Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik

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Vorgeschichte 1945-1949

Chronologie: Geschichte der DDR. Vorgeschichte 1945-1949

Teilung Deutschlands

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v.l.: Churchill, Roosevelt und Stalin auf der Konferenz von Teheran

Bereits während des zweiten Weltkrieges wurde auf den Konferenzen von Teheran und Jalta eine Aufteilung Deutschlands diskutiert, da sich die Alliierten nicht auf eine gemeinsame Politik bezüglich Deutschlands einigen konnte. Nach der Kapitulation Deutschlands beschlossen die Regierungschefs der vier Siegermächte im Mai 1945 auf der Potsdamer Konferenz, Deutschland in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren zu teilen, aber von einem gemeinsamen Alliierten Kontrollrat verwalten zu lassen. Die wirtschaftliche Demilitarisierung (insbesondere die Demontage von Industrieanlagen) sollte jedoch in jeder Zone autonom durchgeführt werden.

Im Lauf der Zeit lief die wirtschaftliche Entwicklung jedoch insbesondere zwischen den westlichen Besatzungszonen und der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) immer weiter auseinander, und es kam auch aufgrund weltpolitischer Differenzen zu immer größeren Spannungen zwischen der Sowjetunion und den USA. Dies manifestierte sich in einem Zusammenschluss der drei westlichen Besatzungszonen und der Weigerung der SBZ 1947, am Marshallplan der USA teilzunehmen.

Am 20. Juni 1948 wurde die Teilung Deutschlands durch die auf die westlichen Besatzungszonen beschränkte Währungsreform evident. Drei Tage später wurde auch in der sowjetischen Besatzungszone eine Währungsreform beschlossen. Nachdem die DM jedoch gegen den Willen des sowjetischen Oberbefehlshabers auch in den westlichen Sektoren von Berlin eingeführt worden war, versuchte die Sowjetunion, durch die Berliner Blockade ganz Berlin in ihre Hand zu bekommen. Die Westalliierten entschieden, Berlin durch eine Luftbrücke zu versorgen, die 11 Monate lang die Westberliner Bevölkerung mit Hilfsgütern versorgte, bis die Blockade am 12. Mai 1949 wieder aufgehoben wurde.

Sowjetische Deutschlandpolitik

Die Sowjetunion entwickelte während des zweiten Weltkrieges eigene Ideen für ein Nachkriegsdeutschland: Stalin schwebte ein ungeteilter sozialistischer Staat vor. Er erwartete, insbesondere aus dem Ruhrgebiet zahlreiche Reparationen zu erhalten.

Derartige Pläne waren nach Kriegsende jedoch nicht durchsetzbar. Um sich jedoch alle Optionen offen zu halten, wurde die "Sowjetisierung" der eigenen Besatzungszone zunächst verschoben und eine offen kommunistische Entwicklung vermieden oder vertuscht.

Zur Verwaltung der SBZ wurde im Juni 1945 die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) gegründet. Diese kontrollierte und regelte das gesamte politische und gesellschaftliche Leben und verfügte über bis zu 50.000 Mitarbeiter. Sie verfügte die Gründung von 5 Ländern innerhalb der SBZ und übertrug ihnen im Oktober 1945 Gesetzgebungsbefugnisse.

Politischer Aufbau

Für den politischen Aufbau war die so genannte Gruppe Ulbricht von Bedeutung. Sie bestand aus Walter Ulbricht und anderen in die Sowjetunion emigrierten Mitgliedern der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die der Roten Armee beim Neuaufbau der Verwaltung helfen sollten. Bereits vor Kriegsende wurde sie in Deutschland tätig und erreichte, dass von den sowjetischen Kommandanten zahlreiche Schlüsselpositionen innerhalb der Kommunalverwaltungen an deutsche Kommunisten vergeben wurden. Dabei galt Ulbrichts Devise: "Es muss demokratisch aussehen, aber wir [die Gruppe Ulbricht] müssen alles in der Hand haben."

