Eine Diözese ist ein kirchlicher Verwaltungsbezirk.
Der Begriff Diözese (v. griech. διοίκησις, „Verwaltung“) bezeichnete ursprünglich die staatliche Finanzverwaltung im alten Rom und wurde von Diokletian aufgegriffen zur politischen Neueinteilung des Imperium Romanum in 12 Diözesen, welche der späteren Gliederung der alten Kirche in Parochien entsprach. Während die orthodoxen Kirchen bis heute den Begriff Eparchie verwenden, kam im Westen ab dem 13. Jahrhundert der Begriff Diözese für den übergeordneten Bischofssprengel allgemein in Gebrauch, im deutschsprachigen Bereich auch Bistum.
Diese Form des Kirchenaufbaus wird heute in verschiedenen Kirchen verwendet, z. B. in der orthodoxen Kirche, der anglikanischen Kirche, der methodistischen Kirche und Teilen des Lutheranismus.
Römisches Reich
Das Römische Reich ist zunächst in Provinzen aufgeteilt, die von Kaiser Diokletian (284-305) in 12 Diözesen zusammengefasst wurden, aus denen durch weitere Strukturänderungen bis zur Reichsteilung im Jahr 395 15 wurden. Der Leiter der Diözesen (und Provinzen) war der Vikar (vicarius), Stellvertreter des nach 312 aus dem militärischen Prätorianerpräfekten hervorgegangenen Zivilbeamten (siehe Liste der römischen Provinzen ab Diokletian).
Die Diözesanstruktur wurde im Byzantinischen Reich angesichts der islamischen Expansion (ab 630) zugunsten der Themenverfassung aufgegeben.
Römisch-Katholische Kirche
In der katholischen Kirche besitzt der Bischof einer Diözese volle Jurisdiktion. Daher wird er auch, zur Unterscheidung von den Weihbischöfen, Diözesanbischof genannt. Ein Bistum ist gewöhnlich mit anderen Bistümern zu einer Kirchenprovinz zusammengeschlossen. Der Vorsteher einer Kirchenprovinz trägt den Titel Metropolit, und ist selber Diözesanbischof eines Bistums der Kirchenprovinz, meist der Erzbischof eines Erzbistums (= Erzdiözese). Es gibt jedoch auch Bistümer, die keiner Kirchenprovinz angehören und direkt dem Apostolischen Stuhl (Papst) unterstehen -- zum Beispiel alle Diözesen der Schweiz. Sie werden Exemte Bistümer genannt.
Eine Erzdiözese (im deutschen Sprachraum: Erzbistum) ist eine normale Diözese. Der Name zeigt eine historische Bedeutung an oder sie ist Sitz eines Metropoliten. Das Erzbistum bildet dann zusammen mit weiteren Bistümern (Suffraganbistümern) die Kirchenprovinz.
Die Größe der Bistümer ist von Land zu Land verschieden, im allgemeinen sind die Bistümer in den altchristlichen Gebieten der Mittelmeerländer sowohl von der Fläche als auch von der Bevölkerungszahl her wesentlich kleiner als in später christianisierten Gebieten wie Deutschland.
Faktisch im Range einer Diözese stehen auch noch die
- Mission sui juris
- Apostolische Präfektur
- Apostolisches Vikariat
- Apostolische Administratur
- Territorialabtei
- Prälatur
Teilkirchen
Als Teilkirche bezeichnet die Katholische Kirche jede Diözese, im besonderen aber die unierten Kirchen.
Derzeit gibt es in der Katholischen Kirche:
- 13 Patriarchate
- 4 Großerzdiözesen
- 518 Metropolitan-Erzdiözesen
- 78 Erzdiözesen
- 2.131 Bistümer
- 49 Prälaturen
- 12 Territorialabteien
- 19 Exarchate
- 8 Ordinariate
- 35 Militärordinariate
- 77 apostolische Vikariate
- 46 apostolische Präfekturen
- 9 apostolische Administraturen
- 11 Missionen sui juris
Diözesanleitung
An der Spitze eines Bistums steht immer der Bischof. In allem wird er durch den Generalvikar vertreten, der sein "alter ego", sein zweites Ich, ist. Ihm können zur Unterstützung, in genau umschriebenen Bereichen, Bischofsvikare zur Seite gestellt werden. Der Vertreter des Bischofs in der kirchlichen Gerichtsbarkeit ist der Offizial und in der Priesterausbildung der Regens. Einigen Bischöfen ist zur Unterstützung in der Weihegewalt ein Weihbischof beigegeben, welcher jedoch, obwohl in der Weihe voll und ganz Bischof, in allem vom eigentlichen Bischof, dem Diözesanbischof, abhängig ist. In Ausnahmefällen kann vom apostolischen Stuhl eine Visitation angeordnet werden, welche eine Antwort auf besondere Probleme darstellt.
