Drei-Sektoren-Hypothese

Theorie in der Volkswirtschaftslehre
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Die Drei-Sektoren-Hypothese ist eine Theorie aus der Volkswirtschaftslehre und wurde von C. Clark und Jean Fourastié entwickelt.

Sie beschreibt, dass sich der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Tätigkeit zunächst vom primären Sektor (Produktionsgewinnung), auf den sekundären (Produktionsverarbeitung) und anschließend auf den tertiären Sektor (Dienstleistung) verlagert. Fourastié sieht die Entwicklung überaus optimistisch und spricht in einem seiner Bücher über den steigenden Wohlstand, soziale Sicherheit, Aufblühen von Bildung und Kultur, höherem Qualifikationsniveau, Humanisierung der Arbeit und der Vermeidung von Arbeitslosigkeit.

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Die drei Sektoren im Überblick

Länder mit einem geringen Pro-Kopf-Einkommen weisen einen niedrigen Entwicklungsstand auf. Der Hauptanteil des Volkseinkommens wird durch Produktion im Primärsektor erzielt. Fortschrittlich entwickelte Länder mit durchschnittlichem Pro-Kopf-Einkommen erwirtschaften ihr Einkommen vorwiegend im Sekundärsektor. In hoch entwickelte Ländern mit hohem Einkommen hat der Tertiärsektor einen dominierenden Erwerbsanteil am Gesamteinkommen.

Mit Hilfe der Anzahl der Erwerbstätigen oder dem Anteil am BSP (Bruttosozialprodukt) kann man sehen, dass Deutschland bis Ende des 19. Jahrhundert eine Agrargesellschaft, bis in die 70er des 20. Jahrhunderts eine Industriegesellschaft war. Der expansive tertiäre Sektor überholte dann in den 70ern den sekundären Sektor und man kann seitdem in der BRD von einer Dienstleistungsgesellschaft sprechen.

Verschiedene empirische Untersuchungen scheinen die Drei-Sektoren-Hypothese zu bestätigen; sie hat jedoch nicht den enormen technischen Fortschritt im Dienstleistungssektor vorgesehen und mußte daher mehrfach erheblichen Überarbeitungen unterzogen werden.

Fourastié beschrieb den tertiären Sektor - der in der Regel mit dem Dienstleistungssektor gleichgesetzt wird - als Produktionssektor mit geringem oder gar keinem technischen Fortschritt und somit allenfalls geringen Steigerungen der Arbeitsproduktivität. Die Zuordnung des Dienstleistungssektors zu diesem tertiären Sektor ist heute nur noch in wenigen Bereichen haltbar. Unter anderem wird daher die Einfügung eines vierten Sektors "Informationssektor" propagiert und eine Entwicklung zur Informationsgesellschaft statt zur Dienstleistungsgesellschaft prognostiziert.


Literatur

  • Schäfers, Bernhard: Sozialstruktur und sozialer Wandel in Deutschland. Lucius und Lucius, Stuttgart 7. Auflage 2002
  • Geißler, Rainer: Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft. In: Informationen zur politischen Bildung. Nr. 269: Sozialer Wandel in Deutschland/2000, S. 19f.
  • Fourastié, Jean: Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts. Köln-Deutz 1954
  • Pohl, Hans Joachim: Kritik der Drei-Sektoren-Theorie. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Heft 4/Jg. 03/1970, S. 313-325