Tuisto ist nach Angaben von Tacitus in seinem Buch Germania der Schöpfergott der Kelten. Alle Kelten stammen ab vom Mannus, das Kind des Schöpfergottes Tuisto.
Quellenangaben
Caesar beschreibt den Charakter des Gottes Tuisto im sechsten Buch von De Bello Gallico im Gegensatz zu Jupiter, römischer Hauptgott des Tageslichts, als Gott Dis oder Dui(s), den römischen Gott der Düsternis. Die Kelten messen im Gegensatz zu den Römern die Zeit in Nächten und nicht in Tagen.Die Nacht ist für die Kelten eine geheiligte Zeit.
Abbildung
Wie fast alle Hauptgötter dieser Generation ist Tuisto androgyn, das heißt sein Charakter ist mannweiblich.
Eine Abbildung des Schöpfergottes Tuisto wurde gefunden in Roquepertuse:
http://jfbradu3.free.fr/celtes/les-celtes/roquepertuse.jpg
Der androgyne Charakter wird symbolisiert durch ca. 5 % Größenunterschied zwischen dem männlichen und weiblichen Schädel. Die Skulptur zeigt den Moment in dem der Schöpfer Mann und Frau mit einem Messer aus Feuerstein trennt.
Hieroglyphen
Der androgyne Charakter wurde im Namen mit Hieroglyphen codiert:
- Der Buchstabe U im Namen Tuisto symbolisiert das weibliche Element,
- Der Buchstabe I im Namen Tuisto symbolisiert das männliche Element.
Alternativ zum U wird oft die Hieroglyphe O, und manchmal auch V als weibliches Element verwendet, z.B. in Dios oder divine.
Symbolik (Licht / Düsternis)
Das Symbol der Lichtes oder der Düsternis wurde codiert in der Reihenfolge der Hieroglyphen I oder U:
- DIUs bedeutet Gott des Lichts (Diu-Piter oder Dius)
- DUIs bedeutet Gott der Düsternis (Tuisto oder Duis).
Siedlungsnamen
Eine Keltische Siedlung am Zusammenfluß von Ruhr und Rhein hat sich nach seinem Hauptgott (Dui(s) / Tuisto) Duisburg benannt. Nachbarsiedlungen Duisburgs wurden ebenfalls nach Dui(s) benannt und hiessen:
- Deutz: heute ein Stadtteil der Stadt Köln.
- Duisdorf: heute ein Stadtteil der Stadt Bonn.
Deutsch(-Land)
Eine nicht belegbare Hypothese ist, die Herleitung des Adjektivs deutsch von "der Bevölkerung, die ihren Gott Dui(s) oder Tuisto nannte" (Duitsch).
Schöpfungslegende der Kelten
Die Schöpfungslegende der Kelten lautet:
Tuisto oder Dui(s) hat den Menschen nach seinem Ebenbild androgyn geschaffen, als mannweibliche Gestalt. Aus Mitleid oder Angst hat er sie dann getrennt in Mann und Frau, in Du und Ich, und sie beauftragt, wieder zusammenzuwachsen zu seinem androgynn Ebenbild Dui(s). Du + I = Dui.
Mit dieser Schöpfungslegende wurde die Ehemoral der Kelten ungemein gestärkt.
Die Schöpfungslegende der Kelten stimmt überein mit der Schöpfungslegende der Griechen in der Rede des Aristophanes im Buch Symposion von Platon (427 - 347 v.C.) und mit der Schöpfungslegende im Hauptwerk Sohar der jüdischen Kabbala.
Ableitung der Pronomina
Die Pronomina wurden von den Kelten aus dem Schöpfernamen Tuisto oder Dui(s) oder aus dem androgynen Kern UI abgeleitet. Beispiele:
- Englisch: Thou & I bilden zusammen Thui
- Altdeutsch: Thu & Ih bilden zusammen Thui (8. Jahrhundert n.C.)