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Gründung der SED durch Handschlag zwischen Grotewohl (SPD, rechts) und Pieck (KPD) am 21.4.1946

Zur Überraschung der westlichen Alliierten und deutscher Politiker ermöglichte die SMAD bereits im Juni 1945 ein pluralistisches deutsches Parteiensystem, gegründet wurden KPD, SPD, CDU und LDPD. Diese schlossen sich zu einem antifaschistischen Block ("Nationale Front") zusammen, um die Entnazifizierung und den Wiederaufbau gemeinsam durchzuführen. Die KPD konnte trotz Unterstützung durch die SMAD ihr Ziel, größte und bestimmende Partei der SBZ zu werden, nicht erreichen. Sie geriet im Gegenteil im Laufe des Jahres bei der Bevölkerung und den anderen Parteien immer mehr in die Isolation. Deshalb wurde zusammen mit der SMAD unter Billigung Stalins die SPD als Hauptkonkurrent durch massiven Druck, Bestechung ihrer Führungspersönlichkeiten und Täuschung über die wahren Ziele der KPD 1946 zu einer Zwangsvereinigung zur SED genötigt. Bei den Landtagswahlen im Oktober 1946 erreichte die SED mit 47,5 % allerdings nicht die angestrebte absolute Mehrheit.

Um den Widerstand von CDU und LDPD gegen weitere Eingriffe ins Parteiensystem zu unterlaufen, brachte die SED 1947/48 mit der Volkskongressbewegung ein neues Instrument ins Spiel. Auf zwei Sitzungen 1947 und 1948 beschloss der Volkskongress die Aufnahme neuer Blockparteien (NDPD und DBD) und Massenorganisationen (Kulturbund, Freier Deutscher Gewerkschaftsbund, Demokratischer Frauenbund Deutschlands), die größtenteils kommunistisch dominiert waren, in die "Nationale Front".

Im Mai 1949 wurde der 3. Volkskongress über Einheitslisten gewählt, der den Entwurf einer Verfassung annahm. Durch einen vom Volkskongress einberufenen Volksrat wurde die Deutsche Demokratische Republik am 7. Oktober 1949 offiziell gegründet.

Wirtschaftlicher Aufbau

Die Wirtschaft in der SBZ wurde zunächst durch die Demontage massiv beeinflusst. Im Rahmen der Hauptdemontage wurden bis Ende 1946 über 1.000 Betriebe, vor allem der Maschinenbau, die chemische und optische Industrie, und das zweite Gleis fast aller Bahnstrecken abgebaut. In einer zweiten Etappe wurden Reparationen aus der laufenden Produktion entnommen und etwa 200 wichtige Betriebe als Sowjetische Aktiengesellschaften (SAG) in das Eigentum der Sowjetunion überführt.

Unter der Losung "Junkerland in Bauernhand" wurde im September 1945 eine Bodenreform durchgeführt, bei der Kriegsverbrecher, Funktionäre und Repräsentanten der NSDAP sowie alle Landbesitzer, die Güter mit mehr als 100ha Land besaßen, entschädigungslos enteignet wurden. Das Land wurde an "Neubauern" (landlose Bauern, Landarbeiter und Flüchtlinge) verteilt, die ihre 5-10 ha großen Landflächen selber bearbeiten mussten. Da sie meist keine landwirtschaftlichen Geräte besaßen, waren sie von den 1949 geschaffenen "Maschinen-Ausleih-Stationen" (MAS) abhängig.

Da Stalin jedoch die Idee eines ungeteilten Deutschlands nicht aufgeben wollte, begann die tatsächliche sozialistische Umgestaltung der ostdeutschen Wirtschaft erst 1952.

