Die Breitrandschildkröte (Testudo marginata) ist die größte europäische Landschildkröte und erreicht ein Gewicht um 5 kg und eine Größe um 35 cm. Der Rückenpanzer ist langgestreckt und besitzt eine deutliche Taille in der Körpermitte. Der Hinterrand ist gesägt und glockenförmig aufgebogen. Der Carapax von adulten Tieren ist fast völlig schwarz mit gelben Areolen. Auf dem hellen Bauchpanzer fallen paarige schwarze Dreieckflecken auf, deren Spitzen nach hinten gerichtet sind. Die Vorderseiten der Arme sind mit großen Schuppen bedeckt. Bei alten Weibchen ist der Plastronhinterlappen etwas beweglich. Am Schwanz fällt ein längliche Markierung auf. Die Männchen besitzen einen längeren und an der Basis dickeren Schwanz. Ihr Plastron ist stärker eingedellt. Zudem werden sie oftmals größer als Weibchen. Letztere legen im Mai und Juni kugelförmige, hartschalige Eier im Erdreich ab.
Breitrandschildkröte | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Lebensweise
Testudo marginata lebt montaner als die Griechische Landschildkröte Testudo hermanni. Sie weicht auch in das höhere Bergland bis auf 1.600 m Höhe aus. Dabei kommt den Tieren die schwarze Färbung des Rückenpanzers zugute. Sie ermöglicht ihnen in kurzer Zeit viel Wärme zu absorbieren, um so auf die notwendige Körpertemperatur zu kommen. Die ziemlich helle Unterseite verhindert wiederum die Wärmeabstrahlung auf dem kalten Erdreich. Gleichzeitig kann der massereiche Körper die Wärme lange speichern. Hauptnahrung sind die Pflanzen auf den Wiesen ihrer mediterranen Heimat. Am frühen Vormittag verlassen sie ihren nächtlichen Unterschlupf und lassen sich zuerst von der Sonne erwärmen. Danach suchen sie ihre Fressplätze auf. In der Gefangenschaft ist die Hauptnahrung Löwenzahn, Klee und alle Salatsorten, dazu auch Bohnenblätter, Rettichblätter und Hahnenfuß, sogar Gras und Heu wird verzehrt. Auch Früchte werden nicht verschmäht. Grundsätzlich sind sie Vegetarier, ein gewisses Quantum an tierischem Eiweiß benötigen sie aber trotzdem, das gilt vor allem für Jungtiere und trächtige Weibchen. So werden hin und wieder auch Regenwürmer und Schnecken aufgenommen. Die heiße Mittagszeit verbringen sie in ihren Verstecken, die sie meist erst wieder in den späten Nachmittagstunden verlassen.
Vorkommen
Das natürliche Vorkommen ist das südliche Griechenland vom Peloponnes bis zum Olymp, daneben gibt es kleine inselartige Vorkommen auf dem Balkan und in Italien, dazu ein ausgedehnteres Vorkommen im Nordosten von Sardinien.
Unterarten
Zwei Unterarten der Nominatrasse Testudo marginata marginata SCHOEPF 1789 stehen zur Diskussion
- A: Testudo marginata sarda MAYER 1992: Ausgesetzte Tiere begründeten in Sardinien eine eigene Population. Bei ihr sind die hinteren Randschilde weniger stark ausladend und ziemlich glattrandig.
- B: Eine besonders kleine Variation der Breitrandschildkröte entdeckte Wessinger im Südwesten des Peloponnes. Die sogenannte Zwergbreitrandschildkröte wurde allerdings nicht als Unterart, sondern als eigene Art mit dem Namen Testudo weissingeri BOUR 1996 publiziert.