- Süddeutsch: Du & I bilden zusammen Dui
- Französisch: Du & je bilden zusammen Djeu
Im Mittelmeerbereich wird immer das Pronomen der ersten Person ("Ich") im Götternamen codiert.
- Italienisch (Ich =) io im Götternamen Dio
- Spanisch (Ich =) yo im Götternamen Dios
- Arabisch (Ich =) UI im Götternamen dUI
Religions- und Sprachgrenzen
Tuisto wurde verehrt in einem Gebiet nördlich der Alpen, im Kernbereich und in den Auswanderungsbereichen:
Kerngebiet der Kelten
Schweiz (-> Là Tene-Kultur)
Österreich (an der oberen Donau -> Halstatt-Kultur)
Süd-Deutschland (im Rheintal in etwa bis zur niederländischen Grenze)
Nordost-Frankreich
Italien (zwischen Alpen und Po)
Auswanderungsbereiche
Frankreich (im Dreieick zwischen Loire, Garonne und Alpen)
Der komplette Donaubereich bis zu Donaumündung
Portugal und Spanien (Nordwesten, ab dem 3. Jahrhundert v.C.)
Groß-Brittanien und Irland (ab dem 2. Jahrhundert v.C.)
Langue d'OC und Langue d'OUI
Südlich der Alpen wurde der Gott des Lichts Tiu oder Diu als Schöpfergott verehrt.
Zum Keltengott der Düsternis (Tuisto oder Dui) beziehungsweise zum Gott des Lichts (Dius oder Dios) gehörten jeweils eigene Sprachbereiche, die durch Gebirgsketten oder Flußgrenzen immer noch nachweisbar sind.
Die Kelten haben zwar die westliche Hälfte Spaniens, aber nicht den Südwesten Frankreichs besiedelt. In diesem Bereich zwischen der Garonne und Pyrenäen wird die okzidentalische Langue d'OC, die Sprache des Gottes Dios, d.h. Diotisc oder Diutisc gesprochen.
Nördlich der Garonne spricht man die Langue d'OUI, die Sprache Duitisc des Gottes Dui.
Philosophischer Hintergrund
In der keltischen Mythologie, in der platonischen Idee und in der Sohar ist die einzelne Person (Du oder Ich, Mann oder Frau) nur eine Hälfte eines Menschen. Das göttliche Ideal entspricht eine Verschmelzung vom Du und Ich, von Frau und Mann zum richtigen, androgynen Menschenpaar, das den Schöpfer entspricht. Nur durch Verschmelzung kann der Mensch ewig existieren: einerseits durch körperlichen Fortpflanzung nach der Verschmelzung eines Ehepaares, andererseits (nach Platon) durch Fortpflanzung des geistigen, philosophischen Gedankenguts.
Platon geht dabei im Symposion (Gastmahl) soweit, dass auch zwei Männer oder zwei Frauen eine göttliche Verschmelzung erreichen, da bei der Schöpfung der Menschen auch Männer und Frauen in gleichgeschlechtlichen Teile halbiert wurden und genauso wieder zusammenwachsen sollten. Damit erklärte Platon die Existenz der gleichgeschlechtlichen Liebe, die jedoch (wenigstens damals ) nicht zur ewigen Fortpflanzung der menschlichen Rasse geeignet war. Die gleichgeschlechtliche Freundschaft der (überwiegend männlichen) Philosophen mit den jüngeren Lehrlingen in der Antike diente nach der platonischen Lehre lediglich der Fortpflanzung des geistigen, philosophischen Gedankenguts. Jeglicher Lustgedanke wurde als Frevel betrachtet.
Vergleich zu anderen Göttern
Der keltische Schöpfergott Tuisto ist vergleichbar mit dem biblischen Gott Jahweh, oft geschrieben als das geheiligte Wort Tetragrammaton in vier Buchstaben IHVH. Im Tetragrammaton symbolisiert der Buchstabe I als Hieroglyphe die männliche und der Buchstabe V als Hieroglyphe die weibliche Seite des androgynen Gottes Jahweh.