Dag Solstad
Dag Solstad (* 16.07.1941 in Sandefjord) gehört zu den wichtigsten Gegenwartsautoren aus Norwegen.
Allgemeines
Solstad ("Sulstad" ausgeprochen) hat in seiner Heimat schon ca. 30 Bücher veröffentlicht, darunter - zusammen mit einem dem Schritsteller Jon Michelet - einige Bücher über einige Fussball-Weltmeisterschaften (1982, 1986, 1990, 1994). Ins Deutsche ist erst ein Buch übersetzt worden: "Elfter Roman, achtzehntes Buch" (2004). Das Buch erschien im Original im Jahr 1992 und stellt eine Wende in Solstads Schaffen dar. Zuvor galt er als Mitglied einer maoistischen Bewegung als politischer Autor. Norwegen wurde Anfang der 90er dank dem Erdöl zu einem reichen Land. Mit dem folgenden Wegbrechen der Arbeiterschaft, mit der die maoistische Bewegung stark verbunden war, hat sich der Fokus seines Schaffens verändert - nun steht das Individuum im Zentrum, nicht mehr die Gesellschaft als solche. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass "Elfter Roman, achtzehntes Buch" und nicht ein früheres Buch zuerst ins Deutsche übersetzt worden ist, weil hier der gesellschaftliche Hintergrund Norwegens keine gewichtige Rolle mehr spielt und sich der Inhalt allgemeingültig lesen lässt sowie keine Vorbehalte wegen Solstads politischer Vergangenheit ins Kreuzfeuer der Kritik geraten können. Solstad meinte während einer Lesung im Literaturhaus Zürich (27. September 2004), dass er seither nicht mehr politisch schreiben kann. Er habe es versucht - vergeblich. Es fehle ihm die Hoffnung auf Veränderung. Sein Verlag habe ihm die Aufgabe, einen Titel zu suchen, leider nie abgenommen, so Solstad. Zwar hatte er verschiedene Titel zur Auswahl, doch lag der Fokus jeweils auf einem Aspekt, so dass andere Aspekte zu kurz kamen. Schliesslich liess er sich in diesem Fall von der Musik inspirieren, von wo man das Durchnummerieren der eigenen Werke kennt. Solstads Bücher tragen teilweise eigenwillige Titel, einer etwa trägt sein Geburtsdatum. Für das Jahr 2005 darf die nächste Übersetzung eines Solstad-Buches erwartet werden.
Inhalt "Elfter Roman, achtzehntes Buch"
In "Elfter Roman, achtzehntes Buch" steht die Figur des Intellektuellen Björn Hansen im Zentrum. Er verlässt Frau und Sohn (2), um seiner Geliebten Turid Lammers von Oslo in die Provinz zu folgen. Nach 14 Jahren und nachdem die Leidenschaft zu Turid schon längst abgekühlt ist, trennt er sich jedoch von ihr und fasst einen verrückten Plan, um endgültig Nein zu sagen zum gesellschaftlichen Leben, das ihm zunehmend banal und oberflächlich vorkommt und das seiner existenziellen Langeweile nichts entgegenzusetzen hat. Bevor er diesen Plan jedoch in die Tat umsetzen kann, zieht sein erwachsen gewordener Sohn vorübergehend bei ihm ein, um eine Optikerausbildung in Kongsberg zu beginnen. Doch auch das Zusammensein mit ihm endet ernüchternd. Vater und Sohn bleiben sich fremd.
Elfter Roman, achtzehntes Buch. Deutsch von Ina Kronenberger. Dörlemann Verlag, Zürich 2004. ISBN 3-908777-12-7
Weblinks
Werke erschienen in Norwegen sowie erhaltene Preise: [1]
Verlag: [2]