Peter III. (Russland)

Kaiser von Russland, Herzog von Holstein-Gottorf
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Peter III. Fjodorowitsch (russisch Пётр III Фёдорович; * 21. Februar 1728 in Kiel; † 17. Juli 1762 in Ropscha bei Sankt Petersburg) war im Jahre 1762 sechs Monate lang russischer Zar und von 1739 bis 1762 Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorp. Er begründete die Linie Romanow-Holstein-Gottorp.

Zar Peter III., Gemälde von Alexey Petrovich Antropov
Zar Peter III., Gemälde von Lucas Conrad Pfandzelt, 1761
Zar Peter III., Gemälde von Alexey Petrovich Antropov, 1762
Zar Peter III., Gemälde von Alexey Petrovich Antropov

Leben

Er kam am 21. Februar 1728 als Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottorp in Kiel zur Welt. Sein Vater war der Herzog Karl Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorp und seine Mutter Anna Petrowna war eine Tochter Peters des Großen. Sie starb bald nach seiner Geburt. Nach dem Tod des Vaters bestieg er in Holstein den Thron.

Da seine Tante, die Zarin Elisabeth keine eigenen Kinder hatte, ernannte sie Peter am 18. November 1742 zum Thronfolger. Er trat zum orthodoxen Glauben über, nahm den Namen Peter Fjodorowitsch an und wurde Großfürst. Fast gleichzeitig, am 4. November 1742 wählten ihn Teile der schwedischen Stände zum Thronfolger, doch Peter lehnte ab.

Am 1. September 1745 wurde er mit seiner Cousine, der Prinzessin Sophie Auguste von Anhalt-Zerbst-Dornburg, der späteren Kaiserin Katharina II., vermählt.

Sie hatten zwei gemeinsame Kinder:

  • Paul (* 1. Oktober 1754; † 23. März 1801)
  • Anna (* 9. Dezember 1757; † 9. März 1759)

Wobei jedoch stark umstritten ist, ob diese beiden wirklich von Peter selbst oder aus einer der Affären Katharinas mit Graf Saltykow bzw. Graf Poniatowski stammen.

Die Ehe der beiden war nicht glücklich. Während seine Frau sich problemlos in das Leben in Sankt Petersburg einfügte, hatte Peter damit große Probleme. Er war ein unausgeglichener, gehemmter junger Mann, der zudem von Pockennarben entstellt war. Er fühlte sich durch den Vergleich mit seinem berühmten Großvater, dem Zaren Peter dem Großen unter Druck gesetzt.

Meist lebte er mit seinen holsteinischen Freunden in Oranienbaum, wo ihm die Zarin zur Hochzeit das Schloss von Menschikow geschenkt hatte. Er führte einen intensiven Briefwechsel mit Friedrich II. von Preußen, den er glühend und schwärmerisch verehrte. Er baute sich eine eigene Garde auf, die aus 1.500 holsteinischen Offizieren und Soldaten bestand. Zudem trug er mit Vorliebe eine preußische Uniform. Damit zog er sich natürlich den Unwillen der Zarin zu, die eine tiefe Abneigung gegen Preußen hegte. Im Juni 1757 trat Russland auf der Seite von Österreich und Frankreich in den Siebenjährigen Krieg ein. In einem Brief an Wilhelm von Fermor, dem Oberkommandierenden der russischen Truppen versuchte Peter, ihn zum Einlenken gegen die Preußen zu bewegen.

Regierungszeit

 
Zar Peter III. mit seiner Familie

Am 24. Dezember 1761 starb Elisabeth und Peter bestieg als Peter III. den Zarenthron. Als erste Amtshandlung schloss er am 5. Mai 1762 mit Preußen einen Sonderfriedensvertrag in St. Petersburg und stellte Friedrich II. ein Hilfskorps von 15.000 Mann unter General Tschernyschew zur Verfügung. Diese Wendung zugunsten von Preußen, welches den Krieg zu verlieren drohte, wird auch als Mirakel des Hauses Brandenburg bezeichnet. Er erließ eine umfassende Amnestie für politische Gefangene und leitete ein umfangreiches Reformprogramm ein. Er lockerte das Reiseverbot, belebte den Handel, schaffte die Folter ab und löste die „Geheime Kanzlei“ auf. Er schaffte die Salzsteuer ab und erließ dafür eine Luxussteuer für den Adel. Er bereitete ein Gesetz vor, welches die Rechte der orthodoxen Kirche beschneiden sollte. Er begann, das unter Elisabeth vernachlässigte Staatswesen nach preußischem Vorbild zu modernisieren. Der schwedische Historiker Magnus Jacob von Crusenstolpe schrieb später:

... der Großfürst war als inkonsequent und bizarr bekannt, der Zar zeigte sich gerecht, geduldig, verträglich und aufgeklärt. Alle höheren Staatsbeamten behielten ihre Ämter. Seinen Feinden verzieh er, auch wenn sie sich gegen ihn höchst unwürdig benommen hatten ...“

Mit seinen Regierungsmethoden zog er sich aber die Feindschaft des russischen Adels und der Kirche zu, die während der Herrschaftsjahre Elisabeths große Macht ausgeübt hatten. Die Brüder Orlow bereiteten den Sturz Peters III. vor. Sie bestachen die führenden Offiziere von fünf Garderegimentern. Es wurde das Gerücht gestreut, Peter wolle seine Frau ins Kloster verbannen. Daraufhin stellte sich Katharina mit ihrem Sohn am 9. Juli 1762 unter den Schutz der Garden und wurde von ihnen zur Zarin ausgerufen. Gleichzeitig wurde das Gerücht verbreitet, dass Peter tot sei. Der hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Oranienbaum auf und wurde von den Geschehnissen völlig überrascht. Anstatt mit seiner holsteinischen Garde gegen die Aufrührer vorzugehen, zögerte er. So konnten ihn die Aufrührer gefangennehmen und zur Unterzeichnung einer Thronentsagungsakte zwingen.

„... in der kurzen Zeit meiner absoluten Regierung über das russische Reich habe ich erkannt, dass meine Kräfte einer solchen Last nicht gewachsen sind ... Ich erkläre ohne Zwang und feierlich vor dem russischen Reich und der ganzen Welt, dass ich der Regierung auf Lebzeiten entsage ... Peter, Herzog von Holstein“

Danach wurde er in das Landhaus Ropscha bei Sankt Petersburg gebracht und am 17. Juli 1762 von einigen Parteigängern der Zarin ermordet. Der Hauptanteil an der Tat wird Alexej Orlow zugeschrieben. In wie weit Katharina II. in dieses Mordkomplott selbst verwickelt war, lässt sich nicht eindeutig klären. Während einige Historiker glauben, dass die Gebrüder Orlow auf eigene Faust handelten, bezichtigen andere Katharina der Mitwisserschaft von Anfang an. Und wiederum andere sehen Indizien, dass die zukünftige Zarin sogar den Auftrag für diesen Mord gab. Am 19. Juli wurde sein Körper im Alexander-Newski-Kloster aufgebahrt. Tausende Russen aus allen Schichten zogen mehrere Tage an seinem Sarg vorbei. Sein Sohn ließ den Leichnam nach seinem Regierungsantritt 1796 exhumieren und mit allen Ehren in der Peter-und-Paul-Kathedrale beisetzen.


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VorgängerAmtNachfolger
Karl FriedrichHerzog von Holstein-Gottorf
1739-1762
Paul I.