Römisch-katholische Kirche im deutschsprachigen Gebiet
Römisch-Katholische Kirche in Deutschland
In der römisch-katholischen Kirche gibt es in Deutschland derzeit 27 Diözesen. Mehrere Diözesen bilden zusammen eine Kirchenprovinz, welcher ein Metropolitan vorsteht. Sein Bistum nennt sich daher Erzdiözese (Erzbistum). Die meisten Erzdiözesen stammen aus historischer Zeit, d. h. es handelt sich um alte, meist große Bistümer (z. B. Köln, München-Freising, Paderborn). Bis 1990 gab es in Deutschland fünf Erzdiözesen (Kirchenprovinzen). Nach der Wiedervereinigung wurde die Kirchenlandschaft in Deutschland neu geordnet. Hierbei wurde das Bistum Berlin zum Erzbistum erhoben und Hamburg als weiteres, siebtes Erzbistum neu gegründet.
Im folgenden werden die insgesamt sieben Erzbistümer und 20 Bistümer aufgelistet:
- Erzbistum Bamberg (errichtet 1818) mit den Suffraganbistümern:
- Erzbistum Berlin (errichtet 1994) mit den Suffraganbistümern:
- Erzbistum Freiburg (errichtet 1827) mit den Suffraganbistümern:
- Bistum Rottenburg-Stuttgart
- Bistum Mainz mit der Exklave Bad Wimpfen bzw. Gießen/Wetterau
- Erzbistum Hamburg (errichtet 1995) mit den Suffraganbistümern:
- Erzbistum Köln (Erzbistum seit ca. 795) mit den Suffraganbistümern:
- Bistum Aachen
- Bistum Essen mit der Exklave Jugendbildungsstätte St. Altfrid in Essen-Kettwig im Erzbistum Köln
- Bistum Limburg
- Bistum Münster mit einer großen niedersächsischen Exklave
- Bistum Trier mit der Exklave Kirchen (Sieg)
- Erzbistum München und Freising mit der Exklave Kloster Schlehdorf (errichtet 1817/1821) mit den Suffraganbistümern:
- Erzbistum Paderborn (seit 1929) mit den Suffraganbistümern:
- Bistum Erfurt
- Bistum Fulda mit der Exklave Ostheim vor der Rhön
- Bistum Magdeburg
Römisch-Katholische Kirche in Österreich
In Österreich gibt es zwei Erzdiözesen und sieben Diözesen, außerdem noch die "Österreichische Militärdiözese" und eine Territorialabtei
- Erzdiözese Salzburg (errichtet 798) mit den Suffraganbistümern:
- Erzdiözese Wien (errichtet 1469) mit den Suffraganbistümern:
- direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt:
Römisch-Katholische Kirche in der Schweiz
In der Schweiz gibt es keine Erzbistümer mit einer so genannten Kirchenprovinz, ihre Aufgabe übernimmt direkt die Römische Kurie. Dies ist in der römisch-katholischen Kirche eine Besonderheit, welche schon verschiedentlich in der Diskussion stand und unter Umständen in den nächsten Jahren durch die Einrichtung eines Erzbistums aufgehoben werden wird. Das Land besitzt sechs Diözesen, die gewöhnlich als Bistümer bezeichnet werden und zwei Territorialabteien:
- Bistum Basel mit Sitz in Solothurn
- Bistum Chur
- Bistum Lausanne-Genf-Freiburg mit Sitz in Freiburg
- Bistum Lugano
- Bistum St. Gallen
- Bistum Sitten
- Abtei Saint-Maurice
- Maria Einsiedeln
Römisch-Katholische Kirche in Südtirol
Römisch-Katholische Kirche in Liechtenstein
Das Fürstentum Liechtenstein bildet das Erzbistum Vaduz, das direkt der Römischen Kurie unterstellt ist.
Römisch-Katholische Kirche in Luxemburg
Römisch-Katholische Kirche in Belgien
Die Kirche von Belgien besteht aus einer Kirchenprovinz mit 8 Bistümern. Der Erzbischof ist zugleich Primas.
Weltkirche
Für gewöhnlich halten sich die Diözesangrenzen der römisch-katholischen Kirche an politische Grenzen. Entsprechend bilden die Bischöfe eines Landes eine Bischofskonferenz. Nur in wenigen Fällen, wie in der Karibik, erstreckt sich eine Diözese über mehrere Länder.
