Wolfach

Stadt im Ortenaukreis in Deutschland
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Wappen Karte
Wappen von Wolfach Karte Wülfrath in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Ortenaukreis
Fläche: 67,99 km²
Einwohner: 5.979 (31.12.2003)
Bevölkerungsdichte: 87,9 Einwohner je km²
Höhe: 250 - 880 m ü. NN
Postleitzahlen: 77709
Vorwahl: 07834
Geografische Lage: 48° 17' n. B.
8° 13' ö. L.
Kfz-Kennzeichen: OG
Gemeindeschlüssel: 08 3 17 145
Stadtgliederung: 3 Stadtteile bzw.
Stadtbezirke
Adresse der
Stadtverwaltung:
Hauptstraße 41
77709 Wolfach
Offizielle Website: www.wolfach.de
E-Mail-Adresse: stadt@wolfach.de
Politik
Bürgermeister: Gottfried Moser

Wolfach ist eine Stadt im mittleren Schwarzwald und gehört zum Ortenaukreis in Baden-Württemberg.

Geografie

Geografische Lage

Wolfach liegt am Zusammenfluss von Wolfach und Kinzig im Kinzigtal. Der Wechsel von Tal und Berglagen kennzeichnet das Stadtgebiet, welches von 250 bis 880 m Meereshöhe reicht.

Stadtgliederung

Die Stadt Wolfach gliedert sich in die drei Stadtteile: Kirnbach, Kinzigtal und die Wolfacher Kernstadt.

Geschichte

Bau- und Herrschaftsgeschichte

Das genaue Gründungsjahr von Wolfach ist nicht bekannt. Im Zusammenhang mit der Gründung des Klosters St. Georgen im Schwarzwald finden sich aber Hinweise auf eine adelige Familie "de Wolfhacha", die um 1084 im Gebiet des heutigen Wolfach lebte. Als Stammsitz wird die Burg Alt-Wolfach angenommen, die sich auf Grund ihrer Bauweise ins 11. Jahrhundert zurückdatieren lässt. Die Herkunft dieser "Herren von Wolfach", wie sie heute im Volksmund genannt werden, ist weitgehend unbekannt. Ende des 13. Jahrhunderts erlosch die Familie durch Heirat Udilhilds, der einzigen Tochter Friedrichs von Wolfach, mit Graf Friedrich von Fürstenberg.

Die Geschichte der eigentlichen Stadt Wolfach lässt sich bis ins Jahr 1148 zurückverfolgen. Hier wurde erstmals ein Dorf Wolfach erwähnt, das mit großer Wahrscheinlichkeit mit der heutigen Vorstadt rechts der Kinzig übereinstimmt. Ende des 13. Jahrhunderts finden sich in den Aufzeichnungen Hinweise auf eine bereits existente Stadtanlage links der Kinzig. Unter Umständen stand diese im Zusammenhang mit dem Bau einer Tiefburg, die den Grundstein für das heutige Fürstenberger Schloss bildete. Auffallend ist jedenfalls die geplante Struktur Wolfachs, die, auch wenn sie erst später umgesetzt worden sein sollte, außerordentlich großzügig ausfällt. 1305 erhielten die Wolfacher von den Fürstenbergern wesentliche Freiheitsrechte zugesichert.

Heute wird das Wolfacher Stadtbild stark durch das Fürstenberger Schloss geprägt, das das Kinzigtal dank seiner Größe fast vollständig abriegelt. Es geht vermutlich auf die bereits erwähnte Tiefburg von 1180 zurück. Unter Heinrich VI. von Fürstenberg († 1490) erfuhr es Mitte des 15. Jahrhunderts eine erste wesentliche Ausbauphase. Die Nachfolger Heinrich VI. zeigten aber nur geringes Interesse am Schloss und es diente lange als Alterssitz gräflicher Witwen. Unter Landgraf Maximilian Franz (1655 - 1681) erhielt das Schloß dann seine heutige Gestalt. Die damaligen Pläne sahen vor, die mittelalterliche Burg zu einem Residenzschloss französischen Vorbilds umzugestalten. Leider konnten sie nicht mehr vollständig verwirklicht werden, da der Landgraf vor Abschluss der Bauarbeiten starb und die Fürstenberger erneut das Interesse an dem Gebäude verloren. Trotzdem wurde es soweit umgebaut, dass sein mittelalterlicher Charakter praktisch vollständig verschwand. In den folgenden Jahrhunderten diente das Schloss als Verwaltungungssitz. 1947 vernichtete ein Großbrand wesentliche Teile der Schlossanlage und man sah sich zum damaligen Zeitpunkt nicht in der Lage, sie wieder in den alten Zustand zu versetzen. Bis heute sind im Schloss daher Büroräume staatlicher Behörden untergebracht.

