Brainstorming ist eine von Alex Osborn erfundene und von Charles Hutchison Clark weiterentwickelte Ideenfindung, die die Erzeugung von neuen, ungewöhnlichen Ideen in einer Gruppe von Menschen fördern soll. Osborn orientierte sich an der indischen Technik Prai-Barshana, die es seit etwa 400 Jahren gibt. Er benannte sie nach der Idee dieser Methode, nämlich "using the brain to storm a problem".
Technik und Einsatzgebiet
Der Name "Brainstorming" hat sich schnell verbreitet, wird heute aber auch fälschlich für andere Techniken als die von Osborn beschriebene verwendet. Das ursprüngliche Verfahren sieht zwei Schritte vor. Anwendung findet dieses Verfahren bevorzugt im gesamten Bereich der Werbung, es wird aber mit mehr oder weniger Erfolg bei sämtlichen Problemen eingesetzt, die neue Lösungen erfordern, zum Beispiel bei der Produktentwicklung oder beim Konstruieren neuer technischer Geräte. Die Ergebnisse eines Brainstormings können in weiteren Arbeitsschritten verwendet werden, es kann aber auch das (ergebnislose) Brainstorming allein als kreative Lockerungsübung eingesetzt werden.
Phase Null: Vorbereitung
Es wird eine Gruppe aus 5-15 Personen zusammengestellt. Je nach Problemstellung kann sie aus Experten/Mitarbeitern, Laien, oder Experten andersartiger Fachgebiete bestehen. Den Gruppenmitgliedern wird im Vorfeld das Problem und der erwartete Verlauf des Brainstormings mitgeteilt. Der Gruppenleiter bereitet Anschauungsmaterial vor. Ein Protokollant wird ernannt.
Phase Eins: Ideen finden
Beim Brainstorming wird im ersten Schritt in einer (moderierten) Gruppensitzung nach neuen Ideen zu einem bestimmten Thema gesucht. Am Anfang wird das Problem dargestellt, analysiert, und präzisiert. Anschließend können bekannte Lösungen/Ideen diskutiert werden. Dann nennen die Teilnehmer einer Gruppe spontan Ideen zur Lösungsfindung, wobei sie sich im optimalen Fall gegenseitig inspirieren und untereinander Gesichtspunkte in neue Lösungsansätze und Ideen einfließen lassen. Die Ideen werden protokolliert.
Alle Teilnehmer sollen ohne jede Einschränkung Ideen produzieren und mit anderen Ideen kombinieren. Als Grundregeln gelten für diese Phase:
- Keine Kritik an anderen Beiträgen, Ideen, Lösungsvorschlägen
- Keine Wertung der Ideen
- Jeder soll seine Gedanken frei äußern können.
- Keine Totschlagargumente
- Je kühner und phantasievoller desto besser. Dadurch wird das Lösungsfeld vergrößert.
Die Gruppe soll in eine möglichst produktive und erfindungsreiche Stimmung versetzt werden.
Phase Zwei: Ergebnisse sortieren und bewerten
Nach einer Pause werden nun sämtliche Ideen (vom Moderator) vorgelesen und von den Teilnehmern bewertet und sortiert. Hierbei geht es zunächst nur um bloße thematische Zugehörigkeit und das Aussortieren von problemfernen Ideen. Die Bewertung kann in derselben Diskussion durch dieselben Teilnehmer erfolgen oder die Auswertung der Ergebnisse durch Fachleute erfolgt getrennt.
Schwächen – Varianten – Kritik
Untersuchungen behaupten, dass schon die Äußerung einer Idee die Ideenfindung der anderen Teilnehmer beeinflusst. Daher ist es sinnvoll, jeden Teilnehmer vor dem eigentlichen Brainstorming seine Ideen aufschreiben zu lassen, um danach zunächst gänzlich unbeeinflusst davon berichten zu können.
