Neo-Bechstein

elektromechanisches Klavier
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Zu Beginn der 1930er Jahre wurde am Physikalischen Institut der Humboldt-Universität Berlin (Leitung Professor Walther Nernst) zusammen mit den Firmen Bechstein (Mechanik) und Siemens (Elektronik) ein unter den Namen Neo-Bechstein oder Bechstein-Siemens-Nernst-Flügel bekanntes elektro-akustisches Klavier (E-Piano) entwickelt, wobei die Saiten mit Mikrohämmern (Patent: Hans Driescher) angeschlagen wurden und die Schwingungen induktiv mit Pickups aufgenommen, mit einem Röhrenverstärker verstärkt (und hinsichtlich Klangfarbe über Resonanzkreise beeinflusst) und über Lautsprecher wiedergegeben wurden.

Neo Bechstein Flügel im Technischen Museum Wien; Privataufnahme

An den Verstärker konnten zusätzlich Schallplattenspieler und Rundfunkempfänger (Radio) angeschlossen werden, was völlig neuartige Spielmöglichkeiten eröffnen sollte (z. B. Orchesterpart eines Klavierkonzerts von der Schallplatte wie heute als music minus-one bekannt) und die aktive Hausmusik gegenüber dem passiven Radiohören fördern sollte.

Aus Platzgründen wurden jeweils fünf Saiten unter einem Pickup zusammengeführt. Das entsprechende Patent stammte von Hans Driescher.

150 Exemplare sollen gebaut worden sein, von denen heute zumindest zwei funktionierende existieren, eines im Wien und eines in Berlin. Letzteres kommt gelegentlich bei avantgardistischen Musik-Events zum öffentlichen Einsatz.

Literatur

  • Fritz W. Winckel: Das Radio-Klavier von Bechstein-Siemens-Nernst. Die Umschau 35:840-843, 1931.
  • Hans-W. Schmitz: Der Bechstein-Siemens-Nernst-Flügel. Technische Beschreibung. In: Das mechanische Musikinstrument, 16. Jahrgang No. 49, April 1990, S. 21-27.
  • Peter Donhauser: Technische Spielerei oder phantastische Realität? Telefunken und die ersten elektronischen Instrumente in Deutschland. In: Katalog zur Ausstellung Spiel mit Technik, Berlin 2006.