Aeropittura (Luftmalerei) war eine Stilrichtung des italienischen Futurismus, die von Zeitgenossen auch als "Arte Sacra Futurista" bezeichnet wurde und .
Entstehung
Bereits 1928 formulierte Mino (Stanislao) Somenzi das erste Manifest über Aeropittura e aroscultura (manifesto technico futurista) , das allerdings nicht mit Marinetti abgesprochen und deshalb auch nicht einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis kam. Marinetti erwähnt dieses Manifest zwar 1926 [1], kommt jedoch 1931 mit einem eigenen Manifest über die Flugmalerei heraus, das -nicht korrekt- als "Die erste Bestätigung in der Welt für eine neue italienische Kunst: die Flugmalerei" im römischen Giornale della domenica präsentiert wurde. Dieses Manifest das auch im Katalog der zeitgleich stattfindenden ersten Ausstellung über Flugmalerei zu finden [2] ist enthält in entscheidenden Punkten andere Akzente, das erste Manifest von Somenzi gerät in Vergessenheit.
Geschichte
Die Aeropittura ist national wie international erfolgreich. Die von Marinetti präsentierte Ausstellung wandert von Rom, über Mailand nach Genua und kommt 1934 nach Paris. Da sich die Flugmalerei hervorragend dafür eignet die technisch-fliegerischen Leistungen des neuen Regimes darzustellen (Südatlantikflüge von Arturo Ferrarin -1928- und Francesco De Pinedo -1928-, Brasilien- und Chikago-Geschwaderflüge von Italo Balbo -1930/31 und 1933-) Weitere Ausstellungen folgen in den Jahren 1932 (La Spezia), 1934 (Nizza), 1937 (Weltausstellung Paris). La Spezia ist jener Ort, wo man für die Ausstellung den Namen "Aeropittura-Arte Sacra Futurista" prägte.
Im Krieg wurde die Aeropittura durch zwei Manifeste Marinettis erweitert. 1942 kam das Manifesto futurista dell'aeropittura dei bombardimenti und -1943- das Manifesto futurista dell'aeropittura maringuerra heraus, das sich mit der Darstellung des Bombenkrieges zu Land bzw. zur See befasste. Diese Akzentverschiebung trug letztendlich dazu bei, dass die Luftmalerei als eigenständige Kunstrichtung mit Ende des 2.Weltkrieges verschwand.
Anspruch
Die Flugmalerei soll einerseits die Erlebniswelt des Piloten während des rasanten Fluges wiederspiegeln, anderseits die Flugzeuge selbst in Bewegung zeigen. Somenzi fasst den Kern besser zusammen als Marinetti. Er erläutert, dass das Phänomen des Fluges mit Gewalt in das Leben einbreche, man fühle von einer neuen Warte aus. Erlebnisse, die man auf der Erde in einer Stunde sammelt, erlebt man in der Luft in wenigen Augenblicken.
"Die Flugmalerei soll diese Wahrnehmungen mit der Einführung neuer Farben widergeben, in eine Synthese verschmelzen mit den Elementen der Atmosphäre und der Geschwindigkeit." [3]
Künstler
Die wichtigsten Vertreter dieser Kunstrichtung sind Giacomo Balla, Tullio Crali, Guglielmo Sansoni Tato, Carlo Andreoni, Alfredo Gauro Ambrosi, Wladimiro Tulli, Albino Siviero Verossi, Ivano Gambini, Fortunato Depero, Giovanni Korompay, Benedetta Cappa, Alessandro Buschetti
Anmerkungen
Literatur
- Ingo Bartsch /Maurizio Scudiero (Hg.): "...auch wir Maschinen, auch wir mechanisiert!..." Die zweite Phase des italienischen Futurismus 1915-1945 (Bielefeld 2002) ISBN 3-933040-81-7
- Dietrich Kämper (Hg.): Der musikalische Futurismus (Köln 1999)
- Maurizio Calvesi: Futurismus (München 1975)
- Evelyn Benesch/Ingried Brugger: Futurismus. Radikale Avantgarde (Mailand 2003)
- Caroline Tisdall/Angelo Bozzola: Futurism (London 2000) ISBN 0-500-20159-5
- Christa Baumgarth: Geschichte des Futurismus(Reinbek bei Hamburg 1966)
- Evelyn Benesch, Ingried Brugger: Futurismus - Radikale Avantgarde (Mailand 2003) ISBN 88-202-1602-7 (Ausstellungskatalog).
- Hansgeorg Schmidt-Bergmann: Futurismus - Geschichte, Ästhetik, Dokumente (Reinbek bei Hamburg 1993) ISBN 3-499-55535-2."