Hans Christian Andersen

dänischer Dichter und Schriftsteller
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Februar 2007 um 02:13 Uhr durch Aibot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ändere: uk:Андерсен Ганс-Крістіан). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Hans Christian Andersen anhören/? (* 2. April 1805 in Odense auf der dänischen Insel Fünen; † 4. August 1875 in Kopenhagen) ist der wohl berühmteste Dichter und Schriftsteller Dänemarks.

Hans Christian Andersen

Leben

Jugend und Ausbildung

 
Das wahrscheinliche Geburtshaus von Andersen in Odense
 
Andersens Kindheitsheim in Odense

Hans Christian Andersen wurde am 02. April 1805 als Sohn des verarmten Schuhmachers Hans Andersen (1782-1816) und der alkoholkranken Wäscherin Anne Marie Andersdatter (ca. 1775-1833) in Odense geboren [1]. Nach dem Tod seines Vaters ging er mit 14 Jahren nach Kopenhagen und bemühte sich, dort als Schauspieler zum Theater zu kommen. Nachdem ihm das jedoch nicht gelang, versuchte er sich ebenso vergeblich als Sänger, verfasste aber auch schon erste kleine Gedichte. Schließlich nahm ihn Konferenzrat Jonas Collin, der damalige Direktor des Königlichen Theater Kopenhagen (Kongelige Teater), in seine Obhut und in sein Haus auf. Dort fühlte er sich besonders zu dem Sohn seiner Gasteltern, Edvard Collin, hingezogen, den diese Zuneigung jedoch eher befremdete und die dieser nicht erwiderte. Die jüngste Tochter Louise Collin wurde ihm eine schwesterliche Freundin, der er sehr zugeneigt war. Beide erlebten sich als Seelenverwandte. Von der Theaterdirektion unterstützt und durch König Friedrich VI. gefördert, konnte er von 1822 bis 1826 bei Rektor Meissling eine Lateinschule in der kleinen Provinzstadt Slagelse, von 1826 bis 1828 eine weitere Lateinschule in Helsingör und anschließend die Universität besuchen.

Erste Werke und Reisen

Am Ende seiner Schulzeit schrieb er das Gedicht „Das sterbende Kind“. Dieses wurde als kleines Meisterwerk anerkannt, in dem der Autor die Welt aus den Augen eines kleinen Kindes betrachtete, was insgesamt für sein Schaffen kennzeichnend wurde. Das Gedicht ist danach in vielen Ländern veröffentlicht worden.

Andersen war einmal in seinem Leben einer Frau in tiefer Liebe zugetan. Es war Riborg Voigt, die Schwester des Studienfreundes Christian Voigt, durch den er sie kennenlernte. Er hatte sich sogleich unsterblich in sie verliebt, doch war sie schon einem anderen Manne versprochen. Ihren Abschiedsbrief trug er zeitlebens in einem Ledersäckchen auf dem Herzen und es wurde bei seinem Tode auch gefunden. Andersen hatte diese tragische Liebesgeschichte in seinem Märchen "Die kleine Meerjungfrau" verarbeitet.

Nachdem Riborg geheiratet hatte, unternahm Andersen mehrere Reisen nach Deutschland, England, Italien, Spanien und in die Türkei. Unter dem Einfluss der italienischen Landschaft entstanden dann die ersten Texte, die sehr an die Kleine Meerjungfrau erinnern. Die Beschreibung der Welt in dem gleichnamigen Märchen zeigt die italienischen Einflüsse deutlich.

Auf seinen insgesamt 30 großen Reisen kam er 32 Mal nach Dresden und 15 Mal nach Maxen bei Dresden, wo er seine Freunde, die Mäzenen Friederike und Friedrich Anton Serre besuchte. Dort schrieb er auch: "Des Herzens Sonnenschein in Sachsen, er strahlt am schönsten doch in Maxen".

Spätere Jahre

Später lernte er noch weitere Frauen kennen, die ihm alle schwesterliche Freundinnen waren: Henriette Wulff, Tochter des Kommandeurs und Gönners P.F. Wulff, ferner Sophie Ørsted, Tochter des Entdeckers des Elektromagnetismus, und Jenny Lind, auch schwedische Nachtigall genannt, die er sehr verehrte. Sein Leben lang blieb er aber unverheiratet, ohne eine wie auch immer geartete längere, tiefere, persönliche oder gar sexuelle Verbindung. Mit Edvard Collin verband ihn jedoch auch nach dessen Heirat im gegenseitigen Einvernehmen eine Freundschaft auf Distanz. In der Wissenschaft wird kontrovers diskutiert, ob Andersen homosexuell gewesen sei. Diese Diskussion begann 1901 mit dem Artikel "Hans Christian Andersen: Beweis seiner Homosexualität" von Carl Albert Hansen Fahlberg (unter dem Pseudonym Albert Hansenin) in Magnus Hirschfelds "Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen".

Nach seinem 70. Geburtstag, als Künstler international anerkannt und verehrt, vom dänischen König mit dem höchsten Orden ausgezeichnet, verstarb er am 4. August 1875 in Kopenhagen und wurde dort auf dem Assistens-Friedhof beigesetzt.

