Vorlage:Infobox Dresdner Stadtteil Der Dresdner Stadtteil Südvorstadt befindet sich im Ortsamtsbereich Plauen, ist aber historisch eher der Dresdner Altstadt zuzurechnen (die Südvorstadt ist Teil der Gemarkung Dresden-Altstadt II), da er im Gegensatz zu den anderen Stadtteilen in diesem Ortsamtsbereich nicht aus einem zuvor existierenden Dorfkern hervorging. Die Dresdner Südvorstadt gehört dadurch zu den Dresdner Vorstädten. Der Stadtteil gliedert sich in die zwei Bereiche Südvorstadt-West und die Südvorstadt-Ost.
Die Südvorstadt grenzt an die Stadtteile Räcknitz, Zschertnitz, Plauen, Löbtau, Seevorstadt, Pirnaische Vorstadt und Strehlen.
Er beherbergt den Großteil des Campus der Technischen Universität, sowie der HTW und neben Gründerzeit-Gebäuden typische Architektur der 1960er Jahre.
Die 2004 eröffnete Autobahn-Anschlussstelle Dresden-Südvorstadt der A17 liegt nicht am oder im gleichnamigen Stadtteil. Grund für die Namensgebung dürfte sein, dass die Lage der Anschluss-Stelle südlich vor Dresden ist. Die Entfernung zum Stadtteil beträgt ca. 3 km.
Geschichte
1315 bis 1800
Die Südvorstadt wurde als Boscou (altsorbisch: Dorf des Bozek) im Jahre 1315 das erste Mal urkundlich erwähnt. Die sorbische Siedlung entwickelte sich zu einem Dorf, das nördlich des heutigen Beutlerparks gelegen war, aber im Jahre 1449 als wüst bezeichnet wurde. Auf dem Gebiet nahe der heutigen Münchner Straße befand sich ebenfalls eine sorbische Siedlung, die Uzmik (altsorbisch: usmyk = Talzugang) hieß und 1350 erwähnt wurde. Später befand sich dort das Vorwerk Auswick, das im Besitz des Dresdner Rates war.
Der Mühlgraben der Weißeritz wurde als Antriebsquelle für Mühlen genutzt. Bedeutend war die Kunadmühle, benannt nach der um etwa 1500 betreibenden Besitzerfamilie. Im Jahre 1569 kaufte Kurfürst August die Mühle, und sie blieb bis 1894 bestehen, bis sie der Eisenbahn weichen musste.
Die Südvorstadt verfügte über zwei der ältesten Fahrwege des Dresdner Südens, den Kälber- und den Zelleschen Weg. Der letztere ist noch heute eine wichtige Straßenverbindung und wurde nach dem Kloster Altzella bei Nossen benannt. Er wurde bis zur Reformation für Fahrten zwischen dem Kloster und dem Leubnitzer Gut (Klosterhof Leubnitz) genutzt.
1800 bis 1945
Aufgrund der in der letzten Eiszeit im Dresdner Süden angewehten und angespülten Lösslehmdecke, wurde das Gebiet wegen seiner Fruchtbarkeit noch lange landwirtschaftlich genutzt. Obwohl die Südvorstadt im Jahre 1835 bereits eingemeindet worden war, setzte sich eine erste städtische Bebauung nach 1850 nur langsam durch.
An der heutigen Budapester Straße entstanden im Jahre 1836 eine Blindenanstalt (Grundstück Nr. 24) und im Jahr 1837 daneben eine Taubstummenanstalt (diese wurde 1879 zu einer Gehörlosenschule erweitert). Beide Gebäude wurden bei den Angriffen auf Dresden 1945 zerstört.
Ein alter Fahrweg, der nach Dippoldiswalde führte und deswegen Dippoldiswalder Straße hieß, wurde im Jahr 1841 ausgebaut. Diese Straße erhielt im Jahre 1855 (im Bereich der Südvorstadt) den Namen Bergstraße. Am heutigen Fritz-Förster-Platz befand sich ein Einnehmerhaus (eine Wegezollstation).
1848 wurde an der heutigen Chemnitzer Straße der Annenfriedhof angelegt. Der in einem anderen Stadtteil neben der Annenkirche gelegene alte Friedhof war 1717 aufgegeben worden, ein anderer Annenfriedhof am Sternplatz existierte bis 1914. Am Alten Annenfriedhof an der Chemnitzer Straße befindet sich die vom Künslter Robert Henze 1869 enstandene überlebensgroße Bronzeplastik der Kurfürstin Anna, die sich bis 1945 am Denkmalbrunnen vor der Annenkirche befand. Auf dem Friedhof ruhen mehrere bedeutende Dresdner Persönlichkeiten, so zum Beispiel der Maler Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) mit seinem Sohn, dem Tenor Ludwig, die Schauspieler Emil Devrient (1803-1872) und Bogumil Dawison (1818-1872), der Dresdner Oberbürgermeister Alfred Stübel (1827-1895), der Geologe Bruno Geinitz (1814-1900) sowie einer der Erbauer der bekannten Göltzschtalbrücke, Robert Wilke (1804-1889). In der Mitte des Friedhofs findet sich ein Obelisk, der an die Opfer des Maiaufstandes von 1849 errinert.
An der im Jahr 1856 angelegten Schweizerstraße - nahe der ehemaligen Blindenanstalt an der Budapester Straße - stand die damals sehr beliebte Gastwirtschaft "Zum Schweizerhäuschen".
Im Jahre 1866 enstand im Zuge der Besetzung Dresdens im Preußisch-Österreichischen Krieg ein Schanzengürtel, unter anderem eine Schanze am heutigen Beutlerpark, der bis 1926 Schanzenpark hieß. Der Park wurde nach dem Dresdner Oberbürgermeister Otto Beutler (1853-1926) benannt.
Die vom Hauptbahnhof nach Süden führende Hauptstraße der Südvorstadt entstand im Jahr 1868 und erhielt 1871 den Namen Reichsstraße (heute: Fritz-Löffler-Straße). Im Jahr 1892, beim Umbau des Böhmischen Bahnhofes zum Hauptbahnhof, erhielt die Straße durch Umbaumaßnahmen Anschluss an die Prager Straße.
Zwischen 1872 und 1874 wurde die russisch-orthodoxe Kirche an der heutigen Fritz-Löffler-Straße errichtet. Die Kirche gehört noch heute zum Moskauer Patriarchat. Die 1884 errichtete Amerikanische Kirche an der Bergstraße und die kurze Zeit später errichtete Englische Kirche an der Wiener Straße, die ebenfalls im Umfeld des Hauptbahnhofs entstanden, wurden bei den Bombenangriffen 1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut.
In der Nähe des Hauptbahnhofes errichtete man zudem mehrere Hotels und Pensionen; auf Grund der vielen Reisenden erhielt das Gebiet südlich des Bahnhofs deshalb den Namen "Diplomatenviertel".
In den Jahren 1877/78 baute sich Gotthelf Ludwig Möckel die heute restaurierte Möckel-Villa genannte neogotische Villa in der Leubnitzer Straße 28.
Zwischen 1883 und 1896 führte eine Pferdebahnlinie bis zur Reichenbachstraße. Danach wurde die Stadtbahn auf elektrischen Betrieb umgestellt.
Im Jahre 1899 wurde der Bebauuungsplan für die etwa 30 m breite Nürnberger Straße und die 40 m breite Münchner Straße genehmigt. Hier entwickelte sich ein Wohnviertel besonders für gehobene bürgerliche Schichten. Besonders nach 1920 dehnte sich diese Wohnsiedlung aus, in Richtung Räcknitz mit Einzelhäusern und Gärten, in Richtung Plauen mit Reihenhäusern entlang der Nöthnitzer Straße.
Nach 1900 wurde die Technische Hochschule erweitert; dieses Neubaugelände bildet heute das Zentrum des Campus der TU Dresden.
Im Umfeld der Schweizer Straße, zwischen Hauptbahnhof und Nürnberger Straße, entstand das wohlhabende Schweizer Viertel mit vielen Einzelvillen.
Zwischen Winckelmann- und Franklinstraße sowie Strehlener und Reichenbachstraße wurde nach 1870 ein rechtwinkliges Straßennetz mit einem dichten und homogenen Wohnviertel errichtet. Dieses hieß - auch in Anlehnung an die Amerikanische Kirche an der Bergstraße - Amerikanisches Viertel.
