Körperpsychotherapie

Einzelwissenschaft
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Körperpsychotherapie ist die Bezeichnung für unterschiedliche Psychotherapiemethoden, welche die Annahme teilen, dass die psychischen und körperlichen Dimensionen menschlichen Erlebens gleichwertig sind und dass Körper und Psyche eine nicht trennbare Einheit bilden. Synonyme Begriffe sind „körperorientierte Psychotherapie“ und „Somatic Psychotherapy“.

Körperpsychotherapiemethoden

Die „European Association for Bodypsychotherapy“ (EABP), die auch die Mitinitiatorin der „American Association for Bodypsychotherapy“ ist, hat sich als Dachverband der Körperpsychotherapiemethoden etabliert und setzt die weltweiten begrifflichen und ethischen Standards.

Hier werden nur die von der EABP anerkannten Körperpsychotherapie-Methoden genannt:

Geschichte

Die Ursprünge der Körperpsychotherapie zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehen vor allem auf die Psychoanalyse und die Reformbewegungen in Gymnastik und Tanz zurück. Aus den Reformbewegungen heraus hatte vor allem Elsa Gindler mit ihrem „Seminar für Harmonische Körperausbildung“ starken Einfluss auf die Körpertherapie und die Körperpsychotherapie. Auf der psychoanalytischen Seite war es vor allem Willhelm Reich, ein Schüler von Siegmund Freud, der die Grundsteine für die Körperpsychotherapie legte. [1]

In der Folge wurden über 20 Körperpsychotherapieschulen gegründet, die unterschiedlich stark von der Psychoanalyse, von der Körpertherapie, von der humanistischen Psychologie, von der Reformpädagogik, von der Tanztheorie, vom Theater, von der Philosophie und von östlichen spirituellen Traditionen geprägt sind. [2]

Unterschiede zwischen den Körperpsychotherapiemethoden

In der Vielfalt von Körperpsychotherapiemethoden gibt es eine weite Bandbreite an theoretischen und praktischen Unterschieden. So steht zum Beispiel in einigen Therapieschulen der energetische Aspekt mit Annahmen über „Energiefluss“ und „Energieblockaden“ im Vordergrund, bei anderen Therapieschulen werden dagegen informationstheoretische Aspekte herausgehoben. Es gibt Methoden, welche körperliche Berührungen als zentrales Element der Arbeit betrachten und andere, welche ohne Berührungen arbeiten. Auch über die Art des therapeutischen Gesprächs und dessen Stellenwert im therapeutischen Prozess gibt es sehr unterschiedliche Standpunkte.[3]

Wirksamkeitserwägungen

Psychosomatische Kliniken in Deutschland und auf der ganzen Welt haben ein ähnlich ganzheitliches Verständnis von Heilung. Psychosomatische Kliniken (z. B. Bad Grönenbach) tragen dem Zusammenwirken von Körper und Geist Rechnung.

Auch der Umstand, dass einige Krankenkassen zwischenzeitlich die kombinierenden Behandlungsmethoden der „körperorientierten Psychotherapie“ in der Einzeltherapie bezahlen, kann als ein Hinweis auf die Wirksamkeit dieser Behandlungsmethoden verstanden werden.

Es gibt bisher noch sehr wenige und wenig aussagekräftige empirische Studien zur Wirksamkeit körperorientierter Psychotherapie. Zentrale Annahmen der Körperpsychotherapie werden aber von neueren neurophysiologischen Forschungsergebnissen unterstützt.

Rechtlicher Status der Körperpsychotherapie in Deutschland

In Deutschland darf Körperpsychotherapie als Krankheitsbehandlung im Rahmen einer Psychotherapie angewandt werden. Nach dem Psychotherapeutengesetz dürfen sie als Krankheitsbehandlung nur von Ärzten mit Psychotherapie-Weiterbildung (inklusive Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie), Psychologischen Psychotherapeuten oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten angewandt werden. Körperpsychotherapie ist kein in den Psychotherapierichtlinien anerkanntes Verfahren (2007) und kann nicht mit der gesetzlichen Krankenkasse abgerechnet werden. Körperpsychotherapie als Selbsterfahrung, als Instrument zur Selbstentwicklung, Beratung und Coaching unterliegt aber keiner Beschränkung der Ausübung.

Literatur

  • Marlock, Gustl & Weiss, Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie, Verlag: Schattauer; Auflage: 1 (Mai 2006)

"Das Handbuch der Körperpsychotherapie bietet erstmals eine Gesamtübersicht über das weite Spektrum dieser Disziplin, die immer mehr Beachtung und Anhänger findet. Über 60 international renommierte Vertreter und führende Lehrer der verschiedenen Grundrichtungen stellen zentrale Gesichtspunkte körperpsychotherapeutischer Behandlung vor. Alle wichtigen Bereiche - von der Geschichte, über Theorie, Methodik und die praktisch-klinischen Aspekte bis hin zur Praxeologie - werden hierbei umfassend und aus verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet dargestellt."

Dirk Revenstorf, Professor für Klinische Psychologie Universität Tübingen, Vorstand der Milton-Milton-Erickson-Gesellschaft:

„Der Reichtum und die Komplexität der Konzepte der KPT ist von den anerkannten Richtungen der Psychotherapie lange Zeit übersehen worden. Dieses Buch zeigt erstmals das breite Spektrum der therapeutischen Möglichkeiten der Körperpsychotherapie und leistet zur Vertiefung der Praxis und Theorie der Psychotherapie im Allgemeinen einen wichtigen Beitrag im richtigen Moment.“

Gerald Hüther, Prof. f. Neurobiologie, Universität Göttingen; Mitherausgeber wissenschaftlicher Zeitschriften und Fachbücher

"Das Handbuch führt endlich zusammen, was zusammengehört. Gehirn und Körper sind untrennbar miteinander verbunden – nicht nur anatomisch, sondern auch durch ihre gemeinsame Entwicklungsgeschichte. Und weil die im Lauf des Lebens gemachten Erfahrungen immer auf beiden Ebenen – im Gehirn und im Körper – strukturell verankert sind, bleibt jede psychotherapeutische Intervention, die den Körper nicht mit einbezieht, nur eine Teilbehandlung."

  • Manfred Thielen (Hrsg.), Narzissmus. Körperpsychotherapie zwischen Energie und Beziehung. Berlin 2002, Ulrich-Leutner-Verlag,


Quellen

  1. Ulfried Geuter S. 17ff in Marlock, Gustl & Weiss, Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie, Verlag: Schattauer; Auflage: 1 (Mai 2006)
  2. Heike Langfeld und Dagmar Rellensmann S. 77 in Marlock, Gustl & Weiss, Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie, Verlag: Schattauer; Auflage: 1 (Mai 2006)
  3. Marlock und Weiss S. 7ff in Marlock, Gustl & Weiss, Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie, Verlag: Schattauer; Auflage: 1 (Mai 2006)