Aufbau des Sozialismus 1949-1961

Chronologie: Geschichte der DDR. Aufbau des Sozialismus 1949-1961

Politische Führung

Erster Präsident der DDR wurde 1949 Wilhelm Pieck, erster Ministerpräsident wurde Otto Grotewohl. Beide waren seit 1946 Vorsitzende der SED. 1950 wurden sie in ihren Parteiämtern bestätigt, Walter Ulbricht wurde Generalsekretär des neu geschaffenen Zentralkomitees (ZK) der SED. Nach dem Tod von Wilhelm Pieck wurde 1960 der Staatsrat anstatt des bisherigen Präsidentenamtes gebildet und Walter Ulbricht zu dessen Vorsitzenden bestimmt.

1950 schlossen sich alle Parteien trotz Widerstands vieler Mitglieder und einiger Landesverbände zur Einheitsliste „der Nationalen Front“ zusammen. Bei ersten Wahlen zur Volkskammer erhielt diese von der SED dominierte Einheitsliste nach offiziellen Angaben 99,3% der Stimmen, 1954 waren es 99,46% und 1958 99,7%.

Außenpolitik

Relativ schnell nach ihrer Gründung schloss die DDR Verträge mit anderen Staaten im Ostblock ab: Im Juli 1950 wurde mit Polen die Oder-Neiße-Linie vertraglich festgelegt. Im September des gleichen Jahres wurde die DDR Mitglied im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) - dem Äquivalent zur Europäischen Gemeinschaft.

Kontakte zu westlich-orientierten Staaten wurden jedoch von der Bundesrepublik Deutschland verhindert: Durch die Hallstein-Doktrin drohte sie anderen Staaten mit den Abbau ihrer Beziehungen, falls diese die DDR anerkennen. Nachdem die BRD 1954 Mitglied der Westeuropäischen Union geworden war, trat die DDR ein Jahr später dem Warschauer Pakt bei.

Die SMAD wurde durch die Sowjetische Kontrollkommission (SKK) abgelöst, die 1953 durch den sowjetischen Hohen Kommissar ersetzt wurde. Nachdem die UdSSR 1955 die volle Souveränität der DDR bestätigt hatte, wurde auch dieses Amt aufgehoben.

1952 bot Stalin mit den Stalin-Noten Verhandlungen über eine Wiedervereinigung und Neutralität Deutschlands an. Von den Westmächten wurde dies jedoch für ein Ablenkungsmanöver gehalten, das die Westintegration Westdeutschlands behindern sollte. Die Briefwechsel endeten schließlich ohne Ergebnis.

Wirtschaftspolitik

Ab 1951 folgte die Wirtschaft der DDR dem 1. Fünfjahrplan. Damit begann der Einstieg in die Planwirtschaft. 1958 wurde eine staatliche Plankommission zur Lenkung der Wirtschaft gebildet und im selben Jahr die Lebensmittelkarten endgültig abgeschafft. 1959 wurde der Fünf- in einen Siebenjahresplan umgewandelt.

Zahlreiche der Sowjetische Aktiengesellschaften (SAG) wurden in Volkseigene Betriebe (VEB) umgewandelt.

Für die Landwirtschaft prägte die SED in den 1950er Jahren die Devise "vom Ich zum Wir". Unter diesem Motto sollte die Landbevölkerung "auf freiwilliger Basis" von den angeblichen Vorzügen einer kollektivierten Landwirtschaft überzeugt werden. Das Ziel war die Gründung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG). "Muster-LPGs" sollten wie "Leuchttürme auf dem Lande" die Idee von der Sowjetisierung in alle Dörfer tragen. Da die meisten Bauern jedoch kein Interesse an genossenschaftlicher Arbeit zeigten, wurden insbesondere verlassene Höfe, sogenannte ÖLB ("örtliche landwirtschaftliche Betriebe") und wirtschaftlich kaum lebensfähige Kleinbetriebe zu LPGs zusammengefügt. 1952 waren so in der DDR knapp 2000 zunächst überwiegend wirtschaftsschwache LPGs entstanden.

