Frankenthal (Pfalz)

Mittelzentrum, kreisfreie Stadt in Rheinland-Pfalz, Deutschland
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Die kreisfreie Stadt Frankenthal (Pfalz) liegt zwischen den Städten Worms und Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz, Deutschland. Sie gehört zu den traditionsreichsten Städten im Rhein-Neckar-Raum und entwickelte sich im Bannkreis der alten Kulturzentren Worms, Heidelberg und Speyer.

Basisdaten

  • Fläche: 1.427,7 ha
  • Einwohner: 50.010 (Stand: 31.05.2002)
  • KFZ-Kennzeichen: FT

Geschichte

  • 1119 Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts
  • 1562 58 calvinistische Flüchtlingsfamilien lassen sich in Frankenthal nieder und schließen darüber eine "Capitulation" mit Kurfürst Friedrich III.
  • 1577 Verleihung der Stadtrechte
  • 1718 Unter Kurfürst Karl III. Philipp wird die Stadtbefestigung begonnen
  • 1755 Gründung der Porzellanmanufaktur
  • 1772-81 Bau eines Kanals zum Rhein (1955 zugeschüttet)
  • 1943 Die Innenstadt wird bei einem Bombenangriff zu ca. 90% zerstört

In einer Urkunde des Klosters Lorsch aus dem Jahr 772 wird die Gemeinde, die ursprünglich Franconodal heißt und eine fränkische Gründung aus dem späten 5. Jahrhundert ist, erstmals erwähnt. Bis ins 12. Jahrhundert bleibt der Ort, allerdings abseits des großen Geschehens.

Erst die Gründung eines Augustiner-Chorherrenstiftes durch den Wormser Adligen Erkenbert im Jahre 1119 und eines Frauenstiftes durch seine Gattin Richlindis sechs Jahre später führt zu einer grundlegenden Veränderung des dörflichen Lebens. Vor allem das Chorherrenstift entwickelt sich sehr schnell zu einem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum, das in die gesamte Region ausstrahlt. Frankenthal erlebt seine erste Blütezeit. Von besonderer Bedeutung ist das Scriptorium des Klosters, in dem zahlreiche kunsthistorisch wertvolle Handschriften entstehen.

Während das Frauenstift bereits im 15. Jahrhundert geschlossen wird, besteht das Chorherrenstift bis ins 16. Jahrhundert. 1562 wird es allerdings durch Kurfürst Friedrich III. aufgehoben und einer Gruppe flämischer Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, die ihre Heimat wegen ihres reformierten Glaubens hatten verlassen müssen. Die kleine Gemeinde, unter deren Mitgliedern sich zahlreiche Maler, Gold- und Silberschmiede, Gobelinwirker, Textilfabrikanten und Kaufleute befinden, prosperiert schnell und wird bereits im Jahre 1577 zur Stadt erhoben.

Doch dieser Aufschwung hält nicht allzu lange an. Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts zur stärksten linksrheinischen Festung der Kurpfalz ausgebaut, gerät Frankenthal schnell in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges und des Pfälzischen Erbfolgekrieges und wird im September 1689 von französischen Truppen in Brand gesteckt und fast völlig zerstört.

Dem Niedergang aber folgt bald neuer Aufschwung. Im 18. Jahrhundert wird Frankenthal dritte Hauptstadt der Kurpfalz und avanciert zum Experimentierfeld staatlich-merkantilistischer Wirtschaftsförderung. Über 20 Manufakturen entstehen in der Stadt. Sie stellen vor allem Galanteriewaren her. Unter ihnen befindet sich aber auch eine Glockengießerei, auf die die heutigen metallverarbeitenden Betriebe der Stadt zurückgehen. Besondere Bedeutung erlangt auch die 1755 errichtete Porzellanmanufaktur, die zwar nur 45 Jahre Bestand hat, deren Produkte aber noch heute weltweiten Ruf genießen und als wertvolle Antiquitäten gehandelt werden. Ein Kanal, 1781 vollendet, verbindet Frankenthal mit dem nahen Rhein.