Laut einem Bericht der "Bild der Wissenschaft" 1/2005 nützt die Methode jedoch nachweislich nichts: 50 Studien zeigten ein vernichtendes Ergebnis, die Kandidaten konnten es in Gruppen nicht besser, weil sie sich gegenseitig blockierten. Meist mussten sie warten, bis ein anderer ausgeredet hatte, was ihre Kreativität hemmte. Einzelkämpfer hingegen hatten nicht nur mehr, sondern auch bessere Eingebungen als die Gruppe. Kreativität hinge somit eher vom Bewusstseinsstand des Einzelnen ab.
Um weniger ausdrucksstarke, aber gleichwertig qualifizierte Mitarbeiter einzubeziehen, kann auf Brainwriting oder die Collective-Notebook-Methode ausgewichen werden. Auch hier gilt, dass jede Variation in Umgebung und Art der Durchführung neue Impulse liefert.
Andererseits sind wiederum geübt kreative Menschen in der Lage, sich innerhalb einer Brainstorming-Sitzung gegenseitig anzuregen und zu beflügeln. Die Brauchbarkeit der Ideen hängt wesentlich von der Vertrautheit der Teilnehmer mit dem Problemgebiet ab, vielfältige Interessen und breite Allgemeinbildung sind ebenfalls vorteilhaft.
Oft werden Brainstorming und verwandte Methoden nur deshalb angewendet, um möglichst viele Personen an der Problemlösung zu beteiligen, also aus (betriebs-)politischen Gründen. In solchen Fällen spielt die Effektivität keine große Rolle. Wird Brainstorming streng ergebnisorientiert eingesetzt und auch nur von für diese Methode geeigneten Personen ausgeübt, kann es sehr schnell zu guten Teilergebnissen führen, die wiederum weitere Arbeitsschritte befruchten.
Grundregeln
Vier grundsätzliche Regeln gelten beim Brainstorming:
- Keine Kritik: Die „absurde“ Idee des Einen kann für den Anderen Anstoß für eine brauchbare Ideenlösung sein
- Kombinieren und Aufgreifen von bereits geäußerten Ideen
- Viele Ideen in kürzester Zeit
- Freies Assoziieren und Phantasieren ist erlaubt.
Vor- und Nachteile
- Vorteile:
- Ermöglicht Finden von innovativen Ideen und ausgefallenen Problemlösungen
- Einsatz, wenn normale Techniken keine weiteren Lösungsansätze bieten (Sackgasse)
- Einfach zu handhaben
- Geringe Kosten
- Ausnutzung von Synergieeffekten infolge der Gruppenbildung
- Nachteile:
- Sehr abhängig von Teilnehmern
- Oftmals viele Lösungsansätze unbrauchbar (>90%)
- Gefahr der Abschweifung
- Aufwendige Selektion geeigneter Ideen
- Gefahr von gruppendynamischen Konflikten
- Anwendung:
- Für Problemarten einfacher Komplexität
- Gut geeignet für Problemlösungen auf rein sprachlicher Ebene (Namens- und Sloganfindung)
- Geeignet für Zielformulierung und Aussagen mit Symbolcharakter
- Brauchbar als Einstieg in ein Thema, um das Feld der Lösungsansätze abzustecken
Siehe auch
Ideenfindung, Problemlösungsverfahren, TRIZ, Mind Map, Qualitätsmethode, Brainwriting, Brainstorm (Begriffsklärung), Ideenzirkel, Assoziogramm
Weblinks
- Cognitive-tools.de Brainstorming Software kostenlos online nutzen. Windows, Mac & Linux.
- http://www.laum.uni-hannover.de/ilr/lehre/Ptm/Ptm_KreaBrain.htm - Planungsmethoden: Brainstorming von Dr. Frank Scholles
- http://www.dirlewanger-idee.de/kolumne_ideen_findungs_methode.htm - Brainstorming ist keine Ideen-Findungs-Methode
- http://www.mindmap.ch - mindmap.ch Mind Mapping, Brainstorming, Kreativitätsmethoden
Literatur
- M. Nückles, J. Gurlitt, T. Pabst, A, Renkl: Mind Maps und Concept Maps. Visualisieren – Organisieren – Kommunizieren. Beck-Wirtschaftsberater im dtv, München 2004, ISBN 3423508779
- Charles Hutchison Clark: Brainstorming: How to Create Successful Ideas. Wilshire Book Company, 1989, ISBN 0879804238