Berlin Görlitzer Bahnhof

ehemaliger Bahnhof im Berliner Ortsteil Kreuzberg
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Der ehemalige Görlitzer Bahnhof im Berliner Ortsteil Kreuzberg war Ausgangspunkt der Eisenbahnstrecke über Cottbus nach Görlitz. Auf dem ausgedehnten Bahnhofsgelände befindet sich seit den 1990er Jahren der Görlitzer Park. Den Namen Görlitzer Bahnhof trägt heute nur noch der in der Nähe gelegene U-Bahnhof der U-Bahnlinie 1.

Spreewaldplatz mit dem Görlitzer Bahnhof 1928
U-Bhf. Görlitzer Bahnhof, 2005

Im Nordwesten des Geländes liegt der Spreewaldplatz, der damalige Bahnhofsvorplatz. Im Norden schließt der Lausitzer Platz mit der zwischen 1890 und 1893 nach Planungen von August Orth erbauten Emmauskirche das Gebiet ab, getrennt vom Bahnhofsgelände durch das Viadukt der auf der heutigen Skalitzer Straße verlaufenden Hochbahntrasse der ersten Berliner U-Bahn. Im Süden grenzt das Gelände an den Landwehrkanal und damit an den Ortsteil Alt-Treptow.

Geschichte

Der Görlitzer Bahnhof war Endpunkt einer Privatbahnlinie des „Eisenbahnkönigs“ Strousberg, der Berlin-Görlitzer Eisenbahn. Das Bahnhofsgebäude geht wie die Emmauskirche auf Entwürfe des Architekten August Orth zurück. Der Baubeginn lag im Jahr 1865. Da das Gelände sehr weitläufig war, wurde als Abkürzung für querende Fußgänger unter dem Bahnhofsgelände zwischen dem Ende der Liegnitzer Straße und der Oppelner Straße ein Fußgängertunnel, der so genannte Görlitzer Tunnel, angelegt. Gelegentlich wurde der Tunnel auch als die Harnröhre bezeichnet.

Am 13. Juni 1866 fuhr hier der erste Zug: Ein Militärzug in den Deutsch-Österreichischen Krieg. Am 31. Dezember 1867 wurde die komplette Strecke der Görlitzer Bahn eröffnet. Vorher reichte sie nur bis Cottbus. Der Görlitzer Bahnhof war – wie die meisten Fernbahnhöfe in Berlin – ein Kopfbahnhof.

Die Eisenbahn nach Görlitz verlief durch die Landschaften Spreewald und Niederlausitz, woran auch die Namen der umliegenden Plätze erinnern. Der Bahnhof war über ein in das Pflaster der Skalitzer/Gitschiner Straße eingelassenes Gleis mit den Gaswerken an der Prinzenstraße (heute: Böcklerpark/Prinzenbad) verbunden, die auf diesem Weg auch mit Kohle versorgt wurden.

Am 29. April 1951 wurde am Görlitzer Bahnhof der letzte Vorortzug nach Königs Wusterhausen abgefertigt. Einen Tag später übernahm die S-Bahn diese Verbindung. Nachdem das klassizistische Bahnhofsgebäude im Zweiten Weltkrieg beschädigt worden war, wurden die Gebäude auf Betreiben das damaligen Bausenators Rolf Schwedler trotz Protesten der Kreuzberger Kiezbewohner abgebrochen. Begründet wurde das mit dem Ziel der Neubebauung des nicht mehr benötigten Bahngeländes. In den achtziger Jahren wurde dann ein Erlebnisbad unter dem Namen Spreewaldbad erbaut, und ein Stadtteilpark nach Plänen der Freien Planungsgruppe Berlin auf dem Bahngelände errichtet. Die noch vorhandenen Güterschuppen wurden in das Konzept einbezogen.

Bis zum 12. August 1961 wurde der Bahnhof im Güterverkehr aus Richtung Berlin-Schöneweide, wo die DDR eine Zollabfertigung für für West-Berlin bestimmte Züge unterhielt, bedient. In der Nacht zum 13. August 1961 wurde die Verbindung durch Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit gekappt. Seit dem ist der Görlitzer Bahnhof im Güterverkehr nur noch aus Richtung Bahnhof Neukölln-Treptow im damals zu Berlin-West gehörigen Bezirk Neukölln durch zwei Tore in der Mauer erreichbar. Bis 1985 verkehrten noch Güterzüge aus West-Berlin im Transit durch Ostberlin zum hinteren Teil des Geländes, der in West-Berlin lag. Es gab dafür an der Brücke über den Landwehrkanal einen Grenzübergang. Die eiserne Signalbrücke über den Gleisen, in die seinerzeit das Haupt-Grenztor eingelassen war, blieb zur Erinnerung erhalten. Ansonsten erinnern heute neben Gleisresten auf der Treptower Rampe nur noch drei nebeneinander liegende Güterschuppen im nördlichen Teil des Görlitzer Parks an den alten Bahnhof.

