts produzierte 1985 American Rebel: The Dean Reed Story. 1993 entstand der Dokumentarfilm Ein Cowboy im Sozialismus. Der Regisseur Leopold Grün veröffentlichte 2007 Der Rote Elvis. 2004 erwarben Tom Hanks und DreamWorks die Rechte für die Verfilmung der Lebensgeschichte Reeds.
Filme (Auswahl)
- Guadalajara au Verano, 1965
- Mi primera novia, 1965
- Ritmo nuevo y vieja ola, 1965
- Bleigericht, 1967
- Buccaroo - Galgenvögel zwitschern nicht, 1967
- Blonde Köder für den Mörder, 1969
- Dein Leben ist keinen Dollar wert, 1970
- Chrysanthemen-Bande, 1970
- Adiós, Sabata, 1971
- Der Wilde Korsar der Karibik, 1971
- Vier Schlitzohren auf dem Weg zur Hölle, 1972
- Fäuste, Bohnen... und Karate, 1973
- Aus dem Leben eines Taugenichts, 1973
- Kit & Co, 1974
- Blutsbrüder, 1975
- Soviel Lieder, soviel Worte, 1976
- El Cantor, 1978 (TV-Produktion)
Literatur
- Hans-Dieter Bräuer (Hrsg.): Dean Reed erzählt aus seinem Leben. Peters, Leipzig 1984
- Reggie Nadelson: Comrade Rockstar. The search for Dean Reed. Chattoo & Windus, London 1991, ISBN 0-7011-3472-0
- Jan Eik: Besondere Vorkommnisse. Politische Affären und Attentate in der DDR. Verlag das neue Berlin, Berlin 1998, ISBN 3-360-00766-2
- Stefan Ernsting: Der rote Elvis. Dean Reed und das kuriose Leben eines US-Rockstars in der DDR. Kiepenheuer, Berlin 2004, ISBN 3-378-01073-8
- Klaus Huhn: Die "misslungene" Exhumierung des Dean Reed. Spotless-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-937943-02-1
- Chuck Laszewski: Rock 'n' Roll Radical: The Life & Mysterious Death of Dean Reed, Beaver's Pond Press 2005, ISBN 1-5929-8115-1
Weblinks
- Vorlage:IMDb Name
- Info-Website über Dean-Reed
- Kritische Würdigung Dean Reeds
- Auszüge aus dem Abschiedsbrief Reeds
- Dokumentarfilm Der Rote Elvis
Personendaten | |
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NAME | Reed, Dean Cyril |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Schauspieler, Rock-'n'-Roll-Star und Countrysänger |
GEBURTSDATUM | 22. September 1938 |
GEBURTSORT | Denver (Colorado/USA) |
STERBEDATUM | 13. Juni 1986 |
STERBEORT | Zeuthen |