Klein- und Mittelbauern wurden mit Repressionen und hohen Zwangsabgaben drangsaliert, bei der Verteilung der landwirtschaftlichen Geräte durch die MAS benachteiligt. So wurden zehntausende Bauern in den Westen vertrieben. Dies führte dazu, dass am 17. Juni 1953 die Stimmung auch auf dem Land kippte. Anschließend wurde die Kollektivierung zunächst verlangsamt. Ab 1958 wurde die Kollektivierung wieder forciert. Von der SED entsandte Agitationstruppen sollten die Bauern durch Nötigung oder Drohungen zum "freiwilligen" Eintritt in eine LPG veranlassen, während widerstrebende Landwirte vom MfS verhaftet wurden.

Parallel zur Entwicklung in Westdeutschland begann das staatliche Fernsehen der DDR Ende 1952 mit Versuchssendungen.

17. Juni

1952 wurde der „planmäßige Aufbau des Sozialismus“ zur grundlegenden Aufgabe erklärt, der Prozess der 'Sowjetisierung' der Gesellschaft forciert und die Staatsmacht gestärkt. Dazu wurden zum Beispiel die 5 Länder in 14 Bezirke und 217 Kreise aufgeteilt. Außerdem wurde die verbliebene Mittelschicht in Frage gestellt: Insbesondere Bauern und kleine Handels- und Gewerbebetriebe sollten durch erhöhte Abgaben zur Aufgabe ihrer Selbstständigkeit gezwungen werden. Im Frühjahr 1953 begann die DDR-Führung auch, einen härteren Kurs gegenüber den Kirchen einzuschlagen, indem sie vor allem gegen die Junge Gemeinde und Studentengemeinden sowie deren Mitglieder mit Relegierungen von Schulen und einzelnen Verhaftungen vorging.

Am 28. Mai 1953 wurden die Arbeitsnormen um 10,3% erhöht. Die SED wurde daraufhin vom Politbüro der KPdSU vor einem zu starren und harten Kurs beim Aufbau des Sozialismus gewarnt. Sie beschloss und verkündete am 11. Juni mit dem "Neuen Kurs" zahlreiche Erleichterungen insbesondere für den bürgerlichen Mittelstand und die Bauern, etliche Maßnahmen der letzten Monate wurden zurückgenommen. Die Normerhöhung blieb jedoch bestehen. Am 16. Juni kam es daraufhin zu Streiks auf zwei Berliner Großbaustellen und einem Protestzug zum DDR-Regierungssitz, denen am 17. Juni flächendeckende Proteste folgten, die von sowjetischen Truppen blutig niedergeschlagen wurden. Die DDR-Führung bezeichnete den Aufstand als ein Werk "faschistischer Agenten ausländischer Mächte".

Entstalinisierung

Nach Stalins Tod 1953 wurde auf dem XX. Parteitag der KPdSU 1956 von dessen Nachfolger Nikita Chruschtschow die Entstalinisierung eingeleitet. Die DDR-Führung wurde davon überrascht und verwirrt: Bis vor dem Parteitag wurde Stalin verteidigt und gelobt, die SED erkannt den Politikwechsel erst spät. Walter Ulbricht erkannte jedoch die Brisanz und passte seine Begrüßungsrede an die neuen Aussagen der Sowjetführer an. Sofort nach dem Parteitag versuchte die SED-Führung, ihren Mitgliedern die neuen "Lehren" zu vermitteln. Ulbricht schrieb in Neues Deutschland, Stalin sei kein "Klassiker" des Marxismus - nachdem er noch einen Monat zuvor das Gegenteil gesagt hatte. Auch wenn die Frage der Entstalinisierung von der SED nur am Rande behandelt wurde, so wurde damit das Weltbild der deutschen Kommunisten erschüttert.

Im Zuge der Entstalinisierung werden 25.000 Häftlinge entlassen und zahlreiche Politiker (Franz Dahlem, Anton Ackermann, Hans Jendretzky und andere) rehabilitiert.

