Bill O’Reilly

US-amerikanischer Fernsehmoderator
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William James „Bill“ O'Reilly, Jr. (* 10. September 1949 in New York, NY, USA) ist Moderator der wochentaeglichen US-amerikanischen TV-Show The O'Reilly Factor beim Fox News Channel. Darüber hinaus ist er bei Westwood One als Radiomoderator der Sendung The Radio Factor [1] tätig. Als Autor schreibt er eine Zeitungskolumne und publizierte bislang fünf Bestseller, darunter einen Roman.

Der O'Reilly Factor, das Flaggschiff von „Fox News“, ist noch immer die meistgesehene Nachrichtensendung im US-Kabelfernsehen, aber leidet über die letzten Jahre hinweg unter sinkenden Einschaltquoten [2] und damit einhergehend unter einer immer älter werdenden Zuschauerschaft (das Durchschnittsalter seiner Zuschauer liegt laut Konkurrenten MSNBC bei 71 Jahren; „Fox News“ bestätigt auch, dass die meisten seiner Zuschauer zur Kategorie „65plus“ gehören [3].

Inhalte/Meinungen

Auch wenn O'Reilly sich gern als „unabhängigen“ Wähler, Traditionalisten und der „politischen Mitte“ zugehörig bezeichnet (und dabei auf einige wenige vom rechten Spektrum abweichende Standpunkte verweist wie z.B. seine Kritik an der Todesstrafe), vertritt er fast ausschliesslich Meinungen des rechten Spektrums und uebt nur selten Kritik an konservativen Politikern. Wenige Wochen vor den „mid-term elections“ 2006 widmete er drei aufeinanderfolgende Sendungen einem Interview mit George Bush, was einer Nettosendezeit von zwei Stunden entspricht (seine einstündigen Sendungen haben abzüglich der Werbung eine Nettosendezeit von ca. 40 min). [4] [5]

Gelegentlich vertritt er jedoch von der Bush-Regierung und der Republikanischen Partei abweichende Haltungen, doch dabei wird ihm von seinen Gegenern oft rechtslastiger Populismus vorgeworfen. U.a. rief er „im Interesse des kleinen Mannes“ zu einem Boykott von Exxon Mobil als Krisengewinnler der ständig steigenden Öl- und damit auch der Benzinpreise auf [6] [7], während die Energiekonzerne einer der wichtigsten Geldgeber der Republikaner sind und über Vizepräsident Dick Cheney einen großen Einfluss auf die Politik der Regierung Bush haben. In anderen Fragen, wie z.B. der Einwanderung vertritt er simplifiziert anmutende und von manchen als rassistisch empfundene Positionen. [8]

Insbesondere thematisiert er den „Kampf der Kulturen“ eigener Prägung, den er in seinem permanent beworbenen Buch Culture Warrior [9] darlegt. Besondere Energie verwendet O'Reilly auf die Kritik an sogenannten „Secular Progressives“ [10]. Unter diesem Begriff fasst er einen Personenkreis zusammen, der für ihm widerstrebende Werte steht: Trennung von Kirche und Staat, gleichgeschlechtliche Beziehungen, organisierte Foerderung von Minderheiten (affirmative action), aus O'Reillys Sicht unangemessene Einforderng von Bürgerrechten (insbesondere die Bürgerrechtsorganisation ACLU), Pazifismus, Multilateralismus, Sozialstaat. Er versucht, sein Publikum zu aktivieren und emotionalisieren, indem er behauptet, es finde ein en. war against christmas statt, und ruft zu einem Boykott von Firmen auf, die das Weihnachtsfest saekularisieren, etwa durch die Grussformal "Happy Holidays" anstelle von "Merry Christmas". [11] [12] oder der Vatikan sei Anti-Amerikanisch [13]. Obwohl viele Positionen O'Reillys dem informierten Beobachter abwegig erscheinen moegen, reflektiert er doch erfolgreich populistische Stimmungen in Bevoelkerungsgruppen der USA.

Im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg versprach O'Reilly am 18. März, 2003: "Wenn die Amerikaner Saddam Hussein stuerzen und er stellt sich als sauber heraus, er hat nichts (Anm.: keine Massenvernichtungswaffen), werde ich mich bei meiner Nation entschuldigen und der Regierung Bush nie wieder trauen."[14][15][16] Spaeter, am 10. Februar 2004 antwortete O'Reilly auf Nachfragen, sein Verspechen einzuloesen, folgendermassen: "Meine Analyse war falsch, und es tut mir leid. Ich habe mich geirrt. Ich bin damit sehr unzufrieden .. ich stehe nun der Regierung Bush viel skeptischer gegenueber als damals." [14] O'Reilly gab jedoch weiterhin unterstuetzende Kommentare zum Irak Krieg ab, auch wenn er die Ausfuehrung des Krieges oft kritisierte. In jüngster Zeit behauptete er, die Washington Post sei ein linksradikales Schmierenblatt (wegen Kritik an Verbrechen von US-Soldaten im Irak); die herkoemmlichen Medien (sogenannte „liberal mainstream media)“ sind oft ein Zielpunkt von Kritik und Feindseligkeiten seitens O'Reillys.