Im Zuge der Mediatisierung wurde Wolfach 1806 Baden zugesprochen. Dem Haus Fürstenberg blieben aber einige Rechte erhalten, die teilweise bis heute gelten. Wolfach wurde zur Bezirkshauptstadt erklärt und wichtige Ämter im Schloss untergebracht.

Als Kreisstadt blieb Wolfach auch nach dem Zweiten Weltkrieg Sitz zahlreicher Behörden. Erst im Rahmen der Verwaltungsreformen der frühen 70er-Jahre verlor es diese Funktion.

Kinzig-Flößerei

Aufgrund ihrer günstigen Lage am Zusammenfluss von Wolfach und Kinzig war die Stadt Wolfach bis ins 19. Jahrhundert ein Zentrum der Kinzig-Flößerei. Bereits um 1470 ist ein blühendes Geschäft mit dem Holzhandel nachgewiesen. Um 1500 gewährten die Fürstenberger den Wolfachern das Privileg zum "auswärtigen Holzhandel". Damit wurde die bäuerliche Bevölkerung im Umland von dem lukrativen Geschäft ausgeschlossen. Sebastian Münster schreibt in seiner "Cosmographia universalis": "Das volck so bey der Kyntzig wohnet, besonders umb Wolfach ernehret sich mit großen Bawhöltzern, die sie durch das Wasser Kyntzig gen Straßburg in den Rhein flötzen und groß Gelt jährlich erobern". Die Flößerei scheint also schon damals eine große Einnahmequelle für die Wolfacher gewesen zu sein und sollte es über die Jahrhunderte auch bleiben. Ab 1527 organisierten sich die Wolfacher Flößer in einer genossenschaftlichen Vereinigung, denn die Flößerei erforderte große logistische Anstrengungen. Überwacht wurde sie von den Fürstenbergern die als Landesherren das Recht zur Nutzung der Kinzig als Transportmittel inne hatten. Ihre Blütezeit erlebte die Wolfacher Flößerei im 15. und 16. Jahrhundert und dann nochmals im 18. Jahrhundert, als der Holzbedarf rapide anstieg, weil die Niederlande und England begannen, ihre mächtigen Kriegs- und Handelsflotten aufzubauen. Mit den Möglichkeiten der neu eingeführten Eisenbahn könnte man aber nicht mithalten und so wurde die Flößerei 1896 eingestellt. Heute erinnern in Wolfach noch zahlreiche technische Einrichtungen an den ausgestorbenen Berufsstand der Flößer, so zum Beispiel der alte Floßhafen oder zahlreiche Stauwehre. 1984 entstand der Verein der Wolfacher Kinzigflößer, der sich zum Ziel setzte, Wissen über das alte Handwerk zu bewahren. Alle zwei Jahre findet seitdem in Wolfach ein großes Flößerfest statt, bei dem auch immer die Fahrt eines Floßes zu bewundern ist. Zur Feier des europäischen Flößertreffens 1994 in Wolfach wurde zudem ein Flößermuseum eingerichtet.