Die Wirren der Französischen Revolution bereiten auch dieser dritten Blütezeit ein jähes Ende. Von 1798 bis 1815 befindet sich Frankenthal unter französischer Verwaltung und ist Kantonshauptstadt im Département Mont Tonnerre. Nach dem Wiener Kongress wird die Pfalz bayerisch, Frankenthal aber bleibt lange Zeit ein "unbedeutendes Landstädtchen", wie ein zeitgenössischer Beobachter notiert.

Erst mit der Industriellen Revolution stellt sich neuer Aufschwung ein. Durch die Gründung der Firmen KKK, Albert, KSB und Bettinger & Balcke in den Jahren 1859 - 1899 wird die Stadt zu einem bedeutenden Zentrum der metallverarbeitenden Industrie. Die in Frankenthal hergestellten Pumpen, Turbinenkessel und Druckmaschinen genießen weltweiten Ruf. Auch die Zahl der Einwohner steigt rapide an. 1850 sind es 4.767, fünfzig Jahre später 16.899, heute ca. 50.000.

Die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtete und längst zu eng gewordene Stadtmauer wird um die Jahrhundertwende bis auf geringe Reste beseitigt, die Innenstadt dicht bebaut. 1919 werden die drei nahe der Stadt liegenden Dörfer Flomersheim, Mörsch und Studernheim eingemeindet. Neubaugebiete und neue Industrien entstehen.

Am 23. September 1943 wird Frankenthal durch Bomben stark zerstört und verliert einen Großteil seiner älteren Bebauung, die Stadt kann in den 1950er und 1960er Jahren aber sehr schnell wieder an ihre wirtschaftlichen und urbanen Traditionen anknüpfen.

Im Rahmen der kommunalen Gebietsreform in Rheinland-Pfalz wird Eppstein im Jahre 1969 eingemeindet.

Frankenthal, so schwärmte der Dichter August von Platen im Jahre 1815, sei ein "gar so schöngebautes Städtchen", eines der schönsten in der ganzen Pfalz. Nicht nur die Frankenthalerinnen und Frankenthaler sind überzeugt, dass dies immer noch Gültigkeit besitzt.

Frankenthal heute

Frankenthal ist ein florierendes, weltoffenes Mittelzentrum, das sich eine eigene, an historische und kulturelle Traditionslinien anknüpfende Identität bewahrt hat.

Über die Geschichte und das Kulturleben der Stadt berichtet die Zeitschrift "Frankenthal, einst und jetzt"

Frankenthal hat als leistungsstarke Industriestadt Geschichte geschrieben. Der Rhythmus der Stadt wird zwar von den großen und traditionellen Maschinenbaubetrieben wie der Koenig & Bauer Albert AG, AG Kühnle, Kopp & Kausch, sowie der Klein, Schanzlin, Becker AG entscheidend mitgeprägt, aber auch renommierte Firmen wie die Tarkett Sommer AG mit der Herstellung von Bodenbelägen und Industriefolien oder die Crown Bender GmbH, mit der Produktion von Flaschenverschlüssen sowie die weltweit bekannten Scout-Schulranzen der Alfred Sternjakob GmbH & Co. KG, tragen maßgeblich zur Leistungsfähigkeit der Stadt bei. Darüber hinaus gibt es aber auch zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen. Von den ca. 15.000 Beschäftigten in Frankenthal arbeiten mehr als 60 % im produzierenden Gewerbe, davon wiederum weit mehr als die Hälfte im Bereich Stahl- und Maschinenbau.

Frankenthal ist eine attraktive Wohnstadt, deren Lage im Übergang vom Ballungszentrum Rhein-Neckar-Dreieck zum ländlichen Erholungsraum immer mehr Menschen anzieht. Allein in den letzten 20 Jahren ist die städtische Bevölkerung um ca. 25 % gestiegen, sind um den Kern der Stadt große neue Wohnviertel und zahlreiche Grün- und Freizeitflächen entstanden, die dem Stadtbild interessante neue Akzente verleihen. In den vier Vororten der Stadt, Eppstein, Flomersheim, Mörsch und Studernheim, haben sich daneben bis heute ländliches Leben und zum Teil auch dörfliche Idylle erhalten.