Obwohl offiziell eine politische Sendung gehobenen Anspruches, nehmen weniger serioese Themen, vor allem Gewaltverbrechen und die „Reichen und Berühmten“, oft einen großen Teil der Sendezeit ein.

Kritik und Kontroversen

O'Reilly steht im Mittelpunkt vieler Kontroversen. O'Reilly, seine Sendung und Fox Newswerden oft dafuer kritisiert, dem eigenen Anspruch und Untertitel der Sendung („The No-Spin Zone“) nicht gerecht zu werden.

Im Dokumentarfilm Outfoxed werden diese Vorwuerfe ausführlich untersucht, anhand von Studien wird die Einseitigkeit von „Fox News“ nachgewiesen und ehemalige Mitarbeiter berichten über interne Memos [17], in denen festgelegt wird, wie bestimmte Ereignisse dargestellt werden müssen, um die Republikaner in ein positives und die Demokraten in ein negatives Licht zu rücken sind [18]. Trotz aller Kritik und Drohungen wurde nie ein Gerichtsverfahren angestrengt, um die inhaltlichen Aussagen aus Outfoxed zu widerlegen. [19]

Wie andere Sendungen von „Fox News“ wird oft kritisiert, dass in O'Reillys Sendung überwiegend Politiker und Medienvertreter des rechten Spektrums eingeladen werden [20]. Gelegentlich, wenn Gaeste kontraere Meinungen vertreten, wird O'Reilly unbeherrscht und schreit diese nieder oder lässt ihnen in wenigen Fällen auch das Mikrofon abschalten, oft verbunden mit der unhoeflichen Aufforderung „Shut up“, welche in 10 Jahren bis zu 200 mal verwendet wurde (zumeist jedoch in Kommentaren und selten an Gaeste gerichtet).[21] Den Autor Jeremy Glick ließ er wegen seiner Kritik an der Regierung Bush und dem Afghanistan-Krieg gar vor laufender Kamera vom Sicherheitsdienst aus dem Studio geleiten [22] Wer den in der Sendung vorgetragenen, einseitigen Meinungen widerspricht, wird vom Moderator als „Zombie“ bezeichnet - Organisationen, Medien, selbst Zuschauer, die in am Ende der Sendung verlesenen e-Mails dem Moderator widersprechen. [23] [24]

Wiederholt werden auch Zweifel an der faktischen Genauigkeit von O'Reilly's Sendungen geaeussert, und mehrere Webseiten verweisen auf Unrichtigkeiten, welche oft als Manipulationen empfunden werden. Die liberale, aber excellent dokumentierende website Media Matters berichtet regelmäßig über parteiliche Darstellungen und Unrichtigkeiten von „Fox News Channel“ und des O'Reilly Factors. O'Reilly verwahrt sich dagegen und wirft media matters eine Schmierenkampagne vor, jedoch schlägt er alle Angebote seitens media matters aus, Mitarbeiter in die Sendung kommen zu lassen, um die Vorwürfe zu diskutieren.

O'Reillys Aussage, er stünde auf den Todeslisten der Al-Quaida, rief einigen Spott hervor. Es wurde darauf verwiesen, dass sich weder ein Anti-Terror-Experte [25] noch ein Kollege aus dem eigenen Sender [26] finden liess, der diese Aussage bestätigen konnte. In der Tat kamen FBI-Agenten zu „Fox News“, der Grund war jedoch die Entführung von zwei Reportern des Senders im Irak. [27] Im Oktober 2006 kam es zu in O'Reillys "Factor" zu folgender Unrichtigkeit: der wegen eines Sexskandals zurückgetretene republikanische Abgeordnete Mark Foley wurde in Einblendungen als Demokrat bezeichnet [28].

In der Kritik stehen ferner O'Reillys Mangel an Zurueckhaltung in Wortwahl und Darstellung. So wurde z.B. Hillary Clinton in einem Vorschau-clip neben einer Abbildung des Teufels dargestellt. [29] Ferner schlug er vor (ironisch, wie er spaeter erklaerte), Al-Quaida solle einen Anschlag auf den Coit Tower in San Francisco ausueben, und jegliche nationale Unterstuetzung solle dann ausbleiben; Grund fuer O'Reillys Zorn war ein Referendum in San Francisco, dass dem Militär die Rekrutierung an öffentlichen High Schools und Colleges untersagte. [30] [31] Weil NBC News und MSNBC vorsichtige Kritik an der Politik der Bush-Administration üben, behauptet O'Reilly, NBC wünsche eine Niederlage im Irak. [32] Zuletzt behauptete O'Reilly, dassen:Shawn Hornbeck, welcher entfuehrt und mutmaßlich sexuell mißbraucht wurde, in den vier Jahren seiner unfreiwilligen Gefangenschaft keinen Versuch unternommen habe, zu fliehen, weil er das Leben mit TV und Computerspielen und ohne Schulbesuche dem Leben bei seinen leiblichen Eltern bevorzugte. [33] [34]