Tourismus

Im 19. Jahrhundert löste der Tourismus die Flößerei als wichtigsten Wirtschaftsfaktor Wolfachs ab. Aber schon viel früher, nämlich für das Jahr 1595 ist ein erster Kurgast nachgewiesen, der sich im damaligen Heilbad Wolfach erholen wollte. Vermeintliche Mineralbäder waren es auch, die in den folgenden Jahrhunderten immer mehr Urlauber nach Wolfach lockten. Ihren Höhepunkt erreichte die Entwicklung Ende des 19. Jahrhunderts. Die Wolfacher stellten sich zu dieser Zeit immer mehr auf den wachsenden Touristenstrom ein, schmückten die Stadt mit südländischen Pflanzen und versuchten "das Straßenbild heiter zu gestalten". – Mit einigem Erfolg: 1892 wählten die Leser einer Berliner Zeitschrift Wolfach zum "schönsten Luftkurort Deutschlands". 1912 erhielt die Stadt zudem den Titel des "schönstgelegenen Schwarzwaldstädtchens". Wie so vielem machte der Erste Weltkrieg aber auch den Bemühungen ein Ende, Wolfach als Heilbad zu etablieren. Heute findet man am ehemaligen "Gesundheitsheitsbrunnen" übrigens ein Schild mit der Aufschrift "Kein Trinkwasser". Jedenfalls konzentrierte man sich seit Beginn der Weimarer Republik auf die Darstellung Wolfachs als Luftkurort. Ab 1934 kam es zu einem erneuten Aufschwung als Wolfach von der NS-Organisation "Kraft durch Freude" angefahren wurde. Aber auch er wurde jäh beendet, diesmal durch den Zweiten Weltkrieg. Seit 1945 konnte sich der Tourismus in Wolfach endlich wieder ungehindert entwickeln. Das einsetzende Wirtschaftswunder tat sein übriges und 1953 wurde mit 24.817 Übernachtungen erstmals der Vorkriegsstand übertroffen. Heute zählen die Wolfacher Hotels und Pensionen jährlich rund 200.000 Übernachtungen.


Politik

Bauliche Entwicklung in den 90er-Jahren

1993 ergaben sich für Wolfach mit der Einweihung des Reutherbergtunnel völlig neue Perpektiven. Hatte sich die Stadtentwicklung der Nachkriegszeit wesentlich an den Bedürfnissen des Autos orientiert, war man nun bemüht, die Stadt wieder im Sinne der Tourismusförderung umzugestalten. Insbesondere im Bereich des Schlosses und des Marktplatzes orientierte man sich dabei am Stadtbild der Kaiserzeit. Unter anderem wurde der alte Stadtbach, der sogenannte "Rießner", wieder freigelegt. Ein weiteres wichtiges Projekt war die Sanierung der "Bergstraße" sowie der fast vollständige Neubau der damals durchweg sanierungsbedürftigen Vorstadt rechts der Kinzig. Heute sind diese großen Sanierungsprojekte weitgehend abgeschlossen, vergleichsweise kleinere dauern aber noch an.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Schwäbisch-Alemannische Fastnacht

Wolfach gilt als eine der traditionsreichsten Hochburgen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Denn nur in wenigen Orten findet man eine derartige Vielfalt fastnachtlichen Brauchtums.

Datei:Wolfach fastnacht.jpg
Wolfacher Hansel beim Umzug

Nicht weniger als 11 Umzüge ziehen während der Fastnachtstage durch die Stadt. Der älteste und zugleich bekannteste ist der Wohlauf, mit dem die Wolfacher am Rosenmontag, der hier "Schellemendig" heißt, den Haupttag ihrer "Fasnet" einläuten. Früh morgens ziehen hunderte weiss Gekleideter durch die vollständig verdunkelte Stadt und veranstalten mit ihren mitgebrachten Krachinstrumenten einen ohrenbetäubenden Lärm. Unterbrochen wird die Katzenmusik immer wieder vom Wohlaufsänger, der bei Laternenschein die abgewandelte Version eines alten Nachtwächterliedes anstimmt. Am Mittag des selben Tages findet dann das traditionelle Fasnetspiel statt. Das bekannteste dieser kleinen Theaterstücke, die "Altweibermühle von Tripstrill", stammt aus dem Jahr 1787 und wird derzeit alle fünf Jahre aufgeführt. Der wohl originellste Wolfacher Umzug ist der Nasenzug am Fastnachtsdienstag, bei dem nur Männer mitmachen dürfen, die sich zuvor mit viel Phantasie eine neue Nase gebastelt haben. Wird eine Frau in dem Männerclub entdeckt, landet sie gnadenlos im eiskalten Stadtbrunnen. Ihren Abschluss findet die Wolfacher Fastnacht in der Geldbeutelwäsche am Aschermittwoch. Vorbei an der "Klagemauer" beim Finanzamt zieht die recht exklusive Wäschergilde zum Stadtbrunnen, um dort ihre nunmehr leeren Geldbeutel unter lautem Wehklagen zu reinigen.

