Salomon Gesner, manchmal auch Gessner oder Geßner geschrieben, (* 8. November 1559 in Bunzlau, † 7. Februar 1605 in Wittenberg) ist ein deutscher lutherischer Theologe.
Leben
Herkunft und Ausbildung
Gesner war der Sohn des Subdiakons zu Bunzlau Paul Gesner, der Schüler Martin Luthers in Wittenberg gewesen und von Reformator Johannes Bugenhagen ordiniert worden war. Zu seinen Nachkommen gehört Eleonora Maria Jauch (1722-1802), Tochter des Bardowicker Domherrn Johann Christian Jauch (1702-1788) und Stammutter des Jauch-Overbeckschen Familienkreises.
Gesner verwaiste 1565. Er war Kurrende-Schüler in Troppau und später in Bunzlau. Anschließend besuchte er das Elisabethan zu Breslau. Eine Lehre als Goldschmied brach er wieder ab. 1576 erhielt er für fünf Jahre eine Freistelle am Wilhelmskollegium zu Straßburg. Dort hörte er auch den musikalischen Theoretiker David Wolckenstein. 1581 wurde er Baccalaureus, 1583 Magister der Philosophie an der Universität Straßburg.
Theologisches Wirken
Seine erste Anstellung fand er als Erzieher im Hause des ungarischen Humanisten Andreas Dudith in Breslau. 1585 wurde er Rektor der Schule in Bunzlau, die er zu neuer Blüte brachte. 1589 wurde er zum Rektor des Gymnasiums in Stettin berufen. 1591 begann er als Vertreter der Konkordienformel Streit mit den örtlichen Melanchthonianern. 1592 wechselte er nach Stralsund und war dort als Professor am Gymnasium sowie als Adjunkt des Pfarrers tätig. 1593 wurde er Doktor der Theologie und erhielt einen Ruf als Professor an die theologische Fakultät der Universität Wittenberg. Zweimal war er Rektor der Universität Wittenberg. 1595 wurde er zudem Superintendent und Hofprediger an der Schlosskirche zu Wittenberg. Seine Vorlesungen an der Hochschule behandelten vorwiegend das alte Testament, die Psalmen und die Propheten. Aus diesem Bereich veröffentlichte er auch einige Schriften.
Er verstarb an einem Blutsturz „infolge übermäßiger Anstregung bei einer Predigt“ und merkte dabei an: „Wolan, es ist besser zu todt gepredigt als zu todt gefeiert oder zu todt geschlemmet.“
Bedeutung
Gesners theologische Arbeiten sind weniger innovativ, „sie stehen in der lutherischen Tradition und sind zum großen Teil ideologisch gefärbte Kampfschriften gegen die Melanchtonianer und die reformierte Kirche. Kirchengeschichtlich hat G. Bedeutung wegen seiner kämpferischen Haltung. Die Unbefriedetheit in der evangelischen Konfession im reformatorischen Zeitalter zeigt sich in seiner Person sehr signifikant.“ (Oliver Telkoff in BBKL) Bei den theologischen Auseineindersetzungen unter den Protestanten, die sich nach dem Tode Luthers zwischen den zu den Kryptocalvinisten gerechneten Philippisten einerseits und den Vertretern der Konkordienformel andererseits ergaben, rechnete er unverrückbar zu den Lutheranern, und bekämpfte vehement den Calvinismus. Nach dem Sturz der Philippisten in Wittenberg und Sachsen hat er 1591 in Pommern die Auseinandersetzung mit den Melanchthonianern begonnen. Seine Streitbarkeit hatte seine Berufung zum Professor der Theologie nach Wittenberg und zum Hofprediger an die traditionsreiche Schlosskirche zur Folge, an deren Türe einst Luther seine Thesen angeschlagen hatte. Er enttäuschte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht: Von Wittenberg aus spürte er den Calvinisten nach und versuchte sie zu verdrängen, wie nicht zuletzt seine Streitschrift „Christliche Warnung für die Stände, Stedte und Gemeinen in Schlesien, das sie sich für Calvinischem und Sacramentirischen Irthumben hütten und vorsehen wollen“ von 1602 belegt.
Werke
- De psalmorum dignitate. Wittenberg 1593
- Meditationem generalem psalteri, Wittenberg 1597
- Passio Christi, Wittenberg 1600
- Christliche Warnung für die Stände, Stedte und Gemeinen in Schlesien, das sie sich für Calvinischem und Sacramentirischen Irthumben hütten und vorsehen wollen, Wittenberg 1602
- Gründliche Widerlegung der Calvinischen Apologiae Martini Molleri, des vornehmsten Predigers zu Görlitz, Wittenberg 1602
- Compendium doctrina coelestis, 1606 (postum)
- Commentarius in Davidis psalmos, 1606 (postum)
Literatur
- Adam, Melchior: Vitae Germanorum Theologorum qui superiori seculo Ecclesiam Christi ... propagarunt ... - Frankfurt <Main>: Jonas Rosa; Heidelberg: Johannes Georgius Geyder, Acad. Typogr., 1620
- Sellheim, Isabel: Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789-1869) in genealogischen Übersichten, Neustadt an der Aisch 1989, Deutsches Familienarchiv Band 104, ISBN 3-7686-5091-X, GW ISSN 0012-1266 - dort Portrait
- Walter Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, 1917
- Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817, Böhlau, Köln 2002 ISBN 3412044024
- Irene Dingel, Günther Wartenberg: Die Theologische Fakultät Wittenberg 1502 bis 1602, Leipzig 2002, ISBN 3374020194
Weblinks
- Vorlage:VD17
- Vorlage:PND
- Salomon Gesner. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 121.
- Salomon Gesner. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Ausführliche Biographie Gesner (lateinisch)
Personendaten | |
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NAME | Gesner, Salomon |
ALTERNATIVNAMEN | Gessner, Geßner |
KURZBESCHREIBUNG | evangelischer Geistlicher |
GEBURTSDATUM | 8. November 1559 |
GEBURTSORT | Bunzlau |
STERBEDATUM | 7. Februar 1605 |
STERBEORT | Wittenberg |