Scootertuning bezeichnet das Tuning von Motorrollern (engl. Scooter). Die meisten Roller haben einen Hubraum von etwa 50 cm³ und eine Höchstgeschwindigkeit von 25 oder 45 bzw. 50 km/h. Diese Roller können mit entsprechendem Fachwissen und finanziellen Möglichkeiten auf Geschwindigkeiten von über 120 km/h und ca 20 kW und mehr Leistung am Hinterrad gebracht werden. Manche getunte Roller (70 oder 80 cm³-High-End-Zylinder vorausgesetzt) erreichen Geschwindigkeiten von mehr als 120 km/h.
Damit trotz solcher Umbauten die Betriebserlaubnis erhalten bleibt, ist unbedingt eine Ummeldung beim TÜV erforderlich. Zudem wird für das Führen dieser Fahrzeuge meist ein anderer Führerschein erfordert, d.h. der verbreitete Klasse-M-Schein reicht nicht mehr aus.
Technik
Es gibt viele Möglichkeiten, die Motorleistung eines Rollers zu steigern, da die Zweitakt-Motoren erhebliches Tuning-Potential aufweisen. Diese Änderungen verstoßen jedoch in den meisten Fällen gegen die Straßenverkehrsordnung, sobald man den Roller im öffentlichen Straßenverkehr bewegt.
Drosseln
Entdrosselt ist ein Roller wenn die Höchstgeschwindigkeit nicht durch Technische maßnahmen eingeschränkt ist (Umgangssprachlich auch als offen bezeichnet).
- elektrische Drosseln (Zündung / Einspritzung)
Ab einer bestimmten Drehzahl setzt der Zündfunke aus, und der Roller kann nicht mehr beschleunigen. In vielen modernen Rollern verbaut, oft in Verbindung mit einem Distanzring. Meistens muss die CDI (Zündung) gegen eine offene getauscht werden, nur bei wenigen Modellen(besonders bei Modellen vor dem Baujahr 2003) kann man die elektrische Drossel umgehen indem man sie abklemmt.
- Variomatikanschlag (Distanzring)
Der Distanzring befindet sich in der Variomatik zwischen dem Variator und der Steigscheibe (fälschlich bekannt als Lüfterrad) unter dem Keilriemen. Er sorgt dafür, dass der Keilriemen nicht auf die äusserste Bahn gehen kann und so ab einer gewissen Geschwindigkeit nicht mehr weiter beschleunigt. Dieser kann problemlos ausgebaut werden.
- Auspuff
Der Originalauspuff ist bei fast jedem Roller gedrosselt. Der Querschnitt des Krümmers wird reduziert (durch einen Konusring), ein Blindrohr wird montiert, oder am Einlass oder am Endschalldämpfer ist eine Verengung. Diese Verengung hat zur Folge, das weniger Abgase durch den Auspuff dringen können.
- Gasschieberanschlag
Der Gasschieberanschlag ist eine typische Mofaroller-Drossel. Er ist am Vergaser montiert und sorgt dafür, dass sich der Gasgriff nur noch z.B. zur Hälfte drehen lässt. So ist kein Vollgas möglich. Ein Ausbau dieser Drossel ohne Ausbau des Distanzringes kann den Motor durch Überdrehen schädigen.
- Ansaugstutzen
Das Verbindungsstück zwischen Vergaser und Motorraum, der sogenannte Ansaugstutzen, wird in seinem Querschnitt verengt um die Leistung zu verringern und Tuningvorhaben zu erschweren. Er lässt sich auffräsen oder durch einen offenen oder einen Tuning-Ansaugstutzen (kurz ASS) ersetzen. Diese Veränderung bringt aber unter Beibehaltung des Original-Vergasers kaum Leistungszuwachs.
- Luftfilter
Meist durch einen "Schnorchel" gedrosselt. Zieht mit Drossel weniger Luft zum Vergaser. Kann durch einen offenen oder einen Tuning-Luftfilter getauscht werden. Bei jeder Veränderung am Luftfilter muss der Vergaser neu bedüst werden, da sich das Gemisch verändert wenn der Vergaser mehr Luft zieht. Bei Tuningluftfiltern wird der Roller deutlich lauter und Beschleunigt (bei optimaler Bedüsung) schneller.
- Vergaser
Oft werden kleine Vergaser (12-14 mm) mit kleinen Hauptdüsen verbaut, was weniger Verbrauch aber auch weniger Leistung zur Folge hat.
Allgemein
Tuning-Komponenten
- kompaktere Zylinder mit mehr Hubraum (50 cm³ bis zu >80 cm³)
Bekannte Hersteller von Zylindern sind Airsal, Diffusione Ricambi (DR), Fabrizzi, Hebo, Italkit, Malossi, Metrakit, Polini, Stage6 (Athena), Top Performances und TRT (2Fast 80 cm³).
Bei einer Veränderung des Zylinders sollte auf jeden Fall der Vergaser neu bedüst werden oder ein größerer Vergaser mit entsprechender Bedüsung und ein Sport-Luftfilter (erfordert ca. 20% größere Bedüsung) installiert werden. Ebenfalls müssen zur Abstimmung des Motors die Variomatikgewichte und die Kupplungsfedern geändert werden, da jeder Zylinder auf eine andere Drehzahl ausgelegt ist.
- Veränderungen am Auspuff (beliebt sind Resonanz-Sportauspuffe)
Bekannte Hersteller von Auspuffen sind Bidalot, Doppler, DPR, Giannelli, Hebo, Kundo, Laser, Leo Vince, Malossi, Metrakit, Polini, Stage6, Tecnigas, TJT, TNT, Top Performances und Yasuni.
- größere Vergaser für bessere Befüllung des Zylinders mit Gasgemisch.
