Die Armenische (oder Gregorianische) Kirche ist eine der ältesten Kirchen sui juris, die sich bis auf apostolische Zeiten zurückverfolgen läßt. Der Überlieferung nach haben die hl. Apostel Thaddäus und Bartholomäus in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts in Armenien gepredigt, die ersten Gemeinden gegründet und auch das Martyrium erlitten. Weil dem Armenischen Volk das Christentum von den Aposteln gebracht wurde, nennt sich die Armenische Kirche „apostolisch“. Der Name „Gregorianische Kirche“ leitet sich vom Schutzpatron des armenischen Volkes ab, Gregorius dem Erleuchter. Mit der im Jahr 301 erfolgten Erklärung des Christentums zur Staatsreligion durch den armenischen König Trdat III., der durch Gregorius zum Glauben gekommen war, wurde Armenien zum ersten christlichen Staat der Welt.
Die Lehre des Konzils von Chalzedon 451, an dem auch kein armenischer Bischof teilgenommen hatte, wurde von der Synode der Armenischen Apostolischen Kirche des Jahres 506 abgelehnt; aus diesem Grunde wird die AAK (zusammen mit der Koptischen, Äthiopischen, Syrischen und Malankarischen Kirche) den sog. Vorkalzedonensischen Orthodoxen Kirchen zugezählt. Bedingt durch die bewegte Geschichte des armenischen Volkes (alte und neue armenische Königreiche in Kilikien und im Südosten Kleinasiens wurden zerstört), gibt es heute eine große armenische Diaspora auf der ganzen Welt. Unter solchen Umständen dienten Sprache und Religion als Garanten für die Erhaltung der nationalen Identität.
Zwar wird der Patriarch und Katholikos der Armenier (heute ist es Seine Heiligkeit Garegin II.), der in Etschmiadzin (in der Nähe von Eriwan) residiert, als geistliches Oberhaupt aller Gläubigen der AAK angesehen; doch haben sich im Laufe der Zeit in der Kirche noch drei weitere wichtige Zentren entwickelt, die ihre eigene Jurisdiktion besitzen. Dem Katholikat von Etschmiadzin sind die armenischen Patriarchate von Jerusalem und Konstantinopel (Istanbul) untergeordnet. Der Katholikat von Kilikien (jetzt in Libanon), deren Oberhaupt Seine Heiligkeit Katholikos Aram ist, ist unabhängig geblieben. Die AAK hat heute mehr als 30 Diözesen (davon 9 in Armenien, die übrigen in der Diaspora) und mehr als 6 Mio Gläubige.