Verwandtschaft
Testudo marginata ist eng verwandt mit der Maurischen Landschildkröte(Testudo graeca). Beide besitzen eine Reihe von ähnlichen Körpermerkmalen, zum Beispiel länglicher Panzer, große Schuppen auf den Vorderbeinen, große Schilde auf dem Kopf und Kegelschuppen auf den Oberschenkeln, ungeteilter Schwanzschild, bewegliche Bauchlappen und der fehlende Hornnagel an der Schwanzspitze. Vermutlich entwickelte sich aus Testudo graeca vor langer Zeit Testudo marginata als eine dem Leben im Bergland besonders angepasste Population. Dafür spricht auch das große Verbreitungsgebiet (über drei Kontinente) und die verwirrend vielen Unterarten bei Testudo graeca. So gibt es auch in der Türkei Exemplare mit stark auf gebogenen Randschilden.Im Vergleich ist das Erscheinungsbild von Testudo marginata trotz der zwei Varietäten sehr einheitlich, was auf eine noch junge Enstehungsgeschichte hinweist. In Gefangenschaft gibt es nicht selten Kreuzungen zwischen den beiden Arten.
Paarung
Unmittelbar nach dem Aufwachen aus dem Winterschlaf setzt der Paarungstrieb ein. Mit großem Eifer verfolgen die Männchen die Weibchen, umkreisen sie, beißen sie in die Gliedmaßen, rammen sie mit heftigen Stößen und versuchen aufzureiten. Bei der stoßweisen Kopulation öffnet das Männchen das Maul, die rote Zunge wird sichtbar und es stößt weit hörbare Schreie aus. Sie klingen fast seufzend in langen tiefen Tönen, im Gegensatz zu Testudo hermanni bei der ein hohes stoßweißes Piepen hörbar ist. Während der Paarung bleibt das Weibchen ruhig stehen und hält den Kopf seitlich aufwärts, so dass es das weitgeöffnete Maul des Männchens sehen kann. Offensichtlich hat die rote Zunge eine Signalfunktion. Im selben Rhythmus wie das Männchen seine Piepstöne erzeugt, bewegt das Weibchen seinen Kopf nach links und nach rechts.
Eiablage
Hat das Weibchen nach langem Suchen den richtigen Platz gefunden, verharrt es still und stemmt die beiden Vordebeine fest in den Boden. Es beginnt nun mit den Hinterbeinen eine Höhle auszugraben. Die Füße arbeiten dabei im Wechsel zwischen links und rechts, anfangs mehr scharrend, dann richtig grabend und schaufelnd. Bald bilden sich links und rechts zwei Haufen aus lockerem Erdreich. Die Größe der Höhle wird bestimmt durch die Länge der Hinterbeine. Ist die Erde zu hart, lässt das Weibchen Wasser aus der Analblase ab, um sie aufzuweichen. Nach der Grabearbeit beginnt die Eiablage. Jedes Ei wird sachte nach hinten gerollt. Nach dem letzten Ei beginnt das Weibchen unverzüglich mit dem Zuschaufeln, wiederum mit den Hinterbeinen in alternierender Weise. Zuletzt stampft sie noch mit den Füßen die Erde fest. So erhält der Boden wieder die natürliche Festigkeit. Große Tiere können in einem Sommer bis zu drei Gelege mit je 15 Eiern ablegen.
Inkubation
Die Brutzeit unter natürlichen Bedingungen beträgt etwa 100 Tage. Das ist verhältnismäßig kurz. Bei vielen tropischen Schildkröten dauert sie bis zu 200 Tage. Die relativ kurze Zeit ist eine Anpassung an das subtropische Mittelmeerklima mit den nicht unbegrenzt langen Sommern. Die Brutdauer im Inkubator ist bedeutend kürzer. Bei durchgehend 31,5 Grad Celsius schlüpfen Breitrandschildkröten schon nach 60 Tagen.
Im Gegensatz zum Vogelei sind beim Reptilienei Dotter und Eiklar nicht durch eine Membrane von einander getrennt. Nach ein paar Tagen setzen sich die schweren Dotterbestandteile unten ab. Auf ihnen schwimmt die vom Eiklar umgebene Keimscheibe. Deshalb dürfen Schildkröteneier von diesem Zeitpunkt an nicht mehr gedreht werden. Ob Eier sich regulär entwickeln, lässt sich mit dem bloßen Auge feststellen. Frisch gelegte Eier sind grauweiß gefärbt. Bald sollte sich ein hellweißer Fleck am obersten Punkt des Eis bilden. Nach und nach vergrößert sich dieser Fleck, bis schließlich das ganze Ei blendend weiß ist.
