Anhalt ist eine Region Mitteldeutschlands, die bis 1945 ein Bundesstaat des Deutschen Reiches war und heute Bestandteil des Bundeslandes Sachsen-Anhalt ist.
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Geschichte
Das Land Anhalt entstand im 11./12. Jahrhundert als Besitz des Adelshauses der Askanier und war Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Der Name geht auf die askanische Stammburg Anhalt bei Harzgerode zurück. Das Land wurde im Laufe der Zeit mehrfach durch Erbteilung zersplittert (unter anderem in Anhalt-Dessau, Anhalt-Aschersleben, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen, Anhalt-Zerbst und diverse weitere).
Das erste vereinigte Fürstentum Anhalt entstand 1570. Bereits 1603 wurde es aber wieder in die Kleinstaaten Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen, Anhalt-Zerbst und Anhalt-Plötzkau (1611, durch Teilung des Fürstentums Anhalt-Bernburg) aufgeteilt. 1665 übernahm die Anhalt-Plötzkauer Fürstenlinie, nach Aussterben der Anhalt-Köthener, deren Fürstentum. Das Anhalt-Plötzkauer Teilfürstentum fiel an Anhalt-Bernburg zurück.
1797 wurde Anhalt-Zerbst, nach Aussterben der Zerbster Fürstenlinie, auf die anderen anhaltischen Fürstentümer aufgeteilt. 1806 wurden die verbleibenden Staaten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen von Napoleon zu Herzogtümern erhoben und traten am 18. April 1807 dem Rheinbund bei. Nach dem Ende der Befreiungskriege wurden sie Mitglieder des Deutschen Bundes.
Herzogtum Anhalt 1863–1918
1863 kam es mit dem Erlöschen der Linien in Köthen und in Bernburg zum Zusammenschluss der 3 Herzogtümer zu einem vereinigten Herzogtum Anhalt mit Dessau als Hauptstadt. Nach dem Deutschen Krieg 1866 trat Anhalt dem unter preußischer Führung entstandenen Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. Im Bundesrat in Berlin hatte es eine Stimme, wie auch vorher schon im Bundestag in Frankfurt am Main.
Freistaat Anhalt 1918–1945
Siehe auch: Freistaat Anhalt
1918 wurde Anhalt zu einem Freistaat in der Weimarer Republik. Bei den Landtagswahlen im April 1932 wurde die NSDAP mit 15 Mandaten (6 Mandatsträger waren aus Dessau) stärkste Fraktion.
Anhalt nach 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum kurzzeitigen Zwangszusammenschluss mit der ehemaligen preußischen Provinz Sachsen zum Land Sachsen-Anhalt in der Sowjetischen Besatzungszone. Dieses Land hatte aber nur kurz Bestand: Nach der Gebietsreform 1952 wurde das Land Sachsen-Anhalt aufgeteilt und der ehemals anhaltische Teil gehörte danach zu den Bezirken Halle und Magdeburg in der DDR.
Mit der Wiedervereinigung 1990 wurde das Land Sachsen-Anhalt in leicht veränderten Grenzen wieder errichtet und mit der Kreisreform 1994 gibt es innerhalb des Landes Sachsen-Anhalt nunmehr auch einen Landkreis Anhalt-Zerbst, so dass der historische Name "Anhalt" nicht nur im Landesnamen, sondern auch in einem Kreisnamen weiter lebt. In der Evangelischen Kirche entspricht das Gebiet der Evangelischen Landeskirche Anhalts noch heute dem ehemaligen Herzogtum bzw. Freistaat.
