Renaud de Châtillon

französischer Kreuzritter, Fürst von Antiochia, Herr von Oultrejordain
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Rainald de Chatillon († 1187 nach der Schlacht von Hattin), ein jüngerer Sohn Gottfrieds, des Grafen von Gien, war einer der Ritter, die mit König Ludwig von Frankreich im zweiten Kreuzzug nach Palästina gekommen waren. Im Dienst des Königs Balduin reist er dort 1151 nach Antiochia. Rainald heiratet die verwitwete Fürstin Konstanze und wird so zum Fürsten von Antiochia.

Selbst in der blutigen Epoche der Kreuzzüge verschafft sich Rainald bald einen Ruf als besonders brutal und skrupellos. Um die nötigen Geldmittel für einen Kriegszug gegen die Insel Zypern zu beschaffen, lässt er den Patriarchen Aimery von Antiochia in den Kerker werfen, auf den Kopf schlagen, seine Wunden anschließend mit Honig bestreichen und einen ganzen Tag auf dem Dach der Zitadelle anketten. Auf Intervention des entsetzten Königs Balduin lässt Rainald Aimery frei, der sich inzwischen bereit erklärt hat zu zahlen.

Zusammen mit dem armenischen Fürsten Thoros überfällt Rainald das byzantinisch regierte Zypern. Drei Wochen ziehen Rainald und seine Truppen mordend, vergewaltigend und brandschatzend über die ganze Insel. Kirchen und Klöster werden ebenso geplündert wie Privatgebäude. Als sich Gerüchte von einer herannahenden byzantinischen Flotte mehren, schiffen die Franken sich wieder ein, nicht ohne von jedem überlebenden Zyprioten ein Lösegeld zu fordern.

Steven Runciman kommentiert in seiner Geschichte der Kreuzzüge: "Die Insel Zypern erholte sich nie wieder gänzlich von den Verwüstungen, welche die Franken und ihre armenischen Verbündeten auf ihr angerichtet hatten."

Die Byzantiner vergessen Zypern nicht. Im Herbst 1158 zieht Kaiser Manuel mit einem großen Heer von Konstaninopel aus gen Kilikien, wo er das Herrschaftsgebiet von Thoros erobert, Thoros selbst kann fliehen.

Rainald entschließt sich in der Hoffnung auf bessere Bedingungen, sich dem Kaiser sofort zu unterwerfen. Barhäuptig und barfüssig ziehen er und sein Gefolge durch Mamistra, wo der Kaiser seinen Hof aufgeschlagen hat, und werfen sich vor dem Kaiser zu Boden, der sie mehrere Minuten völlig ignoriert. Unter den Bedingungen, die Zitadelle von Antiochie, wann immer es verlangt wird, an eine byzantinische Besatzung zu übergeben, Truppenkontingente für das kaiserliche Heer zu stellen und statt eines römischen einen griechischen Patriarchen in Antiochia einzusetzen, verzeiht Manuel ihm.


Im November 1160 wird Rainald auf einem Raubzug in der Euphrat-Ebene vom Statthalter von Aleppo, Madschd ad-Din, dem Milchbruder Nur ad-Dins überfallen und gefangengenommen. Sechzehn Jahre verbringt er in einem Kerker in Aleppo. Rainalds Gefangenschaft stellt die Franken vor das Problem, wer in seiner Abwesenheit Antiochia regieren soll.

1175 wird Rainald zusammen mit dem ebenfalls eingekerkerten Joscelin von Courtenay vom Sohn Nur ad-Dins freigelassen. Einige Monate später heiratet er Stephanie, die Witwe von Miles de Plancy und wird damit zum Herrn von Oultrejourdain, der Gebiete östlich des Jordans. Damit fallen ihm die mächtigen Festungen Schawbak und Kerak zu. In den Machtkämpfen am Hof in Jerusalem schlägt er sich auf die Seite der Courtenays und Lusignans und des umstrittenen Patriarchen Heraklios von Cäsarea.