Werke

 
Hans Christian Andersen (1869)

Berühmt wurde Hans Christian Andersen durch seine zahlreichen Märchen wie

die bereits um 1840 in unterschiedlichen deutschen Übersetzungen erschienen. Angelehnt an dänische, deutsche und griechische Sagen und historische Begebenheiten, dem Volksglauben verbunden und inspiriert von literarischen Strömungen seiner Zeit, schuf Andersen so die bedeutsamsten Kunstmärchen des Biedermeier.

Weniger bekannt sind viele seiner 156 weiteren Märchen. Auch die autobiografischen Texte, Novellen, Dramen, Gedichte und Reiseberichte, die von seinem Schaffensreichtum zeugen, führen ein Schattendasein.

In den dreißiger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts fand der junge Dichter in Deutschland größere Anerkennung als in seinem eigenen Vaterland. Sein Roman "Der Improvisator" (1835) erschien bald in deutscher Übersetzung. Obwohl Andersen immer Dänisch schrieb, wurde die erste seiner veröffentlichten Autobiografien, übersetzt als Das Märchen meines Lebens ohne Dichtung, 1846 auf Deutsch herausgegeben. (Erst 1855 erschien seine große dänische Autobiografie, Mit Livs Eventyr.)

Ein Band mit mehreren kleineren Prosaschriften, deren dänische Originaltexte erst später gedruckt wurden, erschien 1860 in Leipzig als Aus Herz und Welt.

Auf einer Deutschlandreise im Jahre 1831 lernte Andersen den Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso kennen, der ein eigenes Gedicht in Andersens Stammbuch schrieb [2] und später einige Gedichte Andersens ins Deutsche übersetzte: [3]

  • Improvisatoren, Roman 1835 (dt. Der Improvisator, 1835)
  • Eventyr, fortalte for børn, Kunstmärchen 1835-1848 (dt. Märchen, für Kinder erzählt, 1839)
  • O.T., Roman 1836 (dt. O.T., 1837)
  • Kun en Spillemand, Roman 1837 (dt. Nur ein Geiger, 1847)
  • Den nye Barselstube, Komödie 1845 (dt. Die neue Wochenstube, 1853)
  • Ahasverus, Epos 1847 (dt. Ahasver, 1847)
  • De to Baronesser, Roman 1849 (dt. Die zwei Baronessen, 1848)
  • I Sverrig, Reisebuch 1851 (dt. In Schweden, 1851)
  • Historier, Erzählungen und Märchen 1852 (dt. Geschichten, 1909)
  • Mit Livs Eventyr, Autobiographie 1855 (dt. Das Märchen meines Lebens, 1847)
  • Lykke-Peer, Roman 1870 (dt. Glücks-Peter, 1871)

Andersen-Preise

Der wichtigste internationale Kinderbuchpreis wurde nach ihm benannt: Hans Christian Andersen Award.

weitere:

Museen

In Odense gibt es die Museen "H.C. Andersens Hus" und "H.C. Andersens Barndomshjem".

Verfilmungen

  • La petite marchande d´allumettes (dt. "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern"). Frankreich 1928 (Regie: Jean Renoir)
  • The Red Shoes (dt. "Die roten Schuhe"). England 1948 (Regie: Michael Powell und Emmerich Pressburger)
  • Císařův slavíc (dt. "Der Kaiser und die Nachtigall") ČSSR 1948 (Regie: Jirí Trnka)
  • Das Märchen meines Lebens. England 1950 (Regie: R. Haines)
  • Hans Christian Andersen und die Tänzerin ("Hans Christian Andersen") USA 1952 (mit Danny Kaye)
  • Die Schneekönigin. SFB, Berlin 1964 (Regie: Wolfgang Spier, Darsteller: Ilja Richter, Tilla Durieux u.a.)
  • Die kleine Meerjungfrau. ČSSR 1975 (Regie: Karel Kachyna)
  • Die Schneekönigin. ČSSR 1987 (Zeichentrick, Regie: L. Čapek)
  • Die wundersamen Reisen des Hans Christian Andersen. Deutschland/Dänemark (Dokudrama von Mads Baastrup, Piv Bernth und Wilfried Hauke)

Theater

Um die Lebensgeschichte von Hans Christian Andersen geht es in Johann Kresniks Tanzstück HANS CHRISTIAN ANDERSEN, das im Dezember 2005 in der Bonner Oper uraufgeführt wurde.

Siehe auch

  • Liste der Märchen
  • Mit zahlreichen Film-, Tanz-, Theater- und Multimedia-Veranstaltungen wurde in Dänemark im Jahr 2005 der 200. Geburtstag des Dichters gefeiert. (Siehe Weblinks)
  • im kalifornischen Ort Solvang befindet sich ein Hans-Christian-Andersen-Museum

Quellenangaben

  1. http://www.readprint.com/author-3/Hans-Christian-Andersen
  2. http://www.kalliope.org/digt.pl?longdid=chamisso2002011302
  3. http://www.kalliope.org/digt.pl?longdid=chamisso2002011301

Literatur

Commons: Hans Christian Andersen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien