Wolpertinger
Der Wolpertinger (auch, je nach Dorf unterschiedlich: Wolperdinger, Woipertinger, Woiperdinger etc.) ist ein (ur)bayerisches Fabelwesen.
Etymologie
Es gibt zahlreiche Theorien über die Etymologie des Wolpertingers. Eine ist z. B., dass das Wort aus Namensteilen besteht: Wold (bayer. für Wald), Alpen, Erde und tinger (soviel wie Ding). Eine andere Theorie besagt, dass das Tier aus Wolpadingen im südlichen Schwarzwald stammt.
weitere gängige Bezeichnung: Kreißl
Zoologie des Wolpertingers
Abhängig davon, in welchem bayerischen Wirtshaus man das erste Mal mit seiner Existenz konfrontiert wird, wird er als vom Aussterben bedroht oder, was aber nicht der Fall ist, bereits als ausgestorben geschildert. Das selten vorkommenden und überaus scheue Wolpertingertier zu sichten oder gar zu fangen, wird dabei als meist sehr schwierig beschrieben und die angewandten Methoden hierfür variieren durchaus, ein Zitat:
"Wolpertinger können von jungen, gutaussehenden, schneidigen Frauen nur dann gesichtet werden, wenn sie sich in der Abenddämmerung der Begleitung eines rechten, zünftigen Mannsbildes anvertrauen, das die richtigen Stellen an abgelegenen Waldrändern kennt."
Üblicherweise und ohne Zweifel (!) wird die Existenz des Wolpertingers belegt durch ein liebevoll erlegtes, ausgestopftes Exemplar.
Die Erforschung dieser seit langem bekannten Tierart steht noch am Anfang. Im allgemeinen und körperlichen kann der Wolpertinger aber als eine eine Art "Eierlegende Wollmilchsau" im weitesten Sinne bestimmt und spezifiziert werden, auch wenn er, entgegem dieser genannten Art, beileibe kein Haus- oder Nutztier ist. Als freiheitsliebendes, nachtaktives Säugetier entzieht er sich so bis heute der Nachzucht und Käfighaltung.
Mehrere Eigenschaften oder Elemente anderer Tiere sind bei ihm in einem Lebewesen vermengt. Eine Beschreibung der am häufigsten vorkommenden Wolpertingerart ist folgende: eine Art Feldhase oder Eichhörnchen mit Hirschgeweih und Flügeln. Aber auch andere Körperformen und Variationen derselben sind beobachtet worden!
Über die Fortpflanzungsgewohnheiten ist noch recht wenig bekannt, selbst eine Eiablage (vgl. Schnabeltier) kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Die Variation im Körperbau der einzelnen beobachteten und erlegten Exemplare erklärt sich für den nicht eingeweihten möglicherweise gar nicht (siehe auch Techtelmechtel).
Das scharfe Gebiss (Hauer!) weißt auf einen Allesfresser oder auch ein reines Raubtier hin, zu den vermuteten Nahrungsquellen zählen u.a. Gämseneier und Sommerfrischler. Auf eine weitere Vorliebe für gewisse Nahrungsmittel kann aus den verwendeten Lockmitteln auf der Jagd (Bier, Schmalzler, G'seichts) geschlossen werden.
Die zoologische Klassifikation ist mangels weiterer Bestimmungsarbeit noch offen. Während eine Quelle (Gretemüllers Jagdlexikon?) den Wolpertinger als "Wolfus Daculus Bissicus" (Südbayerischen Dackelwolf) bezeichnet, nennt eine zweite noch "".
Vorkommen
Im Wolpertinger-Museum in Mittenwald oder im Deutschen Jagd- und Fischereimuseum in München können einige Exemplare begutachtet werden. Durch Schautafeln werden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse vermittelt. Auch wird hier versucht, eine Systematik in die verschiedenen Arten des Wolpertinger (Gemeiner Steßprotzerl, Oberpfälzer Rammeschucksn, etc.) zu bekommen.
Das Gebiet des nördlichsten Vorkommens der Wolpertinger in Deutschland sind die Baumberge. Im dortigen Longinusturm im gleichnamigen Café befinden sich ausgestopfte Exemplare der heimischen Arten.
Auch in Amerika gibt es den gehörnten Hasen als Fabelwesen. Er wird dort Jackalope genannt (von Jackrabbit und Antelope). Dieses Tier wird aber auf die Beobachtung von Hasen zurückgeführt, bei denen es durch eine Viruserkrankung zu unkontrolliertem Hornwachstum kommt (der Shope papillomavirus).
Andere zoologisch wie geographisch nahe verwandte Arten sind vermutlich der thüringische Rasselbock, der östereichische Raurackl sowie der schweizer Dilldapp. In Sachsen ist der Wolpertinger auch unter dem Namen "Ichneumon" oder "Ychneumon" bekannt.
Literatur
Auch in der Literatur findet der Wolpertinger seinen Platz: Walter Moers beschreibt in seinen Zamonien-Romanen Wolpertinger als hundeähnliche Wesen mit kleinen Geweihen. (siehe Zamonien)
Schweiggert, Alfons (Verf.), Kaut, Angelika (Fotos): Und es gibt sie doch! Die Wahrheit über die Wolpertinger, Pfaffenhofen/Ilm: Ludwig, 1988, Broschiert, 56 Seiten, ISBN 3778733257
Siehe auch:
Kryptozoologie, Cryptids, Liste von Fabelwesen