Der ehemalige comedian und erklaerte Bewerber um einen Sitz im Bundessenat Al Franken wies in seiner Sendung auf The Sundance Channel anhand des Originalinterviews von ABC und einem Beitrag des O'Reilly Factors nach, das ein Interview mit dem demokratischen Senator Joe Biden geschnitten und dessen Inhalt offenbar bewusst falsch wiedergegeben wurde.[35]

Al Franken, der sich viele weitere Auseinandersetzungen mit O'Reilly lieferte, deckte auch mehrere unrichtige Aussagen in dessen Biographie auf. Bill O'Reilly, nach eigener Aussage ein Wähler ohne Bindung an eine Partei (Independent) in der „politischen Mitte“ („a centrist“), kreuzte in seiner Registrierung als Wähler „Republikaner“ an. Als dies bekannt wurde, änderte er sie und behauptete nun, es wäre keine Eintragung als Unabhängiger möglich gewesen. Al Franken konnte seine Aussagen jedoch durch den Besitz einer Kopie von O'Reilly's Wählerregistrierung belegen. [36] O'Reilly schmückt sich gern damit, aus der „Arbeiterschaft“ zu kommen und durch „harte Arbeit“ zu einer prominenten Medienpersönlichkeit geworden zu sein. Wie Al Franken nachwies, besuchte O'Reilly jedoch eine private High School und wuchs in einer „besseren Gegend“ auf. Zu den vielen fehlerhaften Aussagen seiner Biographie gehören auch die vermeintlichen beiden Peabodies für seine Tätigkeit als Moderator von NBC's Boulevardmagazin en:Inside Edition [37]. In der Tat erhielt Inside Edition einen (etwas weniger renommierten) Polk Award [38], und das auch nur ein Jahr nachdem O'Reilly aufhoerte, fuer die Sendung zu arbeiten.

O'Reilly's Stil wird erfolgreich von Stephen Colbert auf Comedy Central parodiert, und zwar in der satirischen Nachrichten/Meinungsshow "The Colbert Report", in welcher Colbert sich in ironischem Respekt zuweilen auf "papa bear" O'Reilly bezieht.

Quellen

  1. The Radio Factor
  2. Overstating The O'Reilly Factor's viewership nearly threefold, O'Reilly claimed to have „6 million people watching me every night“
  3. MSNBC’s Star Carves Anti-Fox Niche
  4. O'Reilly's interview with Bush: Softball questions, misleading assertions, and attacks on Democrats
  5. Bill O'Reilly's Exclusive Interview with President Bush
  6. Talking Points Memo: „Gas prices up, approval ratings down“
  7. Stock Pick of the Week: ExxonMobil
  8. O'Reilly's Racist Slurs - in Context
  9. Culture Warrior (Amazon)
  10. O'Reilly and the Secular Progressives
  11. US-Christfest: Frohe Weihnachten - sonst setzt es was!
  12. FOX hypes stories to claim „Christmas Under Siege“
  13. O'Reilly: „The Vatican has to wise up or shut up“
  14. a b "Bill O'Reilly's 'Apology': Still Spinning in the 'No Spin Zone'" by Peter Hart, Common Dreams NewsCenter, February 25, 2004.
  15. "Devil in the Details: He Is the Eggman" by Heidi Pauken, The American Prospect, March 1, 2004.
  16. "My Bad: 25 Years of Public Apologies and the Appalling Behavior That Inspired Them" by Paul Slansky and Arleen Sorkin, Flak Magazine.
  17. The Fox News Daily Memo: Is the Fix In?
  18. Trailer „Outfoxed“
  19. Bill O'Reilly kommentiert „Outfoxed“
  20. studie: Verhaeltnis konservative/progressive Gaeste
  21. Jack Shafer: Bill O'Reilly Wants You To Shut Up. Slate.com (August 28), 2003, abgerufen Format invalid.
  22. Jeremy Glick vs Bill O'Reilly
  23. O'Reilly calls Media Matters „assassins“ and „the worst“ among „most vicious“ political websites
  24. Bill O'Reilly to Oprah: I Hate The Media
  25. O'Reilly claimed to be on Al Qaeda „death list,“ but that's news to FBI, others at Fox News
  26. Bill O'Reilly The Baron Munchausen Of Cable News?
  27. Captors Release Two FOX News Journalists Kidnapped in Gaza Aug. 14
  28. Fox Makes Foley a Democrat
  29. A picture's worth a thousand words
  30. O'Reilly to San Francisco: „If Al Qaeda comes in here and blows you up, we're not going to do anything about it. ... You want to blow up the Coit Tower? Go ahead“
  31. Bill O'Reilly Hates SF
  32. Scarborough slams O’Reilly for calling NBC the anti-Bush network.
  33. Bill O’Reilly blames the victim–for shame…
  34. Olbermann: Why does O’Reilly still have a job?
  35. Bill O'Reilly SLANDERS Senator Joe Biden - Al Franken Exposes
  36. Bill O'Reilly's Wählerregistrierung als Republikaner
  37. Al Franken and the Lying Liars
  38. George Polk Awards for Journalism