Bekannte Hersteller sind Arreche, Dell'Orto, Mikuni und Stage6 die von 12mm bis zu 28 mm hinreichen. Zur Optimierung des Vergasers wird häufig auch ein anderer Luftfilter vorgeschaltet, damit mehr Luft angesaugt werden kann
- Tuning-Variatoren für besseres Schaltverhalten und darurch bessere Beschleunigung und Endgeschwindigkeit
Bekannte Hersteller sind Malossi, Polini, Hebo und Top Performances.
- kürzere / längere Getriebe für bessere Beschleunigung / mehr Endgeschwindigkeit
- Tuning-Kupplungen zur Abstimmung des Rollers.
- verstärkte Keilriemen
- Kurbelwellen, werden für die Drehzahlen und das Drehmoment von Tuning-Zylindern benötigt, um eine Beschädigung des Rollers zu vermeiden und maximale Leistung zu erreichen.
- Gegendruckfedern, verhindern ein Durchrutschen des Keilriemens bei stark getunten Motoren.
- Membranblöcke, sind luftströmungsoptimiert und haben Membranen aus Carbon, diese öffnen sich schneller und der Motor bekommt ein besseres Ansprechverhalten, er erreicht schneller höhere Drehzahlen.
Bekannte Hersteller sind Malossi, Polini und Stage6.
- Innenrotorzündung, wird zur Massenverringung verbaut. Es werden so schneller höhere Drehzahlen erreicht.
Optik-Tuning
Lack/Farbe
- Auspuff
- Effektlacke (Flip-Flop)
- Felgen
- Innenraum
- Lenker
- Verkleidung
Verkleidung
- Böser Blick
- Design-Verkleidungsteile
- Farbkombinationen
- Renngitter
- Riffelbleche
- Spachtelarbeiten
- Spritzschutz entfernen
Zubehör
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Bekannte Hersteller von Verkleidungsteilen und Zubehör sind Kiesler, BCD, MTKT, STR8 und TNT.
Rechtliche Problematik
Das große Problem beim Rollertuning besteht in der Illegalität der Benutzung eines frisierten Rollers im öffentlichen Straßenverkehr. Da für viele Jugendliche (ab 15 mit dem Mofaschein) der Roller das erste motorisierte Fahrzeug ist, ist die Begeisterung dafür groß. Da viele Roller, besonders Mofa-Roller, im Originalzustand große Probleme im Straßenverkehr bereiten, frisiert ein großer Teil der Jugendlichen ihre Roller. Die Gründe für das Verlangen von Mofafahrern nach mehr Geschwindigkeit und mehr Leistung sind das ständige Überholtwerden bei einer Geschwindigkeit von 25 km/h durch die Drosselung und die besonders niedrige Geschwindigkeit bei Steigungen bedingt durch die Drosselung des ohnehin schon sehr schwachen Motors. Auch Roller mit 45 km/h Höchstgeschwindigkeit werden häufig überholt und haben im Originalzustand meist nicht genug Leistung, um diese Geschwindigkeit bei Steigungen beizubehalten. Grob geschätzt sind zwei Drittel aller 50 cm³-Roller (hauptsächlich aus den genannten Gründen) frisiert und damit im öffentlichen Straßenverkehr nicht mehr zugelassen.
Ein frisierter Roller der sich in Höchstgeschwindigkeit, Hubraum, Motorleistung, Lautstärke, Schadstoffausstoß oder Ähnlichem von den in der Betriebserlaubnis eingetragenen Werten unterscheidet, erfordert, wenn man den Roller im öffentlichen Straßenverkehr bewegen möchte, einen den neuen Verhältnissen entsprechenden Führerschein, eine Ummeldung/Abnahme beim TÜV und dadurch meistens ein größeres Nummernschild. Ansonsten liegt die Ordnungswidrigkeit des Erlöschens der Betriebserlaubnis und/oder die Straftat des Fahrens ohne Fahrerlaubnis vor.
Viele Jugendliche sind sich des Grades des Risikos und der Illegalität nicht bewußt oder unterschätzen die Gefahr. Ohne entsprechende TÜV-Eintragungen oder -Abnahme besteht beim Fahren im öffentlichen Straßenverkehr auch kein Versicherungsschutz in der Voll- oder Teilkasko mehr. Selbst in der Haftpflicht kann die Versicherung im Schadensfalle bis zu 5000 Euro Regress nehmen.
Mögliche (teilweise strafrechtliche) Konsequenzen beim illegalen Tuning:
- Vorführung des Fahrzeugs beim TÜV nach Rückbbau der Tuningmaßnahme nötig
- Stilllegung des Fahrzeugs
- 3 Punkte in Flensburg für Erlöschen der Betriebserlaubnis
- 6 Punkte in Flensburg für Fahren ohne Fahrerlaubnis
- Geldbuße, Geldstrafe oder Sozialstunden, zusätzlich ggf. Gebühren und Auslagen für Ämter, Sachverständige und Gericht
- Fahrverbot
- Fahrerlaubnisentzug
- Sperre von 6 Monaten oder länger zur Erteilung einer neuen Fahrerlaubnis zusätzlich zum Fahrerlaubnisentzug
- Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr (in sehr seltenen Ausnahmefällen)
- Einzug des Fahrzeugs (sehr selten, bei Mehrfachtätern)
Nebenfolgen aus Erlöschen der Betriebserlaubnis und/oder Fahren ohne Fahrerlaubnis in der Probezeit:
- Nachschulung
- Verlängerung der Probezeit (zusätzlich zur Nachschulung)
- Anordnung eines Aufbauseminars (als letzte Warnung, danach wieder Entzug der Fahrerlaubnis)