Das Acquired Immune Deficiency Syndrome (erworbenes Immun-Schwäche-Syndrom, kurz AIDS) ist eine Folge der Infektion mit dem HI Virus, welches eine schrittweise Zerstörung des Immunsystems bewirkt. Das Syndrom wird laut seinem Entdecker Luc Montagnier durch das Human Immunodeficiency Virus (Menschliches Immun-Schwäche-Virus, HIV) ausgelöst, ein Virus, das durch Körperflüssigkeiten übertragen wird. Die häufigsten Infektionswege sind ungeschützter sexueller Kontakt und die Benutzung nicht steriler Spritzen bei Drogenkonsum. Bluttransfusionen sind ebenfalls eine mögliche Infektionsquelle, die allerdings heute in Deutschland durch Routine-Untersuchungen der Blutspender kaum noch Bedeutung hat.
Das HI-Virus
Frühere Bezeichnungen für das Virus sind:
- LAV = Lymphadenopathie-assoziiertes Virus
- HTLV III = humanes T-Zell-LeukA¤mie-Virus III
- ARV = [AIDS]-assoziiertes Retrovirus
Neben HIV-1 (u. Subtyp O) gibt es in Westafrika eine Variante:
- HIV Typ 2
Krankheitsverlauf
Nicht jeder, der vom HI-Virus befallen ist, hat automatisch AIDS. Die rein klinische Diagnose "AIDS" wird gewöhnlich ab einem gewissen Grad der Zerstörung des Immunsystems gestellt. Sie ist definiert über das Auftreten von so genannten opportunistischen Infektionen. Diese werden ausgelöst durch Erreger, die erst durch die von der HIV-Infektion ausgelöste Immunschwäche überhaupt krank machen können; vorher gilt ein Patient lediglich als HIV-positiv. Als Mass für die Zerstörung des Immunsystems dient die T-Helfer-Zellen-Zahl im Blut eines HIV-Infizierten. Der Standard-Grenzwert ist erreicht, wenn das T-Zellen-Niveau eines Patienten unter 200-400 / µl Blut fällt. Die Unterschreitung dieser Grenze stellt eine Behandlungsindikation dar.
Geschichte von AIDS
HIV ist eng mit Viren verwandt, die AIDS-ähnliche Symptome in Primaten auslösen, und es ist allgemein akzeptiert, dass einer dieser Virustypen Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Menschen übertragen wurde, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass dies in isolierten Fällen bereits früher geschah.
Genaue Angaben über Zeit, Ort, Wirtstier, Art und Anzahl der Übertragungen sind nicht bekannt. Ein Virus, das fast identisch mit dem menschlichen HI-Virus ist und SIV genannt wird, wurde in Schimpansen gefunden. Nach jüngsten Untersuchungen von Virologen der Universität Birmingham/Alabama löst HIV-1, das von dem im Schimpansen gefundenen SI-Virus abstammt, die tödliche Immunschwächekrankheit aus. Durch eine genetische Analyse konnten die Wissenschaftler zeigen, dass das SI-Virus eine Kombination aus zwei Virusstämmen ist, die in bestimmten Meerkatzen vorkommen. Da Meerkatzen von Schimpansen gejagt und gefressen werden, müssen sich die Schimpansen mit den zwei Virusstämmen infiziert haben, aus denen sich dann in ihrem Körper das SI-Virus gebildet hat. Die Übertragung dieses SI-Virus auf den Menschen erfolgte nach Ansicht der Forscher wohl bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts durch den Verzehr von Schimpansenfleisch. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass das HI-Virus zuerst in West-Afrika auftrat, aber es ist nicht mit letzter Sicherheit geklärt, ob es nicht mehrere Virusherde gab, einer davon möglicherweise in Südamerika. Die erste Blutprobe, die nachgewiesenermaßen HIV enthält, wurde 1959 im Kongo genommen. Weitere Proben stammen von einem US-Amerikaner (1969) und einem norwegischen Matrosen (1976).
AIDS in ethnischen Gruppen
In verschiedenen ethnischen Gruppen verläuft AIDS unterschiedlich, was auf vererbte genetische Merkmale zurückzuführen ist. Bei Schwarzafrikanern (ist das politisch korrekt?) bricht die Krankheit im Durchschnitt am schnellsten aus und verläuft am heftigsten. Bei Westeuropäern dauert es bei 10-15% der Bevölkerung wesentlich länger bis zum Ausbruch, und bei geschätzten 1% bricht AIDS auch nach 10-15 Jahren (eventuell nie) aus. Der Durchschnitt bei der US-amerikanischen Bevölkerung liegt dazwischen. Es wird angenommen, dass eine bestimmte Eigenschaft des Immunsystems einigen Europäern eine rudimentäre Immunität gegen die Pest verlieh. Diese Eigenschaft verbreitete sich durch natürliche Selektion während der Pest-Epidemien in der Bevölkerung. Zufälligerweise verleiht eben diese Eigenschaft heute eine noch nicht genau geklärte Immunität gegen HIV und damit gegen den Ausbruch von AIDS.
Alternative Theorien
Zur Herkunft und Verbreitung von HIV und AIDS gibt es Theorien, die der gängigen wissenschaftlichen Sichtweise widersprechen:
- Es wird insbesondere argumentiert, dass die wissenschaftliche Evidenz nicht ausreicht, um Afrika als Herkunftsland zu benennen, um die absichtliche oder versehentliche Herstellung des HI-Virus im Labor auszuschließen oder um eine Übertragung zwischen Tier und Mensch (vom Affen auf den Menschen) anzunehmen. Von Professor Segal wurde zudem die Theorie aufgestellt, dass das HI-Virus möglicherweise das Ergebnis militärischer Experimente ist, vgl. hierzu [1].
- Kary Mullis, Nobelpreisträger und Erfinder der Polymerase-Kettenreaktion (ein wichtiges gentechnisches Verfahren), behauptet, HIV würde nicht zu AIDS führen [2].
- Es gibt mehrere Gruppen, zum Beispiel die "Scientific Group for Reappraising the HIV-AIDS hypothesis", die einige 100 "AIDS-Dissidenten" umfasst. Der Zugang zu AIDS-Konferenzen wird ihnen laut eigenen Aussagen in aller Regel verweigert. Die Meinungen dieser Wissenschaftler reichen von der Zweifel an der Existenz von Retroviren oder HIV über die Testmethoden bis hin zu epidemiologischen Schlussfolgerungen, Zweifel an der Existenz einer eigenständigen Krankheit "AIDS" und Kritik an den Methoden der etablierten HIV-AIDS-Forscher.
Eine HIV-Infektion ist in Österreich im Gegensatz zur AIDS-Erkrankung nicht meldepflichtig. Diese erfolgt an das Ministerium in anonymisierter Form. In Deutschland ist bereits die HIV-Infektion meldepflichtig und erfolgt ebenfalls anonymisiert an das Robert-Koch-Institut in Berlin.