Frankenthal ist eine wichtige Schulstadt mit einer breiten Palette unterschiedlichster Schulen und Sonderschulen, es ist ein leistungsstarkes und lebensfrohes Einkaufszentrum mit einer attraktiven Fußgängerzone, das auch neben den größeren Nachbarstädten Mannheim und Ludwigshafen bestehen kann, und es ist eine Kulturstadt, in der sich eine aktive kommunale Kulturarbeit und private Initiativen auf das fruchtbarste ergänzen. Buntschillerndes Aushängeschild der kulturellen Aktivitäten sind die "Frankenthaler Kulturtage", die seit 1981 alle zwei Jahre durchgeführt werden, kultureller Kristallisationspunkt ist die 1991 eingeweihte Stadthalle, die sich hervorragend in die Aura und das gewachsene Gesamtbild der Stadt einfügt. Kulturelle Akzente setzen auch das Theater "Alte Werkstatt", die Musikschule, die Stadtbücherei und das stadtgeschichtliche Erkenbert-Museum mit seiner bemerkenswerten Sammlung von Frankenthaler Porzellan aus dem 18. Jahrhundert.

Die Stadt bietet aber auch zahlreiche Möglichkeiten zur aktiven Erholung. Sie verfügt über eines der schönsten und größten Freibäder der Region, über ein Hallenbad, über ein Netz gepflegter Wanderwege und über ausgedehnte Sportanlagen. In 43 Sportvereinen sind über 13 000 Mitglieder aktiv. Flaggschiff des Frankenthaler Sports ist die Hockeymannschaft der TG Frankenthal, die mit ihren zehn deutschen Meistertiteln und dem Gewinn des Europacups 1984 Sportgeschichte geschrieben hat. Am östlichen Stadtrand beginnt das Naherholungsgebiet "Rheinaue", das Frankenthal mit dem Rhein verbindet. Die Deutsche Weinstraße und der Pfälzer Wald liegen direkt vor der Haustüre.

Frankenthal, ursprünglich Zufluchtsstätte flämischer und wallonischer Glaubensflüchtlinge, hat sich dem Fremden in seiner Geschichte nie verschlossen, war immer weltoffen und bereit zur Solidarität. Seit Kriegsende wurden über 14 000 Flüchtlinge, Heimatvertriebene und Spätaussiedler in die Stadt integriert. Sie sind aus dem gesellschaftlichen Leben Frankenthals ebenso wenig wegzudenken wie die ausländischen Mitbürger, die hier eine neue Heimat gefunden haben. Auch die Städtepartnerschaften, die Frankenthal mit Colombes in Frankreich und Sopot in Polen verbindet und die ergänzt werden durch die innerdeutsche Partnerschaft mit Strausberg in Brandenburg, sind Zeichen dieser Offenheit.

Frankenthal ist eine Stadt voller Lebensfreude. Auch die zahlreiche Feste, die im Jahresrhythmus der Stadt ihren festen Platz haben, dokumentieren dies augenfällig. Neben den traditionellen Frühjahrs- und Oktobermärkten, ist vor allem das seit Jahren in der Innenstadt gefeierte Strohhutfest zu einer Attraktion für Groß und Klein und Jung und Alt geworden. Überhaupt gehören Pfälzer Gastlichkeit und eine exquisite Gastronomie zum Markenzeichen der Stadt.

Frankenthal, das "gar so schöngebaute" Städtchen August von Platens ist eine moderne Industriestadt mit hoher Lebensqualität, die Arbeiten und Leben auf glückliche Weise miteinander in Einklang gebracht hat. (Quelle: Homepage der Stadt Frankenthal/Pfalz: http://www.frankenthal.de/)

Politik

Zusammensetzung des Stadtrates nach der Kommunalwahl am 13.06.1999: CDU 22, SPD 17, FWG 3, Grüne 2

Wirtschaft

Maschinenbau, Kunststoff- und Lederindustrie, Getränkeindustrie.

http://www.frankenthal.de/ Offizielle Webseite