Ein Fahrradhelm ist ein Schutzhelm für Radfahrer, der die bei Unfällen auf den Schädel des Radfahrers einwirkenden Kräfte verringern und so Verletzungen verhindern oder abmildern soll.
Aufbau
Man unterscheidet zwischen den
- Softshell-Helmen, die nur aus einer Schale aus Hartschaumstoff bestehen, und
- Hartschalen-Helmen, die um den Schaumstoff noch einen Überzug aus hartem Kunststoff haben.
Softshell-Helme entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik und sollten nach Expertenmeinung nicht mehr verwendet werden. Die weiche Oberfläche gleitet bei einem Aufprall nicht vom Untergrund ab, und Softshell-Helme können beim Sturz daher ein Schleudertrauma herbeiführen.
Hartschalenhelme verfügen über eine harte, glatte Oberfläche, die Schutz gegen mechanische Einwirkung bietet und das Abgleiten vom Untergrund erleichtert.
Der Schale des Helmes wird bei modernen Helmen mit einem an mehreren Punkten aufgehängten Kinnriemen und durch flexible Elemente des Helmfutters spielfrei am Kopf fixiert. Eine lockerer Sitz oder ein Verschieben des Helmes, die seine Schutzwirkung beeinträchtigen würden, wird so verhindert.
Wirkungsweise
Beim Aufprall des Helmes erfüllt der Schaumstoff (oder Hartschaumstoff) des Helmes die Funktion einer Knautschzone und nimmt durch Kompression oder Bruch Energie auf. Auf diese Weise wird die auf das Gehirn ausgeübte lineare Beschleunigung vermindert und die Wahrscheinlichkeit eines Bruchs des Schädelknochens herabgesetzt.
Bei Hartschalenhelmen verteilt die Schale dabei die Kraft des Aufpralls auf eine größere Fläche, was die Wahrscheinlichkeit einer Fraktur des Schädelknochens ebenfalls verringert. Darüber hinaus erleichtert ein Hartschalenhelm das Abgleiten des Helmes beim Aufschlag und wirkt so dem Risiko einer Hirnschädigung durch rotationale Beschleunigung entgegen. Für Softshell-Helme die das Abgleiten nicht unterstützen, ist es aufgrund des durch den Helm größeren Kopfumfang wahrscheinlich, daß sie das Risiko einer solchen Verletzung erhöhen.
Da die Fähigkeit zur Energieaufnahme begrenzt ist, gewährt der Fahrradhelm (ähnlich wie ein Motorradhelm) auch nur einen begrenzten Schutz, der bei niedrigen Kollisionsgeschwindigkeiten und flachen Aufprallwinkeln am größten ist.
Bedingt durch die Energieaufnahme trägt ein Fahrradhelm beim harten Aufprall bleibende Verformungen davon und sollte nicht weiterverwendet werden, weil er seine Schutzfunktion nicht mehr erfüllen kann.
Schutzwirkung und Gefährdungen
Da es bis 2004 keine wissenschaftliche Untersuchung zur Wirksamkeit von Fahrradhelmen bei Radfahr-Unfällen gibt, die allgemein anerkannt wird, muß die Auswirkung des Helmtragens auf die Volksgesundheit als unbekannt angesehen werden. Die bisher durchgeführten Studien kommen zu gegensätzlichen Ergebnissen und weisen teils deutliche methodische Mängel auf.
Die Kritik an der physikalischen Wirksamkeit von Helmen betrifft dabei vor allem die Frage, ob das Tragen eines Helmes bei schweren Unfällen das Risiko von durch hohen Rotationsbeschleunigungen des Kopfes herbeigeführten Gehirnschädigungen erhöht.
Auch viele Helmkritiker erkennen die physikalische Wirksamkeit eines modernen, korrekt sitzenden Helmes an. Die Schutzwirkung des Helmes wird ihrer Meinung nach jedoch durch die mit dem Helmtragen verbundene Gefährdungen wieder aufgehoben.
Zu diesen Gefährdungen gehören vor allem:
- Erhöhtes Verletzungsrisiko durch falschen Sitz des Helmes
- Erhöhtes Verletzungsrisiko durch das Tragen von veralteten oder beschädigten Helmen
- Ein möglicherweise verändertes, riskanteres Fahrverhalten durch das vom Helm hervorgerufene Sicherheitsgefühl (Risikokompensation)
Diese negativen Auswirkungen sprechen nach Meinung von Helmkritikern deutlich gegen eine Einführung einer Helmpflicht. Besonders falscher Sitz des Helmes und das Tragen von ungeeigneten Helmen sei häufig bei Personen zu beachten, die sich nicht selbst zum Tragen eines Helmes entschlossen hätten, sondern durch Vorschriften oder Gesetze gezwungen den Helm nur unwillig tragen würden.
Helmpflicht
Umfang der Helmpflicht
In Deutschland, Österreich und der Schweiz besteht keine Tragepflicht. Spanien ist das einzige europäische Land mit Helmpflicht, der Helm ist dort außerhalb geschlossener Ortschaften zu tragen. Ein Beispiel für einen Staat mit Tragepflicht außerhalb Europas ist Australien, wo in einigen Gebieten ebenfalls eine Helmpflicht eingeführt wurde.
Pro und Contra einer Helmpflicht
Die Einführung einer Helmpflicht ist umstritten, die Argumente sind ähnlich der Diskussion um die Einführung des Schutzhelmpflicht für Motorradfahrer.
Befürworter argumentieren zur Begründung der Notwendigkeit einer Helmpflicht mit einem möglichen Schutz des Radfahrers bei Unfällen und einer daraus folgenden Verbesserung der Volksgesundheit.
Kritiker einer Helmpflicht weisen darauf hin, daß eine Helmpflicht unter dem Strich statt zur gewünschten Verbesserung der Volksgesundheit zu einer Verschlechterung führen könnte. Die Ursachen dafür sind :
- Das Tragen von Helmen ist mit Gefährdungen verbunden, z.B. durch falsches Tragen des Helms, die sich besonders bei durch Vorschriften zum Helmtragen gezwungenen Trägern negativ auswirken können (s. o.).
- Bei Kindern besteht eine zusätzliche Gefährdung durch das nicht unübliche Tragen von Fahrradhelmen in anderen Situationen (z. B. beim Spiel auf Klettergerüsten), in denen Helme das Verletzungsrisiko erhöhen.
- Die Einführung einer Helmpflicht würde zu einem starken Rückgang des Radverkehrs führen. (In Australien betrug der Rückgang ca. 30%.) Die positiven Auswirkungen des Radfahrens auf die Gesundheit (Stärkung des Herz-/Kreislaufsystems etc.) würde für Menschen, die das Radfahren aufgeben entfallen, so daß die negativen Auswirkungen auf die Volksgesundheit die aufgrund der verhältnismäßig kleinen Zahl verunglückter Radfahrer geringeren positiven Auswirkungen des Helmtragens weit übertreffen würden.
Weitere Argumente gegen eine Helmpflicht sind ethischer Natur:
- Durch eine Helmpflicht wird ein hohes Gefährdungspotential beim Radfahren suggeriert das Menschen vom Radfahren abhalten kann, obwohl Radfahren im Vergleich zu anderen Tätigkeiten des täglichen Lebens kein erhöhtes Verletzungsrisiko mit sich bringt.
- Jeder einzelne sollte die Entscheidungsfreiheit besitzen, sich aufgrund seiner eigenen Urteilsfähigkeit für oder gegen das Tragen eines Helmes zu entschließen.
- Anstatt die Gefährdung beim Fahrradfahren bei den Symptomen, also der Milderung der Unfallfolgen anzugehen, sollte besser versucht werden, die Zahl der Unfälle durch verbesserte Verkehrsführung, Erzielung eines besseren Miteinanders von Rad- und Autofahrern und ähnliche Maßnahmen zu verringern.
- Da das Risiko, beim Fahrradfahren einen zu einer Kopfverletzung führenden Unfall zu erleiden, im Vergleich zu anderen Risiken des täglichen Lebens relativ gering ist, sollten die für die Einführung einer Helmpflicht aufgewandten Ressourcen lieber an anderer Stelle eingesetzt werden, um wichtigere Probleme zu lösen.
Weblink
Literatur
- Andersson, Larsson and Sandberg, Chin strap forces in bicycle helmets, Swedish National Testing and Research Institute, SP Report, 1993
Siehe auch: Liste der Kleidungsstücke