Im Sommer 1181 überfällt Rainald bei der Oase Taima auf der Straße von Damaskus nach Mekka eine muslimische Karawane und bricht damit den 1180 mit Saladin geschlossenen Waffenstillstand. Saladin beschwert sich bei König Balduin IV. über den Vertragsbruch, doch Rainald weigert sich, Ersatz zu leisten. Im Herbst 1182 beschließt Rainald, Mekka anzugreifen. Im kleinen arabischen Fischerhafen Eilat schifft er sich ein und folgt der Küstenlinie bis Janboh, dem Hafen von Medina. Der Reihe plündert er die kleinen Küstenstädte. In der Nähe von Raghib versenkt er ein muslimisches Pilgerschiff, eine Tat, die die islamische Welt in Aufruhr versetzt.

Rainald kehrt anschließend in sein Fürstentum zurück, seine Leute streifen jedoch noch monatelang als Piraten im Roten Meer umher, bis Saladins Bruder Malik al-Adil eine Strafexpedition ausrüstet und den Piratentrupp gefangen nimmt. Einige von denen, "welche die Heiligen Orte schänden wollen", so ein muslimischer Chronist, lässt er in Mekka während der nächsten Pilgerfahrt öffentlich köpfen.

Als Rainald 1186, wieder in Mißachtung des Waffenstillstands, eine Pilgerkarawane nach Mekka überfällt, alle Bewaffneten tötet und den Rest nach Kerak verschleppt, schwört Saladin, Rainald mit eigenen Händen zu töten.

Vorerst versucht Saladin jedoch auf dem Verhandlungsweg die Freilassung der Gefangenen und die Herausgabe ihrer Güter zu erreichen und schickt Unterhändler zu König Guy nach Jerusalem. Guy von Lusignan ist zwar entsetzt, wagt es jedoch nicht, sich mit Rainald anzulegen und weist die Verantwortung von sich.

Damit ist der Waffenstillstand gebrochen. Saladin versammelt ein Heer.

Am 4. Juli 1187 treffen sich das christliche und das muslimische Heer zur entscheidenden Schlacht von Hattin. Rainald wird zusammen mit König Guy und dessen Bruder Konnetabel Amalrich, Gottfried von Toron, dem Großmeister des Templerordens und anderen gefangengenommen.

Der muslimische Schriftsteller Imad ad-Din al-Asfahani berichtet als Augenzeuge, wie Saladin die christlichen Fürsten empfängt.

Den König forderte er auf, sich zu setzen und lässt Rainald, als er eintrifft, ebenfalls Platz nehmen. Saladin hält ihm seine Missetaten vor, woraus Rainald durch einen Dolmetscher geantwortet haben soll: "Alle Könige haben sich zu allen Zeiten ebenso verhalten, ich habe nichts anderes getan." "Währenddessen", so fährt al-Asfahani in seiner Chronik fort, "hechelte Guy vor Durst, wackelte mit dem Kopf, als sei er betrunken, und sein Gesicht verriet große Furcht. Saladin sprach beruhigende Worte zu ihm, ließ gekühltes Wasser kommen und bot es ihm an. Der König trank und reichte dann den Rest Arnat [Rainald de Chatillon], der ebenfalls trank. Da sprach der Sultan zu Guy: "Du hast mich nicht um Erlaubnis gefragt, ob du ihm zu trinken geben darfst, ich bin also nicht verpflichtet, ihm Gnade zuteil werden zu lassen. Nach diesen Worten verließ der Sultan das Zelt, stieg auf sein Pferd, ritt davon und überließ die Gefangenen ihrer Angst. Er überwachte die Rückkehr der Truppen, dann ritt er zum Zelt zurück, ließ Arnat kommen, ging mit gezücktem Säbel auf ihn zu und schlug ihm zwischen Hals und Schulterblatt. Arnat fiel zu Boden und man hieb ihm den Kopf ab, dann schleifte man den Körper an den Füßen vor den König, der zu zittern begann. Aber als der Sultan ihn so vor Furcht geschüttelt sah, sprach er beschwichtigend zu ihm: Dieser Mann mußte nur wegen seiner Missetaten und seiner Treulosigkeit sterben."