Ethnopluralismus

Weltbild der Neuen Rechten
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Ethnopluralismus, ein griechisch-lateinisches Kunstwort, bedeutet soviel wie "Völkervielfalt" und ist ein Schlüsselbegriff der Neuen Rechten. Der Ethnopluralismus geht von verschiedenen Völkern mit jeweils eigener Identität aus, die sich nur im angestammten Territorium entfalten kann. Einflüsse anderer Völker gefährden in dieser Theorie die Identität eines Volks, weswegen sich ihre Vertretet strikt gegen Zuwanderung und Multikulturalismus aussprechen.

Der Ethnopluralismus gilt deswegen als "modernisierter" Rassismus. Im Unterschied zum "klassischen" Rassismus postuliert er aber meist keine Höherwertigkeit eines Volkes. Jedes Volk habe seine Berechtigung an seinem Platz, was sich in Parolen wie "Deutschland den Deutschen, die Türkei den Türken" (Franz Schönhuber, NPD etc.) ausdrückt.

Bekanntester Verfechter des Ethnopluralismus ist der "Rechtsintellektuelle" und Begründer der französischen "Nouvelle Droite" Alain de Benoist. In Deutschland wird diese Richtung z.B von Pierre Krebs vom rechtsextremen "Thule-Seminar" vertreten. Auch die neurechte Wochenzeitung Junge Freiheit verwendet diesen Begriff in einer verflachten Form, die Nationaldemokratische Partei Deutschlands berief sich in einem 2002 veröffentlichten Positionspapier auf ihn.

Ihre historische Wurzeln hat diese Theorie in der Weimarer Republik bei den Denkern der Konservativen Revolution, die sich scharf gegen das Postulat der Gleichheit aller Menschen wandte. So ist von Carl Schmitt der Ausspruch überliefert: "Wer Menschheit sagt, will betrügen." Zur wissenschaftlichen Fundierung wurden dann in der Nachkriegszeit die Arbeiten einiger Verhaltensforscher wie etwa Irenäus Eibl-Eibesfeldt herangezogen, der auch selbst an der Politisierung seiner Ideen arbeitet. Die Scheu vor "Fremden" sei demnach "stammesgeschichtlich" vorprogrammiert. Auch geht der Ethnopluralismus neben seiner kulturellen Argumentation manchmal soweit, genetische Unterschiede zwischen den Völkern zu behaupten.

Ethnopluralistische Ideen - wenn auch ohne diesen Begriff zu nennen - finden sich nahezu durchgehend bei allen rassistischen Theoretikern, selbst programatische Aussagen der NSDAP lassen sich ethnopluralistisch deuten: In einem Erlass des NS-Kultusminister Rust heißt es z.B. die Juden seien nicht abzulehnen und auszuschalten weil sie schlechter seien, sondern weil sie 'unabweisbar anders' seien. Auch Appartheit in Südafrika mit ihren Homelands oder die historische Rassentrennung in den Südstaaten der USA lassen sich als Teil der ethnopluralistischen Politik verstehen. Hier wird recht schnell klar, das die Gleichwertigkeit der Völker, wie sie die ethnopluralistische Theorie vorgaukelt in der Praxis die Legitimation zur Ungleichbehandlung von Menschen ist, denen noch dazu unauflösbar eine ethnische Zugehörigkeit zugewiesen wird die modernen Gesellschaften fremd ist.

Einer breiten Öffentlichkeit wurde das Konzept des Ethnopluralismus erstmals Anfang der 80er Jahre mit dem Heidelberger Manifest bekannt, einem Aufruf deutscher Universitätsprofessoren gegen "Überfremdung".

Ethnopluralismus leistet neben der Legitimationsfunktion für die Trennung von "Rassen", "Völkern" und "Kulturen" eine weiteren entscheidenden Schritt der rechtsextremen Theoriebildung. Wenn es tatsächlich unterschiedliche gleichwertige Kulturen im Sinne dieses Theorems geben sollte, dann sind auch die zugehörigen Moral- und Rechtsvorstellungen partikulär: die Universalität der Menschenrechte wäre nichts als ein tyrannisches Phantasma.



Literatur

Moreau, Patrick: Die neue Religion der Rasse. Der neue Biologismus und die kollektive Ethik der Neuen Rechten in Frankreich und Deutschland, in: Fetcher 1983, S.119