Staatssicherheit

1950 wurde das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) eingerichtet. Wilhelm Zaisser wurde Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke Staatssekretär.

Nach den Protesten vom 17. Juni wurde insbesondere dem Ministerium für Staatssicherheit Versagen vorgeworfen. Es wurde zu einem "Staatssekretariat für Staatssicherheit (SfS)" umgeformt und dem Innenministerium unterstellt. Erst 1955 erhielt es wieder Ministeriumsrang. Wilhelm Zaisser wurde zuerst aus dem ZK der SED und ein Jahr später auch aus der SED ausgeschlossen.

In zahlreichen "Säuberungen" wurden Parteimitglieder verhaftet, die während der Nazizeit in westliche Länder emigriert waren.

Abwanderung

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Die Berliner Mauer am Bethaniendamm

Nachdem bis 1956 ca. 1,72 Millionen Menschen die DDR verlassen haben sollen, wurde ein Jahr später ein neues Passgesetz verabschiedet, um die Zahl der Westreisen zu reduzieren. Die Republikflucht wurde kriminalisiert.

Zum Jahr 1960 stieg die Zahl der Abwanderer immer weiter an - auch deshalb, weil viele Bauern dem Zwang zum Beitritt einer LPG entgehen wollten. Allein für den Monat September meldeten Westberliner Behörden 20.968 DDR-Flüchtlinge. Bis 1961 hatten schließlich knapp 3 Millionen Menschen die DDR seit ihrer Gründung verlassen. Da es sich dabei oft um gut ausgebildete Menschen handelte, bedrohte diese Abwanderung die Wirtschaftskraft der DDR und letztlich den Bestand des gesamten Staates. Ab dem 13. August wurde deshalb die Berliner Mauer aufgebaut, um eine weitere Abwanderung zu stoppen.

Kirchenkampf

Während den Kirchen von der SMAD noch Zugeständnisse gemacht wurden, ging die SED 1952/53 zunehmend auf Konfrontationskurs zu den Kirchen, da diese sich gegen eine Instrumentalisierung wehrten. Anfang 1953 wurde die Junge Gemeinde als "Tarnorganisation für Kriegshetze, Sabotage und Spionage" verfolgt. Mit dem "neuen Kurs" wurde der verschäfte Kirchenkampf zunächst unterbrochen, 1955 mit den Jugendweihen jedoch ein Gegenstück zur kirchlichen Konfirmation geschaffen.

Stabilisierung 1961-1970

Chronologie: Geschichte der DDR. Stabilisierung 1961-1970

Politische Führung

Am 21. September 1964 stirbt Otto Grotewohl, Nachfolger als Vorsitzender des Ministerrates wird Willi Stoph. Im Februar 1967 verabschiedet die Volkskammer ein Gesetz über die DDR-Staatsbürgerschaft, die die deutsche Staatsbürgerschaft ablöst. Die neue Verfassung der DDR wird im April 1968 angenommen, sie bestimmt die DDR als "sozialistischen Staat deutscher Nation" und schreibt die führende Rolle der SED fest.

Grenzsicherung

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Grenzer an der Berliner Mauer (1961)

Nach dem Mauerbau wurde die "Anwendung der Waffe" gegen Flüchtlinge befohlen. In den nächsten Monaten kam es zu kleineren Schusswechseln zwischen west- und ostdeutscher Polizei, nachdem die ersten Flüchtlinge an der Grenze von DDR-Grenztruppen erschossen worden waren.

Verteidigungspolitik

Ab 1962 galt in der DDR die Wehrpflicht, 1964 wurde der Wehrdienst ohne Waffe als Bausoldat eingeführt.

Über dem Territorium der DDR und insbesondere in den Luftkorridoren nach Westberlin kam es öfter zu kleineren Konflikten zwischen westlichen und sowjetischen Kampfflugzeugen. 1962 bedrängten sowjetische Jagdflugzeuge Militärtransporter der Westalliierten, in denen unter anderem auch der britische Botschafter sitzt. 1964 wurde eine US-Maschine über Thüringen abgeschossen.