Liste der katholischen Bistümer Vorlage:Navigationsleiste Römisch-Katholische Kirche in Europa
- katholische Kirche in Afrika
- katholische Kirche in Afghanistan
- katholische Kirche in Argentinien
- katholische Kirche in Australien
- katholische Kirche in Bolivien
- katholische Kirche in Brasilien
- katholische Kirche in Brunei
- katholische Kirche in Chile
- katholische Kirche in Ecuador
- katholische Kirche in Indien
- katholische Kirche in der Karibik
- katholische Kirche in Kolumbien
- katholische Kirche in Kuwait
- katholische Kirche in der Mongolei
- Katholische Kirche in Namibia
- katholische Kirche in Nauru
- katholische Kirche in Nepal
- katholische Kirche in Neuseeland
- katholische Kirche in Paraguay
- katholische Kirche in Peru
- katholische Kirche in Singapur
- katholische Kirche in Uruguay
- katholische Kirche in den USA
- katholische Kirche in Venezuela
Historische Bistümer in Deutschland
Historische Bistümer der Römisch-Katholischen Kirche in Deutschland (bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation):
- Erzbistum Hamburg-Bremen† (heute Erzbistum Hamburg):
- Bistum Lübeck†, Bistum Ratzeburg†, Bistum Schwerin†, Bistum Verden†, Bistum Oldenburg†, Bistum Schleswig†
- Bistum Minden†, Bistum Lüttich (heute Belgien), Bistum Utrecht (heute Erzbistum Utrecht, Niederlande), Bistum Osnabrück
- Erzbistum Magdeburg† (heute Bistum Magdeburg):
- Bistum Brandenburg†, Bistum Havelberg†, Bistum Lebus†, Bistum Halberstadt†, Bistum Meißen† (heute Bistum Dresden-Meißen), Bistum Merseburg†, Bistum Naumburg†
- Erzbistum Mainz† (heute Bistum Mainz):
- Bistum Corvey†, Bistum Konstanz†, Bistum Worms†, Bistum Speyer, Bistum Straßburg (heute Erzbistum Straßburg, Frankreich), Bistum Hildesheim, Bistum Halberstadt†, Bistum Verden†, Bistum Paderborn (heute Erzbistum Paderborn), Bistum Würzburg, Bistum Eichstätt, Bistum Augsburg, Bistum Basel
- Erzbistum Salzburg (heute Österreich):
- Bistum Regensburg, Bistum Freising (heute Erzbistum München und Freising), Bistum Passau, Bistum Säben-Brixen (heute Bistum Bozen-Brixen, Italien), sowie - als Eigenbistümer einmalig in der katholischen Welt - Eigenbistum Chiemsee†, Eigenbistum Gurk (heute Österreich), Eigenbistum Lavant (heute Erzbistum Lavant-Marburg, Slovenien), Eigenbistum Seckau (heute Bistum Graz-Seckau, Österreich)
- Erzbistum Riga (zwischenzeitlich †, heute Lettland):
- Erzbistum Trier† (heute Bistum Trier):
- Bistum Metz (heute Frankreich), Bistum Toul†, Bistum Verdun (zwischenzeitlich †, heute Frankreich)
- Bistum Bamberg† (heute Erzbistum Bamberg)
- Bistum Ermland (heute Erzbistum Ermland, Polen)
- Bistum Cammin† (heute Erzbistum Stettin-Cammin, Polen)
- Erzbistum Breslau (heute Polen)
- Prälatur Schneidemühl†
† = untergegangenes (Erz-)Bistum
Evangelische Kirche
In der evangelischen Kirche wurde bis in das 19. Jahrhundert eine Verwaltungseinheit mehrerer Einzelgemeinden innerhalb einer Landeskirche gelegentlich als Diözese bezeichnet. Der Begriff ist in der evangelischen Kirche in Deutschland nicht mehr gebräuchlich. Die evangelische Kirche in Österreich ist in neun Diözesen jeweils für ein Bundesland gegliedert.
Literatur
- Johannes Neumann: Art. Bistum. In: Theologische Realenzyklopädie 6 (1980), S. 697-709
- Manfred Clauss, Der magister officiorum in der Spätantike (4.-6. Jh): das Amt und sein Einfluss auf die kaiserliche Politik. München, 1980
- Arnold Hugh Martin Jones: The later Roman empire (284-602): a social, economic, and administrative survey. Bd. 3, Oxford, 1964