Ahmad Abu Laban (* 1946 in Jaffa, Palästina; † 1. Februar 2007 in Kopenhagen, Dänemark) war ein führender dänischer Imam, der durch seine umstrittene Rolle im Streit um die Mohammed-Karikaturen international bekannt wurde.
Abu Labans Familie wanderte 1948 nach Ägypten aus, wo er aufwuchs. 1969 wurde er Maschinenbauingenieur und arbeitete in Ägypten, Kuwait, den Verinigten Arabischen Emiraten und Nigeria, wo er bei einer Reihe muslimischer Gelehrter islamische Theologie studierte. 1984 kam er nach Dänemark und wurde Imam. In erster Linie predigte er an der Tauba-Moschee in Kopenhagen und war geistlicher Führer der Organisation Islamisk Trossamfund (Islamische Glaubensgemeinschaft). Als solcher trat er oft in den Medien in Erscheinung und war der bekannteste und dienstälteste Imam in Dänemark. 2006 war er sogar der am meisten zitierte Geistliche in Dänemark überhaupt [1]. Abu Laban forderte zwar eine verstärkte Integration der Muslime in die dänische Gesellschaft, doch selber lernte er nie die dänische Sprache, sondern predigte auf Arabisch und Englisch.
Er hatte eine Aufenthaltsgenehmigung als Flüchtling in Dänemark und bis zu seinem Tode einen palästinensischen Ausweis, mit dem er über Ägypten nach Gaza einreisen konnte, ohne von den Israelis kontrolliert zu werden.
Abu Laban heiratete 1974 seine Cousine Inam. Zusammen hatten sie sieben Kinder. Im Janaur 2007 gab Islamisk Trossamfund bekannt, dass ihr Oberhaupt an Krebs erkrankt sei. Er starb wenige Tage später am 1. Februar 2007 an Lungenkrebs.
Kontroversen
- Abu Laban galt als Islamist, der Osama bin Laden als "Freheitskämpfer" bezeichnet haben soll und als Reaktion auf den 11. September 2001 "nur trockene Tränen" für die Opfer hatte.
- Gemäß Danmarks Radio war er in den VAE und Ägypten wegen seiner "islamischen Ansichten" eine unerwünschte Person [2]
- Abu Laban war der Vertreter des Islamisk Trossamfund in der muslimischen Delegation, die im November 2005 den Nahen Osten bereiste, bevor die Muhammadkrise ihren Höhepunkt erreichte. Diese Delegation geriet in Kritik, weil sie Karikaturen zeigte, die nicht in der Jyllands-Posten abgedruckt waren und zusammen mit Ahmad Akkari ein Dossier verbreitete, mit dem die Stimmung in den islamischen Ländern zusätzlich angeheizt werden sollte [3]. Bis heute wird Abu Laban daher beschuldigt, die internationale Krise erst herauf beschworen zu haben.
- Am 1. Februar 2006 wurde Abu Laban von Danmarks Radio beschuldigt, "mit gespaltener Zunge" zu reden, d.h. gegensätzliche Stellungnahmen bei Al-Jazeera und der dänischen Presse bezüglich der Muhammad-Karikaturen abzuliefern. Während er in der dänischen Presse beteuerte, seinen Einfluss gegen einen Boykott dänischer Waren in den islamischen Ländern geltend zu machen, äußerte er in Al-Jazeera Verständnis [4]:
„Wir sind gegen ökonomischen Boykott und beklagen aufrichtig, dass es mit dieser Sache so weit gekommen ist.“
„Wenn die muslimischen Länder einen Boykott beschliessen und wenn Muslime fühlen, dass es ihre Pflicht ist, den Propheten zu verteidigen, dann ist das ein Anlass zur Freude.“
- Gemäß Jyllands-Posten vom 11. Mai 2006 beabsichtigte Abu Laben, mit seiner Familie baldmöglichst Dänemark in Richtung Gaza zu verlassen, weil er sich in Dänemark ungerecht behandelt fühlte.
- Im Nachruf von Jyllands Posten am 1. Februar 2007 wird im letzten Absatz versöhnlich betont, dass sich Abu Laban stets dafür ausgesprochen hat, dass sich die Muslime in Dänemark besser integrieren, ausbilden und gesellschaftlich engagieren sollen [5]
Weblinks
- FAZ: Zu Besuch bei Abu Laban, 13. März 2006
- Islamisk Trossamfund (Lebenslauf auf Dänisch)
- Politiken: Imam Abu Laban er død, 1. Februar 2007 (Nachruf auf Dänisch)