Die USS Vincennes (CG-49) ist ein Kreuzer der United States Navy, der der Ticonderoga-Klasse angehört. Er erlangte traurige Berühmtheit durch den Abschuss eines iranischen Airbus A300 (Iran-Air-Flug 655) am 3. Juli 1988 über der Straße von Hormuz mit 290 Zivilisten.
Geschichte
Bau
Die Vincennes wurde 1981 als dritte Einheit ihrer Klasse genehmigt. 1982 erfolgte die Kiellegung des Schiffes bei Ingalls Shipbuilding, 1984 lief der Kreuzer vom Stapel. Mrs. Marilyn Quayle, Ehefrau von Dan Quayle, dem damaligen Senator von Indiana und späteren Vizepräsident der Vereinigten Staaten taufte das Schiff nach der Schlacht von Vincennes aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.
Fahrten
Erste Fahrten
Die Vincennes war der erste Aegis-Kreuzer im Pazifik. Ihr erster Einsatz war die Teilnahme an der Übung RIMPAC, 1986 fuhr das Schiff außerdem im Indischen Ozean mit USS Carl Vinson (CVN-70) und USS New Jersey (BB-62). Es wurden Übungen mit dem japanischen Selbstverteidigungsstreitkräften und der Royal Australian Navy abgehalten.
Nachdem die USS Samuel B. Roberts (FFG-58) im April 1988 während der Operation Earnest Will auf eine Seemine lief musste die Vincennes ihre Teilnahme an der laufenden Übung Fleet Exercise 88-1 abbrechen. Nur einen Monat später befand sich der Kreuzer im Persischen Golf, um den Transport der Roberts auf der Mighty Servant 2 durch die Straße von Hormuz zu beschützen.
Abschuss des Airbus
Situation
Um die Sicherheit für ihre Öllieferungen zu gewährleisten, hatten die Vereinigten Staaten im Rahmen der Operation Earnest Will 1988 Teile ihrer 5. Flotte in den Persischen Golf verlegt. Beide Kontrahenten im irakisch-iranischen Krieg waren dazu übergegangen, Handelsschiffe der jeweils anderen Seite anzugreifen, um den Nachschub des Gegners zu beeinträchtigen. In dieser Situation befand sich die 5. Flotte zwischen allen Fronten, so kamen z.B. 37 Amerikaner bei einem Angriff einer Mirage des Irak auf die USS Stark ums Leben.
Am 3. Juli 1988 hielt sich die USS Vincennes in iranischen Hoheitsgewässern auf und war zum Zeitpunkt des Flugzeug-Abschusses in ein heftiges Abwehr-Gefecht mit iranischen Kanonenbooten verwickelt. Unter diesen Umständen musste jederzeit mit einem Luftangriff gerechnet werden, was die Crew der USS Vincennes zusätzlich unter Druck setzte. In dieser Situation wurde Iran-Air-Flug 655 vom Aegis-Kampfsystem der USS Vincennes fälschlicherweise als iranische F-14 Tomcat identifiziert. Zehn Warnungen wurden auf verschiedenen militärischen Frequenzen an das Flugzeug gesendet, doch die vermutete Tomcat antwortete nicht.
Nachdem das suspekte Flugzeug dann, nach einer Aegis-System-Meldung, schnell tiefer und auf Abfangkurs gegangen sein soll, entschied Captain Rogers, zwei Boden-Luft-Raketen auf das Flugzeug abzufeuern. Diese trafen den Passagierjet und zerstörten ihn völlig. Alle 290 Personen an Bord kamen um.
Nachspiel in der US Navy
Bei der Untersuchung des Unfalls wurde bekannt gegeben, dass drei Faktoren als Ursache für das Unglück angesehen wurden:
- Das Aegis-System der Vincennes arbeitete fehlerhaft
- Falsche nachrichtendienstliche Informationen
- Die zumindest fragwürdige Entscheidungsfindung in der Operationszentrale der USS Vincennes
Bander Abbas war damals ein sowohl militärisch als auch zivil genutzter Flughafen, und tatsächlich sollen dort kurz nacheinander Iran Air 655 und eine iranische F-14 Tomcat aufgestiegen sein, deren Transponder-Signale von der Marine-Eloka vermutlich fehlgeortet worden waren. Militärische Flugzeuge senden entweder gar kein oder ein sogenanntes Mode-2-Transpondersignal, wohingegen Zivilmaschinen grundsätzlich im Mode 3/A senden, wie es auch Iran Air 655 tat. Das Aegis-System der USS Vincennes war dem zufolge nicht in der Lage, diesen Grenzfall richtig auszuwerten und wies daraufhin das Flugobjekt in der automatischen Bedrohungsanalyse als „feindlich-militärisch“ aus. Dazu soll noch gekommen sein, dass die Betriebs-Software fälschlich das Flugziel als „schnell tiefer gehend“ meldete, wohingegen der später ausgewertete Flugschreiber des Airbus eindeutig belegte, dass der Jet die ganze Zeit über im Steigflug war.
Nach der offiziellen Untersuchung wurde Captain Rogers von George H. W. Bush 1990 mit dem Legion-of-Merit-Orden „für außerordentliche Pflichterfüllung im Einsatz“ ausgezeichnet. Die anderen Offiziere, die in den Prozess der Entscheidung miteinbezogen waren, das Flugzeug abzuschießen, wurden alle ein letztes Mal befördert. Die offizielle Haltung der Navy lautete, dass die Crew der USS Vincennes in Anbetracht der Lage angemessen reagiert habe; inoffiziell wurde sie jedoch von Seiten anderer Schiffsbesatzungen, die ebenfalls am Gefecht mit den iranischen Booten teilnahmen, wegen ihres zu aggressiven Vorgehens kritisiert.
Die Vincennes verlies den Golf nach dem Zwischenfall, ihre Position wurde vom älteren Leahy-Kreuzer USS Halsey (CG-23) übernommen.
Außerdienststellung
Die Vincennes wurde 2005 in San Diego außer Dienst gestellt. Grund für die frühe Außerdienststellung ist das veraltete Waffensystem. Anders als die neueren Ticonderogas besitzt die Vincennes kein Vertical Launching System sondern einen Mk. 26 Doppelarmstarter. Da die passenden Raketen hierfür nicht mehr hergestellt werden wurde auch die Vincennes im wesentlichen wehrlos und wurde deaktiviert. Momentan liegt sie in der Naval Inactive Ships Maintenance Facility, Naval Base Kitsap in Bremerton, Washington.