Am Lukasplatz baute Georg Weidenbach zwischen 1898 und 1908 die Lukaskirche (Dresden) in einer Stilmischung aus Neorenaissance und Jugendstil.
An der Südseite des Hauptbahnhofs, am Bayrischen Platz (heute Friedrich-List-Platz), baute man den noch heute dort befindlichen Marie-Gey-Brunnen. Der Arzt Dr. Heinze hatte den Brunnen zum Gedenken an seine Frau, eine früh verstorbene Kunststudentin, gestiftet; der Akademie-Professor Georg Wrba errichtete den Brunnen im Jahre 1911.
1945 bis heute
Während den Angriffen auf Dresden im Februar 1945 wurden Teile der Südvorstadt beschädigt bzw. völlig zerstört.
Die Angriffe trafen das Gebiet zwischen Hauptbahnhof, Reichenbachstraße und Nürnberger Straße sehr schwer. Von dem geschlossenen Amerikanischen Viertel blieb fast nichts erhalten. Nach der Enttrümmerung erstreckte sich südlich des Hauptbahnhofes eine weite leere Fläche. Hier wurden Gebäude der Verkehrshochschule sowie Verwaltungsbauten und Wohnblöcke in lockerer Bebauung errichtet. Am Strehlener Platz wurde die Ingenieurschule für Verkehrstechnik gebaut, am Ort der im Februar 1945 ausgebrannten Städtischen Jugendherberge am Strehlener Platz wurde das Interhotel Astoria errichtet. Es war der erster Dresdner Hotelneubau nach dem Krieg und wurde in den 1990er Jahren abgerissen.
Das Schweizer Viertel wurde während der Angriffe kaum beschädigt.
Im Süden der Südvorstadt, im Bayrischen Viertel (viele Straßennamen sind nach Orten aus Bayern benannt), südlich der Nürnberger Str. gelegen, gab es nur stellenweise entlang der Münchner und Nürnberger Straße, größere Schäden.
1953 begann auf dem zerstörten Gebiet der Südvorstadt ein groß angelegter Wohnungsneubeu, meist in traditioneller Ziegelbauweise. An der Nürnberger Straße und am Nürnberger Ei zogen hier vor allem Arbeiter des Wismut-Bergbaus ein.
Bauwerke
Die Südvorstadt beherbergt eine Vielzahl historischer, stadtteilprägender Gebäude und Gebäudekomplexe sowie eine stadtteilprägende Infrastruktur. Dazu zählen:
Südvorstadt-West
- die Nossener Brücke
- das Feldschlößchen-Stammhaus, Stammhaus der gleichnamigen Brauerei
- die Zionskirche Dresden
- das Nürnberger Ei, ein Stadtteilzentrum mit vielen Einkaufsmöglichkeiten
- die Buchhandlung Technische Universität (BTU) an der Nürnberger Straße (eröffnet 1968)
- der Potthoff-Bau, der Hauptbau der Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List"
- der Beyer-Bau, erbaut als Bauingenieur-Abteilung der TU Dresden mit einem Observatorium
- die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, ein Ort der Strafjustiz, heute der Schumann-Bau der TU Dresden (Fakultät Wirtschaftswissenschaften)
- das Hörsaalzentrum und die Alte Mensa der TU Dresden
- der Barkhausen-Bau der TU Dresden (Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik)
Südvorstadt-Ost
- Friedrich-List-Platz und die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW)
- die Russisch-Orthodoxe Kirche
- die Mensa Reichenbachstraße sowie das Gästehaus der TU Dresden
- die Plattenbauten der Wundtstraße (Studentenwohnheime der TU Dresden)
- die Lukaskirche Dresden
- der Andreas-Schubert-Bau der TU Dresden
- der Beutler-Park
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Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW)
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Potthof-Bau
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Hörsaalzentrum
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Lukaskirche
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Russisch-Orthodoxe Kirche Dresden
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Beyer-Bau
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TU-Buchhandlung, dahinter Bürgerhäuser
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Gedenkstätte Münchner Platz
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Barkhausen-Bau
Literatur
- Annette Dubbers: Die Südvorstadt - Aus der Geschichte eines Dresdner Stadtteils. ISBN 3937199322