Geschichte des U-Bahnhofs

Der Hochbahnhof der U-Bahnlinie 1 wurde 1901 fertiggestellt und am 18. Februar 1902 unter dem Namen „Oranienstraße“ eröffnet. Es handelt sich um einen Entwurf des Konstruktionsbüros der Siemens & Halske AG, Chefkonstukteur war Heinrich Schwieger. Seit 1926 heißt die Station wie der ehemalige Bahnhof der Eisenbahn „Görlitzer Bahnhof“. Die Umbenennung erfolgte auf Wunsch der Fahrgäste.

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Gegenwart: Görlitzer Park

 
Görlitzer Park, im Hintergrund die Emmaus-Kirche und der Fernsehturm
 
Reste des Fußgängertunnels im Park
 
Die weithin sichtbare Skulptur schreitender MENSCH von Rüdiger Preisler

Auf dem Gelände des alten Görlitzer Bahnhofs befindet sich heute der Görlitzer Park. Das Gelände des Bahnhofs wurde in den 1990ern in einen Park verwandelt. Heute zählt der Görlitzer Park zu den großen Parks und Naherholungsgebieten in Kreuzberg. Er hat unter anderem einen beliebten Kinderbauernhof und ist im Sommer Ort zahlreicher spontaner Grillpartys und auch von Open-Air-Veranstaltungen.

Im Süden des heutigen Parks verbanden mehrere Eisenbahnbrücken das Bahnhofsgelände mit dem Bezirk Treptow, von denen noch eine erhalten ist und als Fußgängerbrücke direkt vom Park südlich der Lohmühleninsel über den Landwehrkanal führt. Über diese Brücke reicht ein Grünzug auf der ehemaligen Bahntrasse parallel zur Kiefholzstraße bis tief nach Alt-Treptow hinein, so dass Radfahrern und Fußgängern eine fast durchgehende Park-Verbindung vom Lausitzer Platz durch den Görlitzer Park bis zum Treptower Park zur Verfügung steht. Bis zum Mauerfall verlief am Landwehrkanal die Berliner Mauer. Ebenfalls im südlichen Teil des Geländes, in der vom Görlitzer Ufer und der Wiener Straße gebildeten Ecke, befand sich ein Lokschuppen mit Drehscheibe. An dieser Stelle besteht heute ein Hügel mit Rutsche und Schlittenbahn.

Der Görlitzer Tunnel war bis mindestens 1987 noch begehbar und wich mit der Öffnung des Parks einer großen Mulde in der Mitte des Parks, die eine Art natürliche Arena bildet. Die ehemaligen Mauern des Tunnels wurden als Gestaltungselement mit einbezogen und sind noch heute erkennbar. Auf der Westseite der Mulde steht die mit 14 Metern Höhe weithin erkannbare, aus Stahlträgern gefertigte Skulptur „schreitender MENSCH“ von Rüdiger Preisler. Eine weitere Attraktion des Parks besteht in der künstlerischen Nachbildung der berühmten Sinterterrassen von Pamukkale (Türkei), die jedoch aufgrund der Verwendung von nicht frostbeständigem portugiesischen Kalkstein im ersten Winter durch Frostschäden stark beschädigt wurde und seitdem mit Bauzäunen abgesperrt werden muss. Im Norden des Parks, am Spreewaldplatz liegt ein modernes Schwimmbad, das Spreewaldbad, 1984 bis 1987 erbaut, geplant vom Architekturbüro Christoph Langhof Architekten. Das Bad verfügt sowohl über große Becken als auch über verschiedene Spaßbecken und ein Wellenbad.

Im Berliner Volksmund werden sowohl der Görlitzer Park als auch der heutige U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof kurz Görli genannt (vergleiche hierzu auch den Sommerhit Görli, Görli von P. R. Kantate).

Siehe auch

Commons: Görlitzer Bahnhof und Görlitzer Park – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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