Zusammenfassung: Tarpane sind die westliche Unterart des Wildpferdes. Die Wildform ist ausgestorben. Koniks, Heckpferde und Dülmener Pferde sind Abbildzüchtungen, die in mitteleuropäischen Naturentwicklungsgebieten zunehmend angesiedelt werden, um die ökologische Schlüsselfunktion der Grasfresser zu besetzen.

Als Tarpan wird die ausgestorbene Wildform des Westlichen Wildpferdes bezeichnet. Es handelt sich dabei um die diesseits des Urals vorkommende Unterart des Eurasischen Wildpferdes. Inwieweit bestimmte Lokalformen des Westlichen Wildpferdes oder Tarpans einen eigenen Unterartstatus verdienen, kann voraussichtlich nicht mehr geklärt werden.
Die östliche Unterart des Wildpferdes ist das
- Przewalski-Pferd, auch Urwildpferd oder Takhi genannt,
welches jenseits des Urals in Asien vorgekommen ist, in Zoos nach dem Aussterben in Freiheit erhalten werden konnte und in der Mongolei und China wieder angesiedelt worden ist.
Westliche Wildpferde wurden in mindestens zwei Formen beschrieben, die gewöhnlich als Tarpan bezeichnet werden:
- Waldtarpan (Equus ferus sylvaticus)
- Steppentarpan (Equus ferus gmelini)
Genetische Analysen der mitochondrialen DNA (Jansen et al, 2002) weisen aber darauf hin, dass es weitere charakteristische Formen des Westlichen Wildpferdes, wie das
- Nordische Bergpferd,
gab. Deren ursprünglichsten Nachkommen sind die seit über 1000 Jahren halbwild lebenden Exmoorpferde. Aber auch Fjord-, Shetland-, Island- und Gotlandpferd stammen überwiegend von dieser Wildpferdform ab.
Nach diesen neueren Untersuchungen der mitochondrialen DNA, die an 363 Pferden weltweit, inklusive ausgestorbener Alaska-Wildpferde, erfolgt sind, ist das Przewalskipferd nicht (!) der Vorfahr des Hauspferdes. Vielmehr fand die Domestizierung des Pferdes an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten mit unterschiedlichen lokalen Varianten des Wildpferdes statt. Demnach sind entgegen der bislang vorherrschenden Lehrmeinung sowohl die "Nordischen Bergpferde" als auch die "Wald- und Steppen-Tarpane" im engeren Sinne höchstwahrscheinlich Vorfahren des Hauspferdes.
Waldtarpan
Der Waldtarpan war ein ursprüngliches Wildpferd Europas. Er war offenbar von Frankreich bis in den Osten Polens verbreitet. Mit dem Vordringen der Landwirtschaft verschwanden die wilden Pferde aus Mitteleuropa. In Polen hielten sich kleine Restbestände bis ins 18. Jahrhundert. Die letzten wurden kurz vor dem Wechsel zum 19. Jahrhundert eingefangen und zunächst in Tiergärten gehalten, ehe sie 1808 an Bauern der Region verteilt wurden.
Steppentarpan
Steppentarpane lebten im Süden Russlands bis 1876. Sie waren grau gefärbt und hatten bis zum ersten Lebensjahr blondes Fell. Kennzeichnend waren außerdem ein schwarzer Aalstrich, eine schwarze Fesselstreifung und eine Hängemähne. Vor allem das Winterfell war besonders dicht. Beschrieben wurde dieses Tier durch den Naturforscher Peter Simon Pallas, der es im 18. Jahrhundert in der Gegend des Schwarzen Meeres noch häufig vorfand und auch den Namen "Tarpan" prägte.
Der Steppentarpan verschwand durch zwei Ursachen: Zum einen begegnete er bei zunehmender Besiedlung seines Lebensraums durch den Menschen immer öfter Hauspferden und paarte sich mit diesen, so dass die Nachkommen keine reinen Tarpane mehr waren. Zum anderen wurde er gezielt gejagt, um eben diese wilden Paarungen mit Hauspferden zu verhindern. Nachdem die Tiere während des 19. Jahrhunderts rapide seltener wurden, wurde der letzte frei lebende Tarpan 1876 von einer Jagdgesellschaft zu Tode gehetzt. Ein Exemplar (bei dem der Tarpanstatus sehr fragwürdig ist) im Moskauer Zoo starb wenige Jahre darauf, womit die Art ausgestorben war.