Am 20./21. August 1968 sind NVA-Truppen mit an der Niederschlagung des Prager Frühlings beteiligt.

Wirtschaftspolitik

 
Kaffeedose first class Feinster Hochlandkaffee intershop Sonderfüllung VEB Kaffee- und Nährmittelwerke Halle/Saale.

Die Wirtschaftspolitik der DDR war auf Investitionen in die industrielle Entwicklung (Schwermaschinenbau, Kraftwerke etc.) ausgerichtet. Dies bescherte der DDR-Produktion ansehnliche Zuwachsraten und mehrere neue Industriezweige. 1966 ging in Rheinsberg das erste Kernkraftwerk der DDR ans Netz.

Da sich ein erster Mangel an Devisen aus dem "Nicht-sozialistischen Wirtschaftsgebiet" (NSW) bemerkbar machte, wurde 1962 die Intershop-Handelsorganisation gegründet. In diesen Geschäften konnte nur mit Devisen bezahlt werden, dafür gab es allerdings Produkte, die es in der DDR für die offizielle Währung Mark der DDR gar nicht oder nur in minderer Qualität zu kaufen gab.

Ab 1964 wurde die Abteilung "Kommerzielle Koordinierung" innerhalb des Ministeriums für Außenhandel aufgebaut, die mit allen legalen und illegalen Möglichkeiten zusätzliche Devisen beschaffen sollte.

Stabilität und Krise 1971-1980

Chronologie: Geschichte der DDR. Stabilität und Krise 1971-1980

Ende der Ära Ulbrichts

Am 3. Mai 1971 endete die Ära Walter Ulbrichts. Erich Honecker wurde als dessen Nachfolger zum Ersten Sekretär des ZK der SED gewählt. Er löste den "aus Altersgründen" zurückgetretenen Ulbricht ab. Der Wechsel an der Spitze bedeutete für die Entwicklung der DDR einen tiefen Einschnitt.

Nach dem Rücktritt von Ulbricht wurde die Ulbricht-Periode systematisch aus der offiziellen Geschichtsschreibung verdrängt und alle Veränderungen nach seinem Abgang stark betont. Sein Name tauchte in der Öffentlichkeit kaum noch auf. Auch sein politisches Ziel einer Wiedervereinigung Deutschlands (zu einem sozialistischen Gesamtdeutschland) wurde aufgegeben, sämtliche Hinweise darauf aus der Verfassung gestrichen und bei vielen Organisationen und Institutionen die Kennzeichnung "Deutschland" durch "DDR" ersetzt. So wurde zum Beispiel der "Deutsche Fernsehfunk" in "Fernsehen der DDR" umbenannt und als Autokennzeichen "DDR" statt "D" vorgeschrieben.

Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik

Zum geflügelten Wort in Honeckers Amtszeit wurde die "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik". Er wollte mittels einer forcierten Erhöhung des Lebensstandards und der Kaufkraft die Zufriedenheit der Bevölkerung steigern und letztlich die Arbeitsproduktivität erhöhen. Ein Kernstück dieser Idee war ein Wohnungsbauprogramm, das das Wohnungsproblem bis 1990 lösen sollte und vor allem zum Entstehen großer Neubaugebiete in vielen Städten der DDR führte. Bis 1980 wurden 700.000 bis 800.000 Wohnungen errichtet oder modernisiert.

Dies bedeutete jedoch einen Schlussstrich unter die in der Ulbricht-Ära vorgenommenen Investitionen in die industrielle Entwicklung (Schwermaschinenbau, Kraftwerke etc.), die der DDR-Produktion ansehnliche Zuwachsraten und mehrere neue Industriezweige beschert hatten. Ein weiterer Schwerpunkt von Honeckers Wirtschaftspolitik war die kreditfinanzierte Beschaffung von westlichen Produktionsanlagen für Export- und Konsumgüter. Diese Investitionen sollten sich plangemäß ab Ende der 1970er Jahre bezahlt machen.

