Possessivpronomen (auch: Possessivbegleiter, Pronomialadjektiv, besitzanzeigendes Fürwort) ist eine Wortart. Sie bezeichnet Pronomen, die ein Abhängigkeitsverhältnis (oft ein konkretes Besitzverhältnis) zum Referenten ausdrücken (mein Haus, ihre Oma). Außerdem können Possessivpronomen auch den Dativ eines Personalpronomens ausdrücken: der Brief von dir → dein Brief.
Gebrauch und Wortformen
Die deutschen Possessivpronomen sind:
Person | Singular | Plural |
1. | mein- | uns(e)r- |
2. | dein- / Ihr- * | eu(e)r- / Ihr- * |
3. | sein- / ihr- | ihr- |
- * Höflichkeitsform der Anrede
Für das deutsche Possessivpronomen der 3. Person Singular existieren zwei Formen, die je nach Geschlecht des "besitzenden" Nomens gebraucht werden:
- das Haus der Schwester → ihr Haus, in ihrem Haus …
- das Haus des Bruders → sein Haus, in seinem Haus …
- das Haus des Mädchens (neutr.) → sein Haus, in seinem Haus …
Als aktuelle Entwicklung ist vermehrt auch im schriftlichen Sprachgebrauch festzustellen, dass die Anpassung an das "besitzende" Nomen unterbleibt und mit dem Französichen vergleichbar nur noch an die besessene Sache angepasst wird, sodass vor allem in der 3. Person nur noch die maskulin besitzenden Formen seiner, seine und seins für maskuline, feminine und neutrale besessene Sachen gebraucht werden.
Syntaktische Funktion und Flexionsformen (Deklination)
Possessive Ausdrücke können aus syntaktischer Sicht sowohl als Attribut (= Possessivum, oder auch Possessivartikel), z. B. Das ist sein Haus, oder anstelle eines Nomens (= Possessivpronomen), z. B. Wem gehört das Haus? - Das ist seins, gebraucht werden. Possessiva werden nach Zahl (Numerus) und Geschlecht (Genus) des Referenznomens dekliniert (hier am Beispiel von mein- gezeigt):
Singular | Plural | |||||
maskulin | feminin | neutral | maskulin/feminin/neutral | |||
Nominativ | Das ist ... | mein Freund | meine Freundin | mein Kind | Das sind ... | meine Freunde/Freundinnen/Kinder |
Akkusativ | Ich suche ... | meinen Freund | meine Freundin | mein Kind | Ich suche ... | meine Freunde/Freundinnen/Kinder |
Dativ | Ich schreibe ... | meinem Freund | meiner Freundin | meinem Kind | Ich schreibe ... | meinen Freunden/Freundinnen/Kindern |
Genitiv | der Name ... | meines Freundes | meiner Freundin | meines Kindes | die Namen ... | meiner Freunde/Freundinnen/Kinder |
Possessive Ausdrücke können auch Nomen ersetzen. Diese Formen werden vor allem in mündlicher Rede (familiärer/informeller Sprachstil) verwendet. Voraussetzung für das Verständnis solcher Konstruktionen ist allerdings, dass das gemeinte Nomen zuvor bereits genannt wurde:
Nominativ | Akkusativ |
Wem gehört der Stift? - Das ist meiner. | Ich brauche mal einen Stift. - Du kannst meinen nehmen. |
Wem gehört das Auto? - Das ist meins. | Ich brauche mal ein Auto. - Du kannst meins nehmen. |
Wem gehört die Tasse? - Das ist meine. | Ich brauche mal eine Tasse. - Du kannst meine nehmen. |
Wem gehören die Schuhe? - Das sind meine. | Ich brauche mal Schuhe. - Du kannst meine nehmen. |
Achtung! Unterscheide immer - auch wenn dies in einigen Standardgrammatiken unterschlagen wird - zwischen Possessivpronomen (z.B. "meins ist schöner") und Possessivum (Pl. Possessiva) (z.B. "das ist mein Haus").
Manche Sprachen haben kein Possessivpronomen. Die Funktion wird entweder analytisch ausgeübt von der Kombination Personalpronomen + Genitivmarker, so z.B. in Japanisch: Seine Schuhe = kare no kutsu (wörtl.: er, von, Schuhe => Schuhe von ihm), oder es werden anstelle des Possessivpronomens Possessivsuffixe verwendet.
Weblinks
Grammis (IDS): http://hypermedia.ids-mannheim.de/pls/public/sysgram.ansicht?v_typ=d&v_id=385
Quellen
sehr gute, wenn auch sehr ausführliche, Arbeit über Possessivpronomen: Zifonun, Gisela (2005): Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich: „Das Pronomen“, Teil III: Possessivpronomen. Mannheim: Institut für Deutsche Sprache -amades-.