Rückzüchtung
In den 1930er Jahren wurden von Heinz Heck im Tierpark Hellabrunn Versuche zur Rückzüchtung (oder korrekter "Abbildzüchtung") des Tarpans gemacht. Dies geschah durch Kreuzung von Przewalski-Pferd-Hengsten mit Dülmener Pferden, Koniks, grauen isländischen und gotländischen Ponystuten.
In Polen hat Prof. T. Vetulani an der polnischen Akademie der Wissenschaften ab 1920 sehr ursprüngliche Landpferde aus der Nähe von Bilgoraj (Koniks, übersetzt kleines Pferd), in deren Adern wahrscheinlich noch Blut der 1808 an Bauern verteilten Waldtarpane fließt, mit dem Ziel weitergezüchtet, die Ähnlichkeit mit dem Tarpan zu erhalten oder zu erhöhen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Hälfte dieser Koniks nach Deutschland verschleppt und für die Weiterzucht der "Heckpferde" verwandt. Ein Teil dieser Tiere gelangte dann nach dem Krieg nach Polen zurück. Auch später sind zum Teil beide Ansätze zur Rückzüchtung zusammengeflossen, so dass es heute viele Tiere gibt, die sowohl Blutanteile aus den polnischen Anstrengungen als auch aus den deutschen Versuchen haben. Die Übergänge zwischen Koniks und Tarpanrückzüchtungen sind also oft fließend.
Auch die Dülmener Pferde aus der Wildbahn des Merfelder Bruches in Nordrhein-Westfalen sind in den letzten Jahrzehnten fast ausschließlich mit polnischen Konikhengsten gedeckt worden. Somit haben Koniks, Heckpferde und Dülmener Pferde zunehmende genetische und äußerliche Gemeinsamkeiten entwickelt und weisen das gleiche Zuchtziel auf - eine möglichst große Ähnlichkeit mit dem Tarpan.
Das seltene Sorrai-Pferd, welches im Grenzgebiet zwischen Portugal und Spanien halbwild vorkommt, weist ebenfalls eine sehr große Ähnlichkeit zum Tarpan auf, ist allerdings feingliedriger, hat einen Ramskopf und ein dünneres Winterfell. Den Resultaten der mitochondrialen DNA-Analyse zufolge handelt es sich beim Sorrai-Pferd ebenfalls um eine sehr ursprüngliche Pferderasse, die entgegen bisheriger Lehrmeinung keine engeren Verwandtschaftsbeziehungen zu Andalusier oder Lipizzaner hat.
In den Niederlanden sind mittlerweile über 1500 Koniks in großen Naturentwicklungsgebieten (Neue Wildnis) und Nationalparken angesiedelt worden und führen ein halbwildes, selbstbestimmtes Leben. Diese Koniks leben wieder fast so wie die ursprünglichen Tarpane. Auch auf der Geltinger Birk (S-H) sowie in der Lippe- und Ems-Aue (NRW)wurden Koniks in Naturnahen Weidelandschaften angesiedelt.
Der NABU Ostfriesland hat auf 120 ha Marschlandschaft sowohl Koniks von der Stiftung Groninger Landschap als auch Heckpferde des Schlages Wisentgehege Hardehausen (echte Stehmähne) angesiedelt. Sie leben dort in Gesellschaft von Abbildzüchtungen des Auerochsen (Heckrinder), um den Multispeziesansatz in den Weidelandschaften zu realisieren. Informationen hierzu sind über den NABU Bundesfachausschuss "Weidelandschaften und Neue Wildnis" oder über den NABU Schul- und Landschaftspflegehof Woldenhof in Wiegboldsbur zu erhalten.
Einen anderen Rückzüchtungsversuch hat Herr Dr. Georg Gaede aus Wiesmoor durchgeführt. Hier sind die Pferde im Gegensatz zum Konik zierlich und klein. Zu sehen ist eine Herde im Naturschutzgebiet Wacholderhain in Haselünne/Niedersachsen.
Siehe auch
Pferde, Ausgestorbene Tierarten Europas, Oostvaardersplassen, Dedomestikation