Es sind aber nicht nur die zahlreichen Umzüge und Veranstaltungen, die die Wolfacher Fastnacht einzigartig machen. Nur wenige Städte können auf ein derart reichhaltiges Repertoire an Fastnachtsfiguren zurückgreifen. Zu den am häufigsten bewunderten gehört der Nussschalenhansel, dessen Häs mit rund 3000 Nussschalenhälften benäht ist. Die Maske des barocken Röslehansel ist durch ihre kunstvolle Bemalung vermutlich weltweit einzigartig. Äußerst selten sind heute auch Blechmasken, zumal, wenn sie wie im Fall des Spättlehansel im Mundstück beweglich sind. Streifenhansel, Mehlwurmhansel und Schellenhansel komplettieren das bunte Bild der Wolfacher Hanselfiguren. Seit 1958 gibt es die Rungunkel, eine hexenähnliche Gestalt, die der "Altweibermühle von Tripstrill" entlehnt ist. Hinzu kommen noch viele andere Figuren wie zum Beispiel der Gullerreiter, die Kaffeetanten, Trommler, Landsknechte oder Müller.

Museen

  • Dorotheenhütte - (Glashütte) mit Glasmuseum
  • Flößer- und Heimatmuseum - Eine eigene Abteilung des Heimatmuseums widmet sich der Kinzigflößerei
  • Bergbau- und Mineralienmuseum - Ausstellung von Mineralien aus dem Schwarzwald (im benachbarten Oberwolfach)
  • Besucherbergwerk "Grube Wenzel" - Eine begehbare Silbergrube aus dem 18. Jahrhundert (im benachbarten Oberwolfach)
  • Vogtsbauernhöfe - Eines der größten deutschen Freilichtmuseen. Viele alte Schwarzwaldhöfe. (im benachbarten Gutach)

Kunst und Musik

  • Kulturbaustelle Klausenbauernhof - In dem aufwändig renovierten Schwarzwaldhof finden regelmäßig Ausstellungen und Konzerte statt.
  • Regelmäßig stattfindende Kurkonzerte und Brauchtumsvorführungen auf dem Marktplatz vor dem Rathaus.
  • Nachtwächterrundgang im Sommer alle zwei Wochen.

Bauwerke

  • Fürstenberger Schloss - Eines der grössten Schlösser Mittelbadens, die jetzige Ausgestaltung stammt aus dem 17. Jahrhundert
  • Burgruine Alt-Wolfach - Stammt vermutlich aus dem 11. Jahrhundert und befindet sich auf einem künstlich angelegten Bergkegel zwischen Oberwolfach und Wolfach.
  • Rathaus - Der Gebäude im Neo-Renaissancestil stammt von 1894 und ist mit einer aufwändigen Fasadenbemalung des Wolfacher Künstlers Eduard Trautwein versehen.
  • St. Bartholomäus - Barockkirche von 1762 (im benachbarten Oberwolfach)
  • Besucherbergwerk "Grube Wenzel" - Eine begehbare Silbergrube aus dem 18. Jahrhundert (im benachbarten Oberwolfach)

Parks

  • Kurgarten mit Musikpavillion
  • Flößerpark mit Kleintierschau
  • Kinziganlagen und Schlossgarten

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Schwäbisch-alemannische Fastnacht in Wolfach und Kinzigtal, Bauernfastnacht in Kirnbach (Frühjahr)
  • Stadtbrunnenfest des Gewerbevereins (Frühjahr)
  • Biker-Weekend mit Live-Konzert im Schlosshof (Sommer)
  • Lange Tafel alle zwei Jahre (Sommer)
  • Mineralienbörse (Sommer)
  • Flößerfest alle zwei Jahre (Sommer)
  • Open-Air Rockfest Moosenmättle (Sommer)
  • Schlachtfest der Freiwilligen Feuerwehr (Sommer)
  • Wolfacher Herbst des Gewerbevereins (Herbst)



Literatur

  • Baur, Edgar: Wolfach. So war es früher, Wolfach 1984.
  • Krausbeck, Josef: Das Schloß zu Wolfach, In: Schneider, Hugo (Hrsg.): Burgen und Schlösser in Mittelbaden, Kehl 1984, S. 442 - 451.
  • Stadt Wolfach (Hrsg.): Schwarzwaldstadt mit Tradition. Wolfach. Kirnbach. Kinzigtal, Freiburg 1988.