Conrad Bernhard Meyer

ostfriesischer Kaufmann, Kupferstecher und Architekt
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Conrad Bernhard Meyer (* 19. Mai 1755 in Aurich; † 10. September 1830 ebenda) war ein ostfriesischer Kaufmann, Kupferstecher und Architekt.

Frühe Jahre

Als Sohn eines Landwirts in Aurich geboren, besuchte er zunächst die örtliche Stadtschule und wechselte als 10jähriger zur Lateinschule. Diese Schulkarriere entsprach nicht der Bildungstradition seines Standes in der damaligen Zeit. Die Schulzeit musste er 18jährig vorzeitig abbrechen, da sein Vater das Gasthaus am Auricher Marktplatz gekauft hatte, das er in eigener Verantwortung weiter führen sollte. So wurde Conrad Bernhard Meyer Gastronom und konnte seinen Plan Mathematik zu studieren nicht realisieren. Er heiratete Gretje Wilken im Jahre 1774. Nach ihrem frühen Tod ging er eine zweite Ehe mit Dorothea Davemann ein.

Künstler und Konstrukteur

Conrad Bernhard Meyer hatte als Gastwirt schnell Erfolg. Der von ihm bewirtschafteten Gasthof stieg innerhalb kürzester Zeit zum gesellschaftlichen und gastronomischen Mittelpunkt der Beamtenstadt auf. Basis seines Erfolges war ein besonderes kaufmännisches Geschick, gepaart mit seinen ausgeprägten künstlerischen Ideen. Er entwarf und baute einen "Huldigungstempel" für König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, ein spielerisches Bauwerk aus Holz und Papier (14 Meter hoch, illuminiert durch 800 Lampen und 2000 farbige Kugeln). Er schuf so die Hauptattraktion Aurichs im Jahr 1786. Dieser Bau manifestiert den Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit in Aurich. Er versuchte einen Kupferstecher zu finden, der eine Abbildung seines Kunstwerkes anfertigte. Die zu hohen Honorarforderungen ließen ihn aber selbst zum Kupferstecher werden, obwohl er keine künstlerische Ausbildung genossen hatte. Unternehmungsgeist und ein ausgeprägtes künstlerisches Talent ließen ihn den Versuch wagen. Die Arbeitsergebnisse fanden Anerkennung und so folgten eine Reihe von Ansichten ostfriesischer Städte sowie Porträts bekannter ostfriesischer Persönlichkeiten. Für seine Kupferstiche fand er schnell Abnehmer. Bei der Gravur der Kupferplatten erfand er einen "Transparentspiegel", der er ermöglichte Zeichnungen vergrößert oder verkleinert auf die Platte zu bringen. Diesen Spiegel konnte er sogar nach London und St. Petersburg verkaufen.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich Conrad Bernhard Meyer immer mehr zu einem Konstrukteur von Kanalschleusen, eines unterirdischen Löschwassersystems für die Stadt Aurich, eines mechanischen Schafotts und verbesserte andere technische Einrichtungen.

Kaufmann in unterschiedlichen Branchen

Sein Erfolg als Kaufmann war über die Jahre wechselhaft. Den Gasthof konnte er mit einem soliden Gewinn verkaufen. Seine Sägemühle und sein Handel mit Baumaterialien waren sehr profitabel. Er pachtete die Gastronomie des aufstrebenden Seebades Norderney und kaufte Siedlungsgrundstücke im Moor, er baute eine Steingut- und Fayencefabrik am Auricher Hafen auf, er ließe Tonpfeifen herstellen und investierte in den zugehörigen Tabakhandel. Er organisierte den Ankauf von Pferden für die preußische Armee, er war zeitweise Direktor der privaten Treckschutengesellschaft für die Kanalverbindung von Aurich nach Emden, er übte das Amt eines Salzfaktors aus und errichtete auch eine Siegellackfabrik. Seine Geschäfte erwiesen sich häufig als Fehlkalkulationen, oder seine Geschäftsführer aus der Familie waren unfähig. Ein weiterer Grund war aber auch die strukturelle Schwäche Aurichs, insbesonder die (auch heute noch) nicht ausreichende Verkehrsanbindung, so dass die Grundlage für einen profitablen und großräumigen Handel fehlte. Hinzu kam seine Sprunghaftigkeit und Unruhe, die möglicherweise einen Künstler beflügeln, einen Kaufmann der damaligen Zeit aber schaden.

Architekt und Baumeister

Conrad Bernhard Meyer ist aber vorrangig mit den zahlreichen Bauten in Aurich verbunden, die zwischen 1799 und 1814 aus seiner Feder entstanden. Er hat als autodidaktischer Architekt und Baumeister wie kaum ein anderer das Bild der Stadt Aurich geprägt.

Bauten in Aurich

  • Hafenwärterhaus für die Treckfahrtsgesellschaft am alten Hafen (Pingelhus)
  • eigenes Privathaus Conrad Bernhard Meyer
  • Conringsches Haus in der Burgstraße
  • Conringsches Haus am Marktplatz
  • Conringsches Gartenhaus am Ellernfeld (heute: Kunstpavillon)
  • Friedhofswärterhaus für die Lambertikirche
  • Privathäuser am Markt
  • Privathäuser in der Hafenstraße
  • Reformierte Kirche (ein klassizistischer Bau mit Tympanon und dorisch-attischen Säulen)

Die reformierte Kirche war sein Meisterstück in Aurich. Er machte nicht nur den Entwurf, er fertigte sogar die Säulen und viele Details in einer eigenen Werkstatt an. Conrad Bernhard Meyer hatte nie eine Bauschule besucht, die notwendigen Kenntnisse eignete er sich selbst an.

Tätigkeit als Lokalpolitiker

Conrad Bernhard Meyer wurde aufgrund seiner vielen Begabungen zum Vorsitzenden der städtischen Baukommission und als Kommandant der Bürgergarde berufen. Aufgrund seines Einsatzes in anderen gemeinnützigen Bereichen wählte man ihn auch zum Bürgermeister

Literatur

  • Aus dem Leben eines genialen Auricher Bürgers, in: Ostfriesische Nachrichten, 1890, Nr. 26,27,29
  • Ernst Grütering: Conrad Bernhard Meyer und die Baukunst um 1800 in Ostfriesland, Diss. phil. Köln 1928
  • Gert Schlechtriem: Conrad Bernhard Meyer. Ein Baumeister des Klassizismus in Ostfriesland, in: Ostfriesland. Zeitschrift für Kultur, Wirtschaft und Verkehr, 1957, H. 1, S. 13-21
  • Conrad Bernhard Meyer: Ausstellungskatalog des Niedersächs. Staatsarchivs in Aurich zum 150. Todestag (10.9.-9.11.1980), Aurich 1980
  • Karl Gramberg: Aurich von C.B. Meyer bis auf unsere Tage, 1. Buch, Aurich 1992
  • Stefan Pötzsch: Conrad Bernhard Meyer, Gastwirt und Kaufmann, Kupferstecher und Baumeister. Ein Beitrag zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Aurichs an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, in: Collectanea Frisica. Beiträge zur historischen Landeskunde Ostfrieslands, hrsg. von H. van Lengen (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, 74), Aurich 1995, S. 341-361