Die Änderungen in der Wirtschaftspolitik bildeten letztlich den "Anfang vom Ende" der DDR, da dadurch erstmals hohe Auslandsschulden im Nicht-Sozialistischen Wirtschaftsgebiet entstanden und gleichzeitig die materielle Substanz der DDR-Wirtschaft zunehmend vernachlässigt wurde.

Kulturpolitik

Durch eine liberalere Haltung gegenüber den Künstlern und Intellektuellen wollte die SED-Führung die Kluft zwischen Bevölkerung und Führung überbrücken. Dies änderte sich jedoch 1976 durch die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Dieser Vorgang löste energische Proteste aus und führte zu einer Unterschriftensammlung bei Künstlern und Schriftstellern - für die SED ein ungeheuerlicher Akt. Zahlreiche prominente Unterzeichner wurden anschließend unter Druck gesetzt und so zur Ausreise in die Bundesrepublik getrieben, einige auch verhaftet. 1979 eskalierte die Auseinandersetzung und führte zum Ausschluss von zahlreichen berühmten Mitgliedern aus dem Schriftstellerverband.

Außenpolitik

Unter Erich Honecker wurden sowohl die Führungsrolle der UdSSR als auch das sowjetische Modell von der SED wieder als verbindlich angesehen. In der Folge wurden die Beziehungen zwischen der DDR und der Sowjetunion weiter verstärkt. 1975 wurde ein neuer Freundschafts- und Beistandsvertrag abgeschlossen, der die DDR in eine rechtlich noch größere Abhängigkeit von der Sowjetunion brachte.

Nach der Unterzeichnung des Berlinabkommens durch die Vier Mächte im September 1971 wurden mit der Bundesrepublik Deutschland zahlreiche Verträge abgeschlossen, 1972 wurden mit dem Grundlagenvertrag die Souveränität und die Grenzen der DDR anerkannt. Da die Bundesrepublik nunmehr ihren Widerstand gegen eine internationale Aufwertung der DDR aufgab, änderte sich die außenpolitische Situation der DDR grundlegend. Bereits im Dezember 1972 wurden mit 20 Staaten Diplomaten ausgetauscht (unter anderem Iran, Schweden, Schweiz, Österreich). Auch mit den USA wurden diplomatische Beziehungen vereinbart. Bis 1978 wurde die DDR von insgesamt 123 Regierungen in aller Welt völkerrechtlich anerkannt und konnte damit die wichtigste Phase ihrer Außenpolitik erfolgreich abschließen.

Die DDR konnte im September 1973 (gleichzeitig mit der Bundesrepublik Deutschland) ebenfalls in die UNO einziehen und beteiligte sich an der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Dadurch verpflichtete sie sich jedoch auch zur Einhaltung der Menschenrechte. Mehr und mehr Bürger forderten daraufhin die Einhaltung der Zusagen und stellten Anträge auf Ausreise in die Bundesrepublik.

Krise und Ende 1981-1990

Chronologie: Geschichte der DDR. Krise und Ende 1981-1990

Finanzkrise

1982 führte die Zahlungsunfähigkeit Polens und Rumäniens bei westlichen Banken zu einem Glaubwürdigkeitsverlust aller sozialistischen Länder. Dies äußerte sich auch in einem Kreditstopp für die DDR. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden fällige Kredite und Zinszahlungen zum größten Teil mit neuen Krediten abgelöst und echte Tilgungen nur punktuell bzw. auf Druck hin vorgenommen. Nur durch die 1983 von der Bundesregierung übernommene Bürgschaft für einen vom bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU) vermittelten Kredit über eine Milliarde D-Mark (511 Millionen Euro) konnte die DDR ihre Stabilität bewahren.

