Malcolm Lowry

englischer Schriftsteller
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Malcolm Lowry, * 28. Juli 1909 nahe Liverpool, † 29. Juni 1957 in Ripe (Sussex), britischer Schriftsteller

Nach verschiedenen Studien in Cambridge arbeitete Lowry als freier Schriftsteller. Er lebte lange Zeit in British Columbia, Kanada von wo aus er den gesamten nordamerikanischen Kontinent bereiste. Erst 1954 kehrte er nach England zurück, wo er gesundheitlich bereits stark zerrüttet drei Jahre später Selbstmord beging.

Neben kleineren Erzählungen veröffentlichte er vor allem:

Vor allem aber sein Hauptwerk:

Die Themen die in seinen Romanen zum Ausdruck kommen, sind die Verlockung der Ferne, insbesondere das Seemannsleben, sein Interesse für die Kabbala von deren Symbolik die Bücher durchzogen sind - vor allem aber die große Passion seines Lebens: Alkohol.

Am schönsten kommt dies in seinem Hauptwerk haraus, das in einer fiktiven Kleinstadt in Zentralmexiko spielt. Der Vulkan im Titel ist natürlich der Popocatépetl. In ihr sitzt in den frühen Dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts ein britischer Konsul (zu einer Zeit als die Beziehungen zwischen Großbritannien und Mexiko eingefroren waren, d.h. ohne wirkliche Beschäftigung) und befindet sich im letzten Stadium des Alkoholismus.

Der Roman ist aus der Sichtweise des Konsuls geschrieben, d.h. er ist über große Strecken geschrieben wie ein Betrunkener denkt: voller Wiederholungen und überraschender Diskontinuitäten - oft nur in Gedankenfetzen oder in Sätzen, die mittendrunter ihren Sinn verändern. Nicht zuletzt aufgrund seines Stils gilt er als bedeutender Exponent der literarischen Moderne.

Eine Handlung im klassischen Sinn gibt es nur rudimentär. Er wird von Yvonne besucht, seiner Frau die getrennt von ihm in den USA lebt. Sie liebt ihn immer noch, glaubt aber nicht mehr, ihn retten zu können. Etwa zur gleichen Zeit besucht ihn auch sein jüngerer Halbbruder Hugh, eine ziellose, unreife Existenz, der sich schon als Musiker und Seemann verdingt hat und nun Journalist ist - eine Arbeit, die er verachtet. Politisch ist er links, aber ebenfalls auf eine unausgegorene Art. Er ist in Yvonne verliebt, wohl wissend um seine Chancenlosigkeit. In Mexiko zu dieser Zeit tobt gerade ein unterirdischer Bürgerkrieg zwischen Anhängern und Gegnern der Mexikanischen Revolution - parallel zum Spanischen, der in den Gedanken der Hauptfiguren ebenfalls anwesend ist. Die Personen verirren sich in einem dunklen Wald, in der der Konsul seine Frau verliert. Am Ende wird der Konsul aus einem dummen Zufall heraus von Rechtsradikalen erschossen, die in ihm als Ausländer einen Spion sehen.

Hauptsächlich sehen wir aber einzelne Szenen im Leben des Konsuls. Wir sehen ihn durch den total verwilderten Garten seines Hauses schlendern, wo er hinter jedem Busch eine Schnapsflasche versteckt hat. Wir sehen ihn auf den Rummelplatz der Stadt gehen, wo er prompt im dortigen Riesenrad vergessen wird und sich die ganze Nacht sinnlos im Kries dreht, während seine Brieftasche herausfällt und die Straßenjungen ihm nicht nur sein Geld, sondern auch seine Ausweise stehlen, ihn also gleichsam seiner Existenz berauben. Wir sind Zeuge eines Ausfluges mit seiner Frau und seinem Bruder in die nächste größere Stadt, wo er Zeuge eines Stierkampfes wird und unfreiwillig eingreift.

Mexiko (und das ist wohl als Allegorie auf die ganze Welt zu sehen) wird als archaiisches Land beschrieben, in der wilde Grausamkeit mit tiefsitzender Wut aber auch Lethargie begegnet wird - ein endloses Kontinuum von Herrschaft und Unterdrückung, wofür auch die im Roman öfter vorkommenden Boxkämpfe und Stierkämpfe ein Sinnbild sind.

Die Metaphorik dieses Romans (die tiefe Schlucht vor der Stadt, der verwilderte Garten, das sich sinnlos fortdrehende Rad) sind nicht nur von Lowrys Interesse für mystische Symbolik bestimmt, sondern auch (dunkler Wald!) von Dante, zu dessen Inferno Lowry ein Parallelwerk schaffen wollte. Auch der Konsul befindet sich auf einer Höllenreise, aber durch eine Hölle, die zugleich der Himmel ist. Oder wie Lowry im Vorwort schreibt: der Alkoholiker gleicht dem Mystiker, der seine Geisteskräfte mißbraucht hat.

Von diesem Roman gibt es eine Verfilmung von John Huston mit Albert Finney in der Hauptrolle.