Aufzucht
Nach den sechzig Tagen embryonaler Entwicklung im Ei ritzt das Jungtier zuerst mit dem Eizahn die Schale von innen an, drückt mit dem Eizahn eine Öffnung heraus und kann nun zum ersten Mal die Lungen mit Luft füllen. Danach zieht es sich wieder zurück, dreht sich im Ei, bearbeitet weiterhin mit dem Eizahn die Schale und klappt dann das Ei auf. In der Natur bleibt das Tier die ersten zwei Wochen noch in der Erde. Hier ist es sicher vor Feinden und wächst trotzdem, denn es ernährt sich von dem eingezogenen Dottersack. Die Jungtiere leben sehr versteckt, meist halten sie sich im Schatten auf, sie meiden die Sonne, denn die Gefahr durch Überhitzung ist groß. Breitrandschildkröten wachsen sehr schnell. In einem idealem Biotop, beziehungsweise bei guter Haltung nehmen sie jährlich 100 bis 500 Gramm Gewicht zu. Das schnelle Wachstum erfolgt vor allem in der Jugendzeit. Ab dem zwanzigstem Lebensjahr ist die Gewichtszunahme nur noch minimal. Ihr Höchstalter liegt vermutlich zwischen 100 und 140 Jahren.
Terrarienhaltung
Folgende Methode, Landschildkröten aufzuziehen, hat sich bewährt: An einem 50 cm langen Aquariumbehälter wird eine Klemmlampe befestigt. Der Hals wird so gebogen, dass die 60-Watt-Reflektorlampe im Abstand von 15 bis 20 Zentimetern über dem Bodengrund (eine etwa 5 cm dicke Schicht aus Heimtierstreu) brennt. Nach Einschalten der Lampe am Morgen kriechen die Tiere aus dem Bodengrund, lassen sich erwärmen und beginnen zu fressen. Die Tiere sollten mehrmals am Tag mit Klee, Salat, Löwenzahn usw. gefüttert werden, aber auch hin und wieder mit eingeweichten Pellets. Es gibt spezielle Schildkrötenpellets im Zoogeschäft, Pellets für Zierfische in Freilandteichen tun jedoch den selben Dienst. Die Tiere brauchen auch UV-Licht, deshalb sollen sie täglich das Sonnenlicht genießen, jedoch nur kurzzeitig, im Sommer auf der Terrasse, im Winter auf dem Fenstersims, aber Vorsicht vor Überhitzung..
Freilandhaltung
Auch in Mitteleuropa kann man Breitrandschildkröten von Mitte März bis Ende Oktober im Freiland halten. Für das Gehege wählt man den sonnigsten Platz im Garten möglichst in Hausnähe. Wichtig ist das Schildkrötenhaus. Es sollte eine große, gut gezimmerte Holzkiste sein mit aufklappbarem Dach und einem seitlichen Eingang für die Tiere, darin ausreichend viel Heimtierstreu. Die Tiere sollten sich bei Bedarf gänzlich eingraben können. Die Grundfläche der Kiste soll je nach Zahl der Tiere mindestens 0,4 bis 1,5 Quadratmeter betragen. Am Tagesablauf erkennt man die Bedeutung des Hauses: Am frühen Vormittag verlassen sie es, lassen sich von der Sonne erwärmen und fressen. Anschließend suchen sie wieder das Haus auf. Am späten Nachmittag wandern sie wieder ins Freie. Schildkröten sind also nicht in dem Maße Sonnentiere, wie manche vermuten. Die Sonne brauchen sie vor allem zur Erwärmung, danach suchen sie Unterkünfte, die trocken, warm und dunkel sind. Im Oktober werden die Ruhephasen immer länger. Zum Ende des Monats wird nun jedes Tier in eine geräumige Kiste umgesetzt, die mit viel trockenem Laub aufgefüllt wird. In einem kühlen Raum mit Temperaturen unter 10 Grad Celsius dauert der Winterschlaf bis Mitte März, bei Jungtieren sollte er viel kürzer sein.
Quelle: Testudo marginata marginata SCHOEPF 1789
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