Politik
Staatsoberhäupter
Die Staatsoberhäupter waren bis zum Ende des ersten Weltkriegs 1918 die Herzöge von Anhalt: siehe auch Askanier
- 1863 bis 1871: Leopold IV. (* 1794 - † 1871)
- 1871 bis 1904: Friedrich I. (* 1831 - † 1904)
- 1904 bis 1918: Friedrich II. (* 1856 - † 1918)
- 1918 bis 1918: Eduard (* 1861 - † 1918)
- 1918 bis 12. November: unter Vormundschaft d. Regenten Aribert, Joachim Ernst (* 1901 - † 1947)
Staatsminister
Vorsitzende des Herzoglich-Anhaltischen Staatsministeriums beziehungsweise Staatsminister waren:
- 1863 bis 1868: Carl Friedrich Ferdinand Sintenis, (* 1804 - † 1868)
- 1868 bis 1875: Karl August Alfred von Larisch, (* 1819 - † 1897)
- 1875 bis 1892: Anton von Krosigk, (* 1820 - † 1892)
- 1892 bis 1902: Kurt von Koseritz, (* 1834 - † 1902)
- 1903 bis 1909: Johann (Hans) Nikolaus Michael Louis von Dallwitz, (* 1855 - † 1919)
- 1910 bis 1918: Ernst von Laue
- 1918 bis 1918: Max Gutknecht, (* 1872 - † 1946)
Ministerpräsidenten
Die Präsidenten des Staatsrates 1918 – 1922 bzw. Ministerpräsidenten des Freistaates Anhalt 1922 – 1933 bzw. Landes Anhalt 1933 – 1945:
- 14. November 1918 bis 23. Juli 1919: Wolfgang Heine (* 1861 - † 1944), SPD
- 23. Juli 1919 bis 9. Juli 1924: Heinrich Deist (* 1874 - † 1963), SPD
- 9. Juli 1924 bis 25. November 1924: Willy Knorr (* 1878 - † 1937), DNVP
- 25. November 1924 bis 21. Mai 1932: Heinrich Deist (2. Amtszeit)
- 21. Mai 1932 bis 8. Januar 1940: Alfred Freyberg, NSDAP
- 8. Januar 1940 bis April 1945: Rudolf Jordan, NSDAP
Reichsstatthalter
Reichsstatthalter für Anhalt und Braunschweig mit Sitz in Dessau:
- 6. Mai 1933 bis 23. Oktober 1935: Wilhelm Loeper
- November 1935 bis 20. April 1937: Fritz Sauckel
- 20. April 1937 bis April 1945: Rudolf Jordan
Verwaltungsgliederung des Landes Anhalt bis 1945
- Stadtkreis Bernburg (seit 1933)
- Stadtkreis Dessau (seit 1933)
- Stadtkreis Köthen
- Stadtkreis Zerbst (seit 1935)
Daten
- Landesfarben: rot - grün - weiß
- Bevölkerung: 193.046 (1864), 431.422 (1939)
- Städte: Ballenstedt, Gernrode, Gröbzig, Güntersberge, Harzgerode, Hoym
Bernburg, Güsten, Hecklingen, Leopoldshall, Nienburg, Sandersleben
Dessau, Radegast, Raguhn, Roßlau, Köthen, Zerbst, Coswig - Exklaven: Alsleben, Groß- und Klein-Mühlingen, Dornburg, Tilkerode
- Preußische Enklaven: Löbnitz a. d. Linde, Repau, Pösigk, Priorau
1942 wurden die preußischen Gemeinden Löbnitz a. d. Linde, Repau, Pösigk, Schierau, Priorau, Möst und Goltewitz in das Land Anhalt eingegliedert sowie die Gemeinden Tilkerode, Unterwiederstedt und Wadendorf in die Provinz Sachsen des Landes Preußen ausgegliedert.
Bevölkerung und Fläche
75.523 Einwohner; 2299 km² (1871)
100.702 Einwohner; 2299 km² (1910)
351.045 Einwohner; 2299 km² (1925)
436.213 Einwohner; 2314 km² (Mai 1939)
Literatur
- Johann Christoph Beckmann: Historie des Fürstenthums Anhalt, 2 Bde. Zerbst: Zimmermann 1710; Erg.-Bd. Accessiones, Zerbst 1716
- Walther Eggert: Anhaltisches Mosaik: Landschafts- und Kulturbilder aus dem ehemaligen Land Anhalt. Frankfurt/Main: Weidlich 1971 ISBN 3-8035-0555-0
- O. von Heinemann: Codex Diplomaticus Anhaltinus. 6 Tle. 1867-83
- Johannes Jansson: Das Fürstentum Anhalt und das Erzbistum Magdeburg - 1647. (Historische Karte: Principatus Anhaldinus et Magdeburgensis Archiepiscopatu). Reprint Bad Langensalza: Rockstuhl 2003. ISBN 3-932554-92-2
- Wilhelm van Kempen: Schlösser und Herrensitze in Provinz Sachsen und in Anhalt. Frankfurt/Main: Weidlich 1961
- Gottlieb Krause (Hrsg.): Urkunden, Aktenstücke und Briefe zur Geschichte der anhaltischen Lande, 7 Tle. in 5 Bdn. Leipzig 1861-66
- Norbert Michels, Hrsg.: Anhalt in alten Ansichten: Landschaft, Baukunst, Lebenswelten. Halle: Mitteldeutscher Verlag 2006. ISBN 3-89812-350-2
- Reinhold Specht: Bibliografie zur Geschichte Anhalts, 1930/35
- Hermann Wäschke: Anhaltische Geschichte, 3 Bände, 1912/13
- J. Wütschke: "Zur Territorialentwicklung Anhalts", in: Anhaltische Geschichtsblätter 13 (1937)
- J. Wütschke: Territorialentwicklung Anhalts (Atlas des Saale- und mittleren Elbegebiets) 1958