Ausreise

1984 siedelten ungewöhnlich viele (40.900 Personen) in die BRD um. Zahlreiche Ausreisewillige flüchteten in Prag und Ostberlin in die Botschaft der BRD, um eine schnellere Bearbeitung ihrer Ausreiseanträge zu erzwingen.

Am 2. Mai 1989 begann Ungarn, die Grenzanlagen zu Österreich abzubauen. In der Folge versuchten Hunderte von DDR-Bürgern, über Ungarn in den Westen zu gelangen. Gleichzeitig begaben sich viele in die Botschaften der Bundesrepublik in Budapest, Prag und Warschau und der Ständigen Vertretung in Ostberlin, um an westdeutsche Reisepapiere zu gelangen. Letztendlich mussten diese im August/September wegen Überfüllung geschlossen werden. Am 23. August durften die Flüchtlinge in Budapest, am 30. September in Prag und Warschau ausreisen. Diese wurden Anfang Oktober mit Sonderzügen über DDR-Gebiet in die Bundesrepublik gefahren. Während der Durchfahrt wurden Bahnhöfe abgesperrt, Leute versuchten auf die Züge aufzuspringen. Auf dem Dresdner Hauptbahnhof lieferten sich Demonstranten und Sicherheitskräfte schwere Gefechte.

Glasnost und Perestroika in der Sowjetunion

In der Sowjetunion wurde 1985 wurde Michail Gorbatschow zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei gewählt. Als de facto-Herrscher der Sowjetunion versuchte er den Verfall des Kommunismus durch die Einführung von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umstrukturierung) aufzuhalten. 1988 verkündete er die Aufhebung der Breschnew-Doktrin und erlaubte den osteuropäischen Staaten damit, die Demokratie einzuführen.

Die DDR lehnte diese Politik ab und ging auf Distanz zur Sowjetunion. 1987 fehlten im Neuen Deutschland beim Abdruck einer Rede Gorbatschows die Abschnitte mit dessen scharfer Kritik an seinen Amtsvorgängern. Im selben Jahr nahm Kurt Hager, ein Mitglied des SED-Politbüros, in einem fingierten Interview mit dem westdeutschen Nachrichtenmagazin Stern zu den Reformen in der Sowjetunion Stellung mit den Worten: "Würden Sie, nebenbei gesagt, wenn Ihr Nachbar seine Wohnung neu tapeziert, sich verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren?". Zahlreiche sowjetische Zeitungen und Filme wurden in der DDR verboten: Die Monatszeitschrift "Sputnik", einzelne Ausgaben der "Neuen Zeit" und fünf antistalinistische Filme.

1988 erklärte Honecker offiziell die Ablehnung der sowjetischen Reformpolitik.

Demonstrationen 1988

Am 17. Januar 1988 fanden auf der Gedenkdemonstration für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht Proteste unter der Losung eines Zitats von Rosa Luxemburg ("Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden") statt. Die Sicherheitskräfte verhafteten vor laufender Westkamera zahlreiche Demonstranten, in den darauffolgenden Tagen wurden zahlreiche Aktivisten der Friedensbewegung verhaftet. Es kam jedoch in der ganzen DDR zu Solidaritätsveranstaltungen. Durch das Quasi-Verbot der Zeitschrift Sputnik wurde die Stimmung weiter angeheizt.

Kommunalwahlen 1989

Während man sich in der Sowjetunion bei den Wahlen zum ersten Volksdeputiertenkongreß zum ersten Mal zwischen mehreren Kandidaten entscheiden konnte, konnte in der DDR bei den Kommunalwahlen 1989 weiterhin nur die Einheitsliste gewählte werden und als offizielles Ergebnis wurden 98,85 % angegeben. Zum ersten Mal konnten jedoch zahlreiche Regimekritiker eine Fälschung der Ergebnisse beweisen. Es kam in der Folge zu zahlreichen Demonstrationen, die von Volkspolizei und MfS aufgelöst wurden.

Siehe auch