Joschka Fischer
deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen), ehemaliger Außenminister und Vizekanzler, Landesminister, MdB, MdL
Joseph Martin "Joschka" Fischer ist ein führendes Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Er ist seit dem 27. Oktober 1998 Außenminister und Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er gilt als der beliebteste Politiker Deutschlands, was seiner guten Redefähigkeit und seiner rücksichtsvollen, aber dennoch fordernden Politik zugerechnet werden darf.
Biografie
- Geboren wird er am 12. April 1948 in Gerabronn (Baden-Württemberg) als Sohn einer ungarndeutschen Aussiedlerfamilie.
- Nach der mittleren Reife beginnt er eine Ausbildung als Fotograf, die er jedoch später abbricht.
- Er engagiert sich in den 1968-Studentenbewegung, beteiligt sich zwischen 1968-'75 als Mitglied der Gruppe Revolutionärer Kampf (RK) an Demonstrationen und Hausbesetzungen, bei denen es auch zu Straßenschlachten mit der Polizei kam.
- Die Ereignisse des deutschen Herbstes im Jahr 1977 leiten bei ihm einen Erkenntnisprozess ein, den er selbst als Illusionsverlust bezeichnet. Er verabschiedet sich schrittweise aus dem unorganisierten Aktionismus.
- 1980 gehört er zu den Gründungsmitgliedern der Grünen, für die er 1983 in den Bundestag gewählt wird.
- 1985 scheidet er wegen eines speziellen Rotationsprinzip der Grünen aus dem Bundestag aus. Er wechselt in die hessische Landespolitik, wo er unter Ministerpräsident Holger Börner (SPD) an der ersten deutschen rot-grünen Landesregierung beteiligt ist und auch als Minister für Umwelt und Energie bundesweit der erste grüne Landesmininster wird. Dabei sorgte er immer wieder durch sein unkonventionelles Auftreten für Aufsehen, auch bei seiner Vereidigung trug er die inzwischen berühmt gewordenen weißen Turnschuhe.
- An einem Streit über ein Hanauer Nuklearunternehmen, dessen Betriebsaufnahme die SPD genehmigt hatte, zerbricht die Koalition 1987. Die anschliessende Neuwahl gewinnt die CDU.
- Nach vier Jahren als grüner Fraktionsführer kann er zusammen mit der von Hans Eichel (SPD) erneut eine rot-grüne Landesregierung bilden. Er ist bis 1994 stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten.
- Im Okober 1994 legt er seine Landesämter nieder, um Fraktionssprecher der seit der Wahl dieses Jahres wieder im Bundestag vertretenen Grünen zu werden.
- 1995 löst er eine innerparteiliche Kontroverse aus, da er mit der strikt pazifitischen Ausrichtung der Partei bricht, als er militärische Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der UN-Schutzzonen in Bosnien-Herzegowina befürwortet. Auch durch die wirtschaftspolitische Hinwendung zur Marktwirtschaft der Grünen lässt er diese immer mehr zur "realpolitschen" Partei werden.
- Im Herbst 1998 gelang es den Grünen zusammen mit der SPD, die 16-jährige Mehrheit der CDU im Bundestag zu beenden. Unter der Regierung von Gerhard Schröder (SPD) bezieht er seinen Posten als Vizekanzler und Außenminister, was er bis heute ist.
- Gleich im nächsten Jahr sieht er sich einer ersten Bewährungsprobe gegenüber. Er unterstützt die deutsche Beteiligung an der Militärintervention zur Beendigung des serbischen Völkermords im Kosovo, wodurch erstmalig seit dem 2. Weltkrieg wieder deutsche Soldaten an einem Kriegseinsatz beteiligt sind.
- Im Mai 2002 wurde Fischer mit der Ehrendoktorwürde der Universität Haifa ausgezeichnet.
- Es wird vor allem auch seinem politischen Erfolg zugerechnet, dass die Grünen bei der Bundestagswahl 2002 ihr Ergebnis um 1,9% auf 8,6% verbessern konnten, wodurch die Grünen trotz des verkleinerten Bundestages 8 Sitze hinzugewannen und so der Koalition einen knappen Sieg ermöglichten.
- Fischer gilt als der aussichtsreichste Kandidat auf den geplanten Posten des Außenminister der Europäischen Union, der im Rahmen der ersten europäischen Verfassung 2006 gegründet werden soll.